Sa.,21.6.(Nachtrag)
Hört der Berg denn niemals
auf?
Man wächst an der steigenden Herausforderung!
Man wächst an der steigenden Herausforderung!
Ich könnte noch 3Stunden
länger in diesem bequemen Bett liegen bleiben, als ich die Gardine beiseite
ziehe, steht die Sonne schon hoch. Ich bin später dran als geplant. Eigentlich
wollte ich früh zu IGA, gleich zur Ladenöffnung um 07:00h, um danach früh auf
der Piste sein zu können.
Nun verlasse ich das Motel
erst gegen 08:30h und bei Einkauf bin ich krampfhaft unentschlussfähig. Wie viel
und vor allem was soll ich kaufen, Der nächste Proviantstop kommt nach 120km.
Ich entscheide mich trotzdem für 6l Flüssigkeit + Milch fürs Müsli.
Nächste Station die CIBC Filliale,
nochmals Frischgeld. Das (un)nötige Motel gestern hat dummerweise ein
ziemliches Loch in die Reisekasse gebrannt.
Und das schlimmste passierte
gestern gegen 22:00h. Angeblich soll ich an diesem Tag 500mb Datentransfer gebraucht
haben, und damit war die Grenze erreicht. Schluß mit Internet.
Auch eine neue Erfahrung. Datenbasierte wifis in Motels.
Auch eine neue Erfahrung. Datenbasierte wifis in Motels.
Mir gehen die Motels
zunehmend auf die Nerven, schlechte Ausstattung, ramponierte Möbel, laute
Nachbarn und jetzt auch noch ein limitiertes web. Dabei ist sowieso am Abend
regelmäßig Schluss, wenn alle noch mal schnell in Netz wollen. Deren Glück ist,
das ich nie wieder komme, insofern lohnt es nicht überhaupt etwas zu sagen. Die
Techniker der einzelnen Gasförderstätten machen den Motelmarkt kaputt. Der
Bedarf ist riesig, deswegen steigt auch der Preis. Auch der Preis für schlechte
Motels. Bezahlt wird alles.
Start gegen 10:15h. Nach
einem längerem Geplänkel von 15 flachen Kilometer ging es dann wirklich los.
Hügel hoch, Berg runter, geändert hat sich nicht. Wind gab’s auch, aber damit
war es bei den Fotostops wenigstens Mückenfrei.
Das schönste an der Reise
passierte bei Km 50. Ich entdeckte einen Schwarzbären, der direkt vor mir die
Strasse kreuzte und im Seitenstreifen, sich ausgiebig der Reinigung widmete.
Ich musste warten bis das nächste Auto erschien und durch winken konnte ich mit
ihm an seiner linke Seite gefahrlos mich dem Bären nähern. Nach längerer Zeit
endlich wieder mal ein Schwarzbär in voller Größe.
Soweit wie gehabt, dann aber
kam nach knapp 60km purple heart day. Eigentlich hätte das Ziel mit Namen
Steamboat schon auftauchen können, aber die exakte Orientierung hapert ja
bekanntlich etwas. Steamboat creek kam ins Bild, na nun kann es nicht mehr weit
sein.
Und dann entdecke ich am Horizont praktisch eine steil gen Himmel verlaufende Strasse.
Und dann entdecke ich am Horizont praktisch eine steil gen Himmel verlaufende Strasse.
Ne, das kann nicht sein, das
meinen die nicht ernst. Das muss eine Lichtreflexion sein. Dazu muss man sagen, dass ich geradezu in einen
dicken schwarzen Hund hinein fuhr. Vollschüttung mit Ansage.
Der Schauer erwischte mich
im unteren Teil der Steigung. Da, wo die mahnenden Schilder mit der
Schneekettenpflicht von 1.Oktober- 30.April stehen. Der Berg nahm hier schon
kein Ende und während der Himmel die Schleusen öffnete und ich nach oben
stapfte kommt doch ein Biker mir entgegen. Ich hab echt geschrien, manche Dinge
sind zu unglaublich. Jackson in Ft. Nelson sagte noch maximal zwei oder drei Biker machen
diese Strecke pro Jahr und bei ihnen Station. Yun aus Korea ist in Anchorage/AK
gestartet und will zu den Maritimes und war sichtlich angegriffen während
unserer Begegnung.
Ein Blick auf das Fahrrad bestätigte meine Gedanken, Wasser ist in diesen Tagen ein wertvolles Gut.
Yun hatte eine ganze Batterie von re-used Getränkebehältern auf dem Heck. Pitschnaß standen wir auf dem Seitenstreifen, schade, dass das Wetter so schlecht war.
Yun aus Korea |
Ein Blick auf das Fahrrad bestätigte meine Gedanken, Wasser ist in diesen Tagen ein wertvolles Gut.
Yun hatte eine ganze Batterie von re-used Getränkebehältern auf dem Heck. Pitschnaß standen wir auf dem Seitenstreifen, schade, dass das Wetter so schlecht war.
