tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 2. Juli 2014

Watson Lake-Zwangspause

Copy des Originalschildes von C.F. Lindley


Fr.,27.6.(Nachtrag)
Ruhig bleiben
In Gedanken hätte alles so einfach sein können. Und schön hätte es vor allem werden können. 

Nach 5 Tagen Wildnis wieder zurück in der Zivilisation. Dafür habe ich die letzten zwei Tage ordentlich gebolzt. Heute nur die letzten 10km, dann einen Besuch beim VisitorCenter, Kaffee für lau, eine gute Dusche, ein Frühstück mit Obst und dann irgendwann in die Bücherei und die Posts hochladen, ein wenig Stadtrundgang und einen Platz für die Nacht finden.
Nachmittags aufgrund der Wetterlage entscheiden, was zu tun ist.
Greyhound Canada
Und dann funktioniert an dem Tag aber überhaupt nichts.

Zunächst werde ich beim Verlassen des Zeltplatzes von Mücken gejagt. Hinein in die Stadt, ich fahre an der Bücherei vorbei, gleich gefunden, super! Noch sieht alles gut aus.
Und dann bricht wewnig später im Visitor Center bricht dann der Plan auseinander.
Greyhound fährt heute gar nicht und überhaupt nur 3 Tage die Woche. Heute Abend gegen 23:00h verlässt der Bus Whitehorse, ich müsste im Gebäude nebenan die Abfahrtszeiten erfragen. Ich beginne mich zu fragen, wofür die im VC eigentlich da sind. Der Kaffee kostet Geld, Spenden sind erbeten, der Becher reicht für eine Kronenfüllung. Das war schon mal deutlich besser.
100000 Schilder, ob Lübeck dabei ist?
Hinüber zu Greyhound, die ebenfalls im Recreational Center residieren. Die Dusche kostet 5$. WOW!!! Für diesen Ort nahezu ein Wucherpreis. Selbst im Kurort Banff war es deutlich billiger. Preise für Versand per Greyhound kann man mir nicht sagen, alles muß zuerst gewogen werden. Es riecht unangenehm nach Bürokratie.  
Morgens hin nach Whitehorse, abholen und abends wieder hierher zuürck klappt sowieso nicht. Mindestens eine Übernachtung muss eingeplant werden. Langsam fühle ich mich in ein Dritte Welt Land versetzt. Ich denke immer noch europäisch. Die Entfernungen kriege ich einfach nicht in den Kopf hinein. Mal eben 450km oneway für ne Fahrradfelge.
knapp 70.000Schilder hat der Signpost
Watson Lake ist in erster Linie der Ort des Signpost. Der Schilderwald, irgendwann hat ein heimwehkranker US Soldat, C.F. Lindley, ein Schild mit seiner Heimatstadt in den Boden gerammt. Eine Art Basis Psychotherapie. Seine Kollegen folgten ihm, inzwischen sollen über 100.000 Schilder zusammengekommen sein. Auch viele deutsche Schilder sind zu sehen Watson Lake Sign Post Forest 
Und das Internet in der Bücherei geht gar nicht. Sie hätten nur Computer, kein wifi, die Frage ist, was ich mit einem Computer ohne Netz soll. Aber. Sie bieten großzügiger Weise Internet für 30min/Tag im Gemienschaftshaus an. 
besser gehts nicht, Essen bleibt teuer
30min, das reicht gerade um die wichtigen emails zu beantworten und Ellinor guten Morgen zu sagen, ich könnte ja auch mehr Einheiten kaufen.
Ich verzichte einstweilen.

Stattdessen fahr ich frühstücken und überlege angestrengt, wie es weiter gehen soll. Bisher ist der Yukon alles andere als lässig. Zwar gibt endlich wieder einen großen Grocery, aber die Preise sind in dem ohnehin teuren Canada noch einmal deutlich teurer.

Ich beginne mich seit längerem zu fragen, ob ich mir das noch lange antun will. Berge nichts als Berge, dafür abends durchgeschwitzt sofort in volle Regenkleidung hüpfen und zwingend ins Zelt, um den Mücken zu entgehen. Dann ist alles sehr viel teurer, als im Süden, wenn es einen Laden gibt, und das ist sehr selten.
Einzig allein die Landschaft unterwegs gleicht die Sache aus. Ich denke nach.
Bis Watson Lake musste man kommen, sonst wäre alles umsonst. Weil es keine Alternative an Strassen gibt, hätte ich denselben Weg zurückfahren müssen. Noch einmal die gleichen Berge, nur von der anderen Seite. Jetzt aber bietet sich die Möglichkeit Highway 37, den Cassiar Highway zu benutzen, um nach Süden zu fahren.

