tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 29. Mai 2014

Kootenay Nationalpark



Anstieg zum Sinclair Pass

Mi.,28.5.
Auf der Suche nach dem Bär
Vorweg, für alle, die jetzt eine spannende Bärengeschichte erwarten, hab ich leider nur eine Enttäuschung. Es gab trotz aller Aufregung keinen Bären zu sehen.
Die Frau an der Nationalparkschranke lächelt mich gütig an. 9,80$ pro Nase kostet der Eintritt in den Nationalpark. Ein moderater Preis in den Reisetag, ich zahle in bar für die Erlaubnis mich die nächsten 11-13km quälen zu dürfen. Regen inklusive.

Die meisten Radfahrer würden die 138km lange Strecke nach Banff an einem Tag machen, meint die Rangerin. Ich erwidere nichts, denke nur, die meisten Radfahrer haben auch nicht mehr als 50kg unter  dem Sattel. Ich will sehen wie weit ich komme.

Ellinor hat geraten noch einen Tag in Radium zu warten, allerdings gibt es auch keine Garantie, dass der erwartende Regen nur heute erscheint. Geoff hat um 08:00h sich gewundert, das es immer noch nicht regnet, eigentlich sollte schon Dauerregen herrschen. Aber bisher sind nur tiefhängende, dunkle Regenwolken von der Küste erschienen.

Das ist das Startsignal; schnell aufbrechen, solange fahren und die Zeit genießen, bis es richtig los geht.
Den Weg bis zum Schwimmbad kenne ich nun schon, es bleiben mit 11% auch die steilsten 2,5km der Gesamtstrecke, der Rest verteilt sich zwischen 6-8%.

Aber auch 6%  mit 11km Länge gehen in die Beine, mehr als 90min brauche ich für den Anstieg, immer mal wieder Pause machend und den Puls beruhigen. Dann bin ich oben, Yeah!, Beckerfaust, aber es folgt Ernüchterung. Auf dem Scheitelpunkt ist nichts zu sehen, kein Kreuz, kein Gedenkstein,  nur die Ermahnung an die Trucker, ihre Bremsen noch einmal zu kontrollieren.

Es hängen Fandungsfotos von dem Grizzlyweibchen aus. Der Rastplatz ist abgesperrt. Am 20. Mai wurde sie hier gesehen, seit dem erscheint sie regelmäßig mit ihren zwei Jungen am Rand der Strasse. Nur eben heute nicht.
Nach 15min Pause geht es rasant zu Tal, der nächste Rastplatz ist ebenfalls abgesperrt, vor mir eine Autoschlange auf dem Seitenstreifen. Noch einmal Hoffnung. Ein Ranger Pickup rauscht heran. Vielleicht doch noch ein Foto. Viele Leute stehen im Wind und schauen angestrengt in die Berge. Ja, sie sei hier sagt der Ranger, people love bears, nur zur Zeit ist sie nicht da. Hoffnung regiert die Runde der Wartenden. Mir wird nach 15min kalt, nichts passiert und ich rausche talwärts nach Olive Grove, einem markanten Aussichtspunkt. Der Blick ist überwältigend. Das gesamte Columbia Tal ist vor dem Besucher ausgebreitet. Jeder Ankommende Fahrer wird nach der Bärin befragt.

Dann geht die Abfahrt zum Flussufer hinunter. 58km/h, mehrere Km lang, ein absoluter Adrenalinschub. Geschwindigkeitsrausch. Noch ist das Wetter vor mir prima, doch von hinten kommt jedoch das Regengebiet immer näher. Es herrscht Rückenwind und ich hoffe dem Schlechtwetter davon zu fahren, bei km 65 werde ich müde, die Beine, können das hohe Tempo nicht mehr halten und das Regengebiet kommt immer näher. 

Gegen 13:30h hat der Regen mich eingeholt. Die Flucht ist zu Ende. Der Regen ist da. Vor mir liegt der Visitorcentre Vermillion Crossing. Mit Kaffeeverkauf, er ist genau 3km zu weit entfernt.
Wie schon erwähnt ist der Kaffee in diesem touristischen Topgebiet erheblich teurer, als bisher gekannt. Das ganze ist nicht anders als Wucher zu nennen. Hier gibt es den 8Unzen Becher zu unverschämten Preisen. 


Schade, das Geldgier so Besitz von den Wirten ergriffen hat. Es verdirbt einen den Appetit. Wahrscheinlich muss hier auch jeder nehmen was er kriegt. Die Saison ist kurz. Es bleibt allerdings auch die einzige Möglichkeit überhaupt Kaffee zu bekommen. Nach dem Regen geht’s weiter nach Marple Canyon. Längst ist klar, das die entfernte Möglichkeit doch noch durch Nationalpark an einem Tag zu kommen nicht realistisch ist. Es ist kalt, regnerisch und auf 1500km  liegt auch noch reichlich Schnee. Die Strasse führt nun vorbei an kmlang an Waldbrandschäden der letzten Jahre vorbei. Die kahlen Hänge der Berge sind von verkohlten Stämmen übersäht. Unten im Tal beginnt neuer grüner Wuchs.

Die Bären mach sich rar. Einige Hasen sind zu sehen, mehr nicht. Es ist eben doch nicht so, dass an der Strasse alle 5km die Bären auf die Besucher warten, nein, es sind eher Zufallsbekanntschaften, glückliche oder eben unglückliche. Heute gibt es gar keine. So sehr ich mich auch anstrenge, ich entdecke keine Bären.

Ein Spaziergänger mit Fernglas rät, es morgen früh über den zweiten Pass zu versuchen. Vielleicht sind am Morgen mehr Bären zu sehen. Geoff hat den zweiten Pass beschrieben, er beginne kurz hinter Marple Canyon und endet ziemlich genau an der Provinzgrenze zu Alberta. Der zweite Pass sei auch harmonischer, nicht so steil, obwohl er gleichwohl höher ist als der Sinclair Pass am frühen Morgen sei..
Unterwegs treffe ich Micha und Daniella, die aus Victoria mit Rennrädern auf dem Weg nach Neufundland unterwegs sind. Auch sie wollen erst morgen nach Banff, und wir verabreden uns auf dem geschlossenen Campingplatz von Marpel Canyon.

Wie beschrieben herrscht immer noch keine Saison in BC. Der Campingplatz der Nationalparkverwaltung  ist verwaist und abgesperrt, aber ich habe ja so eine Art quasi Erlaubnis. Aber im Gegensatz zu den Restplaces am Highway, wirken die Campingplätze ungemütlich. Ein geschotterter Stellplatz mit Sitzbank und Feuerstelle. Feuerholz wird für $9 angeboten.
Die Plätze unterscheiden sich total von skandinavischen Plätzen, es sind rustikale Waldplätze, um nicht zu sagen, sie sind äußerst spartanisch. Auch dieser arbeitet wieder auf Vertrauensbasis, es gibt keine großen Gebäude mit Kochgelegenheiten oder Aufenthaltsräume  mit TV. Ein großes Schutzhaus, das an drei Seiten geschlossen ist und Holztische mit Kaminen bietet, ist der einzige Luxus auf diesem Platz.

Der Bärenschrank
zusammen und ermöglichen so eine Liegefläche. Der Zugang ist nicht abgesperrt durch ein Tür. Ich denke instiktiv darüber nach was passiert, wenn sich ein Bär in den Innenraum verirrt. Die Nahrungsmittel deponieren wir in dem Feuerlöschmittelschrank, der jetzt leer, aber verschließbar ist.
An diesem Abend ist es sehr kalt geworden, auf dem Campingplatz liegt noch reichlich Schnee. Wir befinden uns auf  knapp 1500m. Der Himmel ist regnerisch- neblig, die Spitzen der Berge sind nicht mehr zu sehen. Die Temperatur wird in der Nacht auf 3,3° fallen. Ich wache nachts auf und sehe meinen Atem. Tiere sind nicht zu hören. Der Sommer hat heute Pause.