tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 13. Mai 2014

Die Nacht in Ericson's Pace Arrow



Mo.,12.5.
Dem Wind entgegen
Die letzte Woche beginnt. Ich bin früh aufgestanden, um bessere upload Zeiten für meinen Blog im Sunrise zu erreichen, in der Hoffnung, das alle Mitbewohner noch schlafen.
Ellinor muß warten bis 08:00h, dann ist ein Großteil der Arbeit getan, ich weiß im Moment nicht, wie ich die Situation verbessern soll, alle 4Tage spätestens muß das Netbook an die Steckdose.
Es geht verspätet los, die Sonne steht schon hoch, als ich endlich mit dem letzten blogpost fertig bin und er im upload ist. Mit einigen illegalen Radfahrermanövern bin ich vom Motel schnell wieder auf dem Einser. Ein wenig von Euphorie getragen, weil der gestrige Gegenwind ausbleibt, kreuze ich auf der Ringautobahn, bin wir endlich die Fahrtrichtung Westen erreichen. Pech gehabt mein Lieber, hier steht der Wind und wartet schon auf Dich.
Die Norweger werden nachher sagen, 4-5Bft., manchmal auch 6.
Auch wenn man sich nur 73km für diesem Tag vornimmt, entschärft das die Sache nicht. Dieser Tag ist der Kampf des Radlers allein gegen den Wind. Moose Jaw muß erreicht werden. Kurz aus der Stadt raus und schon geht gar nichts mehr. Der Wind kommt von NNW und es gibt kein Entkommen, die ersten Stunden bringe ich nicht mehr als 11km/h auf die Pedale, stoisch einen Fuß vor den nächsten setzend. Der Wind lässt überhaupt nicht nach, er bläßt unbeirrt über Stunden. Erbarmungslos. In Holstein haben wir Knicks zwischen den Feldern, hier vorhanden, würde der Wind mindestens abgebremst und die Situation wäre sofort entschärft. Aber hier gibt es keine Kinicks und keine Bushaltehäuschen mit Häkelgardinen.
Dann ein grobes Foul der Sask. Strassenverwaltung, war da nicht vorhin ein Schild mit Moose Jaw 62km, jetzt 10km später taucht wieder Moos Jaw auf, nun 61km. F…
Eigentlich sollten es nur 71km sein, irgendjemand hat hier Probleme mit dem metrischen System. Es demoralisiert, da rechnet man im Kopf mit, kämpft gegen den Wind und dann stimmen vermeintlich die Hinweisschilder nicht. Es wird an diesem Tag kein weiteres mehr geben.
Bei KM 52 Kaffeepause bei Chubbys; Bar, Motel, und Tankstelle, wie man mir sagt die einzige Fascillity in Belle Plaine. Den Pot Kaffee mit Refill für $1,75, aber man stellt mir eine riesige Refill-Thermoskanne auf den Tisch. Wieder so ein Arlington, wie können die sich hier halten, abgesehen vom Benzindurst der Pickups.
In den Kneipen läuft immer Fernsehen und immer wird Hockey gezeigt.
Nach dem Chubbys dreht mich die Strasse ein wenig aus dem Wind und ich erreiche den heutigen Spitzenwert von 15,3km/h. Rechts an der Kalium road tauchen mehrere Fabriken in den Feldern auf, ansonsten das gleiche Bild wie die letzten 3 Tage. Goldgelbe Felder bis zum Horizont, dazwischen Zinksilos und in der Ferne vereinzelt Höfe. Zwischendrin Feldstrassen die in die Ferne gehen. Manchmal ein einsamer Traktor auf dem Feld. Was für eine Weite.
Private James Ryan live, Paint Ball Moose Jaw
Bis 15km vor Moose Jaw lässt sich das gut an, dann wacht der Wind wirder auf, meine eine-Stunde-heute-wenigtens-ohne ist anscheinend um.

Wieder muß gekämpft werden. Der Ort Moose Jaw zieht sich in die Länge. Man sieht in der Ferne die Silhouette, der Ort ist den Highway 1 ostwärts entlang ziemlich ausgefranzt. Viele Steinbruchunternehmen reihen sich auf der rechten Fahrbahnseite aneinander. Industrieunternehmen, von Farmen relativ wenig zu sehen. Ich will eigentlich gar nicht hinein, sondern kurz vor der Verkaufsmeile abspringen und die Nacht vor der Stadt verbringen, um am nächsten Morgen früh zu Walmart und Tim, Ellinor anzurufen und dann raus aus der Stadt. Bin ich erstmal drin, wird es schwer eine Farm zu finden.
Als sich der Highway aufteilt in einen Innenstadtarm und eine Umgehungsstrasse, ist der Zeitpunkt gekommen, jetzt abspringen und ich drehe sofort in eine geschotterte Seitenstrasse, ein Pflanzenmarkt und dann, hier und nirgends anders.

