tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 4. Mai 2014

Ellinor's Wetterberichte

Auf die 17 folgt die eins
Es bleibt trocken bis Winnipeg. So hatte sie noch in der Nacht per sms gute Nachrichten verbreitet. Yr.no hatte nichts auf dem Schirm. Ich wache mehrfach über meiner Gasleitung auf und höre Tiergeräusche, es folgt aber nichts.
Am Morgen ist wieder der Schlafsack feucht, ich habe ein Problem mit der Kondensation. Es ist nachts so lausig, das ich alles an Lüftung unterbreche, doch die warme Atemluft kondensiert im Zeltinnern und das ohnehin klamme Material wird nicht trockener.

Es bleibt nur eines, Zelt mit weitgestellten Luken und sich tief in den Schlafsack zurückziehen.
Außerdem hat es mehrfach gehagelt in der Nacht, es spielt also keine Rolle mehr, naß ist naß. Allein der Abbau bei 0°ist schon unangenehm. Die Hände steif vom schütteln des Zelts, geht's um 08:15h los.
Zurück auf die Eins.
Bis Winnipeg sind es nur noch 113km, nicht viel, aber diese Zahl ist am heutige Tag nicht zu nehmen. Es ist graukalt, als ich mich auf dem Weg mache und das am Abend verpasste Motel suche. Domo Motel Mc Munn. Geschlossen, dennoch treffe ich vor der Tür Alan, der mit einem Sixpack mir entgegen läuft, mißmutig erzähle ich von meinem Plan, ich will im Moment nur Wärme. Aber Alan erzählt mir einfach seine Geschichte, lehnt sich an seinen Kotflügel sagt einfach, listen, I tell you a story, Samstagmorgen, 08:45h auf einem verwaisten Motelparkplatz. Hat mal eine Tour von Montreal mit einem Pferdewagen bis in die Staaten machen wollen, dann wurden hier die Pferde krank, seine Frau schwanger, schlußendlich ist er hier hängen geblieben. Was für ein herber Schicksalsschlag, hier in dieser Gegend bleiben zu müssen.
Alan(dunkle Brille wg. Kataraktop)

Ein Foto, dann will er weiter, ich folge seinem Wagen, weiter voraus soll es eine Gasolin station geben, a couple of miles. Also zwischen 3-8km. Ich brauche ewig, schlechter Strassenbelag, böiger, eisiger Wind auf der Brust, ich hab das Gefühl, die verschieben das Shell Schild immer wieder, je näher ich komme.

Als ich beim Shell absteige, kommt Alan schon  heraus und sagt, eh, Frank come in, setz' Dich zu uns. Gerade noch gekämpft und dann warmherzig begrüßt. Ich nehme eine Kaffee und werde zu dem Tisch geleitet, an dem schon 6 Männer sitzen, einmal am Samstag Männerfrühstück der Kirchengemeinde bei Shell. Wo ihre Gemeinde denn wäre, 45km von hier. Herrjeh, Gläubigkeit hat in Kanada seinen Kilometerpreis. Aber ich habe kaum Zeit meine Fragen zu stellen, Alan hat ihnen von mir erzählt und so ist meine Reise, meine Person das Thema, ich bekomme Kaffee satt umsonst und kann nur mit Mühe das angebotene Frühstück ablehnen. Sie wollen mich unterstützen, brauchst Du etwas? können wir Dir helfen? Ich verweise auf meinen Donate button auf meiner Homepage, betone aber dreimal, ich kann mich selbst finanzieren, und alles wäre so in Ordnung. Ich bin es nicht gewohnt, Hilfe einfach so anzunehmen.
Was macht man in einer solchen Situation, das ist nun nicht das erste Mal, das ich begeisterte hilfsbereite Leute treffe und mit reiner Oberflächlichkeit sicherlich nicht zu begründen.
Prawda, das ist der Wahrheit, Baby

Nach 30min und einigen Foto ist es Zeit zu gehen und dann passiert etwas sehr nachdenklich. Der mutmaßliche Priester der Männertruppe bietet an ein Gebet zu sprechen und ich bin so überrumpelt, das er laut in diesem Truckershop mit seinen Mitbrüdern betet. Und so stehe ich mit abgenommenen Helm und es wird Stille. Amen. Da wird einem dann schon mal der Mund trocken.

