Morgenstimmung Watefowl Lakes |
Mo.2.6.
No pain, no gain
An diesem Tag wird es keine
Ausflüchte geben, es gilt nur den unglücklicher Weise im Weg stehenden Sunwapta Pass zu
überwinden. De Sunwapta ist sogar noch etwas höher als der gestrige Bow Pass Wikipedia.org Sunwapta Pass
Es ist wie immer kalt. Der
Blick auf das Thermometer zeigt weniger als 1°. Es ist 7:30h morgens, nicht im
Februar, sondern im Juni 2014.
Die Saison startet jeden
Sommer hier sehr spät, ich begreife allmählich warum, kann auch gut sein, das
es heute noch mal schneit.
Um 08:00h jedoch kommt die
Sonne über die Berge und da bin ich schon marschbereit.
Der Weg führt zunächst
gemütlich flach bis abwärts, dann werden die Bilder immer großartiger und zum
Finale rast das Fahrrad zum Durchbruch des Saskatchewan Rivers auf Flussniveau
hinunter. Hier ist die Ausstiegsmöglichkeit nach Osten, der Highway 11 führt
heraus aus dem Nationalpark, allerdings ist ungewiss, ob die Strecke danach
flacher wird.
Vom Fluß geht es mühsam
bergan zur einzigen Tankstelle im Nationalpark vor Jasper.
Motel, Tankstelle,
Restaurant und Souvenirladen in einem, das ist Sasketchewan River Crossing. Es ist
ruhig an diesem Montagmorgen, doch die Stille trügt, während ich nach
Postkarten schaue, erreichen 4 Reisebusse mit asiatischem Inhalt die Auffahrt.
Es wimmelt nun voller Menschen, an einen Besuch des WCs ist nicht mehr zu
denken, vor dem Kaffeeausschank bilden sich lange Schlangen. Zu spät! Der Laden
ist binnen Minuten überfüllt, alles abbrechen, nur raus hier. Der Kaffee war
ohnehin überteuert.
Ich fahre weiter und träume
in mich hinein, als auf der anderen Seite ein Liegeradler auftaucht. Nein, das ist
wirklich groß, mit dem Liegerad durch die Berge. Nein, was es alles gibt!
Die meisten Leute , die mich
sehen, halten mich eh für bekloppt, mit so viel Zügs hier durch zu müssen, aber
auf einem Liegrad, das ist selbst für mich unvorstellbar.
Es ist Jonas aus Karlsruhe,
der von Edmonton nach Vancouver radelt. Der Ingenieur hat seinen gesamten
Jahresurlaub genommen, mehr als 4 Wo sind
einfach nicht drin, sagt er lächelnd, als ich meine, 4 Wochen sind ja ein
wenig knapp für die Landschaft.
Jonas aus Karlruhe Jonas's Reiseseite |
Bald nach Jonas's Abfahrt mache ich
eine ungewöhnlich parkende Autoreihe am linken Strassenrand aus. Als ich näher
komme, schreien mir die Leute zu, vorsicht! da ist ein Bär.
Gemütlich tapst ein
Schwarzbär durch die Wiese und die Leute hängen aus ihren Autofenstern. Also
ehrlich, ein wenig größer hätte ich mir den schon vorgestellt. Im Grunde ist er
auf allen vieren nicht größer als die Deutschen Doggen meiner Kollegin. Nur
vielleicht etwas besser gebaut. Der Bär würdigt uns keines Blickes und ist
ausschließlich mit seinem Lunch beschäftigt
Bär No.1 |
Die Strecke bleibt danach
flach, das Wetter ist herrlich und es hätte ein entspannter Fahrradtag werden
können, ja wenn…, ja wenn nicht diese zweite Passüberquerung sein
müsste. Es führt kein Weg daran vorbei.
müsste. Es führt kein Weg daran vorbei.
Gegen 12:30h beginnt kurz
hinter dem Aussichtspunkt Weeping Wall, einem schroffen, über 100m hoch
aufragendem Massiv, der Anstieg. Er ist dreigeteilt, schon beim 1. part muss
ich mehrmals vom Rad und den Puls beruhigen. Am ersten Sockel treffe ich auf
Leo, der mit sich mit seiner Frau aus dem Allgäu stammend hier ein Wohnmobil
geliehen hat. Leo bestaunt, das ganze Gepäck; ich übrigens auch.
