So.,20.7.
Ich erkenne das VisitorCenter von weitem und sehe einen großen Charterbus. Die Leute sind im Begriff wieder in den Bus zu steigen, da haben es alle nocheinmal eilig, einen Radwanderer zu fotographieren. Da ich, wie so oft Amerikaner vor mir wähne, sage ich laut und deutlich, jo, auch Du bekommst Dein Foto, dafür schaust Du aber meinen blog an.
Maiwetter im Juli
Heute keine große Strecke.
64km nach Houston, der Tag sorgt für seine eigenen Überraschungen. Zunächst
komme ich aber fast nicht hoch. Das Bett ist saubequem und ich bleibe bis
07:30h liegen. Nur nicht nachgeben, heute wird gefahren. Ein Blick aus dem
Fenster zeigt eine enorm demotivierende Aussicht. Die Regenwolken sind fast zum
Greifen nah. Auf dem Motelhof sind riesige Wasserlachen.
Zeit für mehrere Kaffee
hintereinander, nur langsam komme ich mit dem Packen zurecht. Zwischendurch immer
wieder der zu verdrängende Gedanke bleib’
doch noch einen Tag. Nein! Morgen wird’s nicht besser. Wenn Du unbedingt in
einem Motel schlafen musst, kannst du auch in Houston.
Start erst gegen 11:00h.
Nach 12km schon die erste
Pause in Telkwa. Eine willkommene Ablenkung bietet der örtliche Grocerystore
mit Kaffeeausschank. Ich vertrödele die Zeit. Was soll’s, sind ja nur noch
48km.
Draußen vor der Tür kommt mir Mike entgegen, wieder eine hervorragende Gelegenheit noch einmal Zeit zu schinden. Mike ist Lehrer, stammt aus London und lebt seit einigen Jahren im Westen Canadas. Er sagt, er muss sich zunächst bewähren, man bekommt nicht gleich eine Daueranstellung. So wechselt er jedes Jahr die Schule. In Houston wäre nichts los, dort habe er schon gearbeitet. Mike ist ebenfalls passionierter Biker und wir dehnen die Gesprächspause ein wenig aus.
Nächstes Jahr will er mit seinem Kumpel in Europa fahren, Gesprächsstoff gibt es also genug. Wir stehen unter dem Vordach des Grocerystores, es regnet während unseres Gesprächs 3x. Immer kurze Schauer. Meist weiß man gar nicht, wo der Verursacher sitzt, denn 180° rechts herum, scheint die Sonne und nach wenigen Minuten ist der Regen wieder vorbei.
Draußen vor der Tür kommt mir Mike entgegen, wieder eine hervorragende Gelegenheit noch einmal Zeit zu schinden. Mike ist Lehrer, stammt aus London und lebt seit einigen Jahren im Westen Canadas. Er sagt, er muss sich zunächst bewähren, man bekommt nicht gleich eine Daueranstellung. So wechselt er jedes Jahr die Schule. In Houston wäre nichts los, dort habe er schon gearbeitet. Mike ist ebenfalls passionierter Biker und wir dehnen die Gesprächspause ein wenig aus.
Nächstes Jahr will er mit seinem Kumpel in Europa fahren, Gesprächsstoff gibt es also genug. Wir stehen unter dem Vordach des Grocerystores, es regnet während unseres Gesprächs 3x. Immer kurze Schauer. Meist weiß man gar nicht, wo der Verursacher sitzt, denn 180° rechts herum, scheint die Sonne und nach wenigen Minuten ist der Regen wieder vorbei.
Max aus Utah |
Die Landschaft ist reichlich
hügelig, das Bekannte auf und ab, allerdings, die ganz großen Postkartenmotive
fehlen an diesem Tag. Die Region ist bäuerlich geprägt, überall sind große
Rundballen auf den Feldern, die Höfe wirken längst aber nicht so groß wie in
Manitoba.
Die Straßenqualität lässt arg zu wünschen
übrig. Es herrscht akuter Handlungsbedarf. Der 16er ist in die Jahre gekommen, aber
das trifft den Autofahrer gleichermaßen. Rauher Straßenbelag, der immer
wieder abschnittsweise ausgebessert worden ist. In ihrer Hilflosigkeit streuen
die Straßenbauer in die neu aufgetretenen Ritzen jede Menge Schotter und ich
versuche in meiner Hilflosigkeit die Berge zu umfahren. Auf Abfahrten geht das
nicht, da muss auf die Fahrbahn ausgewichen werden.
Karte Houston source:mackenziebc.com |
Letzter Programmpunkt an einem
ansonsten ereignislosen 70km-Tag ist der Hungry Hill. Respekt! Schon von weitem
kann man diesen endlosen Anstieg bewundern. Der Scheitelpunkt ist nicht zu
sehen, also vor dem hungrigen Berg erstmal rechts ran und selber Bananen
gestopft. Da erscheint Max von der anderen Seite. Er ist in Salt Lake City, in
Utah gestartet und will zum Denali NP. Wir drehen uns gemeinsam um und sehen
die regenverschleierten grauen Berge in der Ferne, da willst Du hin? Na da dann
viel Spaß, ich würd’s mir noch mal überlegen.
Max ist 24 Jahre und hat gerade sein Studium für Chemie und
Umwelt in Utah abgeschlossen. Wie so einige die ich traf, hat auch er dasselbe
Alter meines Sohnes. Leider hat er keinen blog, ich hätte gerne erfahren wie er
angekommen ist.
Hungry Hill |
Der Hungry Hill macht seinem
Namen alle Ehre. Ein kraftzehrender Bonebraker. Es dauert ewig, mehr als 5,8km ist
der Weg lang, auf dem Fastgipfel gibt es eine Raststation, die ist zu dem
Zeitpunkt auch bitter nötig.
Dann aber beginnt die
langgezogene Abfahrt. Zuerst gemächlich, dann immer schneller werdend. Abfahrt
bei einer Vollschüttung mit 60km/h. Obwohl noch gut 12km bis Ziel zu fahren sind und man
ungläubig der Sache entgegen sieht, wie immer einen Schlussanstieg erwartetend,
rollt man erst in Houston aus.
Ich erkenne das VisitorCenter von weitem und sehe einen großen Charterbus. Die Leute sind im Begriff wieder in den Bus zu steigen, da haben es alle nocheinmal eilig, einen Radwanderer zu fotographieren. Da ich, wie so oft Amerikaner vor mir wähne, sage ich laut und deutlich, jo, auch Du bekommst Dein Foto, dafür schaust Du aber meinen blog an.
Ich habe keine
Berührungsängste, aber mir geht dieses oh
wie sieht der denn aus, komm, schnell mal ein Foto, kann man ja später wieder
löschen, auf die Nerven. Reiner degenerierter Voyeurismus.
Leute, die ehrlich Interesse
zeigen, kann man ganz anders entgegen treten.
Und schau an, es sind
Österreicher, 60+, junge Leute suche ich vergebens, erst einer, dann mehr,
nachher steht eine Gruppe um mich herum und ich beantworte gerne ihre Fragen.
Auf der Fahrt hierher habe
ich viele gute Radfahrer getroffen, die 3x mehr geleistet haben und
entbehrungsreichere Zeiten durchgemacht haben. Da bin ich wirklich nichts
besonderes und das ist mir dreimal
lieber, als sich wie ein Tier zu fühlen.
Das VisitorCenter macht
derweil zu, schade, Zeit verpasst, aber der Lebensmittelladen hat noch auf. Und
da sich Doc Steffen Sorgen um meinen täglichen Proteinbedarf gemacht hat
entdecke ich in der Kühle Truthahnbrustfilet, mariniert angebraten und welch
Glück preislich bereits reduziert, weil out of date.
frühmorgendlicher Ruhestörer |
Nachdem Isaak mir neulich
empfohlen hatte, lieber Wraps, anstatt dem pappigen Körnerbrot zu nehmen und weil es ohnehin in der
Tasche kaputtgedrückt wird, bin ich nun umgestiegen auf Spinatwraps. Also Wraps
mit Truthahn, französischer Knoblaubcreme und Tomaten und der Bär hat keine
Chance.
Inzwischen habe ich
festgestellt, überall in Canada sind an öffentlichen Gebäuden stromführende
Aussensteckddosen angebracht.
So sitze ich am Abend
regengeschützt unter dem Dach eines Freilichttheaters und kann den blog
stromsparend schreiben. Und weil’s einfach so gut läuft an diesem Tag, ist
genau praktischer Weise genau gegenüber ein alter aufgelassener Campingplatz zu
finden. Wenn bloß dieser stündliche Regen nicht wäre.