tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 30. April 2014

Hwy17 west Revell River Rastplatz

...man glaubt gar nicht, was die Leute so für Nebenjobs haben
Trockener, kalter Wintertag
Um 7:00h ist die Sonne bereits da,  blauer Himmel, der angekündigte Regen ist ausgeblieben. Nur 65km sollen es bis Dryden sein, später werden es wie immer auf unerklärliche Weise einige mehr werden.
Um 08:00h bin ich auf dem Highway, der Wind hat gedreht, weht jetzt aus nordost und damit böig aufgefrischt von rechts vorn.

Damit werden die 65km kein Spaß.
Es ist doch zu dumm, da hab ich das erste Mal in der Nicht in meinem Kieferwald nicht gefroren und nach einer halben Stunde ist am nächsten Morgen alles eiskalt. Es ist winterlich trocken kalt, Temperatur unter 0°, wann es endlich Sommer in diesem Land?
wieder jede Menge eisige Seen

Die Strasse ist relativ einsam, die Hügel haben wieder zugenommen und auch die graublau eisigen Seen, alle immer noch mit einem dicken Eispanzer überzogen. Es werden 51km bis es Kaffee gibt, davor kommt buchstäblich nichts, wenn man den Weiler Dinorvic übersieht.

Dann aber kommt Wabigoon, 600Einwohner, am gleichnamigen See gelegen, mehr tod als lebendig, aber mit Pappy's Cafe inmitten des Ortes gelegen, gleich hinter der weißstrichenen Holzkirche.
Pappy's Cafe
Ein Ort mit Seele, sieht aus, wie eine Postkutschenstation aus früheren Zeiten, aber innen ist alles zu finden, was die Dörfler so brauchen und vorallem warmer Kaffee. Der Re-fill für $1,50 von der Chefin selbst eingefüllt. Wir kommen ins Reden, sonst ist hier um die Zeit viel mehr los, aber mit dem langen Winter ist alles still. Pappy's Cafe hat im Nebenraum einen Barbetrieb mit Bühne und sie veranstalten zum Selbstkostenpreis Auftritte für regionale Künstler, zwischen 8-40 Gäste sind immer da. Nächstes Konzert am 3. Mai, mir sind die Namen allesamt unbekannt.

Bison going eastbound
Es geht weiter, an diesem eisigen Morgen und ich erreiche, endlich, Dryden, 6000E , mit guter Motellage. Sogar einen Walmart haben sie, gut das ich für den Ersatzmatel nicht bis Kenora warten muß.
Und dann muß ich auch endlich mal wieder Glück haben.

Nachdem die ersten zwei Motels schon um 14:00h ausgebucht sind, ist die Sache verdächtig. Es ist die große Papiermühle. Schon vor einigen Jahren stand sie vor dem aus. 200 Arbeitsplätze sind hier in der Region bedroht, das hat Bedeutung. Der Motelbesitzer des Hide Away sagt, sie brauchen die ganzen Betten, for closing down the mill. Dryden sei völlig ausgebucht.
Papiermühle von Dryden sorgt für Motelausbuchung

Wofür braucht man so viele Spezialisten, um einen Betrieb abzuwickeln, egal, nachdem ich weitere 3 Motels mit No Vacancy Schildern entdecke, ist die Sache klar, heute wird warm geduscht und ich ergatter das letzte Bett im Timberland Motel für $69+ Tax. An diesem Tag ist weiteres Suchen gefährlich. Und unmittelbar nach meiner Buchung leuchtet das No im Vacancy Logo auf.
Timberland, letzter Motelroom an diesem Tag (?)

Morgen sehen  wir weiter, die Strecke bis Kenora ist 137km lang, viel zu lang für einen windigen Wintertag. Wir werden sehen, was geht, bis dahin muß ich Walmart besuchen.
Ich bin ein bischen getrieben, weil ich Sorge vor dem 1. Mai habe und hier in der Wildnis bei den wenigen Läden es nicht zu einem Versorgungsengpass kommen soll. Heute einkaufen und alles 137km mit nach Westen zu nhemen, weil die ohnehin wenigen Läden geschlossen sind, das ist die wichtige Frage. Allerdings stellt sich bei Licht betrachtet, der 1. Mai ist in Kananda kein Feiertag. Nochmals Glück gehabt.

Die Strecken sind einfach zu lang


Schon mal einen Schlauch auf dem Hwy gewechselt, oder auch 2?
Auf nach Ignace
Google berechnet für die Strecke bis nach Ignace mit 57km.
Was soll man schreiben, wenn die Strecke unspektakulär verläuft und selbst am Fahrbahnrand keine Werbetafeln mehr zum fotographieren stehen. Hier ist nur Highway 17 west, sonst nix
Kurz vor Ignace dann der zweite Platten der Tour. Da gibt's keine Fehlinterpretation, man merkt das sofort, das Rad fängt an zu schlingern. Ein Blick nach unten und das Malheur ist sichtbar.
Schlauchwechsel auf dem Highway. Das Profil des erst seit Wawa eingesetzten Faltreifens ist ziemlich runter. Herrjeh, ausgerechnet 14km vor Ignace in the middle of nowhere.
Hwy 17 west Strasse und Himmel soweit das Auge reicht

Es hilft nichts, alles muß runter, Schlauch suchen, ich bemerke, dass das Ölfläschchen ausgelaufen ist, alles in die Ortlieb Extratasche und versuche das Öl vom Schlach abzustreifen. Wieso kann man einmal geöffnete Ölbuddeln nie wieder richtig schließen.
Ich fühle mich gedemütigt als Fahrradfahrer. Schlauchwechsel auf dem windigen Seitenstreifen und alles fährt an Dir vorbei.
Nach 20min ist alles wieder am Rad, getragen von meinem Lieblingslamento, das ich ostentativ wiederholen: wir fliegen zum Mond, jagen Sonden auf den Mars, aber einen dichten Fahrradschlauch kann die Menschheit nicht erfinden- Will sie nicht erfinden, und deshalb stehe ich hier.
Ignace ist ein  staubiger Marktflecken, 1200 Einwohner mit dem mir inzwischen vertrauten typischen Bild, man kommt rein, fährt eine durch Haupstrasse, es kommt ein Truckerhof mit Restaurant und dann ein, zwei Motels, wenige Holzhäuser, manchmal etwas mehr.Ländlcihes Kanada.