Ich bin ein wenig ratlos. Also ins Motel. Dort hängt ein prima Schild, Wiederöffnung ab 15:00h. Pralle Sonne draußen, ich hätte jetzt in der Zeit alles regeln können. 
wifilose Bücherei

Aber sie machen Mittagspause, oderwasweißich. Jedenfalls ist zu. Ich versuche nochmals meinen Kranz zu reparieren. Frustriert bin ich 15min später auch nicht schlauer.
Nix isset mit sprüh mal einwenig Antirost da rein, wie Jens mir hilfreich riet.
Die Zeit vergeht, wertvolle Stunden verstreichen.
Die bange Frage bleibt, ob überhaupt ein Zimmer frei ist.
Und ob das wifi auch funktioniert. 

die 1942 erbaute Fliegerunterkunft
Als um 15:00h aufgemacht wird begrüßt mich ein Michael mit freundlicher Stimme, aber ich bin gestresst. 

Ich muss Whitehorse erreichen, den Bikestore Icycle, muss wissen, ob die überhaupt eine Felge haben und wie die verdammte Felge zu mir kommt.
Nach der ersten Mail kehrt etwas Ruhe ein.

Michael ist in meinem Alter und stammt ursprünglich aus Gersdorf in Niedersachsen. Ist vor 18 Jahren ausgewandert und verwirklicht hier seinen Traum. Im Winter bei 50°, Minus, versteht sich. Er hat diese Lodge, die einstmals 1942 US Flieger beherbergte komplett saniert und nur sind 12 Zimmer vorhanden. Das Haus strahlt Ruhe und Seele aus. 
 Die Airforce lodge
Nebenbei verwirklich er für sich Projekte, wie den Umbau eines Schulbusses zu einem fahrbaren Doppeldecker Haus, vollisoliert mit Strassenzulassung und Sauna. Hätte in Deutschland nie eine Chance, schon allein wegen der Höhe.
Michael's Bus
Es wird ein turbulenter Nachmittag. Icycle braucht SerienNummern, mit Bremsenangaben und, und, und.
Endlich um 18:00h gibt’s ein Ergebnis. Kostet 98$+ Versand und der wird nicht billig. 
Also wieder zurück auf los. Ich frage bei Greyhound nach, Preis hinundzurück 200$.
Es hakt einfach an den Entfernungen. Ich Lübeck würde ich 12min brauchen und ich wäre bei Jens. Für die Felge sind 900km hin und zurück. Also die Strecke Lübeck-Kufstein. Yeah!

In der zweitgrößten Stadt der Provinz Yukon geht an diesem Nachmittag nicht viel zusammen.
Vielleicht ist es ein Fehler, aber ich beginne zu zocken und sage zu Icycle, leg’ die Felge auf Lager, ich komme selbst und hole sie ab. Wenn das Rad unterwegs verreckt, muss eine neue Lösung her. Wohl ist mir dabei nicht. ber ich habe keine andere Wahl.
Yukon Style, 50°minus im Winter
Inzwischen kommen die Gäste des Tages.
Darunter zwei Biker, die ein Zimmer  von einem Harley Pärchen erben, denen die Maschine unterwegs kaputt gegangen ist und die nun ihrer Maschine nach Grand Prairie mit demGreyhound hinterher fahren.
Die Biker sind in Anchorage gestartet und wollen southbound nach Texas. Unterwegs ist einem die Felge gerissen und es gab wie bekannt keinen Radladen südlich von Whitehorse, aber die Besitzerin eines Ladens gab ihr Hinterrad großzügigerweise her und bekommt es aus Texas zurückgeschickt. Man muss das mal langsam nachsprechen.
Mir hilft das nicht. Ich kann mich und meinen Posts widmen.
Das wollen allerdings auch alle anderen Gäste und die Leitung bricht zusammen. Ich schaffe zwei Berichte bis Mitternacht, dann gebe ich entnervt auf. 
Michael sagt, es gibt einen Anbieter mit Wucherpreisen für den ganzen Yukon. Die können sich die Preise einfach aussuchen. 
Mag alles sein, aber selbst im Süden, war es ein mühsames Geschäft in den Bildschirm zu starren und zu hoffen, das die Fotos irgendwann hochgeladen sind. Das lehrt Demut und Geduld. Und das alles nur, weil die hackbeknackte Bücherei heute Morgen kein wifi hatte.
Ich kann nicht einschlafen und liege lange wach, es juckt an allen erdenklichen Stellen der letzten Tage. Dabei sind todsicher es gibt keine Mücken oder black flies im Raum. Es juckt trotzdem.
Ich starte gegen 4:00h einen neuen upload Versuch. Es hat sich nichts geändert.
Die Erklärung, das alle auf einmal in der Lodge ins Netz wollen, ist entlarvend also nur die halbe Wahrheit.