tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 2. Juli 2014

Watson Lake



Do.,26..6.(Nachtrag)
Nicht jede Lodge hat eine Küche
In der Nacht haben sich einige Trucker ebenfalls auf die Bergspitze gestellt.  Am nächsten Morgen geht das Drama in die zweite Runde. Kaum vor dem Zelt, wartet die Black Flies Horde schon auf das Angriffssignal. Nur weg!

Letzter Tag in BC, heute erfolgt der Grenzübertritt zum Yukon. Die Strecke bleibt unverändert die Strasse folgt parallel dem Liard River, jedoch nicht direkt an Ufer Nähe, sondern eher so gefühlt und deshalb sind schon Bergetappen auf dem Programm.
Die Hitze kommt erst gegen 13:00h bis dahin es auszuhalten.

Erste Station ist Contact Creek. Hier an diesem Bach sollen sich am 24. Sep.1942 amerikanische und canadische Tiefbauer von beiden Seiten getroffen haben. 
Der Gedenkplatz ist unbedeutend. Eine kleine Tafel, mehr aber auch nicht. Weniger hundert Meter vorher überquert der Highway das erste Mal die Provinzgrenze zum Yukon. Ein ausgebranntes Autowrack, eine belanglose Tafel, viel Yukon ist nicht zu spüren.
Allerdings lümmeln sich auf einem Abschnitt des alten, originalen Highways zwei riesige Grizzlies, die mit dem Fernglas besser zu beobachten sind.

Die Contact River Lodge befindet sich noch eine Minuten entfernt und macht einen abgewrackten Eindruck. Es läuft amerikanisches Gerichtsfernsehen, so was wie Babara Salesch in voller Lautstärke und die Besitzerin scheint mehr am Prozeßverlauf, als am beglücken ihren Kundschaft interessiert zu sein sprich mich ja nicht an und glotzt unentwegt in die Mattscheibe.
Ok, keine Fragen, viel ist eh nicht los und meine Hoffnung, mein karges Essen durch einen Grizzly Burger wie in Toad River aufzuwerten, scheitert. Wir haben keine Küche mehr. Irgendwas Eingepacktes liegt im Kühlschrank. Pappiges Brot mit Wurst und wie immer Cheddar. F…
Keiner hat mir gesagt, das die Lodges so unterschiedlich ausgestattet sind. Mal ungehobelt Truckerrmäßig, mal absolut zufrieden stellend, wie in der Liard Lodge. Es ist ihr Mann, der mir erklärt, warum ich so viele geschlossene Ruinen sehe. Auf dem Highway ist kaum noch was los. Viele Leute sind zu alt für diese lange Reise, und die jüngeren fliegen eher. 


Die Kundschaft bleibt aus und es reicht nicht mehr für alle. Und die Zuverlässigkeit der Autos ist eben deutlich gestiegen, man braucht nicht mehr so viele Werkstätten, eine Tankfüllung reicht von Watson Lake bis nach Whitehorse. Sein Motel hat auch nur deshalb Glück, weil es zwischen Watson Lake und 100km weiter südlich keine Tankstelle gibt.


Was willst machen, also gib mir so 'ne Pappflöte mit Heinz Ketchup geht alles und für 5,75$, darfst Du Dir überlegen- heute Abend gibts nichts mehr oder eine zweite Flöte. Schade ich hatte mich nun so auf einen riesigen Grizzly Burger mit Fries gefreut. 
 
Wie dem auch sei, die Pappflöte verleiht Flügel und die noch fehlenden 65km vergehen nach 13:30h wie im Flug. Hätte ich mir gar nicht zugetraut, nach dem gestrigen Tag. 

Irgendwann gegen 14:30h treffe ich auf Sonne und Jasper aus Den Haag, die beide ebenfalls in Anchorage gestartet sind und meinen Weg über Grande Prairie und den Nationbalparks nach Vancouver nehmen wollen.
Alter Falter, kennt man die Strecke nicht, lässt man es ja auf sich zu kommen, da ich nun weiß, was auf die zu kommt, kann ich nur sagen, heja, ihr habt Euch was vorgenommen; möchte ich nicht noch mal machen.
Jasper hat schlechte Nachrichten, keine Werkstatt in Watson Lake, erst Whitehorse hat wieder Service, er selbst fährt mit einem 28’’ Koga und zwei gebrochenen Speichen. Ich ahnte es bereits und will mich nicht entmutigen lassen, dennoch macht mir das Sorgen.
Sonne und Jasper aus Den Haag

Ich befinde mich sowieso in einem momentanen mentalen schlechten Zustand. Mich nerven die schlechte Versorgungslage, die anhaltende Berglage und vor allem das Gesteche am Abend oder beim Fotoshooting. 

Auch heute ist wieder überwiegend Flaute und bei Stillstand das augenblickliche Erscheinen von Mücke und Co. Ich habe entdeckt, dass meine Felge nicht nur keinen Freilauf mehr hat, sondern ebenfalls gebrochen ist. 
Ich wunderte mich ja ein wenig über die entdeckte Acht und das neu aufgetretene Reiben an der Hinterbremse. Nachdem ich den Dreck ein wenig entfernt habe, sah ich das Unglück mind. Ein Nippel droht heraus zubrechen.
Irgendeine Lösung muss her. Neue Felge, entweder einfliegen lassen oder selbst abholen, aber dazu brauche ich erstmal webservice. Im Moment kann man nichts tun.

Nachdem die beiden weg sind, kommt der aufregendste Teil des Tages. Auf einem 20km Abschnitt kommt es alle paar Kilometer zu Begegnungen mit Bären, Grizzlies, wie Schwarzbären, die jeweils im rechten Straßenrand, höchstens 5m von der Fahrbahn entfernt auftauchen. Das ist keine richtig witzige Sache, auch wenn das erste Auto neben mir hält und die beiden Insassen feixend mir von einigen Bären erzählen und lachend davon fahren, drive safety, Idioten! Die Mehrzahl der Autofahrer ist dagegen sehr hilfsbereit. Sogar ein großer Truck schiebt sich zwischen den Bären und mich, nachdem ich ihm mit Handzeichen die Sache erkläre. Danach gibt’s ein thumb up!

Und wie puschelig sie da so rumliegen im Gras. Scheinbar von allem entrückt, nur auf Löwenzahn achtend. Dennoch. Die urplötzliche Gemütsänderung macht die langsame Vorbeifahrt am anderen Strassenrand zum riskanten Spiel. Mit meinen 17km/h bin ich ihnen chancenlos unterlegen. Aber es bleibt fast alles friedlich. Nur ein Schwarzer ist anscheinend selbst nicht durch meine Flöte, sondern doch erst durch meine plötzlich Nähe aufgeschreckt und jagt von einer Sekunde auf die andere in Richtung Waldrand. Zum Glück in die entgegen gesetzte Richtung.
Die letzten 20km verlaufen ohne Probleme, an First Nation vorbei, und dann kommt auch schon Watson Lake. 10km vor dem Ortskern entdecke ich eine day-use-recreational area, aber da keine Öffnungszeiten angeschlagen sind lasse ich es heute drauf ankommen.
Freiluft Areal am See mit Tischen und WC Häuschen, was willste mehr.
Das finden später auch ein gutes Dutzend RV’s, die vor dem Gelände Aufstellung nehmen.