Copy des Originalschildes von C.F. Lindley |
Fr.,27.6.(Nachtrag)
Ruhig bleiben
In Gedanken hätte alles so
einfach sein können. Und schön hätte es vor allem werden können.
Nach 5 Tagen Wildnis wieder zurück in der Zivilisation. Dafür habe ich die letzten zwei Tage ordentlich gebolzt. Heute nur die letzten 10km, dann einen Besuch beim VisitorCenter, Kaffee für lau, eine gute Dusche, ein Frühstück mit Obst und dann irgendwann in die Bücherei und die Posts hochladen, ein wenig Stadtrundgang und einen Platz für die Nacht finden.
Nach 5 Tagen Wildnis wieder zurück in der Zivilisation. Dafür habe ich die letzten zwei Tage ordentlich gebolzt. Heute nur die letzten 10km, dann einen Besuch beim VisitorCenter, Kaffee für lau, eine gute Dusche, ein Frühstück mit Obst und dann irgendwann in die Bücherei und die Posts hochladen, ein wenig Stadtrundgang und einen Platz für die Nacht finden.
Und dann funktioniert an dem
Tag aber überhaupt nichts.
Zunächst werde ich beim
Verlassen des Zeltplatzes von Mücken gejagt. Hinein in die Stadt, ich fahre an
der Bücherei vorbei, gleich gefunden, super! Noch sieht alles gut aus.
Und dann bricht wewnig später im Visitor Center bricht
dann der Plan auseinander.
Greyhound fährt heute gar
nicht und überhaupt nur 3 Tage die Woche. Heute Abend gegen 23:00h verlässt der Bus
Whitehorse, ich müsste im Gebäude nebenan die Abfahrtszeiten erfragen. Ich beginne
mich zu fragen, wofür die im VC eigentlich da sind. Der Kaffee kostet Geld, Spenden sind
erbeten, der Becher reicht für eine Kronenfüllung. Das war schon mal deutlich besser.
100000 Schilder, ob Lübeck dabei ist? |
Morgens hin nach Whitehorse, abholen und abends wieder hierher zuürck klappt sowieso nicht. Mindestens eine Übernachtung muss eingeplant werden. Langsam fühle ich mich in ein Dritte Welt Land versetzt. Ich denke immer noch europäisch. Die Entfernungen kriege ich einfach nicht in den Kopf hinein. Mal eben 450km oneway für ne Fahrradfelge.
knapp 70.000Schilder hat der Signpost |
Und das Internet in der
Bücherei geht gar nicht. Sie hätten nur Computer, kein wifi, die Frage ist, was
ich mit einem Computer ohne Netz soll. Aber. Sie bieten großzügiger Weise
Internet für 30min/Tag im Gemienschaftshaus an.
30min, das reicht gerade um die wichtigen emails
zu beantworten und Ellinor guten Morgen zu sagen, ich könnte ja auch mehr Einheiten
kaufen.
besser gehts nicht, Essen bleibt teuer |
Ich verzichte einstweilen.
Stattdessen fahr ich
frühstücken und überlege angestrengt, wie es weiter gehen soll. Bisher ist der
Yukon alles andere als lässig. Zwar gibt endlich wieder einen großen Grocery,
aber die Preise sind in dem ohnehin teuren Canada noch einmal deutlich teurer.
Ich beginne mich seit
längerem zu fragen, ob ich mir das noch lange antun will. Berge nichts als
Berge, dafür abends durchgeschwitzt sofort in volle Regenkleidung hüpfen und
zwingend ins Zelt, um den Mücken zu entgehen. Dann ist alles sehr viel teurer,
als im Süden, wenn es einen Laden gibt, und das ist sehr selten.
Einzig allein die Landschaft
unterwegs gleicht die Sache aus. Ich denke nach.
Bis Watson Lake musste man
kommen, sonst wäre alles umsonst. Weil es keine Alternative an Strassen gibt,
hätte ich denselben Weg zurückfahren müssen. Noch einmal die gleichen Berge,
nur von der anderen Seite. Jetzt aber bietet sich die Möglichkeit Highway 37,
den Cassiar Highway zu benutzen, um nach Süden zu fahren.
Ich bin ein wenig ratlos.
Also ins Motel. Dort hängt ein prima Schild, Wiederöffnung ab 15:00h. Pralle
Sonne draußen, ich hätte jetzt in der Zeit alles regeln können.
Aber sie machen Mittagspause, oderwasweißich. Jedenfalls ist zu. Ich versuche nochmals meinen Kranz zu reparieren. Frustriert bin ich 15min später auch nicht schlauer.
wifilose Bücherei |
Aber sie machen Mittagspause, oderwasweißich. Jedenfalls ist zu. Ich versuche nochmals meinen Kranz zu reparieren. Frustriert bin ich 15min später auch nicht schlauer.
