Liard Hot Springs-Viva Polonia

Di.,24.6.(Nachtrag)

Bisons live

Die Nacht bleibt ruhig. Diese Nacht erfolgt kein Angriff auf meine Ceralien durch die Ground Squirrel, ich habe besser aufgepasst. Nix mehr im Zelt. Am diesem Morgen nehme ich ein Sponsoren Frühstück bei Double G. 

Double G, Muncho Lake

Empfohlen in Toad River, wenn Du nach Muncho Lake hereinfährst, unbedingt die erste Tankstelle wählen. Double G ist genauso, wie man sich eine Highway Gaststätte vorstellt. Die Außenansicht ist stark gewöhnungsbedürftig, ziemlich in die Jahre gekommen, draußen stehen Trucks mit laufendem Motor, drinnen unterhalten sich die Trucker lautstark mit dem Koch, in Deutschland würde man das Schauküche nennen. Ich wirke fremd hier.

Es ist eher die Einkehr Herberge der arbeitenden Männer. Frühstücken am Highway. Der Koch kommt, es wird nicht groß verhandelt, ich nehme dasselbe, was der da hat. Gut. Aber lecker.

Nobelherberge

Später verstehe ich, warum es die erste Herbege sein sollte. Die zweite Herberge, wirkt schon brachial von außen. 

Typische Schnösel Herberge. Je arroganter, desto größer sind die Zeichen an der Eingangstür, Washrooms nur für unsere Gäste. Komm' ja nicht auf die Idee, Du willst Dir für lau die Hände waschen, weil Du gerade mal an der Kette rumgespielt hast.

Dann einige unerfreuliche Anstiege rund um den See und ich bin wieder im Fjell. Die Strasse folgt jedem Hügel, nichts isset mit einer gemütlichen Fahrt um den günblauen, 8km lange Muncho Lake. Stattdessen deutliche Warnzeichen. Bison Gebiet! Achtung Geschwindigkeit reduzieren. Und in der Ferne sehe ich mehrere Autos stehen. Ah, da sind sie. Leider entpuppen sich die Bisons vorerst als doofe Dallschafe. Davon habe ich bereits genug gesehen. Aber immerhin, Tierwelt. 

Mit dem Fahren ist das nicht ganz einfach. Bei Geschwindigkeit Füße von den Pedalen, bergan muss der Zeitpunkt genau getimt werden, wann die Füße wieder in die stark drehenden Pedalen positioniert werden, sonst mache die Kette rabatz. Ich bin innerlich außer mir. Nach wie vor. Was für ein Materialverschleiß.

Muncho Lake

Plötzlich steht einer an der Strasse und winkt. Bob, aus Portland/OR. Er ist Reiseleiter für Adventure cycling association, Adventurecycling.org die amerikanische Fahrradfahrer community und macht Station auf dem Nahe gelegen Liard Hot Springs PP. Er lädt mich spontan ein auf seiner Parzelle die Nacht zu verbringen. Noch 30km entfernt ist die Nacht schon mal am Mittag geklärt. Sehr nett. Bob wird am 12. July von Anchorage/ AK eine Fahrradtour mit 14 Teilnehmern aus der gesamten USA im Denali NP leiten. 

Bison Warnhinweise

Und nur kurze Zeit später hüpft das Herz. Der Alaska Highway ist verstopft. RVs, PKW und schwere Laster stauen sich, weil ein Mutanten-RV einfach mal gehalten hat und die Strasse blockiert ist. Bisons stehen mitten auf der Strasse. 

Diesmal gibt es nicht nur Schilder, nein es gibt Bison live. Mindestens 40 Tiere kann ich zählen, die auf beiden Seiten der Strasse ohne Beachtung für den Verkehr sich bewegen.

Echte Bisons, was haben wir im Biaowieza NP morgens nach diesen Urtieren gesucht. Keine Chance in Polen, der NP ist für die allgemeine Bevölkerung gesperrt und die Tiere ziehen sich tief in den Wald zurück. Zweimal war ich in Bialowieza, jedesmal ohne Erfolg, aber hier ist das was anderes die Jungs und Mädels stehen direkt auf der Strasse und nun schließt sich der Kreis. Viva Polonia! 

Es gibt Fotoshooting für alle. Als alle Fahrzeuge davon sind startet meine Kette nicht und allein dieses mickrige Geräusch muss den Leitbullen so erschreckt haben, das er in Wallung gerät und die gesamte Herde in den Wald scheucht. Unglaublich. Bis auf die übel riechenden Hinterlassenschaften auf der Strasse erinnert nichts mehr an die bis zu 800kg schweren Urviecher.

Da ist er!