christliches Männerfrühstück
 Ich brauche ziemlich lange, bis ich die Situation verarbeite. Mein englisch ist zu schlecht, um alles zu verstehen, einer der Brüder wollte nicht auf's Foto und sprach fortwährend von der Schlechtigkeit des web. Und Alan gab mir seine webAdresse nicht, (absichtlich vergessen?) ich frage mich welcher evangelikalen Gruppe die Männerfrühstücksrunde angehörte, wahrscheinlich werde ich es nie erfahren, aber Alan, falls Du das liest, es hat mich nachdenklich gemacht und es war sehr berührend mit Euch. Nochmals vielen Dank.
Aber ich brauche eine(Deine) emailadresse.
Manitoba ist flach
Draußen weht ein anderer Wind im wahrsten Sinne des Wortes; um 12:00h sind nicht einmal 35km geschafft, viel zu wenig für die restliche 82 folgenden. Seit 3 Stunden fahre ich bei Volllast nicht mehr als 12km/h, der Wind ist einfach zu stark. Als der Wind endlich nachlässt gegen 13:00h sind genug Wolken zusammen geschoben, das es richtig tobt. Das Thermometer fällt und es hagelt, schneit, schauert, regnet, munter im Wechsel. Der Highway ist so breit wie eine Landepiste, würde man die Grassenke zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen zu schütten. Eine riesen Schneise, die durch den weiten Vegetationsabstand keinen Windschutz bietet. Flach wie ein Teppich, keine Berge mehr, jetzt kommen die windigen Prairie Provinzen. Ellinors Wetterprognose wird zur Farce, Hör' bloß auf mir wieder eine Vorhersage zu schicken. Auch Norweger können mal irren.
Kirche von Richer

Ein Zeltaufbau im Regen ist die Königsdisziplin während des Campings. Wenn die Bänder sich vertüdeln, es regnet, die Häringe nicht sitzen. Mein Zelt hinter mir ist klitschnaß, die chance auf Trocknung gleich null. Nach dem xten Hagelschauer um 15:00h, nach Stunden ohne Information, menschliche Ansiedlungen, ziehe ich die Reißleine. Man muß Niederlagen anerkennen, das ist Sportsgeist.
Statt 113km, nur 71km. Richer kommt in Sicht, danach kommt 55km bis Winnipeg nichts mehr.


In Manitoba



Auf dem Weg aus der Stadt triple locomotive
Hispeed Wifi.Nun weiß ich wenigstens, was der Prefix Hi-speed vor wifi im Angebot der vielen Motels bedeutet. Zwar behauptet die geldgierige Motelwirtin freundlich lächelnd auch heute wieder, an ihr kann es nicht liegen, dennoch kommt kein Seitenaufbau mehr zu Stande. Vielleicht sind auch zu viele User am Einwahlknoten.

So bleibt die tägliche Abschiedsmail an Ellinor aus, kein letzter Kartenblick, keine Blog.
Selbst schuld, was musste Dir auch ständig das billigste Motel aussuchen. Immerhin gibt’s eine inroom Kaffeemaschine und so genieße ich schweigend den Kaffee, während der Rechner versucht die Google Standartseite aufzubauen, herrjeh, viel geld für ein double ohne Weltanschluß.

Das Motel liegt ca.4km vor Kenora Downtown. Da es mit dem Highway 17a eine Art Umgehungsstrasse gibt, quälen sich nur wenige Trucks durch den kurvenreichen Ort.
Kenora Stadtbild
Für Fernfahrer sind downtowns ohnehin uninteressant. Es gibt erstens wenig schöne alte Häuser, und Lebensmittel gibt’s meist eh nicht der Stadt. Downtown besucht man, wenn man in ein „echtes Restaurant" besuchen will oder in eine Bar gehen will oder eben Geld braucht. Der Rest, Tim, Candian tire, Mc Donald, Walmart, etc.sind immer in den Ausfallstrassen der Städte.

