Schon wieder Polizeiautos fotographiert, neugierig, ob wieder was passiert... |
Noch eine Woche, bis Ellinor kommt.
Da niemand erschienen ist, um mich zu verabschieden,
verlasse ich das Grundstück gegen 08:00h, ohne ein weiteres Wort.
Es ist inzwischen deutlich Herbst geworden. Der Morgentau hat sich über alles gelegt. Das Zelt ist nun jeden Morgen nass, bis zum Abbau wird nichts mehr trocken und ich muß separat packen.
Es ist inzwischen deutlich Herbst geworden. Der Morgentau hat sich über alles gelegt. Das Zelt ist nun jeden Morgen nass, bis zum Abbau wird nichts mehr trocken und ich muß separat packen.
Entgegen der Fahrtrichtung 1,5km zurück zu Petro Canada,
Kaffee und einen frischen Applefritter für 3,50$ Und sofort bin ich im
Gespräch. Der Tankwart kennt alle Kunden mit Vornamen, freundlich erkundigt er
sich woher/wohin des Wegs.
Buzzard sagte gestern Abend in seinem Rausch etwas von 30km bis nach
Sechelt, stand einfach mit laufendem Motor seines Pickups vorm Zelt und wirkte
nicht ganz nüchtern. Wir unterhielten uns lange bis die Dunkelheit einsetzte, dann
verschwand er auf irgendwelchen Forstwegen. Auch er war sichtlich pikiert, das
ich das angebotene Bier ablehnte.
über Anstieg, schiebend nach oben |
Natürlich sind es nicht 30km, in Canada fällt es den Einheimischen Autofahrern verflixt nochmal schwer Entfernungsangaben treffsicher vorherzusagen. 10km sind heute schon auf und ab, da kommt das erste Schild noch 30km.Die Berge machen mich fertig.
Und mit dem Schild kommt die Frustration pur. Später
wird Ellinor sagen, vielleicht bis Du einfach körperlich zu erschöpft. Nein, bin ich nicht, nein,nein; das
hier sind Steigungen, eben richtige Steigungen. Ein wenig mehr als der Berg in der Holstenstrasse.
Ich hätte es einfacher haben können. Ich saß bei Craig auf
dem Sofa und hätte nur den Berg herunter rollern müssen und schon wäre ich auf
der Fähre gewesen. Aber mir war ja noch nach etwas Bewegung. Seit ich die
Sunshine Coast fahre, ahne ich, das es ein Fehler gewesen sein.
Natürlich ist das möglicherweise eine eingeschränkte
Sichtweise, zu glauben Küste und Küstenstrasse, das bedeutet eine flache Strasse am
Meer.
Und in Norddeutschland ist das tatsächlich auch so. Hier nicht. Aber in meinen Gedanken ist das wirklich so, ich bekomme das nicht in meinen Kopf, das jede Strasse eine Art Passstrasse sein soll.
Und in Norddeutschland ist das tatsächlich auch so. Hier nicht. Aber in meinen Gedanken ist das wirklich so, ich bekomme das nicht in meinen Kopf, das jede Strasse eine Art Passstrasse sein soll.
Obwohl die Strasse nicht mal 500m von der Küste entfernt ist, gibt
es keine flachen geraden 300m langen Teilstrecken, ich schiebe den Berg hoch,
und rase ihn mit 65km/h wieder herunter. Yippieayeah. Unten fange ich von vorne an. Selten
sind die Steigungen so gelegt, das ich sie sitzend parieren kann. Die Spätsommersonne matert in vollen Zügen. Von den fehlenden 40km schiebe ich gefühlt 10km an diesem Tag. Ich habe viel
über den Sunshine Coast Highway gelesen, gefährlich sei er, kaum Randstreifen,
man wolle ihn 4spurig ausgebaut haben, ja, tödliche Unfälle gab es.Von steil stand da nix.
Ich erlebe das heute anders, es gibt Verkehr, aber in diesen
Morgenstunden richtet sich das Verkehrsaufkommen nach dem Einlaufen der Fähre
in Earls Cove. Ist der Tross an mir vorbei in Richtung Horseshoe Bay, ist der
übrig bleibende Rest mehr als harmlos. Was viel mehr frustriert, ist das Streckenprofil.
