tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 25. Mai 2014

BeeCee!



Coleman
Sa.,24.5.
The best place on earth
Alles reine Selbstsuggestion. Es regnet seit 4:00h morgens wie aus Eimern, ich muss nicht raus, nein, es gibt überhaupt keinen Grund das Zelt jetzt zu verlassen. Keine Dusche um diese Uhrzeit.

Um 7:00h Zeltabbau, um 08:00h bin ich mit Ellinor verabredet. Das Netz schwankt stark, aber ich habe vergessen, beim gestrigen Besuch bei Tim Hortons zu gucken, ob die wifi haben.
Der Himmel ist noch wolkenverhangen, als ich später doch zum Kaffee zu Tim fahre.
Vor der Tür werde ich schräg angenölt, eyh, Du hast aber schwer geladen, wohin willste denn, Sydney, New South, Wales, Australia, einer von uns beiden bleibt danach mit offenem Mund zurück.

Mir ist heute morgen gar nicht nach dumm von der Seite.
Seit 2 Tagen hätte schon über den Krähennestpass sein können, seit zwei Tagen war der Wind einfach zu stark. Heute sind es nur noch 20km, schnell über seine Ostflanke, und schon bin ich BC.
Das ist der Schlachtruf des heutigen Tages BeeCee. Bei jedem Hügel, den ich überfahre. BeeCee. Zunächst geht es hinter Coleman tatsächlich noch mal richtig zur Sache, aber die Sicht auf die Berge ist fantastisch. Es wird hinter jeder Kurve aufregender. Ich muss mich mit der Begeisterung etwas zurückhalten, aber die bereits faszinierende Bilder der letzten 3 Tage sind nochmal deutlich gesteigert worden.

Das heute hier schlägt alles, was bisher zu sehen war. Smaragdgrüne Seen, schroffe Felsen, permanent schneebedeckte Gipfel, teilweise in im Wolkenschleier. Wenn überhaupt, dann ich die Landschaft nur mit der Dramatik der norwegischen Fjordlandschaft zu vergleichen. Und der Radler mittendrin. Es ist einfach irre. Ich komme nicht recht zu einem kontinuierlichen Tempo, weil die Bilder einfach zu großartig sind. Crowsnest Pass ist was für Landschaftsfotographen.

Bin ich jetzt schon drüber? Richtig ist das nicht klar, aber die Strecke führt talwärts und der Zusatz Pass ist in den nächsten Ortsschildern verschwunden.

Dann das Visitor Office von Alberta, kurz vor Ende der Provinz. Der Übertritt nach BeeCee ist dann eher unspektalkulär. Keine Fahnen, kein Gebäude, ein bloßes Schild am Highway. British Columbia, best place on earth, alles eine Frage des Selbstbewusstseins. Und doch, es ist Liebe auf den ersten Blick. Die Strecke schießt über fast 20km talwärts, die Dramatik der Landschaft hat sich noch einmal deutlich gesteigert.
best place on earth
Durch kurvenreiche Tannen schluchten und breiten talwärts schießenden Flüssen windet sich die recht schmale Strasse. Highway3, jetzt British Columbia. Irgendwo über mir hängt die Eisenbahn im Gebirge. Atemberaubend.
Natan/Michel ~1900
Es geht bis Natal/Michel, einer bis 1969 bestehenden Bergbausiedlung, die nun komplett verschwunden ist, stattdessen eine vom Gras überwucherte Landschaft. Kaum zu glauben, das hier eine richtige Siedlung stand und ein Großteil der kanadischen Kohleförderung bis in die 60er Jahre des letzten Jh. stattfand. Tafeln am Wegesrand zeugen von früheren Häusern und Strassen. Heute wird immer noch Bergbau betrieben, allerdings ein gutes Stück flussabwärts.
Former Natan community
 Plötzlich kommt auf der anderen Seite ein Radler entgegen, heute muss die andere Seite bergan. Es ist Bruce, der, schon nicht mehr ganz so jung sich auf den Weg nach Osten gemacht hat. Und während wir so stehen kommen Jill und Stephanie mit ihren Rennrädern dazu. Auch sie sind auf dem Weg nach Osten, allerdings bringt der Papa das Gepäck voran. Die beiden jüngeren Frauen wollen heute noch nach Pincher Creek. Bei Jill ist in der Lenkertasche ein Antibear-spray zu entdecken. Ja meint sie keck, das ist wohl notwendig. Respekt Lady. Ich beschließe mir heute auch eine Flasche zu besorgen. Eigentlich habe ich gar nicht vor das Zeug zu benutzen, aber wer weiss.
Jill,Stephanie, Bruce
Wir tauschen die websites aus, Bruce hat leider keine und die der Mädels soll numbums heißen, aber sie wollen sich noch mal melden.
Nach einer Viertelstunde ist es Zeit weiter zu fahren, gerne hätte ich mehr von Bruce erfahren.