Ein wenig weiter bergauf treffe ich auf Newby, der mit seinem Enkel und seiner 92er Harley aus Kentucky nach Prudhoe Bay/AK unterwegs ist. Eine Riesenstrecke. 5000Mi haben sie schon hinter sich.

Und dann beginnt die Bärenparade. Schwarzbären lümmeln sich im grünen Seitenstreifen, mal zum Lunch, mal mit Körperpflege beschäftigt. Immer wieder werde ich gewarnt. Bären sind nicht knuddelig. Dave, ein Biker mit einer deutschen BMW(B,M, double U) auf dem Weg zum Dempster Highway taucht neben mir auf, hast Du den Bären gesehen? ja, sei vorsichtig. Nach 15min ist er wieder da und schreit bei laufendem Motor, there is a female grizz and a cub. 

Leitbulle

Newby aus Kentucky

Das ist allerdings was anderes Grizzlys im Seitenstreifen  mit ihren Jungen sind eine ernste Nummer. Selbst bergab mit meinem schweren Trecker würde es schwer fallen sie auf kurzer Strecke abzuschütteln. Man glaubt es ja kaum, aber diese gut 700kg schweren Weibchen können bis zu 45km/h schnell sein. Also vorsichtig runterfahren. Give the bear a space. Aber die Bärin ist bei Ankunft bereits wieder verschwunden. 

Dave

Der letzte Tageshöhepunkt ist der Liard Hotspring. Seit Urzeiten war den Dene die heiße Quelle als mystischer Ort bekannt. BCparks Liard Hot Springs Bis zu 50° strömt das Wasser aas der Erde und verteilt sich in einem Naturpool. Ich bin sehr gespannt. Allerdings schlägt das Wetter um. Zusehends wird der Himmel schwarz. Ich flüchte in die Liard River Lodge, aus einem Kaffee werden mehrere, aber die Entladung hört nicht aus.

Draußen herrscht Alaska Regen. Und während ich mürrisch aus dem Fenster schaue und dem nun seit 1 Stunde dauerndem heftigen Gewitter lausche, taucht das Klischees eines Amerikaners auf. Und bestellt: Grizzly Burger, mit Fries und Coke. Die große Platte. Oh man. Und unterhält lautstark den Saal. Da ich der einzige bin lässt er auch einige Schoten zum Besten über Fahrradfahrer los.

Kein Zweifel, der Mann weiß, wovon er redet. 

Der Bär hat Witterung aufgenommen, höchste Zeit, time to go!

Tom Schroeter, heißt der Grizzlyburger man und ist studierter Fischerei Biologe. Das spannende aber ist, das wir beide herausfinden, seine Familie stammt aus Reinfeld. Ich sage ihm iam coming from Hamburg, better a small town, close Hamburg und er sagt er seine Urgroßeltern sind ebenfalls aus der Region. Um die vorherige Jahrhundertwende in die USA eingewandert, State New York, ganz im Nordosten, haben sich als bricklayer verdingt. Mauer also. Sie haben ihm ein Studium in Colorado ermöglicht. Reinfeld hat er nie besucht.

Tom aus Alaska mit Reinfelder Wurzeln

Er ist auf dem Weg nach Texas mit dem Auto. Quer durch die USA.

Der Regen hat nicht aufgehört und so gibt es einen Zeltaufbau im Dauerregen. Auf Schotterplatz. Die Häringe gehen genau 3cm in den Boden. Die Canadier spinnen. Bob leiht mir seinen Hammer und als alles steht, kommt im Dauerregen das Beste des Tages, mehr als 40°heißes Wasser im Busch. Was für ein Genuß. Es ist der Highlight vieler Alaskafahrer bis hierher. 

Bob aus Oregon

Der Unterschied zwischen denen und mir ist nur gering. Während sie eine 8m klimatisierte Wohnung auf Rädern danach haben, bleibt mir ein klammes Zelt. Hütten gibt es auf den PP nicht. Und so ganz ohne ist die Sache nicht.

Der Weg zu den Hotsprings

Der zweite, nördlicher liegende Pool ist seit 2 Jahren geschlossen. Damals gab es einen tödlichen Unfall mit einem Vater+Kind und einem Schwarzbären. Das immer mal wieder Bären auftauchen und den Zweibeinern beim Schwimmen zu gucken, scheint ein offenes Geheimnis zu sein.
 

Liard Hotspring, manchmal mit tierischen Gästen

Mehrere Badegäste unterhalten sich zu später Stunde über das Erscheinen der felligen Besucher. Die Wärme und die Erschöpfung des Tages lassen im Schlafsack den Bären bald vergessen.       Ich habe super geschlafen.