Montag, 28. April 2014

Wieder ein Sonntag

nördliche Arktische Wasserscheide
Schon wieder ein Rekord. Da ist alles so gut geplant, man findet früh die Matratze und hofft dann in der Nacht wach zu werden, wenn Bär und Elch sich begegnen und dann spielen die kanadischen Behörden einem einen Streich.
Die unscheinbare Fertigbeton Hütte mitten im Nichts am Highway hatte einen Dämmerungssensor und ab 21:00h beleuchtete der Scheinwerfer das gesamte Umfeld tageslichtartig. Keine Chance auf Nordlicht und Tierwelt.

Und kalt war's. Sollte ich das hier überleben, werde ich die Angiographie der Beine wiederholen lassen. Um 4:00h morgens hatten wir -7°. Mein persönlicher Rekord in der Kältekammer.
Obenrum alles mollig warm, aber weiter abwärts alles eiskalt, ich bekomme keinen Schlaf. Am nächsten Morgen um 7:30h ist der Zelthimmel gefroren, das Zelt steinhart.

Frühling in Ontario 2014. Es wird immer schlimmer Ontario zu lieben. Um 08:00h sitze ich schon auf dem Rad. Heute 60km bis Upsala, die trockene,klare Winterluft füllt die Bronchien, mehr als 0° werden es bis 11:00h nicht werden. Herje, wann wird es endlich Sommer?
Aber zunächst etwas erfreuliches, nach zwei schnellen 500m Siegen erreiche ich zunächst die Arktische Wasserscheide und danach die Zeitzonengrenze im Argon Park. Der erste Rastplatz, der geöffnet ist.
Die Zeit darf nun eine Stunde zurück gedreht werden. Ab jetzt regelt die Central standart time die Schlafenszeit. In Kanada gibt es 7 Zeitzonen.

Danach verläuft die Strecke auf 450m kontinuierlich flach über fast 30km. Und es gibt Rückenwind. Das erinnert mich daran, das ich auch ein großes Blatt habe und erfreut kann ich es endlich mal einsetzen.

An der ersten Esso eine mail an Ellinor und zwei Kaffee. Zwei Äpfel habe ich noch in der Tasche, ich verspreche mir mehr von dem folgenden Upsala, vielleicht einen Einkaufsladen und ein Motel.

Das Parkview Motel ist nicht erreichbar, obwohl ein Ford Pickup vor der Tür steht, also hinein in den Ort, der sich nach 2 Km als eine Ansammlung von 15 Häusern auszeichnet, nebst Gesundheitstation und geschlossenem Generalstore mit Campingplatz. Das einzige, was geöffnet ist, ist die Shell Tankstelle.
Der Ort hat nichts mit der altehrwürdigen schwedischen Universitätsstadt mit 2p gemein. 
Ortsdurchfahrt Upsala

Ein Bison weniger

Stromausfall.Am gestrigen Abend, als Deutschland längst schlief, gab es einen Stromausfall und anschließendem Netzausfall. Original zwischen mail an Ellinor beeenden und absenden.
Don war in voller Auflösung, my internet lines are down, do you habe electricity?

Strom ja,aber kein Netz mehr, wie sehr die Welt zusammengeschrumpft ist merkt man erst, wenn das Internat mal unerklärlich ausfällt.
Dann entfernt sich das 6600km entfernte Lübeck plöztlich, seit21:23h um Lichtjahre weiter. Reisen wie vor 20 Jahren, ruf an oder schreib'‚ 'ne Postkarte.
Am nächsten Morgen hatte sich die Gefahrenlage wieder normalisiert. Das Motor Inn war wieder an die Welt angeschlossen.

Heldentage werden am frühen Morgen geboren. Dann, wenn die Sonne schon um 06:30am durch die Gardinen lukt. -1°, blauer Himmel, Sonnenschein, später wird das Thermomaeter 6° erreichen. 
Ein guter Tag, denn ein weiterer Regentag hätte die Gefahr des sitzig werdens noch weiter erhöht. 

Sitzig ist das Wort, das es eigentlich nicht gibt, es könnte den Begriff, sich nach einer vorangegeangene  Strapaze eine wohlverdiente Pause zu gönnnen um es dann so angenehm zu finden, das der Elan, wieder los zu wollen, erlischt.
Und bei Don ist es gemütlich, mit Couch, Küche und 2 Zi Wohnbereich Bereich. Nur nicht sitzig werden, da kommt so ein Sonnentag gerade recht. Auf dem Weg zur Bank erliege ich der Versuchung noch einige Fotos der  Canadian Pacific zu machen.
Canadian Pacific westbound
Es sind mehrere Hobbyfotographen im Arthur Landingspark und sie wollen wissen, das in 10 min ein Zug aus Montreal hier eintrifft. Also warten  und tatsächlich aus nach 12 Minuten kommt ein Triple Lokomotive Canadian Pacific mit unendlich vielen Güterwagen um die Ecke. Diese schiere Kraft begeistert  mich und kann ihnen einfach nicht widerstehen. Viele Züge sind hier mehr als 3,5km lang und zuckeln von Vancouver bis nach Montreal durch. Das erinnert ein wenig an die Zeit der Hobo’s, jene Arbeitssuchenden, die während der Zeit der Großen Depression illegal mit der Bahn gereist sind.