Im BC Visitorcenter frage ich jedenfalls gleich nach dem Spray und nach einigen Telefonaten steht die Lösung: Canadian Tire in Fernie hat das Zeug.
Das Visitorcenter hat ausgezeichnete Karten mit viel genaueren Angaben zu den Provincial Parks. Vor der Tür haben sie den größten Dumper der Welt geparkt Titan19. Die Räder des grünen Mutanten überragen mich.

Nach einem Kaffee bei Husky sind es noch 32km bis nach Fernie. Die Strasse folgt dem Elk River flussabwärts. Sein breites Tal ist von hohen Bergen gesäumt. Es ist einfach eine atemberaubende Kulisse. Dabei bin ich bisher nur am Rand der Rockies, so zu sagen, ich hänge noch in der Overtüre.
Titan 19
Fernie ist ein Skiresort. Es gibt hier zwei Saisons und die Sommersaison hat hier noch gar nicht begonnen. Auch Marianne und Johann rechnen in Blairemore erst mit einem richtigen Start am 15. Juni. Aber man merkt gleich, dass der Tourismus hier im früheren Bergbauort die Hauptrolle spielt. In Canada nennt man das Recreation, gleich zu Beginn des Ortes sind mehrere gut gezeichnete Wanderwege, Trails, auszumachen.Wikipedia.org Terex33-19 Titan


Einfach so fahrradfahren, das geht hier nicht. Man hat sein Fahrrad am Wohnmobil und fährt in eine Recreation Region zum Biken.
Robin from North Vancouver
Vor dem Einkauf noch schnell einen Nachmittagskaffee und an meiner Kaffeestube lehnt schon wieder ein Reiserad. Der Laden ist um 15:00h gut gefüllt, den Besitzer erkenne ich aber sofort an seiner Warnweste. Hier kann man nicht warten, bis der Herr seine emails checkt hat, den Biker muss ich kennenlernen. Ohne lange zu denken, gehe ich an seinen Tisch und frage, ob noch frei wäre und schon sind wir im Gespräch. Es ist Robin, ein Hochschulprofessor vaus North Vancouver, der mit 69! Jahren zu einer Fahrradtour nach Calgary zu seinen Kindern aufgebrochen ist. Und er sieht gut aus dabei. Mit 69! Schläft im Zelt und kommt, das muss man leider sagen, auch mit etwas weniger Gepäck aus. Er erzählt das streng nach Westen 4 ernsthafte Pässe vor Vancouver liegen, teilweise bis auf 1700m hoch, aber die würde ich nicht sehen, weil ich über Highway 93 nach Banff fahre. 

Er selbst hat sich über die Pässe mit einem Taxi bringen lassen. Hier ist die kleine Schummelei sogar äußerst sympathisch. Ich bin fasziniert von seiner Idee dem Alter zu trotzen, gönne ihm dann aber doch die Privatheit, er bekommt die webadresse und ich bin auf dem Weg zu Canadian Tire.
mountainview Fernie
Bleibt die Frage der Übernachtung, wo das Angebot doch so riesig ist.
Ich entscheide mich für eine Stelle am Fluß, mountainview, ein seit langem stillgelegtes Industrie Areal, auf dem nochein Stromhäuschen und die alten Fabriklaternen stehen. Ein Superplatz mit Blick auf die Berge. Ich will im Ort bleiben, um am frühen Morgen mit Ellinor bei Tim zu skypen. Es gibt Steckdosen im Laden.