tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 11. Juli 2014

Good Hope Lake-Antiheldentag



neugieriger Fuchs
Mi.,9.7.
Wenn ich bloß besseres Material hätte
Um 5:00h morgens beginnt es zu regnen. Wie schön, ein gutes Argument, noch einmal liegen zu bleiben. Leider regnet um 09:00h immer noch und ich komme verspätet los. Die Beine tun weh, der Körper ist von akuter Unlust geplagt. Im Regen zu fahren, macht nicht euphorisch. 
Die Km sind zäh wie Kaugummi, es zeiht sich. Irgendwann erste Station Boya Lake restplace. Nichts zu sehen, ich treffe einen RVfahrer und frage ihn nach Fußball Ergebnissen.
Damit wird klar, nicht nur mir fehlt jeder Kontakt zur Außenwelt, auch RVfahrer sind von allen modernen Kommunikationsmedien abgeschnitten. So bleibt die Frage weiter ungeklärt, ob Deutschland Brasilien besiegt hat.
Ich fühle mich heute erschöpft, komme überhaupt nicht in die Gänge, irgendwas fehlt mir. 
Alle meine Hoffnung richte ich auf Good Hope Lake. In der Saison soll die Tankstelle auf haben, so steht es in meinem Breefing. Nach 40km erreiche ich den See der Guten Hoffnung. Aber die gute Hoffnung schwindet schnell. Laut letzter Zählung 2006 leben knapp 40Mitbewohner hat die First Nation Gemeinschaft hier am See, die in ersten Linie vom Fischfang leben und in diesen Tagen für den langen Winter vorsorgen. Die Symbole für Tankstelle und Restaurant am Ortseingang sind längst entfernt.
Also kein Kaffee. Ich fahre durch eine Geisterstadt. Niemand ist zu sehen. Es wirkt verloddert und aufgegeben. Die Tankstelle ist verriegelt. Eine kleine Holzkirche steht visavis  auf dem Gelände eines ehemaligen Autoabschleppunternehmen.
Es ist ein sinnhaftes Bild, die verlassene Kirche zwischen all den ausgeschlachteten Ford Pickups. Relikte einer Vergangenen Zeit.
Aber immerhin, die Kirche ist geöffnet, im Altarbereich ist ein frisches Bild von Papst Franziskus aufgehängt worden. Ordnung muss sein.

Kein Kaffee bekommen zu haben, hebt die Stimmung an diesem ohnehin trüben Tag nun auch nicht gerade. Ich entferne mich aus diesem trostlosen Ort und keine 6km später ist der Reifen schon wieder platt. Das 3.Mal in 6 Tagen. Das ist dann doch zu viel an diesem Tag.
Ich bin hart dabei aufzugeben. Während ich den platten Reifen bestaune und fluche, umschwirren mich die Mücken. Es ist alles zum k…
Ich will nur noch in den Süden, zurück in die Zivilisation. Das kanadische Reifenmaterial ist unterirdisch, das Geld nicht anasatzweise wert. Das kann doch nicht wahr sein, ich meinem Fundus zu Hause habe ich gebrauchte 26’’ Mäntel, die wären dreimal besser, als dieser neuwertige kanadische Mist.

Mitten in der Pampas, gerade habe ich so einen trostlosen Ort verlassen und nun stehe ich hier. Ich fühle mich gedemütigt. 
 
Mag ja alles ganz schön und gut sein mit dem Gefühl Einsamkeit zu erleben, sich selbst zu finden, bla, bla, bla, aber im Moment habe ich ein beginnendes existenzielles Problem. Ich muss hier irgendwie wegkommen können. 

Und der Weg ist noch irre lang.
Ich schiebe das Rad total frustriert den Berg herauf und finde an einer Leitplanke eine Schotterfläche, wo ich das Lager an diesem Tag aufbaue. Ich habe erhebliche Mühe, die Fassung zu behalten. Warum ist das alles bloß alles so schwierig? 
Auf keiner anderen Reise jemals zuvor, so lange ich denke kann, gab es auch nur ansatzweise diese Probleme.
Schlafen am Highway
Der Mantel sieht gut aus und doch tausche in meinem Frust nun Mantel und Schlauch gemeinsam, obwohl ich von der Lösung nicht überzeugt bin.
Ich bin angegriffen, die Einsamkeit nagt an mir, mehr aber noch dieses unzuverlässliche Material. Noch 620km Wildnis.