Dease Lake |
Fr.,11.7.
Nördlichster Campus in BC
Natürlich ist es wieder eine
Flucht am Morgen, ich schufte gleich nach dem Start das Rad zurück auf dem
Highway. Im Grunde sind es nur amtliche 29km.
Was sind schon 29km? Selbst bei schlechteren Bedingungen nicht mehr als
2Stunden Fahrtzeit. Heute werden daraus 4 lange Stunden.
Verkehrsunfallopfer Grizzly Bär |
Der Highway führt scheinbar
unendlich den Berg hinauf, die von mir ersehnte Abfahrt an den See zum Ort gibt
es nicht. So sind sie alle gleich, Alberta, Yukon und BC, immer mitten rüber,
als elegant drum herum.
Neu an diesem heutigen
Morgen sind die Baustellen, 10km vor Dease Lake Ort stehen wieder die lustigen
Flaggenmännchen mit ihren Schildern auf der Strasse. Flaggers werden sie
genannt und sie haben die Macht. Obwohl nichts los ist, erblicke ich beim Herannahen
die Seite mit dem Stop, über Funk wird
sich verständigt, jo, der muss nun warten. Also Rad an seinen Pickup lehnen und
der Dinge harren, bis sich das Geschnarre wieder meldet. Das ist das
Startsignal für alles was fliegt, nachdem ich nun schon eine ganze Weile geschoben habe und
durchgeschwitzt bin, freuen sich die Mücken, der Schildermann wedelt mit seinem
Metallschild, allein es hilft alles nichts.
Insgesamt sind 8 gravel sections
auf dem Weg nach Dease Lake, wie er mir erklärt und die arbeiten sie so
allmählich ab.
Im Baltikum gibt’s nicht
soviel Getöse. Auf der Strecke von Riga nach Ventspils ist die A8 vor 2 Jahren
auf mehr als 20km auf eine Fahrbahn beschränkt worden. Sieh’ zu wie du da
durchkommst, aber stör’ bloß den Laster-Transitverkehr nicht mit deinem Rad.
Hier ist das komplett
anders. Zwar ist die Gefahrenstelle keine 400m lang, aber ich werde genauestens
gebreeft, was alles um die Ecke auf der Strasse ist. Ich passiere die Stelle,
der Gegenverkehr muss ebenfalls warten und wird derweil von einer hübschen
Flaggenfrau gebreevt.
Wer den Blog zwischendurch
mal gelesen hat, wird mitbekommen haben, im Grunde ist mein Bedarf an Luxus
begrenzt, aber auf gewisse Kleinigkeiten lege ich tatsächlich außerordentlichen
Wert. Dease Lake mit seinen 450 Bewohnern ist tatsächlich der Verwaltungs -und
Hauptort der Region. Ich weiß von Marc, dem Fire Fighter, das sie hier
Löschflugzeuge stehen haben, aber auch sonst gibt es alles, was der
Fernreisende benötigt, eine Post, eine Provinzverwaltungsstelle, eine
Tankstelle, Motels, einen überaus groß angelegten Laden, einen RV Abstellplatz
und sogar einen Campus, der Universität Nördliches BC. Der Kaufmann mit
Tankstelle verkauft nebenbei harten Stoff und beheimatet das Restaurant. Und es
gibt Kaffee. Yeah. Herrlich. Das freie Internet wird vom Campus angeboten. Ich
stürme das Büro ein wenig verlegen, Studenten sind keine da, es sind halt
Semesterferien, aber die Frau für alle Fälle hat ein wenig Zeit und so bekomme
ich das Passwort und eine Steckdose, alles sogar draußen unter freiem Himmel
wirksam. Super, hier in der absoluten Einöde leisten sie ganz lässig das, was
in Whitehorse nicht möglich scheint.
Zwischenzeitlich bekomme ich
einen weiteren Kaffee angeboten und kann in aller Ruhe die Post uploaden.
Manchmal ist alles so einfach.
Kurz vor Schluss meiner
Session erscheinen dann Maggie und Isaak aus Virginia die eine Radtour von
Texas nach Anchorage machen. Über 4500 Meilen. Die habe ich jetzt auch schon im
Sack. Es gibt ein wenig schlechte Nachrichten. Wenige Km nach dem Ort südwärts
kommen die Berge. Es geht ordentlich zur Sache. Muss wohl so sein. Und dabei
sehen die beiden völlig entspannt aus.
Ich mache was falsch,
allerdings habe ich Ellinor eingebleut, wenn Du beim Laufen auf die Zielgerade
kommst, egal was vorher war und wie immer man sich auch fühlt, dann läuft man
für die Galerie.
Zwar hat Ellinor eine Stunde
vorher noch behauptet sich alles flach aus, aber daran glaube ich sowieso nicht
mehr. Aber eine liebenswerte Lüge war es schon. Hilft nur nichts.
Ich breche gegen 16:30h auf.
15km später stehe ich am Fuß des ersten Berges. Eigentlich kann das noch gar
nicht sein. Mehr als 9km später erreiche ich die Gnat Passspitze mit guten
1200m. Gut fürs Selbstvertrauen, da sowieso keiner da ist kann kam ruhig laut
Tschaka schreien. Direkt vor dem Schild sind auffällig viele
Fahrradreifenspuren zu sehen. Anscheinend gab es hier in der letzten Zeit
mehrere Heldenfotos. Lol
Der Blick ist einmalig. Im
Westen große Hügelketten dazwischen unendlichen Tannenwälder. Zwischendurch jede
Menge kahle Stellen, schwer zu sagen, ob durch Rodungen oder Brände
hervorgerufen.
Gnat Pass, Passhöhe |
Es herrscht auch heute wieder kein Wind. Leider. Es ist schier
unglaublich, diese absolute Windstille. Dabei wäre es so einfach. Einfach mal
Wind und die Mückerei hätte sich erledigt.
Zuhause werde ich das mal recherchieren.
Zuhause werde ich das mal recherchieren.
Die Mücken freut’s. Und
obwohl ich mein Zelt nun direkt in den Wind am Highway baue, in der Hoffnung
durch die freie Umgebung mückenfrei sein zu können, ändert sich auch heute
Abend nichts an den täglichen Problemen. Es bleibt nur die Flucht in das
Innenzelt. Immerhin, mit der Leistung am Abend befinde ich mich im
Tages-Zielbereich.