tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 21. August 2014

Sooke

Cannondale aufgemotzt: 3l Tank, 150km Reichweite bis 45km/h

Fr.15.8.
Fahrt in den Herbst
Die zweite Nacht im Saal J geht zu Ende, noch ist alles ruhig; ich überlege, ob ich einen weiteren Tag in der Kaserne bleiben soll. 

Dadurch, das wir zusammen gestern eine email-Adresse für Michael eingerichtet haben, blieb nicht viel Zeit über andere Dinge nach zu denken. ESTA müsste gemacht werden, die neue Route ist noch nicht zu Ende gedacht. Und dann ist da noch der alte Friedhof aus der Kolonialzeit, den ich unbedingt noch besuchen will. Während ich so auf der unteren durchgelegenen Matratze dieses Bunkbetts liege, kommen mir immer weitere Ideen, was noch zu entdecken sein könnte oder müsste. 
Ohne Zweifel, Victoria ist ein der wenigen Orte auf meiner Reise bisher, der viele Möglichkeiten bietet, eben auch abseits der typischen touristischen Pfade.
ausgecheckt

Da aber schönes Wetter angesagt wurde, lockt natürlich auch wieder eine Nacht im Freien.
Und dann kommt alles ganz anders, da Michael nach Sooke will und da es auf einer meiner möglichen Routen liegt, entscheiden wir spontan die nächsten 50km zusammen zu fahren. Für ihn ist die Größe des Hostel zu bedrückend, im Grunde will er das Hostel gerne sofort verlassen, obwohl er für 3 Tage gebucht hat. Aber dem steht dann plötzlich nichts Wege. Da auch Michael ausgecheckt hat, muss er auch das Fahrrad auftakeln, dabei wird klar, zumindest ein Teil seiner Ausrüstung gilt auf neudeutsch als schwer vintage. Wir haben irgendwo so ähnliche Fahrradtaschen auf dem Speicher liegen, ich durfte sie nie entsorgen, aber benutzt haben wir sie schon seit Jahren nicht mehr. 
es muß nicht immer topmodern sein
Vintage-Michael schert sich nicht um modische Erscheinungen, wie sportive Kunststofffasern mit elastischem Sitzpolster. Wofür  Ortlieb wasserdicht? Er schwört lieber auf Zeltbahn und Nylon Cordura. Ein noch größerer Eyecatcher ist allerdings sein riesiger Rucksack, den er auf dem Heckgepäckträger mit sich führt. Ein Modell, das auch schon Louis Trencker hätte getragen haben können. Absolut Vintage.
Natürlich gibt es heutzutage edle Rucksäcke von Fjäll Räven, oder Bergans, aber moderne Technik hat Michael in diesem Fall noch nicht erreicht.
Man muß es ihm lassen, er geht seinen Weg und hat mit seinem Outfit eben auch die schweren Etappen gemeistert. Es geht eben auch. Und er steht zu sich. Respekt!

Vorher ein kurzer Besuch im Turtle Hostel hinter der First Baptism Church, jenem mit einem klassizistischem Säulenportal dekorierten Kirchenhaus in der Quadra.
Der Preis ist gleich, aber dieses kunterbunt bemalte alte Holzhaus strahlt auf den ersten Blick eine wohlige Wärme für Michael aus.

Dann geht es über den Stadtteil Esquimalt nach Westen. Wir verpassen allerdings den gallopping goose trail und bleiben auf der Radspur, eines lebhaft befahrenen Highways, bis wir im Norden nach 10km den Trail erreichen. Zunächst noch zweispurig asphaltiert. Michael lebt auf, eine Fahrt über eine gewundene, hügelige kleine Strasse durch die Peripherie Victoria’s nach Westen. Nach weiteren 5km ist der Trail dann nur noch geschottert.
Es ist eine Fahrt in den Herbst. In den letzten Tagen ist es mir nicht so aufgefallen, natürlich stehen am Highway auch deutlich weniger Bäume, aber hier im Wald ist der Herbst in vollen Zügen auf dem Vormarsch. 

