tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 10. Dezember 2014

LA-Union Station

Weihnachtsrudolf aus China
Di.,9.12.
China produziert alles
Natürlich war es schon ein wenig vermessen, zu glauben, ich bekomme nach Las Vegas wieder ein Einzelzimmer, nur deutlich besser. Aber ich blieb bis zum späten Abend allein, irgendwann wurde ich wach und das Telefon schien ein Weile geklingelt zu haben, Sir bitte öffnen sie die Tuer, sie haben einen Zimmernachbar. Jetzt? Sind die irre? Kennen die den Begriff gesunde Nachtruhe überhaupt?
Um 02:15h ist Andi aus Leipzig im Zimmer.

Das Continental Breakfast ist was es ist, Ceralien mit Milch und Orangesaft, diesmal allerdings versucht sich ein Hotelpage an einer Waffelmaschine.
Schon wieder Waffeln mit Ahorn Sirup, also sowas wie Pancackes. Ich kann dem überhaupt nichts abgewinnen und ich freue mich auf das erste deutsche Frühstück wie ein kleines Kind auf Pommes. Eier, Lachs, und Fleischsalat, das ganze Programm und weisse Brötchen, ich liebe weisse Brötchen.(Wer ihn mag, sollte Dieter Nuhr ich liebe weisse Brötchen hören.)
Union Station Eingangshalle
Ich bin von der Idee begeistert zwei weitere Tage in LA Downtown zu bleiben, man kann es nicht anders sagen, Downtown hat was. Nach der mageren Kost der ersten Woche in den Suburbs ist hier das Dessert angerichtet. Das was ich gestern gesehen habe, finde ich so beeindruckend, das ich bleiben will.
In allen grossartigen Hotels dieser Welt ist das höchstwahrscheinlich ein Sekundesache, extend your  stay, kein Problem. Hier im Stay on Main ist die Sache natürlich wieder komplizierter. Ich stehe am Schalter, wissen sie was, ich bleibe noch zwei Tage länger, wenn ich das Zimmer und das Bett behalten darf! Kann ich gleich zahlen und sie nehmen die Buchung vor? Welch ein Gedanke. Nein, sie müssen sich einloggen und eine Buchung online vornehmen, hier am Counter geht das nur zum Vollpreis. Nun muss man wissen, das das Hostel im Netz 40% billiger ist, als wenn man hier hereinmarschiert und die Karte auf den Tisch wirft. Herrgott, ich bin doch schon eingecheckt, ich würde meine 2Tage nur um weitere 2Tage verlaengern. Nein, es geht nicht.
Manchmal denke ich, ob wir Deutschen zu unrecht den Titel besitzen zu pedantisch, aus Prinzip zu genau sein zu müssen. Ich habe das Gefühl ich erlebe immer wieder eine Nation die uns leicht toppen kann. Und das Wort kleiner Dienstweg scheint nicht englisch übersetzbar zu sein.
Hauptquartier LAPD

Also setze ich mich keine zwei Meter neben den Tresen der Frau und beginne die online Buchung. Um es kurz zu machen, es gibt Probleme und letztlich endet es darin, das die Frau meine Buchung auf ihrem Schirm sieht, gut ich hab sie jetzt. Aber bezahlen können sie erst wenn der Tag tatsächlich angebrochen ist. Ich gebe auf. Sollen die mich ansprechen, wenn sie Geld wollen, ich hab's gut gemeint. 
Chris aus Los Angeles
Ich verlasse das Haus, es gibt wichtigeres, als eine online Buchung. Erste Station an diesem Tag ist der von Neal empfohlene Hauptbahnhof. Union Station. Er ist der letzte grosse Bahnhof dieses Landes, der je gebaut worden ist, danach nahm die Begeisterung der Amerikaner fuer Eisenbahnen bekanntlich dramatisch ab mit Folgen, die jeden Tag in LA zu bewundern sind. Das Land setzte auf Auto und entwickelte sein Highway System.

Die Union Station stammt aus der Zeit der grossen Depression und liegt auf indianischen Land. Von aussen zunächst eher unscheinbar, wird ihre schlichte, kathedralenartige Bauweise erst deutlich, sobald man das Hauptpoprtal betritt. Eine riesige lichtdurchflutete Halle, die ähnlich wie die Union Station in Toronto heute eher wie ein nackter Torso wirkt.  Wikipedia.org Union Station Der aus dunkler Eiche gefertigte überdimensionale Ticketcounter ist seit 25 Jahren verwaist. Abgesperrt, der Officer sagt zu besonderen Anlässen wird dieser Flügel immer mal wieder benutzt.
Toys District, Gerüche und Dufte aus aller Welt

Das Dach der Halle ist eine Stahlträger Konstruktion, die aber im Dekor einer Holzbalkenlage imitiert gefertigt ist.  Entlang der Gänge stehen noch die alten original thronartigen Sessel des Warteraumes. Und typisch amerikanisch steht ein Schild da, die Sitzgelegenheit ist nur für Kunden der Amtrack und auch nur für maximal zwei Stunden zum Ausruhen. Ich werde Zeuge, wie zwei Sheriffs, die ohnehin wenigen Reisenden, die einen Sessel in der langen, leeren Halle beanspruchen nach Fahrkarten kontrollieren und sehe, wie zwei harmlos aussehende junge Frauen verscheucht werden.
Es gibt einfach Dinge, die machen mich sprachlos Ja, natuülich können sich die homeless people hier einnisten und dann? Gleiszutritt ebenfalls nur mit Ticketkontrolle, wieder bewaffnete Beamte, aber sie haben einen guten Tag und ich darf die Züge sehen. Der Oberbau ist allerdings so modern, das ich bald zurück bin.
Los Angeles Street im Hintergrund das Rosslyn

