tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Samstag, 28. Juni 2014

Summit Lake



So.,22.6.(Nachtrag)
Rübezahl lebt in Kanada
Dummerweise habe ich doch etwas zu lang geschlafen, es ist schon 08:10h, trotzdem, heute am zweiten Tag will ich vorher frühstücken. Müsli muss her, heute geht es über den höchsten Punkt des AlCan, bei Summit Lake, nach 44km Tagesstrecke, wird auf knapp 1500m der Scheitelpunkt passiert. Zunächst geht es aber um was menschliches. Die Mückenbande ist so aktiv, das ich den Campingplatz besuchen will. 
Rita und Bob
Unwillig mache ich mich bereit für einen Umweg von 5km hin-und zurück zufahren, dazu noch über eine Waldstrasse in die falsche Richtung.
Aber wenigstens mal gucken, ob er besser ausgestattet ist, vielleicht gibt es ja doch wider Erwarten Duschen.
Gibt es nicht und die Nacht kostet 20$. lol

Ich sag’s nicht gern, aber für den Tourenfahrer sind diese Plätze kein wirklicher Gewinn, vom Plumpswc einmal abgesehen. Weiterer Service ist nicht vorhanden, weder Duschen, noch Frischwasser. Wofür also die 20$ löhnen, bei einem Auto, ganz gleich welcher Größe sieht die Sache deutlich anders aus, mit einem 8m Auflieger kann man eben nicht mal so durch den nächsten Knick auf die nächste Wiese.
Aber der Besuch dieses Campingplatzes wird doch noch ein Riesenerfolg.
Ich fahre unvermittelt dem Platzwart Bob in die Arme, der morgens nach dem Rechten sehen will, erzähle ihm, das mir das Pumpenwasser nichts bringt, da ich es nicht 10min abkochen kann und nach einem Herd für heißes Kaffeewasser suchte .
Ach sagt er, ich habe oben ein Wochenendhäuschen und Kaffee kannst Du auch bei mir bekommen. 
Ich bin ein wenig unsicher, Kaffee bei Bob verzögert die Abreise bestimmt um einen weitere Stunde, damit ist das Tagesziel schon vor Abfahrt fast unrealistisch.Was dem Norweger seine Hytter, und dem Schalker sein Pünten, ist dem Canadier seine Cabin.
Bob hat vor 18Jahren hier ein Mobilhome stationiert und über die Jahre zu einem richtig wohnlichen, Mehrzimmer-Wochenendhaus ausgebaut. Es gibt eine geräumige Küche, mit gemütlicher Essecke und Kamin. Vor vielen Jahren ist er mit Rita aus Neufundland in den hohen Norden emigriert. Beide wohnen in Fort Nelson und Bob hat wie die meisten bis Rente im Erdgasbetrieb gearbeitet. Sie verbringen viel Zeit hier draußen und genießen die Natur. In den drei Sommermonaten ist er der Platzwart im Regionalpark. BC Parks zahlt ihm eine ganz ordentliche Aufwandsentschädigung, aber wenn der Platz erstmal läuft, ist auch nicht allzu viel zu tun. 

Aber auch er hat hier in der Wildnis keinen Mobilfunkempfang, genau wie ich, allerdings hat er in seinem Auto einen Sendeverstärker installiert, das erhöht seine Reichweite. 
 
Aus einer halben Stunde wird dann doch eine Ganze und erst um 11:00h breche ich auf. 

Ausgestattet mit richtigem Trinkwasser, das Bob selbst einfüllt und dem Rest der im Haus vorzufindenden Müsli Riegel verlasse ich mit vielen guten Wünschen den Hof. Gute Geister in diesem Land, nochmals vielen Dank für den Kaffee, Ihr beiden.
Waldemar aus Swidnica
Nächste Station ist die nur 22km entfernte Tetsa River Guest Ranch, Gaszolin station mit RV Platz und Souvenirladen. Ich habe das Gefühl, ich komme an diesem Tag nicht vom Fleck, alles geht nur schleichend, jeder Versuch mal Tempo zu machen, scheitert an den müden Knochen.