Die Blätter des Ahorn sind inzwischen orangebraun gefärbt und schon zu Hälfte gefallen. Der Indian Summer steht vor der Tür. 
Die Temperaturen sind in den letzten Tagen deutlich gesunken, An diesem Tag um die Mittagszeit kommt das Thermometer nicht über 17°. Und das am 16. August.
Vor zwei Wochen noch war in die Nächten nördlich des Fraser Canyons in Ashcroft ob der Hitze nur schlecht Schlaf zu finden.

Gestern hat Babette, die Frau aus Holland, die ich westlich von Vanderhoof kennenlernte, geschrieben; sie ist inzwischen in Whitehorse angekommen. Dort im Norden wird bald der erste Schnee fallen.  

Es ist eine entspannte 3,5h Stunden Tour quer durch Wald und Regenwald, auswuchernder Farnbewuchs und bemooste Baumstämme sind zu sehen, bis wir uns Sooke nähern, dann allerdings gibt es eine kurze Schwerkrafteinlage, in dem der Trail, einige Talsenken durchquert und die Parkgestalter ansteigende Serpentinen wohl für Luxus hielten.
Es nieselt bei Ankunft in Sooke, einem Ort am Highway 14 mit reichlich Holzindustrie Tradition. Heute widmet sich der Ort dem Fremdenverkehr.
Am Pacific

Hier trennen sich vorerst unsere Wege, ich spüre, das die unentschlossene Situation Michael nicht befriedigt und er entscheidet sich für den Campingplatz. Wir verabschieden uns am Grocery und ich genieße den Kaffee mit einem ganzen Stapel Donuts. Mal wieder etwas gegen die 78kg tun.
Nun da ich allein bin und noch reichlich Zeit ist, kann ich mich meinem Lieblingsthema zu wenden. Stöbern in Thriftstores - searching of hidden treasures. Ein kleiner Ort und gleich drei Möglichkeiten seinen nicht mehr benötigten Reichtum als Spende wieder los zu werden.
Stadtbambi

Ich brauche noch einen Platz für die Nacht und deshalb ist eine Fahrt an die Küste unumgänglich. Eine Nacht am Strand. Leider sind die beiden innerörtlichen Strandzugänge so mit Felsen übersäht, das ein Zeltaufbau nicht möglich ist und durch die auflandige Brise ist es für eine kurze Hose tatsächlich ziemlich kühl. Sollte der Sommer wirklich schon vorbei sein?

Details Jahresringe der Baumscheibe in Sooke
Letztlich lande ich doch wieder vor dem VC und entscheide mich für eine illegale Nacht abseits des Museumsgrundstücks. Das kleine Museum rund um das VC widmet sich sehr der industrieellen Holzgewinnung zu Beginn des letzten Jahrhundes des im Ort. Jede Menge Artefakte aus der Gründerzeit sind zu sehen, Dampfsägemaschinen, große Baumscheiben. Es ist eine unkritische Darstellung der Arbeit im Forst, das was die Stadt zu Wohlstand brachte. Die Zerstörung große Wälder fehlt hindes.

Baumscheibe
Es bleibt eine ruhige, klare Nacht, obwohl in dem Gebiet um Sooke es wieder eine hohe Schwarzbärenpopulation vorhanden ist. Teilweise ist Zahl der Schwarzbären sogar deutlich höher als auf vergleichbaren Abschnitten im nördlichen BC. 

Am nächsten Morgen werden wir von Einheimischen erfahren, das es im Bereich der Trails ebenfalls eine größere Anzahl Pumas gibt, aber die scheuen Großkatzen meiden den Menschen fast vollständig, hingegen würden Hochwild und Bären ohne große Probleme bis in die Wohngebiete gelangen. Aber außer ein paar schreienden, alkoholisierten Jugendlichen gibt es aber keine Besonderheiten.