tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 7. August 2014

Hope-Hartmut's Dampfmaschine

Fr.,8.8.
Nicht präsente Skandale  
Es war gestern einfach nicht de Zeit etwas in Hope anzusehen. Die Zeit war einfach zu kurz und viel zu kostbar, als irgendwelche Innenstädte zu besichtigen.
Deswegen nehme ich das Angebot allzu gerne an, noch einen weiteren Tag in Hope bleiben zu dürfen.
Es gibt ein von Mandy selbst zubereitetes, klassisches canadisches Frühstück. Immer noch sind zwei Skandale Gespächsthemen in ihrer Welt.



Einem großen Minenkonzern ist wider besseres Wissen der Damm der Mount Polley Mine gebrochen, 10 Mio m³ verseuchtes Abwasser ergossen sich in Richtung Quesnel River und es gibt eine Umweltkatastrophe größeren Ausmasses im Norden BC's, die Umwelt ist für Jahre geschädigt. 
Genauso aufregend jedoch ist das Thema der Hindu Delegation auf dem Torontoer Pearson Airport.
Hope, Mainstreet

Eine hochrangige Hindu Delegation besucht Kanada und die religiösen Führer bitten im Vorwege, sämtliche diensthabenden weibliche Officers an dem Tag zu beurlauben. 
Und die Story wird totgeschwiegen, bis auf einen kleinen Radiosender, der die Sache in wikileaks Manier mit verzerrten Stimmen etc. herausbringt. Offiziell findet das gar nicht statt. 
Hartmut's Meisterwerk
In einem Land in dem Frauen ein weitaus höheres Ausmaß an beruflicher Gleichberechtigung als in Deutschland erreicht haben, ist das für Hartmut ein Affront. Frauen fahren hier auf den Highways die größten Dumper oder bedienen Fährrampen. Es scheint keine Unterschiede zwischen Mann und Frau im Berufsleben zu geben. Für ihn als bekennenden Atheisten ist das ein Rückschritt der Entwicklung und Kniefall vor der Religion zugleich. Ich frage mich wie wohl die Sache in Norwegen ausgegangen wäre.
Titanic 3fach Expansions Dampfmaschine  bei Harland and Wolff, Belfast

Bevor es nach dem Frühstück in die Stadt geht ist Zeit Hartmut's Talente zu bewundern. Ich kann Sie 3h nonstop mit technischen Knowhow langweilen beginnt der Senior die Vorstellung seines Meisterwerkes und Mandy verdreht die Augen, Hartmut, he wants to go to town, aber Hartmut kommt nun in Fahrt. Vor mehr als 40Jahren begann er sich für englische Pläne einer 3 zylindrischen Dampfmaschine zu interessieren und baute die Dampfmaschine im Modell nach. Jedes Teil ist maßstabgetreu nach alten vergilbten Plänen von Hand hergestellt. Es sind englische Maße, die der Feinmechaniker orginal umgesetzt hat. 
Was meine Begeisterung steigert ist der technische Bezug dieses Modells. Heute ist diese Antriebsart wieder verlassen worden, damals, so sagt Hartmut, war es state of the art. Die HMS Titanic war mit 18 dieser ZylinderBlöcke ausgestattet. Da ist das Zauberwort: HMS Titanic.  
Dampfmaschine, source:wikipedia.org
Aber auch die Schiffe der Liberty Flotte, Amerika's Wettlauf gegenüber der Deutschen UBootWaffe im 2 Weltkrieg. Die Logik war einfach. Mit Hilfe eines standartisierten Schiffstyp, dem Liberty Schiff, Konvoi Frachter schneller in NordAmerika herzustellen, als die deutschen Wölfe sie im Atlantik versenken konnten.
Hope Treffpunktuhr
Das Marine Museum in Vancouver würde sich glücklich schätzen, dieses Modell besitzen zu dürfen, donated by..., aber es soll in der Familie verbleiben. Einmal in Fahrt gekommen folgt ein Antriebsmodell dem Nächsten und es zeigt die Fähigkeiten Hartmut's; für mich, als nur bedingt technisch zu begeisternden Menschen wird es nicht langweilig, wir sprechen über den Sterling Motor.
Hope Kino
Irgendwann im Gespräch sagt er bei seinen betrieblichen Bewerbungen in den 50er Jahrern hat allein sein typisch deutscher Nachname sofort Tür und Tor geöffnet, ein deutscher Name, und Mechaniker, das klang für viele damals wie absolute Präzision. Man glaubt's auf Anhieb.

