tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Freitag, 20. Juni 2014

Sikanni Chief Airport

Esso Wonowon

Mo.,16.6.
Ich komme die Berge kaum noch hoch
einstmals mit 25% die berüchtigste Steigung der Strecke
Nun hat es sich doch noch einmal entschlossen zu regnen. Obwohl nach Westen noch eitel Sonne zu sehen ist. 

Ich liege im Zelt, irgendwo zwischen Sasquatch Crossing und Sikanini Chief River Camp. 85km stehen auf der Uhr. 

Wo ich genau mit meinem Zelt stehe, ist nicht so ganz klar, mindestens 4 verschiedene Kmberechnungen auf verschiedenen Karten habe ich zur Auswahl. Alle differenzieren zum Teil etliche Kilometer von einander.
Aber das ist im Moment nicht so wichtig, ich bin fix und alle. Mehr als 85km waren heute einfach nicht drin, ich mußte abbrechen. Die Beine wollten nicht mehr. Die Fortsetzung  muß neu durchdacht werden, wenn der Regen wieder aufhört.


Es lief nicht gut von Anfang an. Gestern Abend begann es 23:00h begann es zu regnen und hörte auch zum Abbau nicht wieder auf. Kaffee bei Esso und hoffen, das es draussen etwas besser wird.
Der Tankstellenparkplatz hatte sich in eine schlammige Fläche mit hunderten von Schlaglöchern verwandelt.
Erdgasarbeiter Siedlung
Start im Dauerregen gegen 09:00h. Und Berge, nichts als Berge. Als die Eiszeit sich zurückzog hinterließ sie eine Buckelpiste und 1942 beim Bau des Highway, muss Sprengstoff verdammt knapp gewesen sein. Die Strasse nimmt keine Rücksicht auf vollgepackte Tourenfahrer, die für mehrere Tage das Essen mitnehmen müssen. Kaum bin ich oben, rast die Strasse mit mir wieder hinunter, nur um unten wieder erneut zu starten. Zwar ist es nicht ganz so steil wie in den Foothills rund um Grande Cache vor einigen Tagen, aber es summiert sich im Laufe eines Tages.

Ich könnte 3x schneller sein, wenn die Strecke etwas ebener wäre. Elli wird später sagen, der Weg ist das Ziel. Und der wird eintönig, kurz nach Wonowon, nach den letzten Containersiedlungen für Erdgascrews, verschlingt mich die grüne Masse. Danach passiert nichts aufregendes mehr. Bis auf, das an einem xtem Berg plötzlich ein Pickup neben mir hält und der Fahrer mir zu ruft just seen a black bear across the road. Schön. Wenn ich denn überhaupt mal wieder einen sehen würde. Aber vielen Dank. In der letzten Zeit sah ich ja meist nur das Hinterteil der  Bären. Und vor allem hinter mir. Ich bleibe stehen und schaue im Regen mehrere Minuten zurück, den Abhang hinunter. Soll wahrscheinlich heißen, wo ein Bär ist, sind auch mehrere. Aber es bleibt alles regungslos grün.
 
Heute ist Tag 2, noch 3 weitere folgen bis Fort Nelson. Gegen 11:00h gehen die Wolken in standby modus. Die Strassen voraus sind ohnehin trocken.
Bis 12:00h habe ich ein gutes Dutzend Anfahrten hinter mir , dann folgen bis 14:20h 3 schwere Bonebraker hintereinander. Ich spüre jeden Muskel bei den nicht enden wollenden kurvigen Anstiegen, rase mit knapp 60km/h zu Tal und bin über 30min dabei wieder aufzusteigen. Die Erholungsphasen sind zu kurz. Nirgendwo eine Pausenmöglichkeit. 
Gestern tauchte tatsächlich ein Restplace auf, aber es fehlte das sonst übliche Hinweisschild auf den nächsten. Man kann letztlich nur stehen bleiben oder auf eine Leitplanke warten. Es gibt vor allem einfach keine Geradeausstrecken. 
Irgendwie habe ich jedesmal das Gefühl der berüchtigte suicide hill ist immer noch im Geiste existent.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Steffen, der mir zur Erleichterung vorschlug, doch auf die technische Raffinesse eine E-Bikes zu setzen, aber er hat ziemlich schnell eingesehen, das ich mich aus dogmatischen Gründen niemals auf die Art der Perversion des Fahrradfahrens einlassen würde. Entweder aus eigener Kraft oder gar nicht. Also mit Pfeifen aus dem letzten Loch.
In Pink Mountain treffe ich Steve aus Minnesoata/USA, der mit seiner großen BMW nach Inuvik unterwegs ist. Er macht ein Foto von mir und dem Rad.  Inuvik am Dempster Highway, das war auch mal eine Idee, aber die fehlenden foodstores, mein Radius, und vor allem die Anstiege, kurz, die Streckenrealität, läßt alle großen Ideen als Fantastereien erscheinen.
Mehr als 7h auf dem Rad und kaum 75km geschafft. Ich hatte Zeit zum Nachdenken, ich trage zu viele Dinge mit mir herum, die ich nicht benötige, seit 80Tagen nicht benötigt habe, oder bisher nicht getragen habe.


Das Konzept, basierend auf den bisherigen Touren, sah vor, möglichst autark von Materialbesorgungen iim Land zu sein. Es stellt sich heraus, das das ein Fehler war.
Tshirts, Hosen, etc. mitzunehmen und jeden verfluchten Berg hinauf zu tragen, obwohl doch nur am Abend dieselben Sachen auf Verschleiß getragen und die anderen in der Taschen unberührt bleiben, kostet in Gegenden, wo es nur rauf und runter geht, extrem Kraft.
Entweder will ich  nach Watson Lake kommen oder vorher aufgeben, weil ich den xten Berg am Tag nicht mehr hochkomme. Und ich muß auch heute schon an den Rückweg denken.
Die Strecke wird so bleiben, ich rechne nicht mehr mit anhaltenden flachen Passagen.
Die Formulierung in meinem sündhaft teuer bezahlten Reiseführer, die Strecke folgt in weiten Teilen den Flussläufen treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Wohnmobilistensprache. Kommt ja nicht so genau drauf an. Seit wann haben Flüsse ein auf und ab.
Nun liege ich auf meiner Kahlschlagwiese und lausche den Vögeln, es hat aufgehört zu regnen. Die ehemalige Einfahrt ist mit riesige Hinterlassenschaften der Elche übersäht. Ich bin gespannt auf die Nacht.

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