Mo.,12.5.
Dem Wind entgegen
Dem Wind entgegen
Die letzte Woche beginnt.
Ich bin früh aufgestanden, um bessere upload Zeiten für meinen Blog im Sunrise
zu erreichen, in der Hoffnung, das alle Mitbewohner noch schlafen.
Ellinor muß warten bis
08:00h, dann ist ein Großteil der Arbeit getan, ich weiß im Moment nicht, wie
ich die Situation verbessern soll, alle 4Tage spätestens muß das Netbook an die
Steckdose.
Es geht verspätet los, die
Sonne steht schon hoch, als ich endlich mit dem letzten blogpost fertig bin und
er im upload ist. Mit einigen illegalen Radfahrermanövern bin ich vom Motel
schnell wieder auf dem Einser. Ein wenig von Euphorie getragen, weil der
gestrige Gegenwind ausbleibt, kreuze ich auf der Ringautobahn, bin wir endlich
die Fahrtrichtung Westen erreichen. Pech gehabt mein Lieber, hier steht der
Wind und wartet schon auf Dich.
Die Norweger werden nachher
sagen, 4-5Bft., manchmal auch 6.
Auch wenn man sich nur 73km für
diesem Tag vornimmt, entschärft das die Sache nicht. Dieser Tag ist der Kampf
des Radlers allein gegen den Wind. Moose Jaw muß erreicht werden. Kurz aus der
Stadt raus und schon geht gar nichts mehr. Der Wind kommt von NNW und es gibt
kein Entkommen, die ersten Stunden bringe ich nicht mehr als 11km/h auf die
Pedale, stoisch einen Fuß vor den nächsten setzend. Der Wind lässt überhaupt
nicht nach, er bläßt unbeirrt über Stunden. Erbarmungslos. In Holstein haben
wir Knicks zwischen den Feldern, hier vorhanden, würde der Wind mindestens
abgebremst und die Situation wäre sofort entschärft. Aber hier gibt es keine
Kinicks und keine Bushaltehäuschen mit Häkelgardinen.
Dann ein grobes Foul der
Sask. Strassenverwaltung, war da nicht vorhin ein Schild mit Moose Jaw 62km,
jetzt 10km später taucht wieder Moos Jaw auf, nun 61km. F…
Eigentlich sollten es nur
71km sein, irgendjemand hat hier Probleme mit dem metrischen System. Es
demoralisiert, da rechnet man im Kopf mit, kämpft gegen den Wind und dann
stimmen vermeintlich die Hinweisschilder nicht. Es wird an diesem Tag kein
weiteres mehr geben.
Bei KM 52 Kaffeepause bei
Chubbys; Bar, Motel, und Tankstelle, wie man mir sagt die einzige Fascillity in
Belle Plaine. Den Pot Kaffee mit Refill für $1,75, aber man stellt mir eine
riesige Refill-Thermoskanne auf den Tisch. Wieder so ein Arlington, wie können
die sich hier halten, abgesehen vom Benzindurst der Pickups.
In den Kneipen läuft immer
Fernsehen und immer wird Hockey gezeigt.
Nach dem Chubbys dreht mich
die Strasse ein wenig aus dem Wind und ich erreiche den heutigen Spitzenwert
von 15,3km/h. Rechts an der Kalium road tauchen mehrere Fabriken in den Feldern
auf, ansonsten das gleiche Bild wie die letzten 3 Tage. Goldgelbe Felder bis
zum Horizont, dazwischen Zinksilos und in der Ferne vereinzelt Höfe.
Zwischendrin Feldstrassen die in die Ferne gehen. Manchmal ein einsamer Traktor
auf dem Feld. Was für eine Weite.
Private James Ryan live, Paint Ball Moose Jaw |
Wieder muß gekämpft werden.
Der Ort Moose Jaw zieht sich in die Länge. Man sieht in der Ferne die
Silhouette, der Ort ist den Highway 1 ostwärts entlang ziemlich ausgefranzt.