Ich hadere mit den Bergen. Als die Strecke in den 60er Jahren angelegt wurde,
waren die Autos größer und die Motoren durstiger, an Tourenfahrradfahrer dachte
man nicht. Ich bin ziemlich am Ende, als mir ein Tandem entgegenkommt und ich
bringe nicht mehr die Kraft auf, mehr als nur kurz Hallo zu grüßen. Die 30km ziehen
sich elendig hin. Als ich endlich den westlichen Vorort Sechelts erreiche, ist es wie
eine Befreiung.
Was für ein Tag; um 12:00h erreiche ich das VisitorCenter.
Ich brauche Zeit das Zelt und den Schlafsack zu trocknen.
Ellinor wartet schon auf mich, nebenbei hänge ich Bilder im
VisitorCenter auf, weil die Ladys etwas kleinwüchsig sind und eine Leiter nicht vorhanden ist.
Zeiten der Anspannung, Zeiten der Entspannung.
Im hochpreisigem Supermarkt am Ort kann man eigentlich nicht
einkaufen, also nur das Nötigste und zum Frühstück an den Strand. Dummerweise entdecke ich erst am nächsten Tag einen Extrafoods am Ausgang des Ortes. Ich hätte einfach gezielt fragen sollten. Dumm gelaufen.
Der Strand besteht auch hier
aus Steinstrand, mit langer Promenade.
Mein Traum an diesem Tag am Strand zu schlafen, erweist sich als unrealistisch. Zwar ist auch hier der Strand direkt für alle frei zugängig, aber jedes Grundstück ist bebaut.
Jamie aus Halfmoon Bay, proud to be First Nation |
Mein Traum an diesem Tag am Strand zu schlafen, erweist sich als unrealistisch. Zwar ist auch hier der Strand direkt für alle frei zugängig, aber jedes Grundstück ist bebaut.
Will ich in Sechelt bleiben, muß noch ein Campingplatz her,
die offiziellen Anlagen liegen für mich viel zu weit vor der Stadt entfernt.
Also weiterhin Guerilla Camping. An Auswahl ist es kein
Problem, nur eben wohl nicht direkt am Strand vor den weissen Strandhäusern der wohlhabenden
Einheimischen. Obwohl, viele Häuser stehen zum Verkauf, Die Immobilienkrise hat auch Sechelt erreicht.
Etwas abseits der gutgepflegten Strandpromenade ist eine
First Nation Siedlung und mich interessieren die Totems am Strand. Auf
dem Weg dahin läuft mir Jamie aus Halfmoon Bay über den Weg. In deutsch übersetzt
sagt er so etwas wie Alter, was hast Du denn da alles auf dem Rad? Gut, ich
kenne diese Bemerkung inzwischen.
Er gehört zu den Sechelt First Nation und freut sich über
die gerade im Meer gefangenen großen Fische zum Abendessen. Er begrüßt mich mit
dem Zeichen der Faust, so wie Etoile das bei seinem Erscheinen im Dienst immer
tut. Stolz zeigt er mir das Haus
seiner Eltern und hier wohnt mein Bruder, da mein Cousin, da mein Onkel…
Family Business. Sechelt First Nation
Etwas weiter die Strasse hinauf stehen große Totems direkt
am Meer, dahinter eine kleine, geduckt wirkende katholische Kirche. Als ich die
Kirche erreiche, fährt mir ein roter SUV entgegen und ich schreie den Fahrer
an, hey, bist Du der Pastor?, ne, ist
er nicht, aber was ich wollte, na, einen Blick in die Kirche werfen und schon
sind wir im Gespräch. Ohne was gesagt zu haben, fragt mich Gave, brauchst Du
einen Campingplatz, ja schon, aber keinen Offiziellen.
Ja, dann komm doch zu mir, ich wohne etwas vor der Stadt, wie
weit? Ungefähr 1Km, halbfertig gestrichener Zaun, grünes Holzhaus. Gibt’s auch
ne Nummer?. 5880. Da ist es wieder. Dieses ca. 1km, was ist, wenn auch dieser Fahrer
eine nicht-erkennbare Km/Miles-Entfernungsschwäche hat. Aber ich gehe das
Risiko ein. Wenn Du kommst ist gut, wenn nicht, ist auch gut und so ist der Deal und so ich noch
Zeit am VC meinen Blog zu schreiben, bevor ich das Haus suche.