Kenora liegt auf mehreren Hügeln und Inseln verteilt und handgestoppt braucht man 11km, bis man durch alles durch ist. Nicht schlecht für einen 15.000Einwohner Ort.
Ich fahre eine ganze Weile durch verschiedene Suburbs, bis der Zusammenschluß zwischen 17A und 17 passiert. Nun noch 40km, dann ist Ontario Geschichte.
kein Blick zurück, adieu Ontario
Mehr als 1000km war ich auf ihm, meist in der Einsamkeit unterwegs. Alle Witterungsarten habe ich genossen und gelernt, das auch 90km einfach mal gar nichts passieren kann. Außer Natur, rauf und runter. Von Sudbury bis zur Provinzgrenze hat sich der Frühling nicht eingestellt. 

Das Wetter schwangt zwischen Niesel und Angespanntdunkelbewölkt, 4°, erst sehr kurz vor der Provinzgrenze öfnnet der Himmel die Schleusen und es gibt richtig was auf die Mütze. Ich stehe in Vollzeug zerzaust im stürmigen Wind vor der geschlossenen Touristeninformation am Eingang Manitobas. 
Begrüßung im Dauerregen
Damit fällt das Grenzüberschreitungsphoto kurz aus. Kein Blick zurück, Der Blick folgt nach Westen. Nur 490km Strassenkilometer nur ist die Provinz breit, damit deutlich kleiner als Ontario.
fett was auf die Mütze

Manitoba macht zunächst richtig Stress, gleich 3 heftige Anstriege in Grenznähe sind hintereinander auf dem Highway 1, wie die Fortsetzung des 17er jetzt heißt, im starken Regen zu nehmen. 

Kenora Inn hat ein Internetproblem


Leider vergaßen sie die Renovierung des Wlan
Maifeiertag. Wir haben den 1. Mai 2014, doch in Kanada ist das kein Feiertag, der Tag der Arbeit, Labourday, wird erst im September gefeiert. Hier herrscht normaler Geschäftsbetrieb.


Es hat in der Nacht 8 Stunden geregnet, aber mein Grönland ist dicht. Ich hatte bwußt auf 10000mm Wassersäule bestanden, nix ist verheerender, als auch noch im Bad aufzuwachen.

Ein grauer Wintertag kommt herauf, die Sonne hat sich schon seit Tagen nicht mehr gezeigt.
31 Tage Wintercycling. Ich merke, wie ich depressiver, gleichgültiger dem Wetter gegenüber werde. Es gibt keinen Sommer in Ontario, es ist immer gleich, keiner soll mir mehr was anderes erzählen. Immerhin, der für heute angekündigte Tagregen ist nicht erschienen. Und der Schnee hat sich auf dem Highway 17 davon gemacht. Schnee ist kaum noch zu sehen. Die Schneeschmelze hat vor einigen Tagen eingestzt, in den Wiesen steht kniehoch das Wasser, überall drängt das Wasser herab. Aber so dick wie das Eis des Dixie Sees vor meinem Zelt aussieht, wird es noch bis Mitte Mai brauchen.



Würde auf dem 17er west über dem Hügel jetzt ein A310 landen, würde ich mir die Kleider vom Leib reißen, ich will hier weg. Ich will nicht mehr. Ich will jetzt endlich Wärme, Sonne. Allein bis zum nächsten Großflughafen in Winnipeg sind es noch 4 Tagesreisen oder ich werf’ mich vor einen Greyhound, in der Hoffnung, das er genug Platz hat. Mit wlan in die Sonne.

137km Einsamkeit

Sind die Kühe auf der Weide, wird's Frühling(Angus Rinder)
Motelleben.  Auch am Morgen sind noch alle Motels auf No Vancancy gestellt. Ich bin auch im Timberland wie immer der letzte, der das Motel verlässt. Der Chef guckt in den Nieselregen und meint, kein guter Tag, es wird regnen, hmm, antworte ich, alles schon erlebt, nützt nichts, besser wird’s nicht, ich will weiter. 

Es sind 137 km bis nach Kenora, zu weit für einen Tag, aber ich will immerhin soweit wie möglich herankommen.
Am Abend zuvor hatte ich einen Kaffee bei ihm herausgeschlagen, nun sitzen wir beide uns ein wenig ungesprächig gegenüber auf der Couch vor dem Kamin, während er etwas undefinierbares mit Stäbchen zum Frühstückt isst. Chinesisches Canadoenglisch ist nicht besser verständlich als origin india english from Panjab.
Das Timberland ist was für Eisenbahnfans.

