The best place on earth
Alles reine
Selbstsuggestion. Es regnet seit 4:00h morgens wie aus Eimern, ich muss nicht
raus, nein, es gibt überhaupt keinen Grund das Zelt jetzt zu verlassen. Keine Dusche
um diese Uhrzeit.
Um 7:00h Zeltabbau, um
08:00h bin ich mit Ellinor verabredet. Das Netz schwankt stark, aber ich habe
vergessen, beim gestrigen Besuch bei Tim Hortons zu gucken, ob die wifi haben.
Der Himmel ist noch wolkenverhangen,
als ich später doch zum Kaffee zu Tim fahre.
Vor der Tür werde ich schräg
angenölt, eyh, Du hast aber schwer
geladen, wohin willste denn, Sydney, New South, Wales, Australia, einer von
uns beiden bleibt danach mit offenem Mund zurück.
Mir ist heute morgen gar
nicht nach dumm von der Seite.
Seit 2 Tagen hätte schon
über den Krähennestpass sein können, seit zwei Tagen war der Wind einfach zu
stark. Heute sind es nur noch 20km, schnell über seine Ostflanke, und schon bin ich BC.
Das ist der Schlachtruf des
heutigen Tages BeeCee. Bei jedem Hügel, den ich überfahre. BeeCee. Zunächst
geht es hinter Coleman tatsächlich noch mal richtig zur Sache, aber die Sicht auf die
Berge ist fantastisch. Es wird hinter jeder Kurve aufregender. Ich muss mich
mit der Begeisterung etwas zurückhalten, aber die bereits faszinierende Bilder der letzten 3 Tage sind nochmal deutlich gesteigert worden.
Das heute hier schlägt
alles, was bisher zu sehen war. Smaragdgrüne Seen, schroffe Felsen, permanent
schneebedeckte Gipfel, teilweise in im Wolkenschleier. Wenn überhaupt, dann ich
die Landschaft nur mit der Dramatik der norwegischen Fjordlandschaft zu
vergleichen. Und der Radler mittendrin. Es ist einfach irre. Ich komme nicht
recht zu einem kontinuierlichen Tempo, weil die Bilder einfach zu großartig
sind. Crowsnest Pass ist was für Landschaftsfotographen.
Bin ich jetzt schon drüber?
Richtig ist das nicht klar, aber die Strecke führt talwärts und der Zusatz Pass ist in den nächsten Ortsschildern
verschwunden.
Dann das Visitor Office von
Alberta, kurz vor Ende der Provinz. Der Übertritt nach BeeCee ist dann eher
unspektalkulär. Keine Fahnen, kein Gebäude, ein bloßes Schild am Highway. British Columbia, best place on earth,
alles eine Frage des Selbstbewusstseins. Und doch, es ist Liebe auf den ersten
Blick. Die Strecke schießt über fast 20km talwärts, die Dramatik der Landschaft
hat sich noch einmal deutlich gesteigert.
best place on earth |
Natan/Michel ~1900 |
Former Natan community |
Plötzlich kommt auf der
anderen Seite ein Radler entgegen, heute muss die andere Seite bergan. Es ist
Bruce, der, schon nicht mehr ganz so jung sich auf den Weg nach Osten gemacht
hat. Und während wir so stehen kommen Jill und Stephanie mit ihren Rennrädern
dazu. Auch sie sind auf dem Weg nach Osten, allerdings bringt der Papa das
Gepäck voran. Die beiden jüngeren Frauen wollen heute noch nach Pincher Creek.
Bei Jill ist in der Lenkertasche ein Antibear-spray zu entdecken. Ja meint sie
keck, das ist wohl notwendig. Respekt Lady. Ich beschließe mir heute auch eine
Flasche zu besorgen. Eigentlich habe ich gar nicht vor das Zeug zu benutzen,
aber wer weiss.
Wir tauschen die websites
aus, Bruce hat leider keine und die der Mädels soll numbums heißen, aber sie wollen sich noch mal melden.
Nach einer Viertelstunde ist
es Zeit weiter zu fahren, gerne hätte ich mehr von Bruce erfahren.
Im BC Visitorcenter frage
ich jedenfalls gleich nach dem Spray und nach einigen Telefonaten steht die
Lösung: Canadian Tire in Fernie hat das Zeug.
Das Visitorcenter hat
ausgezeichnete Karten mit viel genaueren Angaben zu den Provincial Parks. Vor
der Tür haben sie den größten Dumper der Welt geparkt Titan19. Die Räder des
grünen Mutanten überragen mich.
Nach einem Kaffee bei Husky
sind es noch 32km bis nach Fernie. Die Strasse folgt dem Elk River
flussabwärts. Sein breites Tal ist von hohen Bergen gesäumt. Es ist einfach
eine atemberaubende Kulisse. Dabei bin ich bisher nur am Rand der Rockies, so
zu sagen, ich hänge noch in der Overtüre.
Titan 19 |
Einfach so fahrradfahren, das geht hier nicht. Man hat sein Fahrrad am
Wohnmobil und fährt in eine Recreation Region zum Biken.
Vor dem Einkauf noch schnell
einen Nachmittagskaffee und an meiner Kaffeestube lehnt schon wieder ein
Reiserad. Der Laden ist um 15:00h gut gefüllt, den Besitzer erkenne ich aber
sofort an seiner Warnweste. Hier kann man nicht warten, bis der Herr seine emails
checkt hat, den Biker muss ich kennenlernen. Ohne lange zu denken, gehe ich an
seinen Tisch und frage, ob noch frei wäre und schon sind wir im Gespräch. Es
ist Robin, ein Hochschulprofessor vaus North Vancouver, der mit 69! Jahren zu
einer Fahrradtour nach Calgary zu seinen Kindern aufgebrochen ist. Und er sieht
gut aus dabei. Mit 69! Schläft im Zelt und kommt, das muss man leider sagen,
auch mit etwas weniger Gepäck aus. Er erzählt das streng nach Westen 4
ernsthafte Pässe vor Vancouver liegen, teilweise bis auf 1700m hoch, aber die
würde ich nicht sehen, weil ich über Highway 93 nach Banff fahre.
Er selbst hat
sich über die Pässe mit einem Taxi bringen lassen. Hier ist die kleine
Schummelei sogar äußerst sympathisch. Ich bin fasziniert von seiner Idee dem
Alter zu trotzen, gönne ihm dann aber doch die Privatheit, er bekommt die
webadresse und ich bin auf dem Weg zu Canadian Tire.
Bleibt die Frage der
Übernachtung, wo das Angebot doch so riesig ist.
Ich entscheide mich für eine
Stelle am Fluß, mountainview, ein seit langem stillgelegtes Industrie Areal,
auf dem nochein Stromhäuschen und die alten Fabriklaternen stehen. Ein Superplatz
mit Blick auf die Berge. Ich will im Ort bleiben, um am frühen Morgen mit
Ellinor bei Tim zu skypen. Es gibt Steckdosen im Laden.
Weil die Bilder des Tages so
aufregend waren, nun noch einige in Großformat.
Bilder am Rande der Rocky Mountains
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