Wenn ich bloß besseres
Material hätte
Um 5:00h morgens beginnt es
zu regnen. Wie schön, ein gutes Argument, noch einmal liegen zu bleiben. Leider
regnet um 09:00h immer noch und ich komme verspätet los. Die Beine tun weh, der
Körper ist von akuter Unlust geplagt. Im Regen zu fahren, macht nicht
euphorisch.
Die Km sind zäh wie
Kaugummi, es zeiht sich. Irgendwann erste Station Boya Lake restplace. Nichts
zu sehen, ich treffe einen RVfahrer und frage ihn nach Fußball Ergebnissen.
Damit wird klar, nicht nur mir
fehlt jeder Kontakt zur Außenwelt, auch RVfahrer sind von allen modernen
Kommunikationsmedien abgeschnitten. So bleibt die Frage weiter ungeklärt, ob
Deutschland Brasilien besiegt hat.
Alle meine Hoffnung richte
ich auf Good Hope Lake. In der Saison soll die Tankstelle auf haben, so steht
es in meinem Breefing. Nach 40km erreiche ich den See der Guten Hoffnung. Aber
die gute Hoffnung schwindet schnell. Laut letzter Zählung 2006 leben knapp 40Mitbewohner hat die First Nation Gemeinschaft hier
am See, die in ersten Linie vom Fischfang leben und in diesen Tagen für den langen Winter vorsorgen. Die Symbole für Tankstelle und Restaurant am Ortseingang sind längst
entfernt.
Also kein Kaffee. Ich fahre
durch eine Geisterstadt. Niemand ist zu sehen. Es wirkt verloddert und aufgegeben. Die Tankstelle ist verriegelt. Eine kleine
Holzkirche steht visavis auf dem Gelände eines ehemaligen Autoabschleppunternehmen.
Es ist ein sinnhaftes Bild,
die verlassene Kirche zwischen all den ausgeschlachteten Ford Pickups. Relikte einer Vergangenen Zeit.
Aber immerhin, die Kirche
ist geöffnet, im Altarbereich ist ein frisches Bild von Papst Franziskus
aufgehängt worden. Ordnung muss sein.
Kein Kaffee bekommen zu
haben, hebt die Stimmung an diesem ohnehin trüben Tag nun auch nicht gerade.
Ich entferne mich aus diesem trostlosen Ort und keine 6km später ist der Reifen schon wieder platt. Das 3.Mal in 6 Tagen. Das ist dann doch zu viel an diesem Tag.
Ich bin hart dabei
aufzugeben. Während ich den platten Reifen bestaune und fluche, umschwirren mich die
Mücken. Es ist alles zum k…
Ich will nur noch in den
Süden, zurück in die Zivilisation. Das kanadische Reifenmaterial ist
unterirdisch, das Geld nicht anasatzweise wert. Das kann doch nicht wahr sein, ich meinem
Fundus zu Hause habe ich gebrauchte 26’’ Mäntel, die wären dreimal besser, als dieser
neuwertige kanadische Mist.
Mitten in der Pampas, gerade habe ich so einen trostlosen Ort verlassen und nun stehe ich hier. Ich fühle mich gedemütigt.
Mag ja alles ganz schön und gut sein mit dem Gefühl Einsamkeit zu erleben, sich selbst zu finden, bla, bla, bla, aber im Moment habe ich ein beginnendes existenzielles Problem. Ich muss hier irgendwie wegkommen können.
Und der Weg ist noch irre lang.
Ich schiebe das Rad total
frustriert den Berg herauf und finde an einer Leitplanke eine Schotterfläche,
wo ich das Lager an diesem Tag aufbaue. Ich habe erhebliche Mühe, die Fassung
zu behalten. Warum ist das alles bloß alles so schwierig?
Auf keiner anderen Reise jemals zuvor, so lange ich denke kann, gab es auch nur ansatzweise diese Probleme.
Auf keiner anderen Reise jemals zuvor, so lange ich denke kann, gab es auch nur ansatzweise diese Probleme.
Der Mantel sieht gut aus und
doch tausche in meinem Frust nun Mantel und Schlauch gemeinsam, obwohl ich von
der Lösung nicht überzeugt bin.
Ich bin angegriffen, die Einsamkeit nagt an mir, mehr aber noch dieses unzuverlässliche Material. Noch 620km Wildnis.