Auf die 17 folgt die eins |
Am Morgen ist wieder der Schlafsack feucht, ich habe ein Problem mit der Kondensation. Es ist nachts so lausig, das ich alles an Lüftung unterbreche, doch die warme Atemluft kondensiert im Zeltinnern und das ohnehin klamme Material wird nicht trockener.
Es bleibt nur eines, Zelt mit weitgestellten Luken und sich tief in den Schlafsack zurückziehen.
Außerdem hat es mehrfach gehagelt in der Nacht, es spielt also keine Rolle mehr, naß ist naß. Allein der Abbau bei 0°ist schon unangenehm. Die Hände steif vom schütteln des Zelts, geht's um 08:15h los.
Zurück auf die Eins.
Bis Winnipeg sind es nur noch 113km, nicht viel, aber diese Zahl ist am heutige Tag nicht zu nehmen. Es ist graukalt, als ich mich auf dem Weg mache und das am Abend verpasste Motel suche. Domo Motel Mc Munn. Geschlossen, dennoch treffe ich vor der Tür Alan, der mit einem Sixpack mir entgegen läuft, mißmutig erzähle ich von meinem Plan, ich will im Moment nur Wärme. Aber Alan erzählt mir einfach seine Geschichte, lehnt sich an seinen Kotflügel sagt einfach, listen, I tell you a story, Samstagmorgen, 08:45h auf einem verwaisten Motelparkplatz. Hat mal eine Tour von Montreal mit einem Pferdewagen bis in die Staaten machen wollen, dann wurden hier die Pferde krank, seine Frau schwanger, schlußendlich ist er hier hängen geblieben. Was für ein herber Schicksalsschlag, hier in dieser Gegend bleiben zu müssen.
Alan(dunkle Brille wg. Kataraktop) |
Ein Foto, dann will er weiter, ich folge seinem Wagen, weiter voraus soll es eine Gasolin station geben, a couple of miles. Also zwischen 3-8km. Ich brauche ewig, schlechter Strassenbelag, böiger, eisiger Wind auf der Brust, ich hab das Gefühl, die verschieben das Shell Schild immer wieder, je näher ich komme.
Als ich beim Shell absteige, kommt Alan schon heraus und sagt, eh, Frank come in, setz' Dich zu uns. Gerade noch gekämpft und dann warmherzig begrüßt. Ich nehme eine Kaffee und werde zu dem Tisch geleitet, an dem schon 6 Männer sitzen, einmal am Samstag Männerfrühstück der Kirchengemeinde bei Shell. Wo ihre Gemeinde denn wäre, 45km von hier. Herrjeh, Gläubigkeit hat in Kanada seinen Kilometerpreis. Aber ich habe kaum Zeit meine Fragen zu stellen, Alan hat ihnen von mir erzählt und so ist meine Reise, meine Person das Thema, ich bekomme Kaffee satt umsonst und kann nur mit Mühe das angebotene Frühstück ablehnen. Sie wollen mich unterstützen, brauchst Du etwas? können wir Dir helfen? Ich verweise auf meinen Donate button auf meiner Homepage, betone aber dreimal, ich kann mich selbst finanzieren, und alles wäre so in Ordnung. Ich bin es nicht gewohnt, Hilfe einfach so anzunehmen.
Was macht man in einer solchen Situation, das ist nun nicht das erste Mal, das ich begeisterte hilfsbereite Leute treffe und mit reiner Oberflächlichkeit sicherlich nicht zu begründen.
Prawda, das ist der Wahrheit, Baby |
Nach 30min und einigen Foto ist es Zeit zu gehen und dann passiert etwas sehr nachdenklich. Der mutmaßliche Priester der Männertruppe bietet an ein Gebet zu sprechen und ich bin so überrumpelt, das er laut in diesem Truckershop mit seinen Mitbrüdern betet. Und so stehe ich mit abgenommenen Helm und es wird Stille. Amen. Da wird einem dann schon mal der Mund trocken.
christliches Männerfrühstück |
Aber ich brauche eine(Deine) emailadresse.
Manitoba ist flach |
Kirche von Richer |
Ein Zeltaufbau im Regen ist die Königsdisziplin während des Campings. Wenn die Bänder sich vertüdeln, es regnet, die Häringe nicht sitzen. Mein Zelt hinter mir ist klitschnaß, die chance auf Trocknung gleich null. Nach dem xten Hagelschauer um 15:00h, nach Stunden ohne Information, menschliche Ansiedlungen, ziehe ich die Reißleine. Man muß Niederlagen anerkennen, das ist Sportsgeist.
Statt 113km, nur 71km. Richer kommt in Sicht, danach kommt 55km bis Winnipeg nichts mehr.