nach 9 Monaten zurück |
Was bleibt ?
Ich lasse die Frage fürs erste unbeantwortet und werde sie vielleicht auch erst im Abstand von einigen Monaten beantworten können.
Wenn ich an diesem griesen Dag, Mitte Dezember 2014, 36 Stunden nach meiner Ankunft in Lübeck, aus dem Fenster schaue und die ruhige Pelzerstrasse beobachte, dann erscheint alles hier deutlich stiller, als noch vor 48Stunden.
Ich fühle mich wie betäubt, die Reise bebt innerlich noch nach.
Erst nach einigen Monaten komme ich vielleicht zu einem endgültigen Abschluss der Reise.
Mit dem Wiedereingewöhnen werde ich mir bewußt ein wenig Zeit lassen, und einige neue Projekte erst im nächsten Jahr beginnen.
Ich freue mich auf die Ostsee,
lange Spaziergänge am Meer, auf den Lübecker Weihnachtsmarkt mit seiner ganz eigenen Athmosphere und dem Tallinn-Stand. Auf einen sehr ruhigen Jahreswechsel mit Ellinor.
Im Januar werden wir dann für einige Tage nach Pommern an die Küste gehen. Nach Kolbrzeg, da wo letztlich die Idee geboren wurde.
Einer bekanntesten Sprüche im Ausdauer Sport lautet:
Der Schmerz geht, der Stolz bleibt.
unvergessen, die Weite der Prairies |
Es wird immer Leute geben, die weitere, längere und entbehrungsreichere Touren unternehmen. Mit meinen fast 70kg Material und Bike waren igendwann Grenzen des Machbaren erreicht.
In den nächsten Wochen werde ich die Pages überarbeiten, versuchen die größten Grammatikfehler zu verbessern, PDF zu sichern und mit den Vorbereitungen für ein Hartcover zu beginnen. Es ist eine Begenung mit mir, mit Frust, Schmerzen, großer Belastung, aber auch eine Erinnerung an eine unglaublich intensive Zeit.
Ich werde es nicht wieder versuchen. Es gibt keinen zweiten Versuch einer Weltreise. In den letzten Monaten habe ich eines gelernt, ich bin dafür nicht geeignet. Weltreisende sind erbarmungslos gegen sich selbst, was ihren Bedarf an Luxus und Komfort angeht, ich dagegen bin viel zu stark dem Materialismus verfallen. Ich kann Dinge einfach nicht liegen lassen. Schon mit zuviel Gepäck gestartet, sind Materialisten immer wieder auf der Suche nach Neuem. Zwar Ich konnte über weite Strecken alle meine Tagesziele erreichen mit vielen Tagesetappen jenseits der 100km Marke, aber ich bin ehrlich genug zu mir und hab genau gespürt, wieoft ich mir selbst im Wege stand. Ob ein anderes Setting mich zufriedener gemacht hätte bleibt unbeantwortet.
Immer wieder stoße ich in meinen Gedanken dann an die Novelle, die Lew N. Tolstoi 1885 veröffentlichte. Wieviel Erde braucht der Mensch
Eberhard hat sie mir seiner sonoren Stimme als 14jähriger vorgelesen. In stillen Stunden der Einsamkeit nach den Tagesstrapazen dachte ich oft an den Text. Brauchst Du das wirklich? Ist das nun wirklich notwendig?
Eine andere Geschichte dieser Reise, die wirklich lange beschäfftige war die Story, die mir Rod am Strand von Gibsons/BC erzählte.
Er war einmal der Bühnenchef und verantwortlich für eine Show von Harry Belafonte. Und während der Probe unterbrach Harry plötzlich den Ablauf und sagte zu seinen Orchester, Leute, wenn ich heute ein Witz mache, dann möchte ich das ihr nicht da sitzt und gähnt oder man es euch ansieht, das ihr den Witz schon gestern gehört habt.
Nein, sagte Harry, ich möchte das ihr lacht und so tut, als wenn ihr den Gag das erste Mal gehört hat. Denn die Leute kommen heute Abend und sie bezahlen uns dafür, das sie etwas ganz besonderes von uns geboten bekommen. Und sie kommen heute das erste Mal, jeder Tag ist ein erstes Mal, und unser Job ist es, ihnen das Gefühl der Einmaligkeit zu geben.
Weltradler sind keine Materialisten |
Ich werde noch ein kurze Zeit den Blog geöffnet lassen, dann wird er für immer geschlossen werden.
Bei der ersten Durchsicht früherer Pages fallen auch mir die vielen Fehler auf, die Posts teils in Hektik, teils unter schwierigen Umständen entstanden. Es ist mir im Abstand sehr unagenehm und Leser, die öfter hingeschaut haben, haben es verdient, noch einmal einen korrigierten, möglichst fehlerfreien Text zu lesen.