Nix isset mit sprüh mal einwenig Antirost da rein, wie
Jens mir hilfreich riet.
Die Zeit vergeht, wertvolle
Stunden verstreichen.
Die bange Frage bleibt, ob
überhaupt ein Zimmer frei ist.
die 1942 erbaute Fliegerunterkunft |
Ich muss Whitehorse erreichen, den Bikestore Icycle, muss wissen, ob die überhaupt eine Felge haben und wie die verdammte Felge zu mir kommt.
Nach der ersten Mail kehrt
etwas Ruhe ein.
Michael ist in meinem Alter
und stammt ursprünglich aus Gersdorf in Niedersachsen. Ist vor 18 Jahren
ausgewandert und verwirklicht hier seinen Traum. Im Winter bei 50°, Minus,
versteht sich. Er hat diese Lodge, die einstmals 1942 US Flieger beherbergte
komplett saniert und nur sind 12 Zimmer vorhanden. Das Haus strahlt Ruhe und
Seele aus.
Die Airforce lodge
Nebenbei verwirklich er für sich Projekte, wie den Umbau eines Schulbusses zu einem fahrbaren Doppeldecker Haus, vollisoliert mit Strassenzulassung und Sauna. Hätte in Deutschland nie eine Chance, schon allein wegen der Höhe.
Die Airforce lodge
Nebenbei verwirklich er für sich Projekte, wie den Umbau eines Schulbusses zu einem fahrbaren Doppeldecker Haus, vollisoliert mit Strassenzulassung und Sauna. Hätte in Deutschland nie eine Chance, schon allein wegen der Höhe.
Michael's Bus |
Es wird ein turbulenter
Nachmittag. Icycle braucht SerienNummern, mit Bremsenangaben und, und, und.
Endlich um 18:00h gibt’s ein
Ergebnis. Kostet 98$+ Versand und der wird nicht billig.
Also wieder zurück auf los.
Ich frage bei Greyhound nach, Preis hinundzurück 200$.
Es hakt einfach an den
Entfernungen. Ich Lübeck würde ich 12min brauchen und ich wäre bei Jens. Für die Felge sind 900km hin und zurück. Also die Strecke Lübeck-Kufstein. Yeah!
In der zweitgrößten Stadt
der Provinz Yukon geht an diesem Nachmittag nicht viel zusammen.
Vielleicht ist es ein
Fehler, aber ich beginne zu zocken und sage zu Icycle, leg’ die Felge auf
Lager, ich komme selbst und hole sie ab. Wenn das Rad unterwegs verreckt, muss
eine neue Lösung her. Wohl ist mir dabei nicht. ber ich habe keine andere Wahl.
Yukon Style, 50°minus im Winter |
Inzwischen kommen die Gäste
des Tages.
Darunter zwei Biker, die ein
Zimmer von einem Harley Pärchen erben, denen die Maschine unterwegs kaputt
gegangen ist und die nun ihrer Maschine nach Grand Prairie mit demGreyhound
hinterher fahren.
Die Biker sind in Anchorage
gestartet und wollen southbound nach Texas. Unterwegs ist einem die Felge
gerissen und es gab wie bekannt keinen Radladen südlich von Whitehorse, aber
die Besitzerin eines Ladens gab ihr Hinterrad großzügigerweise her und bekommt
es aus Texas zurückgeschickt. Man muss das mal langsam nachsprechen.
Mir hilft das nicht. Ich
kann mich und meinen Posts widmen.
Das wollen allerdings auch
alle anderen Gäste und die Leitung bricht zusammen. Ich schaffe zwei Berichte
bis Mitternacht, dann gebe ich entnervt auf.
Michael sagt, es gibt einen
Anbieter mit Wucherpreisen für den ganzen Yukon. Die können sich die Preise
einfach aussuchen.
Mag alles sein, aber selbst
im Süden, war es ein mühsames Geschäft in den Bildschirm zu starren und zu
hoffen, das die Fotos irgendwann hochgeladen sind. Das lehrt Demut und Geduld. Und das
alles nur, weil die hackbeknackte Bücherei heute Morgen kein wifi hatte.
Ich kann nicht einschlafen
und liege lange wach, es juckt an allen erdenklichen Stellen der letzten Tage.
Dabei sind todsicher es gibt keine Mücken oder black flies im Raum. Es juckt trotzdem.
Ich starte gegen 4:00h einen
neuen upload Versuch. Es hat sich nichts geändert.
Die Erklärung, das alle auf
einmal in der Lodge ins Netz wollen, ist entlarvend also nur die halbe Wahrheit.