Hope

Do.,7.8.
Durch den Fraser Canyon
Da isser-unverkennbar John J Rambo in Hope mit Tim Horton Becher     Source: filmosphere.com

Guten Morgen aus Hope, BC!
Ein sonniger Tag startet hier, nach Tagen der Einöde gibt es endlich wieder einen Hortons store. Leider ist das wifi Netz (fast)am zusammenbrechen. Der Laden brummt. Es ist die falsche Zeit, um 08:36h bei Tim auf einen mediumdoubledouble einzukehren. 37 Pickups, RV's Motobikes und 1(meins) Fahrrad sind durch die großen Fenstersscheiben zu sehen. Wie im Taubenschlag, und eine irre Lärmkulisse. Die 6000 Einwohner große Kleinstadt im Schnittpunkt der großen Highways am Mighty Fraser erwacht gerade.
Der Fraser Canyon liegt nun hinter mir. Jede Menge Aufregung, enge Strassen, viel zu viel Verkehr, technische Probleme, etc.  Ich brauche nun ein wenig Zeit, die neue Route abzustecken , 
Filmplakat souce: ernieputto.de
 um nicht sofort in den Sog Vancouvers zu geraten.
Wikipedia.org Hope

Außerdem werde ich 2 Tage in Hope verbringen müssen, denn die kleine unscheinbare Stadt in den Bergen ist Filmstadt und damit die Information, auch wenn es mir ein wenig peinlich ist, Rambo1 wurde hier vor 30 Jahren abgedreht. Da ist es als sozusagen Pflicht, ein wenig auf den Spuren von John J. und Co. zu wandeln.
Seitderm ist Hollywood immer wieder zu Gast in der Stadt am Fraser. Auch mördererischer Vorsprung mit Sidney Poitier wurde hier Ende der achtziger in der Region gedreht.
Was Ystad für Wallander Fans und Bad Segeberg für die Winnetou Fans ist, ist Hope für die Fans des UrRambos. Unvergessen, wie er sich nach einer Verletzung in der Wildnis selbst operiert. Natürlich gefühlt im Fraser Canyon.
Früh geht an den VCs übrigens gar nichts, please come again, natürlich ab 09:00h.

Totem am Fraser River
Dann aber geht alles in die richtige Bahn. Nach einem ausführlichen Gespräch mit Ellinor vor dem Gebäude ist endlich Zeit für Frühstück, Coopers heißt der Lokalmatator am  Old Priceton Hope Highway hier, die Altbekannten sind nicht da.

Und dann kommt es zu einer folgendenreichen Entdeckung. Zunächst aber prollt wieder irgendwer lautstark aus seinem laufenden Auto über den Parkplatz eyh, wo willst Du denn hin, man wie schwer ist denn Dein Rad, oh, mein Gott, was für ein Bike, ich blicke den wohlgenährten Zeitgenossen an und bin geneigt zu sagen, mit Gott hast das relativ wenig zu tun, nein, ich habe das Rad gepackt und dann sage ich einfach 5kg. Ruhe. Lautstark über den Parkplatz rumbölken ist mir ein graus.



24Zoll sieben Gang seiner Zeit weit voraus












Dann bemerke ich wie ein älterer Mann ein 70er Jahre Klappfahrrad aufschließt und ich sage im vorbeigehen, oh, man, was für ein kultiges Rad und wir fangen an zu reden und der Senior lädt mich spontan zu einem Kaffee zu sich nach Hause ein.

