tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 27. September 2014

Olympia



Fr.,26.9.
Wenn mal wieder fast alles schief geht und....
es doch irgendwie zu einem guten Ende kommt. 
Ellinor hat mich gebeten, es ein wenig farbenfroher zu gestalten, nicht permanemnt frustrierte Berichte. Also nun... 
Der Regen dauernd nun schon 15h lang an. Mehrfach gab es in der Nacht heftige Schauer. Um 06:45h Zeltabbau, 30min später, ist alles zusammengeworfen und ich kurve 500m weiter zum Shell zum Kaffee. Triefend in den riesigen Tankstellenstore, der nebenbei der Supermarkt der Siedlung ist. Es gibt an diesem Tag wenig Ideen, ich erwarte ein Motel im 33 Meilen entfernten Olympia, dort die Sachen trocknen und dann morgen weiter an die Küste nach Aberdeen. 

Washington state gilt als die feuchte Ecke im Nordwesten Amerikas. Wie sagte der Motobiker gestern Mittag so bezeichnend, wir wohnen jetzt in Arizona; 15 Jahre habe ich hier gelebt, das reicht ja wohl.
Es liegt an mir, das Wetter ändert sich immer im September, ich bin ein wenig zu spät dran.
Millard

Erster Halt in Shelton bei Walmart, direkt am Highway. Frühstück und Getränke. Olympia, obwohl deutlich größer, doch der Walmart dort liegt wesentlich weiter draussen, so das ich für den Abend schon in Shelton einkaufe. Gegen 10h lässt der Regen etwas nach und verlegt sich mehr auf halbstündig stattfindende Schauer.
Kaum sind die Sachen wieder trocken folgt die nächste Vollschüttung; immhin es ist angenehmer warmer Regen, aber nach 3 Stunden irgendwie lästig.
Ich bin fast fertig mit dem Frühstück, da werde ich doch noch angesprochen, und ich stelle an ihm gegenüber fest, in Canada sind die Menschen deutlich offener, irgendwie interessierter. Ja sagt er, das stimmt wohl und er stamme auch aus dem Norden, aber er lebt schon seit langen hier in der Gegend. 
Es ist Millard, was so etwas wie Müller bedeutet, der eine schottisch/ukrainische Familie entstammt. Sein slawischer Vatername bedeutet übrigens auch Müller sagt er lachend, Mnelnik, yes, Mnelnik, wie das bekannte der russische Bier aus dem Baltikum. 

Seine Söhne planen eine Fahrradtour in die Karibik und wir unterhalten uns eine ganze Weile angeregt über meine hinter mir liegende Tour in Canada. Insgesamt sind die Amerikaner hier deutlich zurückhaltender, was die Kontaktaufnahme betrifft. Es ähnelt mehr meinen Landsleuten, die einem ja auch nicht gleich einem mit der Kamera entgegenlaufen, nur weil jemand mit dem Fahrrad um die Ecke kommt. Ich bin wieder viel mehr auf mich selbst angewiesen. Auch er bekommt meine blogadresse und dann mache ich mich auf den Weg der letzten 22 Meilen.
und alle halbe Stunde eine Vollschüttung

Der Highway hat in diesem Abschnitt einen breiten Randstreifen und ist teils vierspurig ausgebaut. Allerdings gibt es auch bedeutend mehr Verkehr als zuletzt in BC.
Immer wieder schauert es unterwegs
Es hätte alles ganz easy zu Ende gehen sollen, herunter vom Highway, eine der wie in Canada langen Ausfallstrassen entlang und dann der Reihe nach das preiswerteste Motel aussuchen, absteigen, Sachen trocknen, eine heiße Dusche und ein warmes Zimmer.
Allein, das tat es nicht, als wäre plötzlich Sand im Getriebe. Die Situation entgleitet mir mal wieder.

Zunächst einmal ist richtig viel Betrieb auf der Ausfallstrasse. Dann fehlt das typische Schild Visitor Center. Ich habe keine Ahnung an welcher Ecke des Ortes ich mich befinde und halte den Einsatz meines Garmins für unnötig, weil sicher ein Motel nach dem anderen demnächst auftauchen wird. Doch die Hoffnung trügt, es gibt keine Motels. Ich frage, ja, immer gerade aus und dann die 4th herunter, bis nach Downtown. Nach 4km wird klar, es gibt hier keine abgehende 4th mehr. Nächste Frage, ne, alles wieder zurück, völlig falsch. Es fehlt das so oft gesehene Schild Downtown hier entlang. Wieder gefragt, Ja, es gebe auch ein Hostel, aber die Motels sind alle auf der anderen Seite der Stadt.
4th street Olympia

Irgendwann bin ich in Downtown, aber niemand kennt dieses Hostel, die Zeit verläuft zwischen den Speichen, ich hätte längst unter einer warmen Dusche stehen können. Olympia scheint zu groß zu sein. Noch 5 Stunden, um das Zelt zu trocken, dann wird es dunkel. Wikipedia.org Washington State Capitol
Im Rathaus weiß auch niemand etwas von einem Hostel, immerhin gibt es einen Stadtplan und den Hinweis auf das VC. Alles am anderen Ende der Stadt. Die Downtown von Olympia ist sehr belebt, es gibt einiges an fotogenen Motiven, aber ich brauche erst eine Unterkunft.

