tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 23. September 2014

Willkommen im Land der Freien

nach 179 Tagen Canada ausgecheckt

Di.,23.9.
Blutgrätsche 2min vor Abpfiff
Es beginnt ab 06:30h zu regnen, noch gut 3 Stunden Canada. Der Himmel ist milchig bewölkt, das spärliche Blau mit den Sonnenstrahlen ist sofort wieder verschwunden.
Ein letzter Blick zurück zum Beacon Hill. Die Nacht war lang aber ruhig. Als ich um 18:00h den Hügel erreichte, fuhr ich fast in einen fahrradfahrenden Polizisten hinein, aber er fuhr mir nicht nach. Um 19:45h war es bereits stark dämmernd, so das kurze Zeit später das Zelt im Kiefernwald von der Dunkelheit verschluckt wurde.

Ein letzter Kaffee bei Tim. Um 09:00h mache ich mich auf zum Schiff. Viele Menschen sind an diesem regnerischen Tag nicht auf den Strassen.
Bis 10:00h passiert nichts, dann erscheint ein weiblicher Immi Officer und alle Passagiere, die die letzten 90 Tage nicht in den USA waren müssen Fingerabdrücke abgeben. Das verschafft mir unerwartet die Pool Position. Die Schlange muß weichen, der weibliche Officer wirkt ernst.

Sorry, ich hätte auch als letzter gewartet, aber es muß aus irgendwelchen Gründen zuerst stattfinden. Haben sie ESTA online gemacht? die üblichen Fragen, was arbeiten sie? spezial educated nurse, wie lange bleiben sie? Wo übernachten sie in Port Angeles. Zwar habe ich jede Frage präzise bereits online beantwortet, aber ich lasse die Prozedur über mich ergehen.
Ich bin auf dem Weg in das Land der Freien und niemand wird mich aufhalten. Amerika. Yeah. Auch nicht die Immigration border control.
Wie soll ich eine  Adresse angeben, wenn ich irgendwo in-the-bush will, sofern das Wetter es zulässt. Zum Glück fällt mir dieser RV Platz ein,RV Platz, ich schlafe auf einem RV Platz, welche Adresse? was weiß ich denn? Sir, sie brauchen eine Adresse. Irgendwie hat der Officer ein Einsehen, Stempel, ein weiteres Foto und ich könnte gehen und dann passiert das, was man eine Blutgrätsche nennt.

Victoria und seine Polizisten.
Irgendwie steht in dem Raum so ein blasser Mensch, wirkt uninteressiert in seiner aschgrauen Uniform und fragt plötzlich, Sir, ist das ihr Schild und anstatt zu sagen ja, es ist meines, bin ich ahnungslos ehrlich, nein, es lag auf dem Highway und ich fahre damit seit Wochen durch die Gegend. 
Sir, das geht nicht ! Es ist nicht ihr Schild. Das das Schild seit 10 Jahren abgelaufen ist scheint jetzt keine Rolle zu spielen. Auch das hunderte, verlorene Schilder auf den Highways dieses Landes lagen, und niemand ein Interesse an ihnen hatte, verbeult, verrostet, verloren. 
Dieser schwarz gewandte 1,70m Wicht will das Schild mit dem ich seit Wochen durch die Gegend gondel.
Jeden Morgen hatte ich das Schild extra angeschnallt und nun 2Minuten vor dem verlassen dieses Landes steht wieder der Amtshengst vor mir. Ich bin den Tränen nah, wegen eines beschissenen Blechschildes und hätte Lust zu fragen, eyh du Pfosten… ,was bildest Du Dir ein? Aber es kommt nur ein zögerndes it’s a memory of my time crossCanada. Da mischt sich auch noch der Immi Officer ein, es ist nicht deins, aus, basta, mach das Du weiter kommst. 
Vorbei. 
Es bleibt der Wermuts- tropfen der Erinnerung, an dieses Land, das mir mit so vielen Menschen mehr als freundlich entgegen trat. 
Überall nur nicht in diesem verfickten Victoria mit seinen so merkwürdig überdreht wirkenden Polizisten.

