tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 11. Juli 2014

Dease Lake

Dease Lake


Fr.,11.7.
Nördlichster Campus in BC
Natürlich ist es wieder eine Flucht am Morgen, ich schufte gleich nach dem Start das Rad zurück auf dem Highway. Im Grunde sind es nur amtliche 29km.  Was sind schon 29km? Selbst bei schlechteren Bedingungen nicht mehr als 2Stunden Fahrtzeit. Heute werden daraus 4 lange Stunden.
Verkehrsunfallopfer Grizzly Bär
Gleich nach dem Highwaystart ist auch schon wieder schieben angesagt. Wer auch immer der Meinung war, Strassen sollten lieber über den Berg als elegant am See entlang geführt werden, er wird seine Gründe gehabt haben und er ist kein Radfahrer.
Der Highway führt scheinbar unendlich den Berg hinauf, die von mir ersehnte Abfahrt an den See zum Ort gibt es nicht. So sind sie alle gleich, Alberta, Yukon und BC, immer mitten rüber, als elegant drum herum.

Neu an diesem heutigen Morgen sind die Baustellen, 10km vor Dease Lake Ort stehen wieder die lustigen Flaggenmännchen mit ihren Schildern auf der Strasse. Flaggers werden sie genannt und sie haben die Macht. Obwohl nichts los ist, erblicke ich beim Herannahen die Seite mit dem Stop, über Funk wird sich verständigt, jo, der muss nun warten. Also Rad an seinen Pickup lehnen und der Dinge harren, bis sich das Geschnarre wieder meldet. Das ist das Startsignal für alles was fliegt, nachdem ich nun schon eine  ganze Weile geschoben habe und durchgeschwitzt bin, freuen sich die Mücken, der Schildermann wedelt mit seinem Metallschild, allein es hilft alles nichts.
Insgesamt sind 8 gravel sections auf dem Weg nach Dease Lake, wie er mir erklärt und die arbeiten sie so allmählich ab.
Im Baltikum gibt’s nicht soviel Getöse. Auf der Strecke von Riga nach Ventspils ist die A8 vor 2 Jahren auf mehr als 20km auf eine Fahrbahn beschränkt worden. Sieh’ zu wie du da durchkommst, aber stör’ bloß den Laster-Transitverkehr nicht mit deinem Rad.
Hier ist das komplett anders. Zwar ist die Gefahrenstelle keine 400m lang, aber ich werde genauestens gebreeft, was alles um die Ecke auf der Strasse ist. Ich passiere die Stelle, der Gegenverkehr muss ebenfalls warten und wird derweil von einer hübschen Flaggenfrau gebreevt.
Ortszentrum Dease Lake

Wer den Blog zwischendurch mal gelesen hat, wird mitbekommen haben, im Grunde ist mein Bedarf an Luxus begrenzt, aber auf gewisse Kleinigkeiten lege ich tatsächlich außerordentlichen Wert. Dease Lake mit seinen 450 Bewohnern ist tatsächlich der Verwaltungs -und Hauptort der Region. Ich weiß von Marc, dem Fire Fighter, das sie hier Löschflugzeuge stehen haben, aber auch sonst gibt es alles, was der Fernreisende benötigt, eine Post, eine Provinzverwaltungsstelle, eine Tankstelle, Motels, einen überaus groß angelegten Laden, einen RV Abstellplatz und sogar einen Campus, der Universität Nördliches BC. Der Kaufmann mit Tankstelle verkauft nebenbei harten Stoff und beheimatet das Restaurant. Und es gibt Kaffee. Yeah. Herrlich. Das freie Internet wird vom Campus angeboten. Ich stürme das Büro ein wenig verlegen, Studenten sind keine da, es sind halt Semesterferien, aber die Frau für alle Fälle hat ein wenig Zeit und so bekomme ich das Passwort und eine Steckdose, alles sogar draußen unter freiem Himmel wirksam. Super, hier in der absoluten Einöde leisten sie ganz lässig das, was in Whitehorse nicht möglich scheint. 
Zwischenzeitlich bekomme ich einen weiteren Kaffee angeboten und kann in aller Ruhe die Post uploaden. Manchmal ist alles so einfach.

Kurz vor Schluss meiner Session erscheinen dann Maggie und Isaak aus Virginia die eine Radtour von Texas nach Anchorage machen. Über 4500 Meilen. Die habe ich jetzt auch schon im Sack. Es gibt ein wenig schlechte Nachrichten. Wenige Km nach dem Ort südwärts kommen die Berge. Es geht ordentlich zur Sache. Muss wohl so sein. Und dabei sehen die beiden völlig entspannt aus. 
Ich mache was falsch, allerdings habe ich Ellinor eingebleut, wenn Du beim Laufen auf die Zielgerade kommst, egal was vorher war und wie immer man sich auch fühlt, dann läuft man für die Galerie.

Zwar hat Ellinor eine Stunde vorher noch behauptet sich alles flach aus, aber daran glaube ich sowieso nicht mehr. Aber eine liebenswerte Lüge war es schon. Hilft nur nichts.
Ich breche gegen 16:30h auf. 15km später stehe ich am Fuß des ersten Berges. Eigentlich kann das noch gar nicht sein. Mehr als 9km später erreiche ich die Gnat Passspitze mit guten 1200m. Gut fürs Selbstvertrauen, da sowieso keiner da ist kann kam ruhig laut Tschaka schreien. Direkt vor dem Schild sind auffällig viele Fahrradreifenspuren zu sehen. Anscheinend gab es hier in der letzten Zeit mehrere Heldenfotos. Lol 

Gnat Pass, Passhöhe
Der Blick ist einmalig. Im Westen große Hügelketten dazwischen unendlichen Tannenwälder. Zwischendurch jede Menge kahle Stellen, schwer zu sagen, ob durch Rodungen oder Brände hervorgerufen.
Es herrscht auch heute wieder kein Wind. Leider. Es ist schier unglaublich, diese absolute Windstille. Dabei wäre es so einfach. Einfach mal Wind und die Mückerei hätte sich erledigt.
 Zuhause werde ich das mal recherchieren.
Die Mücken freut’s. Und obwohl ich mein Zelt nun direkt in den Wind am Highway baue, in der Hoffnung durch die freie Umgebung mückenfrei sein zu können, ändert sich auch heute Abend nichts an den täglichen Problemen. Es bleibt nur die Flucht in das Innenzelt. Immerhin, mit der Leistung am Abend befinde ich mich im Tages-Zielbereich.
Noch 470km Wildnis.