Ich bin unsicher, skeptisch, weiß nicht, ob ich einfach ja sagen soll, dann aber geht alles ganz schnell. Ich sitze auf dem Rad und versuche dem mit einem irren Tempo entfliehenden Mann zu folgen. Hatte ich nicht erwähnt, ich bin nicht so schnell? haut der Kerl echt ab mit dem Minirad. Ein Kurzstreckenrennen in Hope.
Hartmut und Mandy
5min später stehen wir in einer gutsiutierten HolzhausSiedlung und ich werde seiner Ehefrau vorgestellt, Fahrrad in den Garten und es gibt Sandwiches. Alles ein wenig improvisiert, wir überraschen die Dame des Hauses bei der Gartenarbeit. Junge, Junge, das erste Mal eine Einladung angenommen, hätte ich mich nicht so störrisch angestellt, wäre das schon öfter der Fall gewesen; so wohnt also gut situiert Canada.
Es ist ein mir sehr behaglich, wohlig bekannter Wohnstil. Accessoires sind wohl dosiert, es wirkt sehr gepflegt.


Fraser Canyon

Mi., 6.8.
Jack Ass[engl. blöder Esel, Vollidiot, o.ä.]
So richtig einschlafen, geht in diesen Tagen nicht, es ist viel zu heiß im Zelt. Trotz aller Versuche eine gewisse Durchlüftung angesichts des starken Windeszu erreichen, bleibt die Innentemperatur schlafunfreudig.
Um 01:00h stehe ich wieder vor dem Zelt, denn Sturm hat die vorderen Häringe herausgerissen und das Zelt flattert im Wind. Es ist jeden Abend dasselbe Drama, Zelt mit Stangen versorgen, einen großen Granit besorgen und die in die Erde gedrückten 10cm Stahlnägel hereinschlagen, aber an diesem Abend funktioniert selbst das kaum. Beim nächsten Zelturlaub unbedingt eine Camping-Hilti mit einplanen.
Kaum bin ich wieder im Zelt, erscheint der örtliche Sheriff und dreht eine Runde mit dem Pickup, aber ein persönlicher Kontakt kommt nicht zu Stande.
Kommt um 05:00h wieder, dann steh’ sowieso auf. Der Wind lässt nicht nach, all die Wochen im Gebirge mit den Stechern hatte ich mich so nach ihm gesehnt und jetzt, erst jetzt, hier in Lytton, ist er da.

Im Morgengrauen schiebe ich das Rad zurück auf den Highway, Kräfte sparen, nach nur wenigen 100m ist die Ortsausfahrt so steil geworden, dass ich selbst zu Beginn chancenlos bin. Und dann auch noch Jack Ass Mountain an diesem Tag. Um 5:40h stehe ich auf dem Transcanada gegenüber dem örtlichen Friedhof am Start.
Es geht windig los und verdirbt die Laune, 10km/h maximal, wie soll das heute enden?
Dann die erste nennenswerte Bergwertung und ich freue mich auf der Abfahrt Jack Ass geschafft zu haben Yeah! Km 10, sagte die Frau im VC nicht, der Pass kommt unmittelbar nach Lytton?
Jack Ass Abfahrt
Als dann bei Km18 eine weitere lange Steigung kommt ist mir klar, die Freude war viel zu früh, die Langholzlaster schieben sich nun im Schritttempo mit Warnblick an mir vorbei, luftnötig und mit reichlich Bauchschmerzen keuche ich den Berg hoch. Ja, kein Zweifel, das wird er sein.  

Und er wird länger und länger. Dann, als endlich das Summit-Schild um 07:18h erscheint, falle ich fast vor Lachen vom Rad. Der Vollidiotenpass ist nur 361m hoch. Dafür, dass ich schon in diesem Land auf 2100m gestanden bin, ist das Siegerbild vielleicht doch ein wenig lächerlich. 