Es ist ent setz lich heiß und oben drein noch wind still. Nach dem Kaffee nimmt mich Rick, der zum Platzteam gehört beiseite, na, wie viele Bärenbegenungen hattest Du schon? Und dann wird er sehr ernst, er hätte gestern alleine 5 auf der Fahrt anch Ft.Nelson gesehen und er fuhr ziemlich schnell. 
Geh kein Risiko ein, give them a space, entweder Du drehst um und wartest oder Du fährst mit aller Kraft an Ihnen im hohen Tempo vorbei. Jo, also die Sache mit dem Tempo fällt aus.
Jedem dem ich begegne, weist mit ernster Miene auf die Bärengefahr hin. Ich muß extrem unbedarft wirken.
Auch nach dem zweiten Kaffee wird das nichts mit einer deutlichen Tempoverschärfung. Dabei ist die Strecke im Grunde genommen flach. Zu meiner Entschuldigung muß ich aber sagen, das ich seit einigen Wochen an einer Zehengelenksreizung laboriere und seit gestern ziemlich starke Schmerzen habe. 

In den letzten Jahren hatte ich immer wieder periodisch auftretende Schmerzen, ausschließlich die Zehengelenke betreffend, die nach einer gewissen Pause und hoher ImbunTherapie auch wieder verschwanden. Mehrfach versuchte ich meine Mediziner von einer event. rheumatoiden Arthritis zu überzeugen, allein so bald das Wort Fahrradtraining fiel, war der Drops gelutscht, und bei fehlenden Laborwerten, war keine andere Erkrankungsursache als eine selbst verursachte Überlastungsreizung mehr möglich.
Da ich das ganze Jahr fahre, bleibt die Erklärung bei periodisch auftretenden Problemen ein wenig dürftig, allein, jetzt kann ich nicht pausieren und die Druckschmerzen im Gelenk und verhindern ein wenig den Bums auf’s Pedal.


Tourenfahrradfahren ist eben auch ein mentales Ereignis, ging gestern noch alles gut, ist der Wind heute in der Wahrnehmung viel stärker, das Rad läuft nicht, die Berge sind zu steil…

Steamboat-Purple heart day



Sa.,21.6.(Nachtrag)
Hört der Berg denn niemals auf?
Man wächst an der steigenden Herausforderung!
Ich könnte noch 3Stunden länger in diesem bequemen Bett liegen bleiben, als ich die Gardine beiseite ziehe, steht die Sonne schon hoch. Ich bin später dran als geplant. Eigentlich wollte ich früh zu IGA, gleich zur Ladenöffnung um 07:00h, um danach früh auf der Piste sein zu können.

Nun verlasse ich das Motel erst gegen 08:30h und bei Einkauf bin ich krampfhaft unentschlussfähig. Wie viel und vor allem was soll ich kaufen, Der nächste Proviantstop kommt nach 120km. Ich entscheide mich trotzdem für 6l Flüssigkeit + Milch fürs Müsli.
Nächste Station die CIBC Filliale, nochmals Frischgeld. Das (un)nötige Motel gestern hat dummerweise ein ziemliches Loch in die Reisekasse gebrannt.

Und das schlimmste passierte gestern gegen 22:00h. Angeblich soll ich an diesem Tag 500mb Datentransfer gebraucht haben, und damit war die Grenze erreicht. Schluß mit Internet. 
Auch eine neue Erfahrung. Datenbasierte wifis in Motels.
Mir gehen die Motels zunehmend auf die Nerven, schlechte Ausstattung, ramponierte Möbel, laute Nachbarn und jetzt auch noch ein limitiertes web. Dabei ist sowieso am Abend regelmäßig Schluss, wenn alle noch mal schnell in Netz wollen. Deren Glück ist, das ich nie wieder komme, insofern lohnt es nicht überhaupt etwas zu sagen. Die Techniker der einzelnen Gasförderstätten machen den Motelmarkt kaputt. Der Bedarf ist riesig, deswegen steigt auch der Preis. Auch der Preis für schlechte Motels. Bezahlt wird alles.
Deswegen heute auch nun auch noch ein Besuch am VisitorCenter.

