Skateboards sind äußerst angesagt, hier ein Parkplatz |
Quälerei mit Ansage
Ich werde früh wach und erlebe Theresa bereits bei den Vorbereitungen für ihren heutigen Tauchgang. Sie hantiert an schweren Pressluftflaschen und schafft eine große Menge Material ins Auto. Eines ihrer Tauchreviere ist die Bucht vor Monterey. James hat heute Abend ein Eishockeyliga Spiel.
Natürlich ist das stylistisch falsch, auch wenn es Canada noch extremer ist, Eishockey gibt es nicht. Es gibt hier nur Hockey und Fieldhockey, aber das ist was für Mädchen, nordamerikanische Männer spielen Hockey, und Frauen manchmal auch. Viermal die Woche spielt er in unterschiedlichen Vereinen hier in der Bay Arena. Die große Doppelgarage gleicht einem Ausrüstungslager. Einen großen Sauerstoffflaschen Füllapparat für angereicherten Sauerstoff, mehr als ein Dutzend Flaschen, jede Menge Hockeyspielbedarf und dazu mehrere Bikes.
Ich verlasse die Beiden um 08:15h. Es ist bereits muggelig. Ich kann das jeden Tag auf's Neue kaum begreifen. Hamburg 7° Regen, Nebel, Herbstwetter im Depressionsmonat Nr.1 und hier frühmorgens erstklassiges Bikerwetter, blauer Himmel, Regen? Was war das nochmal?
Von Los Gatos in die Berge Source: losgatosca.gov |
James hat gestern die Zahl von 21inches Regen in den letzten 3 Jahren genannt. Er berechnet das mit grob 50cm. Zum Vergleich, Lübeck hat gut 50cm/Jahr, wobei ich das für gefühlt viel zu niedrig halte.
Erste Station Grocery Outlet, noch schnell irgendwas zu essen kaufen, wer weiß wie sich die Sache entwickelt und 4Liter Getränke. Es wird an diesem Tag heiß werden.
Dann geht's raus aus der Stadt.
Heute passiert es endlich. In den letzten Tagen bin immer links von von dem Höhenzug im Tal gefahren, mir war klar irgendwann würde ich über die Berge müssen, um an den Pacific zu kommen, wenn ich nicht bis nach Watsonville im Süden warten würde. Und heute ist die letzte Möglichkeit die Berge zu überqueren.
Die meisten Kollegen nehmen gleich in SF den küstennnahen, einsameren Highway 1 und lassen das Silicon Valley ausfallen.
Die Strecke verläuft zunächst wie gewohnt an endlosen Wohnquartieren, die von einer 4spurigen Strasse pro Richtung zerschnitten werden, In den Kreuzungsbereichen zusätzlich 2 Linksabbiegerspuren mehr. Lawrence Expressway nach Norden. Mit eigener Radspur.
Nach 18km erste Pause in Los Gatos. Eigentlich wohnt Martha auch in Los Gatos, aber eben nur so ungefähr. Sie wohnt in den Bergen und in meiner Unschuld hatte ich sie ausgewählt, weil Los Gatos strategisch so gut klang.
Old Santa Cruz Highway |
Bis ich festgestellt habe, das sie außerhalb Los Gatos, gut 20km entfernt wohnt. Nach einem Kaffee beim chinesischen Chevron wird's ernst. Hinter Los Gatos sind es nur noch 2km bis zum Freeway.
In meiner Überheblichkeit frage ich mich, hey Brian, was hast Du? Guter Seitenstreifen zu Beginn, gut, es ist nicht schön, es herrscht viel Verkehr, die Trucks rasen an mir vorbei, aber ich bin immerhin gut 2m neben ihnen.
Wikipedia.org Santa Cruz Mountains
Und überhaupt, es sind nur 5km bis zum Lexington Reservoir. Ich wähne mich bereits oben, dann kommt das, was Brian andeutete, ich fahre alles und jede Strecke, aber auf keinen Fall Hwy 17, unvermittelt im Anstieg um eine langgezogene Rechtskurve ist der Seitenstreifen plötzlich aufgelöst. Einfach weg!
Nun wird's aufregend. Der Fels ist zum greifen nahe, die Trucks auch. Ein Strassenschild kündigt Santa Cruz 20Miles entfernt an. Nur 34km. Eigentlich ein Katzensprung, aber das hier ist Suicid mit Ankündigung. Ich flüchte und lande auf einer Nebenstrasse. Old Santa Cruz road. Die Strasse zieht gewaltig den Berg hinauf. Ein grandioser Anstieg in die Berge. Das GPS zeigt 490Hm an. Es ist heiß, sehr heiß in den Bergen. Einer der Empfehlungen für die HIV Ride Langstreckenfahrt lautet, trinke, bevor Du durstig bist, iss', bevor Du hungrig bist. Wieder einmal vernachlässige ich diese goldene Regel. Von dem alten Highway auf die Gipfelstrasse, die summit road.
Unerwartet in dieser Ecke erreiche ich den Summit store mitten in den Bergen. Zweite Kaffeepause. Von einem richtigen Dorf ist nichts zu sehen, aber der Laden hat eine stattliche Größe und brummt. Im Grunde genommen, weiß ich zu diesem Zeitpunkt nicht genau wo ich bin. Die Gäste am Tisch auf der Terrasse gefragt, Highland way, kennt ihr die Strasse? No, die gibt's hier nicht. Wie heißen die Leute, wo Du hinwillst? Kendall!, Nie gehört. Und das GPS kennt Los Gatos nicht. Das sind Momente, die mich unruhig machen. Kaum aus Los Gatos heraus, scheint die Zivilisation zu verschwinden. Eine absolute ländlich, bergige Gegend, ein paar wenige Häuser rings in den Bergen, eine mördersteile Strecke und die Leute sagen, ne, ich weiß nicht wo das sein soll.
Zum Glück kommt einer der Verkäufer hinzu und sagt, fahr' einfach gerade aus. Der Highland way kommt dann irgendwann. Na, wenigstens nicht falsch.