tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 27. Mai 2014

Mitten hinein in den schwarzen dicken Hund

warmmacher Berg


Mo.26.5
Von der Regenfront überrollt
Der Rastplatz vor Cranwood ist bei anscheinend Truckern beliebt; so wie ich, verbringen einige die Nacht in ihren Kabinen und warten auf den neuen Tag.

Das überall in BC Schilder den Kraftfahrer ermuntern, für die Zeit der persönlichen Geschäfte das Auto abzustellen, stört hier niemanden. Periodisch wird irgendwo ein Motor angeworfen. Um 07:00h beginnt der Arbeitstag der Trucker. Ich bin um 7:30h der letzte, der den Platz verläßt.
Cranwood
Ärgerlicherweise liegt Cranwood etwas abseits des 93er, für Fahrer nach Westen kein Problem, für mich, der ich nach Norden will, ein Umweg von 14km. Gleich zu Anfang, 10km vor Cranwood liegt ein echter warmmacher und-wachwerde Berg. 2,9km lang ist die Steigung lang, man muss schon vor dem Frühstückskaffee ordentlich pumpen; danach bleiben einige flache Km und schon erkennt man am östlichen Ortseingang das Tim Logo. Prima, kein langes Suchen, zack und mit dem Porzellan Becher an den Platz. Leider keine Steckdosen, das heißt für heute, Ellinor fasse Dich kurz.
Abfahrt nach Ft. Steele

Aus der Erfahrung und trotz der Aussicht den Berg auch wieder auf dem Weg zurück bezwingen zu müssen, lade ich reichlich Proviant bei Walmart. Nun sind 4l Flüssigkeit an Bord, genug Obst und Dosenfisch und natürlich glasierte Donuts an Bord. Bananen werden hier nur grün verkauft. Heute gibt es Bananen, richtig toll knalle gelb und weil in ihren Augen fast unverkäuflich, sogar extrem billig.
Kanada ist nicht billig, was Lebensmittelpreise an geht, zwar gehört Walmart schon zu den preiswerten Lebensmittelsellern, aber das ist überhaupt kein Vergleich zu uns.
Wobei, um es gleich zu erwähnen mir bewusst ist, das wir in Deutschland die billigsten Lebensmittelpreise haben- mit all seinen Folgen und Skandalen, jedoch, warum hier ein blöde Flasche Mineralwasser 1$ kosten muss, bleibt unklar. Ich habe einige neue Sachen entdeckt, z.B. Milchreis im 500g Becher, äußerst lecker, macht eigentlich schon ein halbes Frühstück kalorisch gesehen.
Highway 93 north of Ft. Steele nach der Esso

Fort Steele ist eine scheinbar historische Stadt, umzäunt, sie verlangen Eintritt, man kann Kutschfahrten machen und in einem Saloon Kaffee trinken. Schade, etwas weniger Disneyland und es hätte mich schon gereizt.
noch herrscht Hoffnung, es zieht vorbei
Stattdessen einen Kaffee bei Esso im Generalstore, der gleichzeitig auch Campingplatz ist und im
Augenwinkel beobachte ich noch wie sich Harleyfahrer in ihren Allwetterdress zwängen. Ich frage mich warum? Der Himmel strahlt und nichts ist scheinbar zu erwarten.