Start gegen 10:15h. Nach einem längerem Geplänkel von 15 flachen Kilometer ging es dann wirklich los. Hügel hoch, Berg runter, geändert hat sich nicht. Wind gab’s auch, aber damit war es bei den Fotostops wenigstens Mückenfrei. 
Das schönste an der Reise passierte bei Km 50. Ich entdeckte einen Schwarzbären, der direkt vor mir die Strasse kreuzte und im Seitenstreifen, sich  ausgiebig der Reinigung widmete. Ich musste warten bis das nächste Auto erschien und durch winken konnte ich mit ihm an seiner linke Seite gefahrlos mich dem Bären nähern. Nach längerer Zeit endlich wieder mal ein Schwarzbär in voller Größe.
Soweit wie gehabt, dann aber kam nach knapp 60km purple heart day. Eigentlich hätte das Ziel mit Namen Steamboat schon auftauchen können, aber die exakte Orientierung hapert ja bekanntlich etwas. Steamboat creek kam ins Bild, na nun kann es nicht mehr weit sein. 

Und dann entdecke ich am Horizont praktisch eine steil gen Himmel verlaufende Strasse.
Ne, das kann nicht sein, das meinen die nicht ernst. Das muss eine Lichtreflexion sein. Dazu muss man sagen, dass ich geradezu in einen dicken schwarzen Hund hinein fuhr. Vollschüttung mit Ansage.
Der Schauer erwischte mich im unteren Teil der Steigung. Da, wo die mahnenden Schilder mit der Schneekettenpflicht von 1.Oktober- 30.April stehen. Der Berg nahm hier schon kein Ende und während der Himmel die Schleusen öffnete und ich nach oben stapfte kommt doch ein Biker mir entgegen. Ich hab echt geschrien, manche Dinge sind zu unglaublich. Jackson in Ft. Nelson sagte noch maximal zwei oder drei Biker machen diese Strecke pro Jahr und bei ihnen Station. Yun aus Korea ist in Anchorage/AK gestartet und will zu den Maritimes und war sichtlich angegriffen während unserer Begegnung. 
Yun aus Korea

Ein Blick auf das Fahrrad bestätigte meine Gedanken, Wasser ist in diesen Tagen ein wertvolles Gut. 
Yun hatte eine ganze Batterie von re-used Getränkebehältern auf dem Heck. Pitschnaß standen wir auf dem Seitenstreifen, schade, dass das Wetter so schlecht war. 
Das Gewitter war 12min nur kurz und im abschließendem Nachregen stieg ich wieder in den Berg. Er nahm schlichtweg kein Ende. Auf jede Kurve folgte eine neue. Steamboat ist der Name des Berges, dessen Silhouette ein wenig an ein Sternwheeler erinnert. Fürher gab es auf der Hälfte der Strecke eine Tankstelle mit Motel, Restaurant und Camping, die nun seit längerem verwahrlost in der Landschaft steht. 
Vandalismus hat stattgefunden, die Bilder zu Prophet River wiederholen sich, alles bewusst zerstört, wirklich aber auch gar nichts ist noch zu gebrauchen, Vögel wohnen nun im ehemaligen Haupthaus. 
Steamboat Motel Gazolin Station


Ganz nebenbei, die verwahrloste Werkstatt bietet eine Umweltverschmutzung 1. Ranges. Öle, Fette, Gasflaschen, Farben, alles ungesichert, dem Verfall preisgegeben. Es bleibt schleierhaft, wieso niemand einschreitet, aber ich habe inzwischen 2 weitere Objekte dieser Art gesehen, es überrascht mich nicht. Ich überlege, ob ich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit hier das Zelt aufbaue. 
Steamboat Garage
Es herrscht eine malerische Aussicht.
Vielleicht aber sollte ich den kleinen Hügel noch schnell in Angriff nehmen und dann abrollern.