Er bekommt ein
Foto obwohl nach dem Kampf mit Berg ich überhaupt nicht gut gelaunt bin. Er ist
so begeistert, das er etwas anbieten möchte und offeriert 3 Flaschen
Mineralwasser und 2 Äpfel. Eine wertvolle Köstlichkeit an diesem Tag. Zum
Schluß die website Adresse von mir und Leo steigt wieder in sein Auto.
Leo aus dem Allgäu |
Gegen 15:17 erreiche ich den
Scheitelpunkt in einer malerischen Gegend, aber zu meinem Entsetzen ist es nur
Parker Ridge, ein bekanntes Skigebiet und zum Pass sind es immer noch 11km,
zunächst flach, dann wieder ansteigend. Das kann doch nicht wahr sein, eine unglaubliche Mühe hat diese
Passüberwindung bisher gekostet und dann immer noch nicht oben über dem Scheitelpunkt hinweg, ich könnte heulen. Irgendwann ist der Scheitelpunkt erreicht, ein irres Gefühl, die Beckerfaust, frierend im kalten Wind, hungrig, aber der Pass ist besiegt, danach geht es abwärts zum Columbia
Gletscher.
Wikipedia.org Columbia-Eisfeld
Heute war Fahrradschieben keine Schande, der alte Mann hat mehr als 80kg Material den Berg heraufgeschoben.
Wikipedia.org Columbia-Eisfeld
Heute war Fahrradschieben keine Schande, der alte Mann hat mehr als 80kg Material den Berg heraufgeschoben.
Blick zurück von der 2 Ebene |
Es ist zweifellos der
Höhepunkt auf dem Icefield Parkway. Die Gletscherzunge reicht bis ins Tal, auf
der anderen Seite hat man 1996 ein Touristencenter erbaut. Auf dem Parkplatz
stehen reichlich Busse und ein hochachsiges Gletscher Fahrzeug, wie wir es von
Island kennen. Wieder ist der Besuch der Kaffeestube eine frustrative
Erfahrung. Die Becher sind so klein, das es keinen Spaß macht, Kaffee zu
bestellen. Ich werde warten bis Jasper.
Als besonderen Höhepunkt
vulgo Touristenepp, hat man 6km einen frei schwebenden Ausblick über dem
Columbia Fluss errichtet, Skywalk genannt. Für teuren Eintritt werden die
Besucher mit Bussen zu diesem fragwürdigen Ziel gebracht.
Danach folgt die Strasse
flussabwärts dem breiten Flusslauf. Ich wäre an diesem Tag mit einem Hostel
durchaus zufrieden gewesen, aber von Jonas wusste ich bereits, das es keinen
Aufladestrom gegen wird und ebenfalls keine Duschen vorhanden sind.
Die
Ausstattung der Wilderness Hostels ist bestenfalls als rudimentär zu bezeichnen.
Also zum nächst gelegenen Campingplatz am Jonas Creek.
Auch hier werden die Zelter
in die hinterste Ecke verbannt und ein Blick auf das Zeltareal lässt das ganze
für einen Witz erscheinen, mitten zwischen Bäumen und Baumwurzel ist man
geneigt den Zeltfans einen Platz zu genehmigen. Ich halte das für einen Witz
und suche einen deutlich besseren Platz am Fluss.
Aber es bleibt die Angst,
wenn das mit der Saison richtig losgeht, werden solche Freiheiten so einfach
nicht mehr möglich sein.
Auch dieser Campingplatz für
$17,50 bietet außer einer Stellfläche mit 2 PlumpsWCs und einem Feuerloch(Holz
ist reichlich vorhanden, kostet aber extra) genau genommen nichts.
Viel ist das nicht. Für mich
muss es an diesem Tag allerdings auch nicht mehr sein, völlig groggy lehne ich
ein Abendessen einer kanadischen Fahrradtouristin ab, nach diesem Tag will ich
nur noch Ruhe und bezahlbaren Kaffee.
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