Ich brauche Geld, in den Motels wird mit Kreditkarte bezahlt, das kostet aber für mich Aufschlag. An der Bank treffe ich Tammy, die völlig begeistert ist und es gar nicht fassen kann, das jemand um diese Zeit, mit dem Fahrrad, so viele Km fährt und dann noch quer durch Land. Sie arbeitet für das Minenministerium und braucht Geld zum Wochenendeinkauf.  Für uns Norddeutsche ist ihre Begeisterung etwas zu dolle einem Fahrradtouristen gegenüber, aber sie meint das wirklich ernst, nimmt sich viel Zeit und will unbedingt die Blogadresse. 

Eine weitere Passantin kommt hinzu, ebenfalls Bankkundin und fragt ganz ernsthaft, für welche Spendenorganisation ich das denn machen würde. Und bevor ich antworteten kann, sagt Tammy, er reist durch Kananda und mach Urlaub, ist das nicht großartig? Ich bin fast geneigt zu sagen, für die Frank Ostertag Holyday ffoundation, aber so was tut man am Samstagmorgennicht, allerdings drückt die Frage der Passantin genau das aus, was viele denken: Fahrradfahren macht man in der Freizeit, man fährt in einen schönen Nationalpark, und untenimmt einige Tage was mit dem Rad. Mit dem Rad eine Strecke gleich einer Flugreise zu unternehmen, da muß mindestens eine Charity Organisation hinterstecken. 

Dann geht's mit einer Stunde Verspätunng wirklich los. Der Tag gestern hat die Beine entspannt, so richtig will es nicht, bis ich das Garmin einschalte und den waren Grund erkenne. Ich bin bereits auf 450m Höhe und habe es nicht gemerkt. So wie es alle vorhergesagt haben, Hüelig, aber nicht mehr so steile Anstiege.
Ich fahre auf dem Hwy102, der in fast gerader Linie aus der Stadt herausführt und später an den 17er west wieder anknüpft. Im Großraum Thunderbay wollen sie keine Fahrräder auf dem Highway, kann man akzeptieren, allerdings haben auch Trucks die Idee mit Abkürzung und so ist es zunächst eine vielbefahrene schlechtausgebaute Landesstrasse. Nach 20km wird die Hochstrasse freundlicher, nachher fast verkehrsarm. Bald entdecke ich nur noch ab und zu noch ein Holzhaus.


Freitag, 25. April 2014

Thunder Bay, erneuter Wintereinbruch

Freitagmorgen 08:00am
Ontario ist a very rough province, not to compares to BC, wird Will von Cyclepath später sagen. 
Rough,  norddeutsch am ehesten mit beinhart übersetzt.

Der sich angekündigende Wintereinbruch hat mit der fallenden Temperatur für reichlich Match auf den Strassen gesorgt. In der LN würde für den heutigen Tag vermerkt sein, alle Streufahrzeuge waren ab 03:00h im Einsatz. Ich kann es nicht mehr sehen, wo bleibt der Frühling?
Auf Grund der Witterung habe ich nun Zeit. Erstmal ein ausführliches Skype Gespräch mit Ellinor. Aber der heftige Schneefall läßt auch gegen 12:00h nicht nach.

Ich brauche einige Fahrradersatzteile und Anti Bärenspray und das erste Haus am Platz, sozusagen Globetrotter Thunderbay, die sich selbst fresh air expierence nennen, liegt gute 12km am anderen Ende der Stadt. Nix für zu Fuß, also ruff' auf das Rad. Der Schneematch hat die rechte Spur der Cumberland in eine riesige braune Seenlandschaft verwandelt. In der Mitte fahren, Untiefen und Gullis ausweichen, die Kanalisation droht zusammenzubrechen. Das Rad schlägt mehrmals hart auf, weil Schlaglöcher im Seenbereich einfach nicht zu sehen sind. Nach wenigen Minuten sind die Schuhe hinüber, ein, zwei Pickups ungebremst reichen für eine Vollschüttung aus. Sauwetter.
Getreide ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Stadt
Wikipedia.org Thunder Bay
Canadian Tire Doppelstockwagen
Das Wetter verbietet einfach den häufigen Gebrauch der Kamera, so gibt es leider keine Fotos vom Hafen mit seinen Getreideumschlagplätzen. Für kanadische Verhältnisse ist Thunder Bay, das durch den Zusammensschluß mehrerer Gemeinden 1970 seine jetzige Größe erreichte, trotz seiner nur 108.000Einwohner eine wichtige Großstadt. Es ist der Hauptumschlagsplatz für Getreide aus den Prärieprovincen des Westens. Der Hafen ist für Seeschiffe ausgelegt, weitem sieht man die riesigen getreidespeicher, außerdem hat Canadian Pacific hier ein großes Güterterminal. Von hier rollen die unglaublich langen Güterzüge 
gemächlich Richtung Süden, die ich so oft in der Vergangeheit mehr gehört, als gesehen habe.
Canadian Pacific vor den Getreidesilos

Nicht jeder Tag taugt zum Heldentag.
Der heutige jedenfalls nicht. Griesen dag heißt das bei uns an der Friesischen Küste, wenn der Nebel sich nicht löst und das Grau des Himmel ein Einerlei ist. Gestern so ein Heldentag,  heute 2°, laut yr.no feels like -4°, aber relativ windstill.

Geplante 111km bis nach Thunder bay oder alternativ ein Abstecher auf den Sleeping Giant PP, wenn das Wetter eine klare Mondhelle Nacht verspricht. Die ersten 30km sind eine Zumutung, nichts ist zu entdecken, allein die Strecke bleibt flach. Nach 15km sind Hände und Füße kalt, kein Anhalt für Farbwechsel am Himmel. In Canada machen in den Dörfern die Läden um 18:00h zu, da ich gestern spät dran war und großartig das Essen in Terrace Bay stehen ließ, war in der Satteltasche nur noch salzarme Sprotten, Brot und die kraftspendende Erdnußbutter zu finden. Solange es geht, will ich mich von täglichen Restaurantbesuchen fernhalten, also nur Kaffee und meine geliebten Äpfel.
zum Kaffee zu Doug

Die erste Häusersiedlung, die den Namen Dorf verdient, ist  Dorion, ca 35km und mein Herz macht einen Freudensprung. Harvey's Generalstore hat auf. Zwar ist das Warenangebot recht übersichtlich, ein wenig unüblich für die bisherigen Generalstores, aber der Chef hilft persönlich beim Kaffeezapfen.

Donnerstag, 24. April 2014

Im Bonebreaker Land

Im Schritttempo
Keine weitere Niederlage an diesem Tag. Hol' Dir Dein eingeschüchtertes Selbstvertrauen auf der Strasse zurück. In den Fußballligen unseres Landes fordert der Trainer nach zwei bitteren Niederlagen einen Sieg. Über den Kampf zum Spiel, oder so.

Genau das muß heute passieren. Der norwegische Wetterdienst ließ die aktualisierte Version für Terrace Bay in der Nacht nicht gutaussehen, sollte aber an diesem Tag das erste Mal daneben liegen.

In der Nacht hat die Heizung mit satten 22° Zelt, Plane, Isomatte und das ganze Tüdelüt angenehm getrocknet. Zum ersten Mal seit Tagen schlüpfe ich wieder in nach Shampoo duftende Kleidung. Alles trocken. Die Sonne lacht seit 06:15, Temperatur 2°, kein Wind, blauer Himmel. Ein Siegertag kündigt sich an.

Heute muß es gut laufen, kein heulen und fluchen und das, obwohl Bruce in der Nacht von dreadful Hills geschrieben hat. Ich trau mich nicht die Übersetzung zu suchen, klingt eher nach verk... Berge.
Egal. Mutig sein, losfahren, kein Blick zurück. Das hat später Folgen. Nach einer Stunde werde ich feststellen, das das Essen wieder einmal im Kühlschrank vergessen worden ist. Schusseligkeit. Ich könnte in den Lenker beißen, zum wiederholten Male. Ade italienische Mortadella, und sündhaftteurer Cheddar.
Domenic, Sohn der Stadt

Zunächst 24km nach Schreiber. Gegründet 1901, 1000Einwohner, staubiges Nest am Hwy 17. Hier boxt Domenic. Der erste Fauxpas. Ich frage einfach beim Esso nach Anti Bearspray; nun muß man wissen, canadisches Englisch ist sehr hart, gluteral, und  jeder erkennt sofort den Nichtkanadier in mir. Auf jeden Fall klingt mein genuscheltes do you have anti bear spray? bei der Verkäuferin so komisch, das sie mich verwirrt anguckt und ich bemerke, sage nicht antibeer sondern antibear, mit viel ääää. Wer will schon Gegenbierspray?

Sollte ich heute Nacht draußen bleiben, will ich es jetzt dabei haben. In der Kälte, tief eingemummelt in die 2,20m lange Tüte, komme ich einfach nicht schnell genug heraus, geschweige denn aus dem Zelt, bevor der Bär zu nahe ist. Dann bleibt nur noch Vorneverteidigung. Ich hoffe, das es nicht soweit kommen wird. Der Zeitpunkt rückt aber näher.

Schreiber Anti beerspray
Nach Schreiber kommt das, worauf Bruce hinwies. Der erste bonebreaker mountain des Tages. Die Uhr bleibt bei 321m Meerhöhe stehen. Alter, das kann noch nicht deren ernst sein, das ist einfach nicht möglich zu fahren, aber ich bleibe auf dem Rad und schaffe es in weniger als 17min in der Wintersonne mit 6,7-7,2km/h. Beruhigend ist, das auch die Trucks alle Gänge benutzen müssen und ich hinter mir die Motoren aufheulen höre. Ein Land für Autos. Yeah, ein Knochenbrecherberg ist besiegt. Oben angekommen ist das Trinken alle.
Im Bonebreaker Land

So ist der Plan, leicht machen, auf Angriff fahren und erst in Rossport bunkern. Es wird heute warm werden. Die Sonne ist auf Wiedergutmachung aus. Dann eine Flachetappe und ich erkundige mich an der folgenden Tankstelle nochmals, hat Rossport auf? Gibt's dort was zu Essen?
Keine beweisfeste Aussage.

Vor Rossport der zweite Berg der Ehrenkategorie am heutigen Tag. Hier gibt's nichts zu gewinnen, ich muß ich aus dem Sattel, keine chance. Es ist so aberwitzig steil, solche Steigungen kann ein Touri nicht fahren. Das soll mir mal einer zeigen. Ich bin zum Fahrradschieber in der Mittagssonne geworden.

Rossport Camping
Rossport, direkt am See, hatte mir Bruce empfohlen, man kann in den Provincial Parks außerhalb der Saison umsonst campen, kostet nichts, gibt aber auch keinen Service. Meine Uhr zeigt erst 39km, zu früh für einen Tagesabschluß. Rossport selbst schläft. Es gibt nichts, damit wird klar, für die nächsten 65km bis Nipigon oder die Nacht im Freien muß was zu Trinken her.

Pays Plat First Nation
Ontario ist so derartig fahrradfreundlich, was seine Strassen und Verkehrsteilnehmer angeht, aber außerhalb der Saison, sind diese 1000Einwohner zählenden Weiler alle nahezu unbewohnt. Das ist mehr als lästig, ich werde über ein viel genaueres Proviantregime nachdenken müssen. Es gibt nur an bestimmten Orten etwas, überfährt man die, wird die Versorgungslage eng.

Bruce empfielt das Wasser aus dem Lake Superior zu trinken, allerdings müsste ich mir so  'ne Eisscheibe dann auf den Lenker legen.

Al, der nette Tankwart
Nach Rossport ein erneuter, nicht zu schaffenden Berg, wieder absteigen und ich rolle den Abhang direkt in eine offene Tankstelle im Reservat Pays Plat First Nations.

Ich kann mein Glück kaum fassen. Die Weißen schlafen und bei First Nations gibt's alles in Hülle und Fülle. Der Burner sind Nachttischlampen in Form eines Tipis 45cm hoch. Einmal Indianer, immer Indianer.

Der $1 Kaffee ist ein Feiertag nach dieser Anstrengung und da der fröhliche Tankwart Al hier Zeit hat, hole ich gleich noch einen. Al sagt es leben 80 Objibway hier im Reservat, das eine mehr staubige Durchgangsstrasse mit sehr einfachen Holzhäusern darstellt.
Gas, Kaffee und Chips

Ich wäre gerne geblieben, aber die Zeit ist fortgeschritten durch die Schieberei. Und dann kommt der absolute Höhepunkt, Col de Telegraph in Nord Ontario, zuerst nehme ich ihn gar nicht wahr, weil die Strecke kurvenreich nach oben führt. Aber der bonebreaker wird länger und länger und länger. Ich muß die Seite zum schieben wechseln, die Trucks benötigen jetzt im Schritttempo meinen geliebten Randstreifen. Im Schritttempo kriechen die 500PS starken Zugmaschinen den Berg hoch, da ist immer wieder Zeit den schiebenden Biker zu grüßen. Ich brauche 7 Pausen, um Atmung und Pulsschlag wieder unter Kontrolle zu bringen.
Den Gipfel nach 25min erreicht

Mehr als 25min schiebe ich mein Rad aufwärts, dann läßt der Rückwärtsdrang nach. Was ist die Steigerung von pornös?  Ich schiebe hier 60kg Material durch eine atemberaubende Kulisse auf 382m. Eine Panorama Kulisse. Menschenleer. Soweit das Auge reicht, unberührte Wildnis und das Eismeer des Lake Superior. Wie soll die einfache Kamera diese Bilder einfangen. Ich bin einfach sprachlos, atemlos, es rührt mich an diesem sonnigen Tag, diese Weite zu spüren. Einfach stehen bleiben und schauen. Mir gehen die Superlative aus. Einfach oberpornös.

Blick über die Bucht

Mittwoch, 23. April 2014

Bist Du zu schwach für Ontario?

Es herrscht immer noch Winter. Ein Winter, der nie vergeht. Ich habe heute einen schlechten Tag. Einen Moralischen. Eigentlich kann ich ganz gut mit Ausnahmesituationen auf Reisen umgehen, aber der Dauerzustand laugt mich aus. Mal 3 Tage Regen, ja, irgendwann, hört's auch wieder auf.

Hier hört das seit meiner Ankunft nicht auf kalt zu sein, dabei darf ich gar nicht den Mund aufmachen, Canada erlebt diesen extendend long Winter nun schon seit fast 5,5 Monaten.

Das Thermometer liegt bei -1°, als ich am 23. Tag meiner Tour das Rad auftakel.
Ich bin gekommen, um ein wenig zu zelten, ein bischen fahrradfahren und abends ein Bier. Vielleicht auch ein wenig zu angeln.
ein trauriges Schicksal, der Moose ist nicht sonderlich beliebt

Heute am 23. Tag ist es immer noch wie-fahren-in-der-Kältekammer, in Ontario scheint es nur eine Klimazone zu geben, und die subpolare Kaltfront hat sich nun seit mehr als 3 Wochen nicht bewegt.

Ich habe die Wetterkarten der letzten Jahre hinreichend betrachtet um zu wissen, das die Aussagen der Einheimischen, sonst ist immer alles ganz anders, wohl stimmen mögen, allein was hilft es?
Jeden Tag dasselbe Dilemma. Heute stehen 80km an, keine aufregende Sache, aber es kommen, 2 Hagelschauer, aberwitzige Steigungen, Passagen mit eisigem Nordwind und den ganzen Tag kein Temperaturanstieg über 2° vor. Gegen 14:30h kommt ein wenig Sonne zum Vorschein, kraftlos und schnell wieder in den Wolken verschwunden. Ich komme mir vor wie in einer nicht endenden Zeitschleife. Es wird nicht besser, jeder Tag ist gleich. Dazu immer dieselben Farben, eisblaugrau, asphaltschwarz, tannengrün. Es gibt für die Augen kein rot, kein gelb, kein, achwasweißich.

Für $110 schlaf ich draußen

White Lake PP
Ostermontag. Natürlich hatte ich gehofft, das es eine Fortsetzung des guten Wetters geben würde. Und es fing auch zunächst vielversprechend an.

eisige einsame Seen
Bis zum Mittag eine Flachetappe mit viel Sonne und vielen zugefrorenen Seen. Die Anzahl der Seen jeder Größe ist so zahlreich, das der Name keine Rolle spielt.

Hinter jeder Kurve lauert ein neuer, eisblauer, teils riesiger See. Obwohl Ostermontag ein Feiertag ist, haben alle Geschäfte auf und es herrscht ein normales Alltagsgefühl, die großen Sägewerke arbeiten und riesige Holzlaster überholen. Nach dem Mittag ändert sich das gute Wetter, ein Tiefdruckgebiet zieht durch, der Wind wird böig, eisig, kommt jetzt wieder von Nord. Der Himmel einigt sich wieder auf die seit 3 Wochen vorherrschende graue Melange. Man merkt das sofort, dreht der Wind, wird die Geschwingkeit deutlich langsamer, ich habe eine Schwächephase zwischen Km62 und 79 und mein schöner Ankuftsvorsprung egalisiert sich. Kein Telefonat mit Ellinor vo dem Nachtdienst.
enlose, einsame Strassen

Bruce hatte deutlich gesagt, north of Marathon, lots of hills, aber soweit will ich gar nicht und doch kommt es an diesem Tag noch einmal ganz dicke.