Ich verlasse den Bahnhof, es ist zu früh für Lunch und so bleibt etwas Zeit für die Umgebung. Zum Beispiel Japan Town und LAPD. Heute ist scheinbar ein grosser Festtag. Auf dem Gelände des 2009 fertiggestellten modernen Baus wimmelt es von Polizisten. Es gibt ein bisschen Party, ein bisschen Huldigung, ein bisschen Sympathiewerbung für die im Moment sehr in der Diskussion stehende Polizei. 50m entfernt sitzt Chris, ein Schwarzer im gut sitzenden Anzug und hält stumm ein Plakat hoch, Black lives matter.com/ in etwa Schwarze sind wertvoll.

Hey man, ist das nicht Provokation, keine Angst? Nein, es ist mein Recht hier zu demonstrieren, solange ich keinen Krawall mache. Auf ihrem Gelände? Ja, es gibt mir das Recht. Wir sprechen über die Ereignisse der letzten Tage und Chris sagt nur, Mann das ist in diesem Land verdammt schwer ein Schwarzer zu sein. Ich frage ihn nach Oprah und Barrack, und er lächelt nur, okay, war ne doofe Frage, viel zu stereotyp.
irgenwo in Hinterhöfen des Toys Districts

Oprah sagt er, hat viel getan, aber auch sie würde Dir sagen, wie schwer es ist schwarz zu sein. Mann, jeden Tag ist es schwer ein Schwarzer zu sein. Es sind nur wenige Sätze, die er sagt, aber sie beeindrucken mich; ich muss an den First Nation Politiker denken, den ich am Canada Day in Whitehorse traf.
kistenweise Plüsch aus China

Danach zurück nach Chinatown. Heute besteht ein erhöhter Schwierigkeitsgrad im Lucky Deli. Der Koch ist nicht da und die Frau hinter der Glasscheibe versteht kein englisch, nein, ich will keine kleine Portion, so wie gestern, aber was heisst schon gestern auf kanton. Wieder sind mehrere Gäste im Laden nötig, bis die Bestellung abgewickelt ist. Morgen mach' ich was anderes.
Los Angeles Street, andere Strassenseite

Der Nachmittag steht im Zeichen des Toys District. Er grenzt an den Fashion Distrikt und gehört auch zur Skid row. Wieder sind die Läden teilweise nach Strassen sortiert.
Corleone an der 7th
 Aber es geht auch hier drunter und drüber. Eine Strassenzeile besteht nur aus Sportläden, die Tonnenweise jede Art für Ballsport notwendige Bälle anbieten. Jede Art von Soccer Trikot. Beste China Ware. Ein wenig weiter gibt es einen Haufen Küchenausstattungsläden, Verkauf frei Bordsteinkante im wahrsten Sinne des Wortes.

Bester entdeckter Store ist in diesem Labyrinth ein indischer Laden, der jede Art von Duft in Form Räucherstäbchen anbietet. Regalweise kann man die Essenzen sehen. Da stellt sich dann die Frage wie neben dem bekannten Eukalyptus z.B. Californien duftet.

Ich liebe den Rigaer Markt für seine Vielfalt oder den Gostiny Dvor in St. Petersburg, der noch viel geheimnisvoller wirkte. Oder den Budapester 3Loewen Markt. Aber das hier ist unerreicht. Viel viel grösser, als alles bisher Gesehene. American size eben. Die Strassenzüge der Skid Row mit ihren verwinkelten Gassen sind ein Paradies. Bestehend zu 50% aus Dingen, die die Welt nicht braucht, der Rest schon von bei Produktion von bestehender Kurzlebigkeit. Chinas Werkbank gibt es hier in allen Facetten.


Oft sind frühere, ehrwürdige Warehouses mit Pappwänden zu unzähligen Stores parzelliert worden. Oder es sind Garagenstores. Eine Welt ohne Glanz und Glämmer. Und doch ist es auch ein Seite Amerikas.
Foyer des Fine Arts Gebäudes
Die Welt der Leute, die eben nicht in Malibu wohnen. Es ist eine Welt für sich und natürlich ist für mich eigentlich nichts dabei. Zwar hätte ich gerne einen Selfie Stick gefunden, aber der scheint den Toys District noch nicht erreicht zu haben.
rush hour an der Figuera um 17:30h

Ich suche Kaffee und finde ihn bei Corleone Pizza in der 7th street. Vito Corleone, ist das nicht The Godfathers? Der deutsche Titel ist Es war einmal in Amerika. Ein grossartiger Marlon Brando. Grosser Name, und dann noch guten Kaffee und Kuchen für 2$ im Strassencafe mit Blick auf die sich entwickelnde rush hour. Wie im Kino. Leute beobachten. Die Leute hasten vorbei, homeless mit ihren carts, business people, zwischendurch kaempfen sich vereinzelt Biker durch den Verkehr. Es sind die wahren Helden dieser Strassen.
Wikipedia.org Fine Arts Building
Es gibt bis zur Dunkelheit noch eine ganze Reihe grossartiger Gebäude und auch die Bücherei zu bestaunen. Morgen werde ich den Tag in der LA Central Library verbringen. Mit Pause bei Corleone.
Als ich das Hostel erreiche, gibt es eine neue Besatzung und natürlich ist es nun kein Problem mehr zu bezahlen und es lässt sich alles geräuschlos abwickeln. Nur am wifi könnten sie noch etwas arbeiten.