tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 28. April 2014

Ein Bison weniger

Stromausfall.Am gestrigen Abend, als Deutschland längst schlief, gab es einen Stromausfall und anschließendem Netzausfall. Original zwischen mail an Ellinor beeenden und absenden.
Don war in voller Auflösung, my internet lines are down, do you habe electricity?

Strom ja,aber kein Netz mehr, wie sehr die Welt zusammengeschrumpft ist merkt man erst, wenn das Internat mal unerklärlich ausfällt.
Dann entfernt sich das 6600km entfernte Lübeck plöztlich, seit21:23h um Lichtjahre weiter. Reisen wie vor 20 Jahren, ruf an oder schreib'‚ 'ne Postkarte.
Am nächsten Morgen hatte sich die Gefahrenlage wieder normalisiert. Das Motor Inn war wieder an die Welt angeschlossen.

Heldentage werden am frühen Morgen geboren. Dann, wenn die Sonne schon um 06:30am durch die Gardinen lukt. -1°, blauer Himmel, Sonnenschein, später wird das Thermomaeter 6° erreichen. 
Ein guter Tag, denn ein weiterer Regentag hätte die Gefahr des sitzig werdens noch weiter erhöht. 

Sitzig ist das Wort, das es eigentlich nicht gibt, es könnte den Begriff, sich nach einer vorangegeangene  Strapaze eine wohlverdiente Pause zu gönnnen um es dann so angenehm zu finden, das der Elan, wieder los zu wollen, erlischt.
Und bei Don ist es gemütlich, mit Couch, Küche und 2 Zi Wohnbereich Bereich. Nur nicht sitzig werden, da kommt so ein Sonnentag gerade recht. Auf dem Weg zur Bank erliege ich der Versuchung noch einige Fotos der  Canadian Pacific zu machen.
Canadian Pacific westbound
Es sind mehrere Hobbyfotographen im Arthur Landingspark und sie wollen wissen, das in 10 min ein Zug aus Montreal hier eintrifft. Also warten  und tatsächlich aus nach 12 Minuten kommt ein Triple Lokomotive Canadian Pacific mit unendlich vielen Güterwagen um die Ecke. Diese schiere Kraft begeistert  mich und kann ihnen einfach nicht widerstehen. Viele Züge sind hier mehr als 3,5km lang und zuckeln von Vancouver bis nach Montreal durch. Das erinnert ein wenig an die Zeit der Hobo’s, jene Arbeitssuchenden, die während der Zeit der Großen Depression illegal mit der Bahn gereist sind.

Ich brauche Geld, in den Motels wird mit Kreditkarte bezahlt, das kostet aber für mich Aufschlag. An der Bank treffe ich Tammy, die völlig begeistert ist und es gar nicht fassen kann, das jemand um diese Zeit, mit dem Fahrrad, so viele Km fährt und dann noch quer durch Land. Sie arbeitet für das Minenministerium und braucht Geld zum Wochenendeinkauf.  Für uns Norddeutsche ist ihre Begeisterung etwas zu dolle einem Fahrradtouristen gegenüber, aber sie meint das wirklich ernst, nimmt sich viel Zeit und will unbedingt die Blogadresse. 

Eine weitere Passantin kommt hinzu, ebenfalls Bankkundin und fragt ganz ernsthaft, für welche Spendenorganisation ich das denn machen würde. Und bevor ich antworteten kann, sagt Tammy, er reist durch Kananda und mach Urlaub, ist das nicht großartig? Ich bin fast geneigt zu sagen, für die Frank Ostertag Holyday ffoundation, aber so was tut man am Samstagmorgennicht, allerdings drückt die Frage der Passantin genau das aus, was viele denken: Fahrradfahren macht man in der Freizeit, man fährt in einen schönen Nationalpark, und untenimmt einige Tage was mit dem Rad. Mit dem Rad eine Strecke gleich einer Flugreise zu unternehmen, da muß mindestens eine Charity Organisation hinterstecken. 

Dann geht's mit einer Stunde Verspätunng wirklich los. Der Tag gestern hat die Beine entspannt, so richtig will es nicht, bis ich das Garmin einschalte und den waren Grund erkenne. Ich bin bereits auf 450m Höhe und habe es nicht gemerkt. So wie es alle vorhergesagt haben, Hüelig, aber nicht mehr so steile Anstiege.
Ich fahre auf dem Hwy102, der in fast gerader Linie aus der Stadt herausführt und später an den 17er west wieder anknüpft. Im Großraum Thunderbay wollen sie keine Fahrräder auf dem Highway, kann man akzeptieren, allerdings haben auch Trucks die Idee mit Abkürzung und so ist es zunächst eine vielbefahrene schlechtausgebaute Landesstrasse. Nach 20km wird die Hochstrasse freundlicher, nachher fast verkehrsarm. Bald entdecke ich nur noch ab und zu noch ein Holzhaus.



Der spannendste Teil des Tages kommt dann plötzlich mit 2km vorheriger Ankündigung durch große Mobilschilder auf der Strecke, Caution accident. Herrje, wohl möglich Streckensprerrung. Das kostet Zeit.
Gordon, Unfallabsicherer

Überall in Kanada stehen dann Posten mit schwenkbaren Tafeln, die den Verkehr wechselseitig an der Gefahrenstelle vorbeiführen. Gordon steht seit morgens 7:30h an der Strasse mit seinen Stop 'n go Schild. Wieviel der wohl pro Tag für so was verdient.
Und dann wird das ganze Malheur sichtbar. Einen Bison hat es erwischt. Die Zugmaschine liegt quer im Feld und hat die 10kV Überlandleitung mitgerissen. Wie Streichhölzer liegen  die Stämme neben dem Truck. Ausgerechnet die Bisons aus Winnipeg. Sind mir bisher immer positiv aufgefallen. Der Trailer liegt quer auf der Strasse, drum herum jede Menge Ladung und 2 Kranwagen.
Habe ich nicht erst neulich darüber fabuliert, wie so etwas entstehen kann und dann passiert es hier.

Ich fahre langsam dran vorbei, brauche aber noch ein Foto vom Zugbison, also drehe ich und treffe auf einen Trupp Tatortreiniger, die gerade Pause machen. Normalerweise würde ich in Deutschland jetzt weggescheucht. Stattdessen kommt hier Joslyn auf mich zu und fragt, willst 'nen Kaffee und 'nen Muffin?

Josslyn vom Bergungsteam
Ich bin verlegen, 10 Arbeiter machen Pause und laden mich ein, mehrfach werde ich gedrängt, nimm' dir Sandwichs, ist genug da.

Bruce, der Älteste will wissen, wo ich herkomme. Und ich erzähle das übliche. Ich will meinen 50. Geburtstag in den Rockies feiern, und Bruce antwortet nur trocken, das ist hoffentlichg nicht Morgen. