fliegende Bälle und Schläger und was sonst noch |
Mitten drin, als nur dabei
Winni und Bruce sind schon längst auf, als ich den unteren Bereich erreiche. Sie wollen an diesem Tag einen kurzen Loop mit dem Rad unternehmen, eine Vormittagsausfahrt, gute 65km über bergiges Terrain, ich bin auch eingeladen, aber ich will nach Süden. Die Stadt, die ich in der Nacht durch die Panorama Scheibe leuchten sah, ruft.
So trennen wir uns um 08:00h, ich schaue der 60jährigen Winni auf ihrem KarbonTitan Renner nach und kann meinen Respekt für ihr sportliches Engagement kaum in Worte fassen. Es ist ein wenig schade, ich wäre gerne etwas länger geblieben, hätte die beiden gerne kennenglernt, aber sie bieten schon zu vielen Leuten eine Unterkunft. So sind wir uns nicht näher gekommen.
Ich denke zurück, vergleiche mich mit den anderen, richtigen Weltumradlern. Ich fahre in einer anderen Liga, meine Tour wird bald enden, und doch bleibe ich neidisch auf die Erlebnisse, die den anderen noch bevorstehen. Kent hat als Profi meine bisher absolvierte Tour vor einigen Tage in die richtige Wertung gesetzt. Das tat gut.
Es lebe der Sonntag, es Panne nach 400m |
Es geht die Strasse hinunter durch das Villengebiet, aber 400m ist bereits wieder Schluß, erneut in eine Tackerklammer gerast. Ich bin so überrascht, das ich kaum fluchen kann, der Reifen ist in weniger als 4Sekunden platt. 400m gefahren! Aber es hält mich heute nicht auf. Wieder bei Luft und leicht heiser rolle ich die 15% bergab. Verdammt, die Bremsbeläge waren gerade neu.
Dann aber, 3Kurven später auf Meereshöhe, taucht sie auf, ich habe sie oft auf Fotos gesehen, ich kenne ihre Geschichte, sie ist wie die Bay Bridge ein Produkt eines massiven Arbeitsbeschäftigungsprogramms während der großen Depression und nun fahre ich unter ihr hindurch. Von allen Brücken, die sehen konnte ist sie wirklich die Schönste. Rotbraun, smart, geradezu filigran.
Es muß ein Foto her, das übliche Foto und vor dem Foto haben die Götter die Qual gesetzt, ich muß auf den gut 30m über mir tronenden Berg.
Eine kurze, ultraharte Rampe, aber ich will nicht absteigen, nicht heute. Um mich herum ein unzählbare Schar Rennräder, geübte und weniger geübte, smarte und auch wohlgenährte, die echte Probleme auf ihren Edelrädern haben.
Ich ernte den Respekt der gesamten Community, als ich den Berg hochstampfe und sie mich einer nach dem anderen auffahren.
sportliche grüne Welle bei 20mph, Respekt! |
Stolz sein, jetzt das ernten, was ein halbes Jahr bis hier her gebraucht hat. Die Schmerzen im Oberschenkel ignorieren, der Puls hämmert, ich denke an die Blutdrucktabletten, die ich nehmen sollte; schon wieder nicht dran gedacht.
Oben angekommen, 11:00h, gleißendes Sonnenlicht.
Der Blick auf die Brücke. Es ist vollbracht.
Die Fahrt auf der anderen Seite ist ein Gewurschtel, irgendwie scheint jeder mit dem Rennrad unterwegs sein zu wollen. Auf der Brücke haben die Radfahrer eine Seite, die Fußgänger, die anderen Seite zugeteilt bekommen. Während der ganzen Zeit habe ich nicht so viele Biker gesehen. Auch nicht im bikefreundlichen Vancouver. Ich muß nur an der Küste bleiben,
Sf Downtown, rund herum ist's flach in der Mitte steil bis unfahrbar |
Mills hatte mir eingeschärft, Du kannst flach in der gesamten Stadt nahe am Wasser fahren, willst Du mittendurch gehst Du kaputt an den Hügel und wie wahr, es ist ein herrliches Fahren auf dem Embarcadero, eine eigene, gefärbte Radspur, ein absolutes Triumpfgefühl. Man unterschätzt nur die Entfernungen, immer wieder zweifel ich, bin ich nicht längst dran vorbei? Der Blick in die Strassen zeigt aberwitzige Steigungen. Wie soll man das fahren? Ich versuche mich an die TV Serien Strassen von San Francisco mit Micheal Douglas und Karl Malden zu erinnern , aber mir fällt nicht eine Szene ein.
Marketstreet und dann die Mason Strasse, alles no big deal und dann passierrt mir doch ein unverzeihlicher Fehler, ich bin zu doof die Karte zu halten und fahre 180° in die falsche Richtung,
Die Mason steigt nun an wie eine Wand an, eine Steigung, das ich nur noch lachen kann, irgendwo muß doch aber das besch... Hostel sein, es nützt nicht, ich muß doch noch schieben, und ich komme trotzdem kaum hoch, wo ist bloß das Hostel?
Marketstreet |
Und während ich so schiebe, fragt mich jemand you need any directions? Ne, eigentlich nicht, aber ich suche das Internationale Hostel in der Mason.
Mason street, unsinniger Weise in die falsche Richtung |
Ja, das liegt hinter Dir! Nein! Doch! Und sieh' mal jetzt hast Du's leichter, Du machst Dich lustig!, Nein, dreh Dich mal um; es gibt Momente die sind tragisch, 20min später ist das Rad im Keller verstaut, 380$ bezahlt und das Bett bezogen. Willkommen im International Hostel in San Francisco, seit 1909 existiert hier in diesem Haus ein Hotel, gebaut 3 Jahre nach dem großen Beben, wahrscheinlich auf Redwoods stehend, einen Fahrstuhl gibt es erst seit 50 Jahren.