 Ein echter bone breaker, genau 8km vor dem Zielort erwartet die Durchfahrenden. Herunter geht's über 2km in einer irren Beschleunigung auf den Fluß zu und dann nimmt nach 85km der Anstieg aus der Flußniederung hinauf der Berg kein Ende. Ein Paradies für Rennradfahrer, die ihr Bergtraining optieren wollen, für Tourenfahrer hingegen, ohne Jagdlust nach dem rotgepunktetem Trikot eine absolute Quälerei. 3,2 km im ersten Gang den Bonebreaker hinauf. Es ist unglaublich, warum tut man sich das an. Ich will jetzt nur noch Marathon. Meinen persönlichen Mont Ventoux habe ich hier gerade hinter mich gebracht.

Jetzt auch Hi speed web in Marathon
Marathon liegt etwas abseits der Strecke, 1700Einwohner, eine stufenförmige Abfahrt führt in weitem Bogen in den Ort. Ein wenig Kleinindustrie, mehrere Autohändler, ein Mall, die Dependance des Männerladens und 2 Banken, schön ist anders, aber für den canadischen Querschnitt ganz ansehnbar.

Und dann kommt der Eklat des Tages. Abgekämpft und mit frischem Geld versorgt, sagt die Frau $94 plus Tax und ich denke, ich hab mich verhört. Ne, das ist ihr ernst. $94.

Es ist 16:00h, der riesige Parkplatz leer, ich bin der erste und vielleicht auch ihr einziger Gast und sie fordert einen Wucherpreis. No, Lady, so Iam looking for a cheaper price. Ich zahl doch nicht für einen 16h Raum, Dusche und Stellplatz mehr als $100.
Eher schlaf ich im Wald.
In Deutschland und Europa sind wir es gewohnt den vollen, geforderten Preis genannt zu bekommen. Hier ist immer alles +Tax. Und damit erhöht sich der eigentliche Preis plötzlich mysteriös. Die Kanadier sind das gewohnt, ich wittere permanent einen Nachteil. Hat aber alles so seine Ordnung. Eben +Tax.

Montag, 21. April 2014

In der Heimat des bekanntesten Bären der Welt

Ortsschild White River
Ostersonntag.[Zitat] Ich bin ein Bär von sehr geringem Verstand, und lange Wörter beunruhigen mich.

Eine der typischen Aussagen des wohl bekanntesten Bären der Welt. Pu oder wie er im Englischen genannt wird Winnie the Pooh. Ein Dorf am Hwy 17 ist das Ziel des Tages. 93km auf dem Papier.

Es hat geregnet in der Nacht und der Himmel sieht grau aus. Zum Kaffee zu Jeff ins Office, der schon Fernsehen schaut. Er meint das Wetter sieht nicht gut aus, könnte Schnee geben. Hilft nix. Ich muß weiter. In der Nacht hatte Bruce aud Soo nochmal gemailt und weitere Instruktionen gegeben, vorallem nachdrücklich vor den Bergen im Norden gewarnt.

Hier am Ort ist an diesem Sonntag alles still. Kein so geliebtes Sonntagsglocken Geläut von St. Marien ist zu hören, als ich mich aus dem Ort verabschiede. Überhaupt habe ich noch nie Kirchenglocken läuten gehört, seitdem ich in Kanada bin.

Auch am heiligen Ostersonntag ruht der Schwerlastverkehr nicht, aber in den ersten Stunden die Zahl der Kraftfahrzeuge an zwei Händen abzählbar. Es ist einsam und feuchtkalt auf dem Rad. Summer comes-slowly, but surely, wie die Wirtin später sagen wird.
Sonntagstrucker

In der Nacht habe ich 2 Stunden geschraubt, den Mantel getauscht, umgepackt. Die letzten 2 Tage waren zerrend gewesen, das Rad ist insgesamt immer noch zu schwer, ich führe immer noch Dinge mit mir, die ich in den letzten 21 Tagen nicht einmal gebraucht habe. Dabei habe ich schon soviel verschenkt, weggeben. Trotzdem, alles muß nochmal durchdacht werden. Wenn das so weiter geht sind die Taschen bald leer. Ich war z.B. der festen Überzeugung, ich bräuchte unbedingt eine faltbare Abwaschwanne, extra besorgt, was für'n Quatsch, genau wie so viele andere Dinge, die sich bei genauer Betrachtung als völlig überflüssig herausstellen. Und keiner in meinem Team hat was gesagt. Nu sind se wech.

Sonntag, 20. April 2014

Ostergruß an meine Freunde und Leser

Hwy 17 north
Ostern 2014,White River, Ontario, Kanada 
Seit einer Stunde ist Frühling. Wir haben seit 3:00pm 8°, Plus!!!

Liebe Familie, Freunde, Kollegen, Biker,

ich möchte es nicht versäumen Euch ein wunderschönes Osterfest zu wünschen, wo immer Hr auch jetzt weilt.

Mich haben einige Briefe von Euch mit besten Wünschen zum Osterfest erreicht, es freut mich jedesmal von Euch einen Gruß zu bekommen und es rührt mich sehr. Ein Gruß aus der Heimat hier im fernen Ontario. Ich bin wirklich sprachlos, wieviele Leute immer mal wieder herein schauen.

Beste Wünsche insbesondere an Ellinor, Keule, Gerd aus Görlitz, meinen Sponsoren, mein Team, den unbekannten Lesern und natürlich denen, die an diesem Wochenende Dienst am uksh Campus Lübeck haben.

Die erste Nacht im Freien

Morgenstimmung in Katherine Cove
Ostersamstag. Das Thermometer ist empfindlich gefallen. Das Ostertag'sche Küchenthermometer, erprobt in vielen Norwegen Reisen, gibt eine Temperatur von-6° um 4;00am an, jeder überlegt sich da zweimal, wie wichtig die Gründe sind, den Schlafsack zuverlassen, um mal eben nach draußen zu gehen.

