Werbung an einer Autowaschanlage |
So.,15.6.
Father’s Day
Über Pleiten zu reden, sich bei
Bedarf lächerlich zu machen ist auch eine Heldentat, wenn auch keine Ruhmestat und doch, es gehört eben auch zu
dieser Reise.
Im Nachhinein könnte ich
laut loslachen, leider war ich zu sehr an der Sache beteiligt.
Ich wollte früh los, der
Wecker klingelt und es läuft alles nach Plan, eintreffen bei Tim, post
editieren und dann kommt Peter vorbei und schon droht der Zeitplan aus den
Fugen zu geraten. Früh aufbrechen wollte ich und nun es ist schon 07:50h und
ich sitze immer noch im Cafehaus. Um 08:00h macht Walmart auf, also alles
zusammenraffen, gerade noch so fertig geworden und rauf auf's Rad.
Um 08:02h stehe ich vor der
Tür, bloß es öffnet niemand, hmm, vielleicht ist meine Uhr etwas nachläufig, man
will ja auch nicht der erste sein und ich trotte zurück zu Rad, Dinge ordnen,
Platz schaffen für den gleich folgenden Großeinkauf.
Um 08:10h bin ich wieder vor
der Tür und merkwürdiger Weise bin ich immer noch allein, es öffnet auch
niemand, keine Automatiktür bewegt sich. Herrjeh, wat los? mach’ das Tor auf,
ich will auf die Piste. Irgendwann erlöst mich ein Mitarbeiter, kommt zufällig
heraus und ich frage, ob es verschiedene 08:00h geben würde und deute auf die
Öffnungszeiten, ne’ sagt er und lacht,
meine Uhr zeigt erst 07:16h. Wie? Das kann doch nicht sein! Nicht heute!
Wer ich es nicht selber,
würde ich lauter lachen, so stehe ich um 07:16h und der Laden macht genau in
44min auf. Man kann die Zeit nutzen und zur CIBC fahren, jede Menge Frischgeld
besorgen und entspannt noch einige Fotos machen.
source: alaskahighwayarchives.ca |
Sun saving time, mit dem
Grenzübertritt nach BC ist die Uhrzeit um eine Stunde zurück gedreht, sagt die
Walmart Kundendienstfrau. Schon seit März, gut, genau genommen, hat das die
Frau im VisitorCenter in Saskatchewan mir schon mal erklärt, aber ich hab’s
wohl verdrängt. Sun saving time, so etwas wie Sommerzeit. Irgendwie erwartete ich
eher die Umstellung auf die Pacific time, aber die Walmartfrau ist der Ansicht
vor Alaska kommt nun keine neue Zeit mehr. Ich muß sagen, ich verliere ein
wenig den Überblick.
Dann geht es aber auch los.
Die Strecke ist lang, ich plane 4-5 Tagesreisen, es gibt nur wenige Tankstellen
unterwegs, Ft. Nelson in 400km muss erreicht werden. Erste Tagesetappe ist Wonowon,
bei Errichtung des Highways 1942 ein 24h Checkpoint der US Army.
Shepped's Inn |
Die Tiefe des Waldes lässt sich erkennen, wenn Rodungen die Fernsicht freigeben; Wald, nichts als Wald. Aber die Strasse ist nun deutlich besser als bis Ft.St.John.
Die Berge sind ganz schöne
Beinarbeit, jetzt, wo ich auch noch Essen für 4 Tage mitführe und ich bin froh,
als nach 45km die erste Tankstelle mit Motel in den Blick kommt. Husky’s
Shepperd’s Inn.
Und dann die Enttäuschung des Tages, geschlossen wegen Vatertag. Man kann es
kaum glauben, aber in diesem Land gibt es einen sehr ernst genommenen Vatertag, FathersDay, und da machen auch Tankstellen auf
wichtigen Highways zu und der ersehnte Kaffee fällt aus. Vatertag, hier in
diesem Land hat das weniger mit am Christi-Himmelfahrtstag mal-die-Sau-rauslassen
zu tun, nein, hier geht es um die Ehrung der Vaterschaft. Es gibt sogar
richtige Geschenke der Kinder. Seit Tagen werben die Restaurants mit notwendigen Vorbuchungen
zum Father’s Day.
Loyd, der Manager des
Shepperd, erklärt mir das sein Motel komplett mit Bautrupps der
Gasförderstationen ausgebucht ist. Im Sommer herrscht Hochbetrieb, aber
eigentlich ist er fas ganze Jahr gut ausgebucht dank der Gasförderung und was
so dazu gehört. Abseits des Highways, rechts und links der einmündenden dirtroads sieht man permanent Hinweise auf Bohraktivitäten und Gasfelder. Auch
kommen mir nun öfter riesige Tanklaster mit Frackingmaterialien entgegen.
Der grüne Wald wird eintönig
und ich bin froh, als ich nach mehr als 95km den Zielort erreiche. Auf Esso ist
Verlass, geöffnet von 6am bis 10pm und der Kaffee auf dem staubigen Platz ist
durchaus erschwinglich. Ich werde von mehreren Arbeitern in ölverschmierter
Baukleidung angesprochen. Hier wirke ich fremd. Überhaupt habe ich seit Tagen
außer Alfred keine weiteren Fahrradfahrer mehr gesehen. Ich befinde mich wieder
abseits der üblichen Bikeroads.
Auf den offiziellen
Campingground verzichte ich und finde gut geschützt hinter den alten Blueberry
Checkpoint Baracke eine wunderbare Wiese, 50m
vom Alaska Highway entfernt und keine 20min später steht das erste Reh leicht
irritiert fast vor meinem Zelt. Seit der Anhübschung zum 50.Jubiläum des Highways vor mehr als 20Jahren hat sich hier nix
mehr getan, alles verfällt.
Heute gab es leider mehr tote als lebendige Bambis am Straßenránd und wieder einen halben Bären.
Die Schwarzbären sind so flink, das ich lediglich zum zweiten Mal nur das in Wallung geratene schwarze Hinterteil erblicken konnte.
Heute gab es leider mehr tote als lebendige Bambis am Straßenránd und wieder einen halben Bären.
Die Schwarzbären sind so flink, das ich lediglich zum zweiten Mal nur das in Wallung geratene schwarze Hinterteil erblicken konnte.
letzte Baracke des ehemaligen 24h checkpoints Wonowon |
Die nächsten 4 Tage ist
Dosenzeit. Corned Beef aus der Dose und den letzten frischen Salatmix. Zwar bietet Esso
sogar einen Restaurantservice an, es gibt abgestandene Chickenwings und Burger
mit Fries für 8-11$, aber noch habe ich es geschafft mit von diesem Zeugs
fernzuhalten.