Motels sind einfach gebaut, Wärmedämmung wird vernchlässt, Schalldämmung existiert praktisch nie. Wenn man also das Timberland rückseitig an die hochfreqente Güterzugstrecke Toronto- Vancouver baut, hat der Gast nachts mehrfach das einmalige akustische Erlebnis, der Güterzug nimmt den Umweg durch sein Bad. Wo gerad' keine Eisenbahn vorrätig ist, sind es die Nachbarn, die zu späterer Stunde auf die Idee kommen, noch kurz die Tankstelle zu besuchen. Kanadische Autos haben die unsinnige Angewohnheit zweimal zu hupen, wenn der Besitzer schon im gehen mit dem Funkschlüssel die Zentralverrriegelung bedient.

Es ist eine eigene Welt dieses Leben im Motel. Überhaupt nicht mit den Etap Hotels zu vergleichen, die Deutschland ihr Lowbudget-Image pflegen.In Breslau/Wroclaw hatten wir vor Jahren ebenfalls das Erlebnis in einem Arbeiter Hotel zu logieren, sauber, preislich ernorm attraktiv, mit Bad auf dem Flur. Allerdings gab's bei den polnischen Malochern jeden Abend ehrliches Handgekochtes, während die Kanadier eher zum abends zum Fastfood Laden fahren.
Auch eine Geschäftsidee Motelbebetreiber
Ich frage mich seit längerem, ob so eine Motel Nummer an der B75 vor den Toren Lübecks funktionieren würde. Könnte mir gut gefallen. Sehr häufig wohnen die Motelwirte selbst im Motel. Niemand fragt hier nach dem Paß, gib' deinen Namen an, leg' ~70 Dollar auf den Tisch, besser noch, werf Deine Visacard über den Tisch, nimm' den Schlüssel und werf' ihn morgens wieder in den Briefkasten.

Genauso gut könnte ich auch auf den Zettel schreiben, Frank auf dem Weg zum Mond. Keiner würde es bemerken. Keiner will wissen, was du tust oder vorhast, was hier zählt, ist der Loonie.(umgangssprachlich der can.Dollar, im Gegensatz zum Buck, dem amerikanischen Dollar, allerdings versteht auch jeder ....2 Bucks;Loonie, Doonie, Quarter, Dime, Nickel=1;2;0,25;0,10;0,5)
Motels stehen an den Ausfall -und Durchgangsstrassen der Städte dieses Landes. Sie sind 24h
Rund-um-die-Uhr-Betriebe. Von weitem sieht man nachts die grell erleuchteten Logo mit der Verfügbarkeit.  Oder eben ein No Vacancy. Natürlich gibt es einen Spätschalter nach 23:00h. Sie bilden das unterste Preislevel der Beherbungsbertriebe.
Dahinter kommen nur noch Zeltplätze und Wildübernachtungen.


Motels bieten immer einen Kühlschrank, Mikrowelle,Telefon und einen riesigen Fernseher, meist eine Kaffeemaschine incl. Kaffee für 2 Portionen. Das klassische Motel hat die Eingangstür zum Parkplatz, der nummeriert ist. Der Pickup parkt genau vor der Tür. Immer gibt es ein eigens Bad und bergeweise Handtücher. Ebenfalls zum Standart gehört Hi-speed Wifi. Geheizt wird immer mit Strom, alle verfügen zusätzlich über eine Klimaanlage.

Standart ist das Queen Bed, das mit einem dünnen Laken und einer ebenso dünnen Wolldecke bezogen ist, ich sah inzwischen viele Reisende, die morgens ihre eigenen Federbetten im Auto wieder verstauten.
wieder viele eisige Seen an diesem Tag
Die Motels füllen sich erst gegen Feierabend, da ich immer schon gegen 15:30h das Motel erreiche, bin ich meist der erste. Was eben nicht heißt , das nicht zu äußerst fortgeschrittener Zeit Leute um Einlaß begehren. Das sind dann in der Regel keine Arbeitnehmer mehr. Es ist faszinierend so etwas zu beobachten, wer so spät noch um Aufnahme bitttet. Menschen,oftmals nichtweisser Hautfarbe, die eindeutig nicht auf Urlaubstour sind und auch nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen und die ihr gesamtes Hab und Gut im angegrauten Pickup führen mit sich führen.