Die mir öffnende Frau Ericson ist zunächst ein wenig überrascht, als ich mein Bedürfnis vortrage, Hey Lady, ich bin der Frank…, hat aber dann eigentlich nix dagegen, will aber auf ihren Mann warten, der just von der Arbeit käme.

Eigentlich will ich ja nur ein Platz für mein Zelt, aber das ist in ihren Augen zu wenig, wenn ihr Mann nichts dagegen hat, wollen sie mir lieber ihren Camper anbieten.
Nun, ihr Mann kommt nicht sofort und ich erfahre in 5min jede Menge von Frau Ericson, sie sagt die Rente ist eingereicht und hoffentlich kollabiert das Land jetzt nicht.
Hmm, was man eben so erzählt, wenn man von einem fremden Mann aus dem Haus geholt wird. Sie wirkt ein wenig sehr mit sich beschäftigt, deswegen dränge ich mich auch nicht weiter auf, bin aber doch froh als ihr Mann Lannie erscheint, nun geht es voran und er zeigt mir seinen Camper.
Nochmals dränge ich ihn, ich könnte auch im Zelt schlafen, nur weiterfahren will ich nicht, doch Lannie Ericson hat schon die Tür zu seinem Pace Arrow geöffnet. Hier und deutet auf die 2,00m Sitzbank im Mittelteil des Wagens, macht auch keine Mühe.
Traumwagen, noch fahrbereit Dodge Pace Arrow
Dann verschwindet er, für ihn ist die Sache erledigt, ich bleibe allein zurück, soll ich noch mal stören, gibt’s noch was zu sagen, nein, das Bedürfnis an Neuigkeiten meine Person betreffend ist für die beiden anscheinend ausreichend erschöpft. Muß man ja auch erst mal verdauen, steht da einfach ein Reiter aus Europa auf dem Hof. Dennoch klopfe ich noch mal und überreiche ihnen meine Karte, sozusagen als höfliche Form der Vorstellung, damit ihr wenigstens wisst, mit wem ihr es zu tun hattet, aber nur wenn ihr wirklich wollt. Der Rest bleibt unausgesprochen, muß auch nicht und ich mache mich zu dem Wohnschiff auf. Camper würde es einfach nicht richtig treffen. Hier stehen 80er Retro Camping zum anfassen.
Innenleben im Geslenkirchener Barock

Yeah, ein 1980er Dodge Pace Arrow im angegrauten Zustand, vorne 2 drehbare Sessel, Mitte vorne Couch, dahinter Küche und Esstisch Garnitur, dahinter das Duschbad und WC. Cockpit und Himmel mit braunem Kunstleder ausgekleidet. Überhaupt überwiegen die Braunorangetöne, Frottee Wollteppich und Brokatjallousien. Gelsenkirchener Barock. Und natürlich Klima. Die Uhr zeigt 11:52h, ich frage mich welches Jahr. Kurzum ein Traum.
Ich liege mit meinem Schlafsack auf der 35jahre alten Couch und starre in die untergehende Moose Jaw Sonne. Und wünschte mein Freund Tom würde das sehen, Alter ich sage Dir, der absolute Hospitalcrusher Bus. Es kann keinen anderen geben.
And for Mr.Lannie E., once again, thank you for your very nice hospatility, I enjoyed, auch wenn wir wenig gesprochen haben.
Morgen geht’s weiter, mit neuem Wind.

Nachtrag: Natürlich haben die beiden kurz hinein geschaut.Am nächsten Morgen ist Frau Ericson recht aufgekratzt und bittet mich zum Frühstück, herrjeh, nun ist die Zeit knapp, ich will eigentlich los, Walmart, Tim, Ellinor will zum Yoga, das darf ich nicht verpassen, aber die Gastfreundschaft ausschlagen geht auch nicht. Also beantworte ich nun doch ihre Fragen und freue mich auf eine Tasche Kaffee. Sorgar ein Sandwich hat sie eiligst zubereitet. Denn die beiden wollen zum Arzt. 
Schade, hätten wir doch bloß gestern miut einander gesprochen.
Lannie Ericson mit seiner Frau in der heimischen Küche
Ein letztes Foto und schon geht's zurück auf den Trans Canada.