Alles ist klamm, geschuldet dem unprofessionellen, improvisativen Aufbau. Die Füße sind eiskalt, Gedanken über Mangeldurchblutung und ihre Folgen kommen mir in den Sinn. 4h später lacht die Sonne ihr unbarmherziges Winterlächeln, Wawa, 71km auf dem Papier. Start bei -1°, windstill und blasse Sonnenstrahlen. Kein Verkehr. Nachts hatte ich an Bären gedacht und doch das Essen aus dem Zelt gebracht. Aber es war eine unnötige Aktion, nochmals durch den Schnee zu tapsen.
9 Elche lebten letztes Jahr im Park, heute Nacht war keiner zu Besuch.
Zu den besten Einfällen in der Vorbereitung gehörte der Kauf von 4mm Wetwalkers Neopren Puschen. Um die Schuhe schnallt, tauen auch die Füße nach 2 Stunden wieder auf. Eine atemberaubende Winter- Eislandschaft ist jetzt am See zu sehen. Ab und an sieht man Eisangler auf dem See. Bruce sagte, das Eis solle noch mindestens 2Fuß dick sein. So weit das Auge blicken kann nur Eis.Wikipedia.org Oberer See
Kette erneut gerissen

Und es gibt sie doch - Franks' applefritter

Franks Applefritter canadian Munkis, homemade(Ketchup ist nen Scherz)
Karfeitag. Zwischen großer Freude und großer Frustration liegen nicht mehr als 6h, nur weiß ich das noch nicht, als ich nach einer äußerst kommoden Nacht den Schlüssel abgeben will.

Auf der Lodge ist schon ordentlich Betrieb, die ersten Trucker sind schon durch, Franlk schreit sofort als er mich sieht Hey Frank, how was your stay? Und dann entdecke ich sie doch, Munkis canadian homemade Style, Mutanten Munkis und Kaffee, ich fasse es nicht, hier in der Einöde. Gerade frisch, 1 Stunde alt. Und die Sonne geht auf.

Inzwischen füllt sich der Restaurantbereich, alle kommen auf einen schnellen Kaffee vorbei und werden mit denselben reundlichen Worten begrüßt. Natürlich sehen alle das Rad und natürlich ist es sobald Gesprächsthema, und ich merke, die Leute ziehen, die Luft ein, Wawa, von hier, bei dem Wetter, 160km, da ist nichts, Du bist allein. Jetzt den coolen rauskehren, Ich find' schon was unterwegs und dann wechselt das Thema zu den Bären, ja, einige sind gesehen worden, aber die tun noch nichts, nach dem langen Winterschlaf, viel zu tumb seien die noch.
Wahrscheinlich müssen sie auch erstmal den kalten Winter begreifen. Immerhin die Anzeichen häufen sich.
Jeder kann hier was zum Thema Bär beitragen und es entsteht ein munteres Gespräch im Restaurantsaal.
nichts als Eis, soweit das Auge reicht

Ich muß los, es ist schon nach 09:00h, da braucht Frank noch ein Foto von uns beiden für seine Wand.
Wenn ich in Vancouver angekommen bin, melde dich bitte.
gefährlicher Nebel

Die ersten 40km laufen wie an jedem Morgen, rauf, runter, wieder rauf. Am Karfreitag gibt es in Kanada keine LKW Fahrverbote, aber der Verkehr ist deutlich reduziert. Hier gibt's kein Oster-Reiseverkehr mit Stau bis Budikate.
Hier hat niemand Streß. Das ändert sich, je näher ich dem Provincial Park Lake Superior komme. Mehrfach muß ich von Seehöhe auf nur 359m steigen und ich hab Streß, die Laster überholen mich schleichend auf der zweiten Spur mit eingeschaltetem Warnblink. Oben empfängt alle eine eisige Nebelwand, die die nächsten Stunden sich nicht auflösen will. Ich bin zu schwer und nach dem 3. Anstieg mit einer unmittelbar folgenden rasanten Abfahrt durch den Nebel sind die Körner auch verschossen. Der Tag fing so gut an, doch dann kippt die Stimmung. Mürrisch den nächsten Berg hianuf, das Ende ist in den kurvenreichen Strecken nicht einmal abzusehen. Und nocheinmal.
Provicial Parc Lake Superior 83km nichts

Freitag, 18. April 2014

In der Pfannkuchenbucht

Batchawana Bay
Gründonnerstag.Es hat wieder geschneit in der Nacht und es schneit gegen 09:00h noch immer. Was ist bloß der richtige Weg? Abwarten? Auf in die Sonne, heißt 2000km mal eben sich bewegen mit Rad und Tüdelüt.

Mal abgesehen, das ich mich canadisch betrachtet, am Rande der Zivilisation befinde, ist das technisch auch gar nicht so eben möglich. Mal eben in ein Fahrradabteil der Bahn gibt's nämlich nicht, abgesehen, davon das in dieser autoaffinen Welt, die Bahn ein Nischenprodukt ist.

Bleiben , in diesem Motel, never ever, bleibt nur eines, ruff auf den Sattel und los. Ich habe gestern beim erzwungenen Zimmerwechsel die Kaffeemaschine eingebüßt, das ist heute sehr ärgerlich. Draußen schneit es, es herrscht Berufsverkehr und ich habe Angst mit dem schweren Trecken auszurutschen und unter einem 10Achser zu geraten, aber die Angst stellt sich bald als unbegründet heraus, die rechte Spur gehört mir bald allein, alles fährt sauber in riesigen Bogen um mich herum. Einfach irre, da jammern die Kanadier über die Gefährlichkeit des radfahrens und jeden Tag werde ich hier mit Kußhand behandelt. (im Vergleich zu Deutschland)

Es läuft nicht und ich kontrolliere die Bremsen, irgendwie scheint jemand ins Rad zu greifen. Nach einer Stunde begreife ich, es ging immer sachte bergan und ich habe schwer am Essen geladen. Allein 3 kg Flüssigkeit führe ich mit, aber das Zeug ist so kalt, das kann man gar nicht genießen. Zwischendurch immer wieder saison bedingte geschlossene Motels. Die Motelluft wird dünner. Als der Scheitelpunkt erreicht ist, gibt es eine Herrenabfahrt mit 64km/h,  mehr als 4 km lang.
Herrenabfahrt