Viele Steinbruchunternehmen reihen sich auf der rechten Fahrbahnseite
aneinander. Industrieunternehmen, von Farmen relativ wenig zu sehen. Ich will
eigentlich gar nicht hinein, sondern kurz vor der Verkaufsmeile abspringen und
die Nacht vor der Stadt verbringen, um am nächsten Morgen früh zu Walmart und
Tim, Ellinor anzurufen und dann raus aus der Stadt. Bin ich erstmal drin, wird
es schwer eine Farm zu finden.
Als sich der Highway
aufteilt in einen Innenstadtarm und eine Umgehungsstrasse, ist der Zeitpunkt
gekommen, jetzt abspringen und ich drehe sofort in eine geschotterte
Seitenstrasse, ein Pflanzenmarkt und dann, hier und nirgends anders.
Die mir öffnende Frau Ericson
ist zunächst ein wenig überrascht, als ich mein Bedürfnis vortrage, Hey Lady, ich bin der Frank…, hat aber
dann eigentlich nix dagegen, will aber auf ihren Mann warten, der just von der
Arbeit käme.
Eigentlich will ich ja nur
ein Platz für mein Zelt, aber das ist in ihren Augen zu wenig, wenn ihr Mann
nichts dagegen hat, wollen sie mir lieber ihren Camper anbieten.
Nun, ihr Mann kommt nicht
sofort und ich erfahre in 5min jede Menge von Frau Ericson, sie sagt die Rente
ist eingereicht und hoffentlich kollabiert das Land jetzt nicht.
Hmm, was man eben so
erzählt, wenn man von einem fremden Mann aus dem Haus geholt wird. Sie wirkt
ein wenig sehr mit sich beschäftigt, deswegen dränge ich mich auch nicht weiter
auf, bin aber doch froh als ihr Mann Lannie erscheint, nun geht es voran und er
zeigt mir seinen Camper.
Nochmals dränge ich ihn, ich
könnte auch im Zelt schlafen, nur weiterfahren will ich nicht, doch Lannie
Ericson hat schon die Tür zu seinem Pace Arrow geöffnet. Hier und deutet auf
die 2,00m Sitzbank im Mittelteil des Wagens, macht auch keine Mühe.
Traumwagen, noch fahrbereit Dodge Pace Arrow |
Yeah, ein 1980er Dodge Pace
Arrow im angegrauten Zustand, vorne 2 drehbare Sessel, Mitte vorne Couch,
dahinter Küche und Esstisch Garnitur, dahinter das Duschbad und WC. Cockpit und
Himmel mit braunem Kunstleder ausgekleidet. Überhaupt überwiegen die
Braunorangetöne, Frottee Wollteppich und Brokatjallousien. Gelsenkirchener
Barock. Und natürlich Klima. Die Uhr zeigt 11:52h, ich frage mich welches Jahr.
Kurzum ein Traum.
Ich liege mit meinem
Schlafsack auf der 35jahre alten Couch und starre in die untergehende Moose Jaw
Sonne. Und wünschte mein Freund Tom würde das sehen, Alter ich sage Dir, der
absolute Hospitalcrusher Bus. Es kann keinen anderen geben.
And for Mr.Lannie E., once again, thank you for your very nice hospatility,
I enjoyed, auch wenn wir wenig gesprochen haben.
Morgen geht’s weiter, mit
neuem Wind.
Nachtrag: Natürlich haben die beiden kurz hinein geschaut.Am nächsten Morgen ist Frau Ericson recht aufgekratzt und bittet mich zum Frühstück, herrjeh, nun ist die Zeit knapp, ich will eigentlich los, Walmart, Tim, Ellinor will zum Yoga, das darf ich nicht verpassen, aber die Gastfreundschaft ausschlagen geht auch nicht. Also beantworte ich nun doch ihre Fragen und freue mich auf eine Tasche Kaffee. Sorgar ein Sandwich hat sie eiligst zubereitet. Denn die beiden wollen zum Arzt.
Schade, hätten wir doch bloß gestern miut einander gesprochen.
Lannie Ericson mit seiner Frau in der heimischen Küche |
Ein letztes Foto und schon geht's zurück auf den Trans Canada.
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