Ich finde ein Inn, leider ausgebucht, aber die Besitzerin packt der sportliche Ergeiz und sie versucht dieses besagte Hostel zu finden. Nach 15min sind wir nicht schlauer, es scheint Adresse zu geben und habe die Faxen dicke, zwischendurch hat es wieder 2x geschauert. Nun ein Motel, koste es, was es wolle, meine Geduld mit dieser Stadt lässt nach.
Okay Motel6, nur 4,2Meilen den Berg hinauf und dann auf die Interstate 5, also den Highway, den ich gar nicht nehmen darf, aber inzwischen würde ich auch ein Gespräch mit der Highway Patrol in Kauf nehmen.
Ich fahre den Berg hinauf, am Capitol vorbei und entdecke ein weisses Zelt. Hey Ladies, ich suche die Touristen Information, habt ihr 'ne Idee? Alle reden durcheinander. Sie sind Baptisten und auf Missionstour hier im Stadtgebiet. Vor wenigen Stunden ist ihnen das gesamte Zelt während einer Andacht weggeflogen. Und während sie mir den Weg zum Motel zu erklären versuchen, kommt Bruder John und nun reden schon 5 auf mich ein. Aber John stellt eine einfache Frage, brauchst Du eine Überdachung, wo Du Dinge trocknen kannst? gut, dann sei in einer Stunde an der Westwood Church. Ich habe plötzlich einen riesigen Stadtplan und alles muß nun sehr schnell gehen.
Gruß an Tom, es gibt Berufe, die kannte nicht vor meiner Reise
Wie schon bei Annie in Sequim zu Hause geht aber auch hier nichts ohne den Segen des Herrn. Okay, gerne, lasst uns beten, regnet ja auch gerade mal nicht.
Im evangelikalen Amerika ist ein Gebet und Segen aber nicht eine Sache von 30Sekunden Gemurmel, fertig, Amen, Aus! Sondern es wird eine haptische Erfahrung. 4 Frauen legen ihre Hände auf meine nasse Regenjackenschulter und es folgt ein minutenlanger Monolog, der immer wieder mit einem empathischen oh yes father, oh yeah, thank you father, usw.erweitert wird. Haptisch gespürt, es ist den Frauen sehr ernst. Dann aber beginnt die Suche nach der Baptisten Kirche.

Potlach

Kreissägensammler
Do.,25.9.
Von der Dunkelheit überrasscht.
Anne ist nicht in ihrem Store, als ich mich verabschiede und so mach' ich mich mit den besten Grüssen an sie auf dem Weg ins Community Center, wo Robert als Volunteer arbeitet.
Robert bietet Kaffee an und das wifi erweist sich im Ort als schneller Pfeil in die weite Welt. Ein Blick in den Computerraum des Dorf Gemeinschaftshauses zeigt schnell, das nicht alle Bewohner im Ort ein faible für gesunde, biologisch angebaute Ernährung haben.

Um 10:30h geht's endgültig los; es folgt eine ereignislose Fahrt nach Hoodsport, dem nächst größeren Weiler an der Strecke. Die Strecke ist kurvenreich und es geht immer wieder gemächlich auf und ab.
In Hoodsport zieht sich ab 15:00h der Himmel zu, das Wetter verändert sich sehr schnell und beginnt zu schauerartig regnen.

Ich verpasse den Zeitpunkt den kleinen Ort zu verlassen. Kann mich nicht entschließen, das Motel. 2km die Strasse zurück, aufzusuchen, will die Wetterbesserung abwarten.

Nach 2 Stunden im Ort muß eine Entscheidung her. Das Motel öffnet nicht, zwar brennt Licht und es gibt auch eine Rufanlage, aber es erscheint niemand, der mich herein bittet. Nach 20min im Dauerregen stehend vor der Tür fahre ich weiter. Es wird an diesem Tag schnell dunkel. Das ohnehin geringe Tageslicht wird durch die dunklen Regenwolken noch mehr als die Tage zuvor geschluckt. Jetzt bleibt nur noch Pottlash, state Washington Campground.