Liz and Bruce from Soo
Yeah und ich erreiche den ersten Pausenpunkt. Kaffezeit in Goulais River,  aber bevor ich vom Rad bin kommen schon Liz und Bruce schon auf mich zu. Beide sind hellauf begeistert und wir unterhalten uns lange erregt vor dem Kaffee. Auch sie sind öfter in Europa unterwegs, Liz's Schwester kommt aus Schwäbisch Hall. Es sind kanadische Outdoorer, Bruce zeigt mir stolz seinen Titan Wärmeofen, der ganze Wagen ist ein Outdoorlager, Eisschuhe für den See, ein Schlitten und vieles mehr. Die beiden wohnen in Soo. Bruce schlägt vor mich mit dem Auto in die Berge zu fahren, dauert nicht lange, er würde gleich wieder hier sein und er warnt, 6 inch Neuschnee da oben, das sei nicht schön, weiter oberhalb wohl mehr. Aber die Straßen sollen geräumt sein. Nein, trotz aller Schwäche zu Beginn, noch ist absteigen nicht drin. Die wichtigste Meldung von ihm ist jedoch, es gibt kaum Motels.
Goulais River Generalstore

Diese Generalstores sind meine Informationsbörse. Hier erfahre ich viel genauer, was auf den nächsten 25km passiert. Ein starker Kaffee und ich bin auf dem Weg. Die Strasse ist hier viel trockener.
Nächste Station ist McCauley's Motel in Goulais River, die vorletzte Station. Hier ist nicht mehr viel, McCauley betreibt ein Motel, ein Generalstore und ein Restaurant. Er wirkt ein wenig verschlagen und spricht Tacheles. Die oben an der Pancake Bay sind viel teurer, meistens voll und das Wetter wird schlechter. Nehmen sie dich nich auf, mußt du in den Busch. Ist meistens alles voll durch die vielen Bauarbeiter. Sagt's und schweigt.

Aber ich bin erst 45km gefahren und es ist erst 13:00h und dann macht er einen Fehler und nennt einen zu hohen Preis. Die Entscheidung ist gefallen, auf in die Pfannkuchenbucht. Zurück geht's dann nicht mehr. 31km Einsamkeit. Alle 20min ein Truck, seltener noch Autos. Und immer der Blick auf diese zugefrorene Eismasse. Ödnis, kein grün, nur Eis, soweit das Auge reicht, ich verfolge den Waldsaum aufmerksam, im Generalstore haben sie gewarnt, es dauert nur noch Tage, keinesfalls Wochen, dann sind die Bären da. Aber Meister Petz schläft noch, genau wie die Moose, die vielen Elche der Gegend, die nicht zu sehen sind. Keine frischen Spuren im Schnee. Es ist wärmer geworden und ich kann heute ohne Handschuhe fahren. Sting im Ohr, be your self, no matter what they say.
The Voyageurs' Lodge
Ich fahre in eiem weiten Schlenker am See entlang, kaum Hügel und erreiche gegen 15:00h The Voyageurs lodge.

Mc Cauley warnte, die sind viel teurer, also trage ich schüchtern mein Anliegen vor. The cheapest bed, maybe on a couch, aber es bleibt normalpreisig. Sogar billiger , als McCauley's Motel weiter unter.

Alle Ängste umsonst und doch, zweimal wurde ich unterwegs von fremden Autofahrern angehalten, die Lodge sei der letzte Stützpunkt vor Wawa.
Das bestätigt auch die Wirtin und sagt ab jetzt kommt 160km rein gar nicht. Null, njente, nada . Kann doch nicht sein, und doch, alle Motels dazwischen seien wittertungsbedings dicht. Nach der Lodge kommt nichts mehr.
Lake Superior
Ich bekomme eine urgemütliches Zimmer, die Heizung läuft und bin ratloser, denn je zu vor. Was tun? 160km sind ein Wort bei diesem Wetter, eine Halbmarathon Strecke, nicht, das ich das nicht leisten kann, letztes Jahr bin ich Oder Neiße in 3,5 Tagen gefahren, aber nicht mit dem Trecker und nicht im Winter. Es gibt keinen Rat. Und vor allem, was kommt nach Wawa? noch sind es gut 640km bis Thunder Bay. 
Hier oben ist das Land schon sehr dünn besiedelt, keine 2,5h mit dem Auto von Toronto entfernt.
Die großen Parks öffnen nicht vor Mitte Mai, ich bereite mich auf eine Ncht im Freien vor.
Es gibt an diesem Abend keine Lösung, außer ich finde sie auf der Strecke. Oder ich bleibe über Ostern hier. Ich verabschiede mich von Ellinor auf ungewisse Zeit, melde mich wieder, sobald ich kann.
Ontario bietet alles, Berge, Abfahrten, Einsamkeit, alles Dinge, die ich frühestens für die Rockies geplant habe.
Frank
Draussen treffe ich Frank, hier wird nicht einfach so getankt, hier gibt's noch Service und Scheibenwische plus Kundengespräch, ihm gehört die Lodge und ich frage ihn , ob ihn die Einsamkeit gefällt. Im Winter ist es sehr einsam hier in der Pfannkuchen Bucht, die in der Sprache der First Nation Batchawana Bay heißt. Du bist der erste Radler dieses Jahr, der hier hochkommt, warum machst Du das? Ob er wenigstens eine gute Sauna habe in seinem Haus, nein, sagt er ohne Bedauern, eine Sauna habe er nicht. Aber einen heißen hot tub, sowas wie 'ne Großraum-Outdoorsitzbadewanne.

[es kann also gut sein, das es etwas dauern wird, bis ich mich wieder melde]