mittendrin als nur dabei
Nach 10km weiß ich warum. Die Landschaft ist atemberaubend, ich fahre durch einen Talkessel und vor mir baut sich ein dicker schwarzer Hund auf. Es beginnt in der Ferne zu schütten, das ist deutlich zu sehen.
Für alle gibt es an diesem Tag have a nice day
Nun lernt jedes Kind im Gebirge kann das Wetter jederzeit umschlagen, noch habe ich Sonne auf meiner Seite und überhaupt nichts deutet darauf hin, dass ich in das 10km vor mir wütende Unwetter hineinfahre. Alles liegt offen auf dem Rad, nichts ist vorbereitet und dann dreht der Wind plötzlich, und ich bin nicht mehr Zuschauer, sondern mittendrin. Meine Kinder prägten in jungen Jahren den Ausdruck Vollschüttung. Ich habe nach wie vor kein Ich versuche hektisch dir Kamera zu bergen und die Regenjacke herauszufühlen, das Rad ist in dem aufkommenden Sturm kaum zu halten, meine Fahrjacke und der Einkauf auf dem Heckträger haben keine Chance. Genau 28min dauert das Schauspiel dann ziehen die schwarzen Wolken nach Osten ab.

Nach 30min ist wieder Sonnenschein. Unglaublich, die Strasse ist sofort wieder trocken, als wäre nichts passiert. 
 
Der neue Highway im Kootenay River
Weiter geht die Fahrt nach Wasa Lake, immer am Kootenay River entlang, schön flach, der Wind kommt von hinten, es ist richtig schön muckelig. Die Straßenveraltung BC erneuert hier auf fast 20km die Asphaltdecke en bloc, es kommt immer wieder zu Verzögerungen, wieder sind Leute mit den typischen Tafeln auf der Strasse. Dafür aber gibt es einen Fahrgenuss, der nicht zu toppen ist, es fehlt noch die Beschriftung und es herrscht wenig Verkehr, der Highway 3 hat sich seit Cranwood von uns verabschiedet und nahm einen Großteil der Trucker mit nach Westen. Herrliches fahren und eine Aussicht, die kaum noch zu beschreiben ist. BC ist wirklich, eine ganz besondere Provinz, breite Flusstäler und immer wieder hoch aufragende Berge mit Schneehauben.
Kootenay River

Das zweite Unwetter naht
Mein Ziel ist für heute der Highwayrastplatz kurz vor Fairmont Hot Springs. Deutlich mehr als 100km, aber die Belastung trotz der Aufproviantierung ist nicht zu spüren. Die Landschaft ist zu euphorisierend. Zwischendurch immer wieder kleine Weiler, mit Tankstelle, Foodstore, Motel und Campingplatz. Aber ich bin nun bis Radium Hot Springs unabhängig. Heute richtig bolzen, damit ich morgen entspannt in Radium ankomme und die Zeit dort genießen kann und ein wenig Erholung habe, bevor ich über den Sinclair Pass zurück nach Alberta fahre. Die Königsetappe. Ein zweites Mal baut sich in sehr kurzer Zeit hinter Skookumchuk ein Unwetter auf. Diesmal bin ich schlauer, sicherer erst die Sachen auf dem Hinterrad und habe die Regenjacke auf dem vorderen Rackpac. Allerdings streift mich nur noch die abziehende We­­­­stflanke des schwarzen Hundes. In Canal Flats einen letzten Kaffee und dann geht es in den Schlussakkord. Kaffee ist spürbar teurer als in den östlicheren Provinzen.

15km noch, noch einmal ein gewaltiger Anstieg, der Rastplatz liegt auf der Ostseite des Columbia Lakes. Auf einem Hochplateau stehen Steintische mit Aussicht und ein WC Häuschen ohne Trinkwasser den highwaymüden zur Verfügung.

Flame rough
Es ist der 118.km der Tagesetappe, als die Flame rough 

gezeigt wird und ich drehe mich wie jeden Abend  um, suche wie all die Tage meinen Anfahrer, aber wieder ist niemand zu sehen und so erreiche ich das heutige Ziel allein.
Freudig begrüßt von bereits bekannten Gesichtern, die den halben Rastplatz unterhöhlt haben. Ich will mein Zelt nicht über einen ihren Hauseingänge aufbauen. Was bei uns in den Kleingärten die Maulwürfe sind, scheinen hier die allgegenwärtigen Highway Erdmännchen als kanadische Vettern zu sein.






 
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Blick vom Rastplatz