tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 11. Juli 2014

Boya Lake-Leaving Yukon



Di., 8.7.
Einsamer geht’s nun wirklich nicht
Wie nah Frust und Komik nebeneinander liegen, habe ich heute Morgen lässig dargeboten.

Meinen illegalen Platz lautlos räumen und alles sorgfältig verstauen, alle Fahrradtaschen sind geöffnet und die die gesamte Elektronik liegt auf dem Tisch plus Schlafsack und Matratze Und plötzlich gehen um 06:40h die Rasensprenger an. Drei kraftvolle Düsen flankieren den Tisch, während ich beim Zelt die Häringe rausziehe. Ein Slapstick Award am frühen Morgen.
Danach zu Michael, kaffeetrinken und umpacken. Michael erzählt er hätte sich ein wenig Sorgen gemacht, da würde ein Radfahrer vor Teslin vermisst. Im Moment hätte man nur das Rad gefunden, aber keinen dazugehörigen Fahrer.
Es zieht sich in die Länge, ich entschließe mich einige Dinge in Watson Lake zu lassen. Ellinor’s Jogginghose und mein Fleece bekommen die Liard First Nation. So ist allen gedient, wobei ich gerne in der Hose im Zelt gelegen habe.
Den zusätzlichen Einkauf, 5l frisches Wasser für 3 Tage, und Milch für den nächsten Morgen. Ich habe Lebensmittel für 4 Tage dabei. Das Fahrrad ist deutlich schwerer, als auf dem Weg nach Whitehorse. Ich höre immer noch die Fabien’s Worte, der Verkäufer bei Icycle, ja, wir haben eine Felge, die ist aber nicht so stabil.
 
Ich mache mich auf den Weg, wieder nach Upper Liard, diesmal habe ich mehr Zeit für die 1956 erbaute katholische Kirche Our Lady of the Yukon der First Nation Community. 
Wikipedia.org Liard First Nation 
Leider ist sie verschlossen, so wie das gesamte Dorf der First Nation verlassen und still wirkt. Noch 22km von Watson Lake bis zum Anschluß des Hwy 37 an den Alcan. 


Highway KreuzungenAnschlüsse werden hier Junction genannt. Am Junction 37 gab es mal einen großen Campground, der nun ein Ruinenleben führt. Nur die Tankstelle funktioniert noch, aber heraus kommt keiner mehr, hier ist alles self service. 
 
Danach wird es spürbar einsam. Der Alaska Highway ist schon keine große Aktivitätsnummer mehr, aber hier haben die wenigsten etwas verloren. Ich verlasse den Yukon endgültig. Ein letztes Foto, ich gehe nicht in Gram, aber so richtig warm geworden bin ich mit ihm nicht. Es hätte soviel mehr werden sollen, doch es blieb im Ansatz stecken, gewogen und für zu schwach befunden. Während andere Biker den Yukon durchkreuzt haben, war der Süden mit seiner Wildnis bereits Endstation für mich. Mit diesem Setting war es zu schwer, ich muß das beim erneuten Versuch leichter angehen. 
Es wird noch eine Zeit an mir nagen, ich muß lernen, mal zu beißen müssen, anstatt von Fahrraddefekten frustriert den Kopf in den Sand stecken und die kraftlosen Flügel hängen zu lassen.

Natürlich ist vieles auch überhöht. Yukon, the last wilderness. Ein absolutes Radfahrer Muss, wie ich schon früher bemerkte, gibt es wirklich eine Rangliste?  Ist der Yukon wirklich so viel mehr wert als Südostpolen? Spektakulärer als Nordnorwegen? Nun, jedenfalls für dieses Jahr ist er für mich Geschichte.

Der Cassiar Stewart Highway, BC Highway 37, verbindet den Yukon und nördlichen BC mit dem mittleren BC beim Zusammentreffen auf den Highway 16, dem ost-westquerenden Yellowhead Highway. Gute 870km ist die Strasse lang. Auf Grund ihrer Einsamkeit wäre sie in Deutschland wäre eine gute Kreis-Forststrasse ohne Markierung. Wikipedia.org Stewart Cassiar Highway

Die ersten Kilometer sind eine echte Herausforderung. Mutterseelenallein schiebe ich das Rad die Hügel hinauf. Geändert hat sich eigentlich zunächst nichts, nur das ich deutlich langsamer voran komme, die Strasse geht rauf und runter und wieder rauf, ich kann die wenigsten Hügel heute nicht fahren, viel zu schwer ist das aufproviantierte Rad. Auch ist es weiterhin über lange Phasen windstill und schwül.
 Travel-British Columbia
Heute sind die Pferdebremsen am Start und nach einer Stunde sind 16 Recken erschlagen. Das hilft freilich nichts, es kommen immer neue dazu. Ich bin über weite Strecken allein auf dem 37er. Nur das im Laufe der Zeit viel mehr verbrannter Wald zu sehen ist, anklagend recken sich die verkohlten Stämme zu tausenden in die Luft. 
Seit gestern weiß ich von Mark, das Waldbrände zum Zyklus dazu gehören, es hat immer in BC Brände gegeben, man gibt sich teilweise gar nicht die Mühe sie vollständig zu löschen, sondern verhindert nur ihre weitere Ausbreitung. 
Dann entdecke ich nach Tagen wieder einen Schwarzbären, ein gewaltiges Tier ist knapp 1m von der Fahrbahn entfernt. 
Hier in der Einsamkeit darf auch nichts passieren, hier dauert es eben doch bis Hilfe den Verunglückten erreicht. Auf meine Pfeife reagiert der dicke Bär leider gar nicht, guckt hoch, schaut in meine Richtung, bleibt sitzen, da kann ich noch so viel pfeifen. Tja und nun? langsam zurück und Spray entsichern und ich bin auf dem Weg zum äußersten linken Fahrbahnrand, da kommen zum Glück 2 PKW von vorn und Meister Pelz trollt sich. Es bleibt bei dem einen Schwarzbär am Nachmittag, dafür gibt’s noch eine prima Lektion BC Wetter. 
Der Himmel ist blau, Wolken sind sowieso den ganzen Tag da und es fängt urplötzlich an zu regnen. Vollschüttung! Höchstens 7min, Bis ich die lange Regenhose klar gemacht habe, kommt es schon zum Nachregen. Es bleibt weiterhin schwül.
Irgendwann bin ich nur noch 15km von dem PP entfernt, aber es wird langsam Zeit sich über ein Nachtlager Gedanken zu machen.
In der Feuerschneise zwischen Fahrbahn und Wald gibt es wunderbar weiche Bodenflächen und dazu immer noch im Bereich des zwischenzeitlich böigen Windes. 
Es sind am Abend nur wenige Mücken da.
Lieber so mit Truckersound, als windgeschützt mit summsound.