Na dann, nimm hin das Schild und steck' es Dir sonstwo, aber wenn Du 30 Sekunden Zeit hast denke dran, Respekt bekommst Du nicht für Deine Uniform, sondern für Dein Auftreten.

Die anderen Passagiere spenden Mitleidsblicke.
Warum sind die Uniform Amtsträger in dieser Stadt bloß so merkwürdig drauf?
Dutzende Cops in diesem Land haben mich mit diesem dämlichen Blechschild gesehen und niemand hatte ein Interesse daran. 
 
Ich erreiche die Gangway, und werde begrüßt mit hey, how is your day? Ich frage mich, was die Höchstrafe für Über-Bord-werfen ist. 
Aber sie sind zu dritt. Schlecht, ganz schlecht, ihr könnt mich mal. Aber sein Lächeln beruhigt die Szene. Ja, ich hab’s da drinnen gehört, tut mir leid für Dich.
Willkommen im Land der Freien...

Victoria

back on the road
Mo.,22.09.
Wieder mal Glück gehabt
Es ist dunkel, als ich um kurz vor 06:00h wach werde. Kim hatte das Fahrrad schon am Abend in den Hausflur getragen, der Arme, hoffentlich war das Rad nicht zu schwer, so muß ich auf niemanden warten. Um 06:30h ist alles am Rad, aber es ist noch nicht hell genug. Um 06:50h ist endlich genug Tageslicht da, nicht hält mich jetzt mehr auf, Ellinor und stehen lange umarmt, aber es gibt an diesem Tag keine Verlängerung.
Eine feine Radspur, leider die falsche Brücke
Der Himmel ist grau, es wird regnen, aber es hilft nicht. Das Abenteuer ruft. Die Cypress entlang, alles läuft zunächst nach Plan, bis ab der 30thAve. die Strasse wegen Kanalarbeiten komplett gesperrt ist. Ausgebrochen, die Flaggenweibchen ignoriert und den Fußweg entlang. 
Irgendwann ab 57th geht gar nichts mehr, ich verliere die Orientierung, die Strasse ändert nun öfter ihren Namen, nur die Himmelsrichtung stimmt noch. Ich weiche auf die 6spurige Hauptrstrasse aus. Ich muß über die erste Fraser Brücke, aber ich übersehe in der rush hour die Abfahrt zur 99er Brücke und werde abgedrängt nach Richmond. Ich sehe auf der linken Seite, wie sich der 99er immer weiter von mir entfernt.
Umdrehen geht nicht. Richmond hat ein anständiges Sammelsorium von Brücken, Hochstrassen und überdimensionalen Hinweisschilder. Alles falsch, ab jetzt also ohne Plan, dafür mehr nach Gefühl, einfach den nächsten Highway 90° nach links. Nach 3km das erste Hinweisschild Seattle. Ich bin zurück im Spiel. Der 99er ist in der rush hour voll.
Nadelöhr G. Massey Tunnel, 2017 durch eine Brücke ersetzt, dann vielleicht mit Fahrradspur
Heute am letzten Tag weiß ich endlich was Stau auf englisch bedeutet. Conquestion. Es herrscht stop n go auf den 3 stadteinwärts führenden Spuren. Warnhinweistafeln zeigen die Staulänge an. Kurz vor dem Tunnel muß ich raus. Eine Fahrradstrasse parallel zum Highway. Sicherheit für Fahrradfahrer durch verkehrsberuhigte Nebenstrasen. Und jede Menge Hinweisschilder, drive careful, use caution...
Ich weiß, warum ich den Highway mag, 2m breite Standspuren bedeuten wirkliche Sicherheit. Mehr Sicherheit jedenfalls als verkehrsberuhigte Strassen.