Aber es gibt einen wunderschönen Ausblick auf das Fraser Flusstal. Bei der Abfahrt muss ich warten, bis die Trucks sich heruntergebremst haben, danach kann ich frei abrollern, jedoch der Wind ist so stark, das nicht mehr als 61km/h dabei herauskommen.
Friedhof am Highway am frühen Morgen
Erste Station an diesem Tag ist Boston Bar, 3 Tankstellen, 2Motels,  ein indisch geführter Grocery und einige wenige Holzhäuser, enttäuschend wenig für den ersten Ort.Aber Kaffee beim Inder.

Spuzzum, so heißt das Ziel, 25km weiter, aber alle sagen, da ist nix, was willste da?
Nächster Ort ist dann Yale, und der Inder sagt wieder, der ist genauso groß wie Boston Bar. Es irritiert ja schon ein wenig, da bewegt man sich auf eine Metropole zu, aber knapp 300km vorher ist nuscht. Da hasste schon Glück, wenn Du einen frischen Joghurt bekommst und nicht den letzten nimmst. Canada provinziell.  Es bleibt wie jedes Mal die Hoffnung, das es am nächsten Ort ein wenig besser ist. 

Zunächst aber kommt der nächste Idioten Berg, wieder mit bemerkenswerter Steigung, Hell’s Gate. Der Pelzhändler Simon Fraser, der als ersten den Flusslauf für die Nachwelt 1808 beschrieb, nannte diesen schwer passierbaren, mit reichlich Stromschnellen bedachten Flussabschnitt Hell’sGate.  Wikipedia.org Simon Fraser 
Heute ist oben auf dem Berg eine Seilbahn installiert, deren Gondel sich für Touristen auf der Suche nach etwas Thrill zur Talstation über dem Fluss absenkt. Ganz billig ist dieser Schuß Endorphin nicht, die nachfolgende Abfahrt in Gesellschaft einiger Trucks durch die nachfoilgenden Tunnel gibt es dafür umsonst.
Boston Bar
Wenn ich richtig mitgezählt habe, sind bereits alle Tunnel absolviert. Die Tunnel auf dieser Strecke entstanden allesamt in den 60er Jahren und es beginnt mit knapp 650m leicht bergauf. Bei dieser Länge hat Canada sich etwas richtig Gutes einfallen lassen, Biker werden gebeten, eine Blinkanlage in Betrieb zu setzen.

Trotzdem bleibt das Fahren in einem Tunnel ein echter Stressfaktor. Es gibt 30cm Randstreifen und die anderen Tunnelbenutzer fahren Endgeschwindigkeit.

Es herrrscht ein infernalischer Lärm, der immer lauter wird, sobald sich ein 63to sich von hinten heranschiebt. Man kann sich nicht umdrehen und starrt gebannt auf den entgegenkommenden Verkehr. Lass’ jetzt die andere Spur frei bleiben, bis ich wieder heraus bin
Tunnel mit Blinkanlage

den Thrill gibt's kostenlos obendrauf
Bei den kürzeren Tunneln ist es dann mit der Begeisterung für Sicherheitskanada auch schon wieder vorbei. Keine Blinkanlage mehr.
Die meinen das echt ernst, schieben sie ihr Rad, sofern keine Gefahr besteht, auf den Bürgersteig der anderen Seite und schieben sie bis zum Ende des Tunnels. Fahrradfahrer dürfen ausdrücklich nur diesen seitlichen Bürgersteig benutzten(sinngemäß übersetzt) Jawohl! ich steige jetzt ab, und schiebe das Rad auf dem mit Dreck übersähten kanpp 50cm breiten Sidewalk entlang. Ja, das tue ich, NEIN! 
Natürlich nicht, aber auch bei kürzeren Tunnel bleibt der Streßfaktor hoch.
An Spuzzum fahre ich unbewußt vorbei, es ist nun 12:30h und ich entschließe mich für Yale.
Yale ist ein für Canada sehr wichtiger, historischer Ort an der Goldschürfer Strecke. Nur noch 18km in der Mittagshitze, das muss möglich sein.
Wikipedia.org Yale British Columbia