Das Gewitter war 12min nur kurz und im
abschließendem Nachregen stieg ich wieder in den Berg. Er nahm schlichtweg kein
Ende. Auf jede Kurve folgte eine neue. Steamboat ist der Name des Berges, dessen Silhouette ein wenig an ein Sternwheeler erinnert. Fürher gab es auf der Hälfte der Strecke eine Tankstelle
mit Motel, Restaurant und Camping, die nun seit längerem verwahrlost in der
Landschaft steht.
Vandalismus hat stattgefunden, die Bilder zu Prophet River wiederholen sich, alles bewusst zerstört, wirklich aber auch gar nichts ist noch zu gebrauchen, Vögel wohnen nun im ehemaligen Haupthaus.
Ganz nebenbei, die verwahrloste Werkstatt bietet eine Umweltverschmutzung 1. Ranges. Öle, Fette, Gasflaschen, Farben, alles ungesichert, dem Verfall preisgegeben. Es bleibt schleierhaft, wieso niemand einschreitet, aber ich habe inzwischen 2 weitere Objekte dieser Art gesehen, es überrascht mich nicht. Ich überlege, ob ich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit hier das Zelt aufbaue.
Vandalismus hat stattgefunden, die Bilder zu Prophet River wiederholen sich, alles bewusst zerstört, wirklich aber auch gar nichts ist noch zu gebrauchen, Vögel wohnen nun im ehemaligen Haupthaus.
Steamboat Motel Gazolin Station |
Ganz nebenbei, die verwahrloste Werkstatt bietet eine Umweltverschmutzung 1. Ranges. Öle, Fette, Gasflaschen, Farben, alles ungesichert, dem Verfall preisgegeben. Es bleibt schleierhaft, wieso niemand einschreitet, aber ich habe inzwischen 2 weitere Objekte dieser Art gesehen, es überrascht mich nicht. Ich überlege, ob ich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit hier das Zelt aufbaue.
Steamboat Garage |
Es herrscht eine malerische
Aussicht.
Vielleicht aber sollte ich den
kleinen Hügel noch schnell in Angriff nehmen und dann abrollern.
Selten waren Entscheidungen
auf dieser Reise so falsch, wie an diesem Tag. Hatte ich bisher schon
ordentlich zu kämpfen gehabt, ging es jetzt erst richtig los. Und die von mir
erwartete rasante Talfahrt kam nicht. Es ging höher und höher. The Milepost
beschreibt den Anstieg teilweise mit amtlich 10%. Mehr als 6km/h waren nicht
drin. Die Strasse war längst wieder getrocknet.
Die Mücken holten mich ein, das
nass geschwitzte Hemd wirkte wie eine Geruchsfahne. Da wo Du Dich am Berg nicht wehren
kannst, immer hinein in den Rücken, ich war einem Heulkrampf nahe. Permanente
Stiche, der Berg nahm die nächste Kurve und der Puls jenseits der 160. Und
Flaute.
In den Prärieprovinzen hat mich der Wind fast von der Strasse gefegt,
aber hier, nur ein kleines bißchen Wind und die Biester sind weg, hier,
aber es herrscht Totalflaute. Windstille, es ist eine der großen Ironien dieser Reise.
Canada ist ein beinhartes Land.
Direkt über den Berg. Wer hat
sich das ausgedacht, wieso muss die verdammte Strasse direkt über den Gipfel. Die
Norweger oder Schweizer hätten einen Tunnel gebaut, wie gesagt Sprengstoff muss 1942 verdammt
knapp gewesen sein. Strassen, die im Krieg gebaut werden, folgen einer anderen
Logik, als Friedensstrassen.
Der Schweiß lief brennend in die Augen, ich schrie es in den Berg, warf diesen verfluchten Helm weg, nein, so kann das nicht weitergehen. Ich will nicht mehr. Ich war echt mit den Nerven zu Fuß, mehr als 22km hatte dieser Anstieg bis zu diesem Moment gebraucht. Und das Ende war immer noch nicht genau zu sehen.
Der Schweiß lief brennend in die Augen, ich schrie es in den Berg, warf diesen verfluchten Helm weg, nein, so kann das nicht weitergehen. Ich will nicht mehr. Ich war echt mit den Nerven zu Fuß, mehr als 22km hatte dieser Anstieg bis zu diesem Moment gebraucht. Und das Ende war immer noch nicht genau zu sehen.
Irgendwann tauchte mein Lieblingsschild auf. Brakecheck 500m. Das Leiden hat ein Ende. Ich hätte das Schild
umarmen können und war dann für 10min allein auf dem Rastplatz, dem höchsten Punkt
des Tages. Sieg, ein herrlicher Sieg. Yeah!
egal wie, Hauptsache drüber |
Das die Abfahrt dann nur
bedingt rasant zu Tal ging und lediglich 55km/h zu erreichen waren, ist dabei
nebensächlich.
Mehr als 100km an diesem ersten Tag. Das Ziel erreicht.
Mehr als 100km an diesem ersten Tag. Das Ziel erreicht.
Ein echter purple heart day.
Zeltaufbau, Bad im Fluss und
die Flucht ins Zelt sind die letzten Gedanken an diesem Tag. Morgen kommt der
nächste Berg.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen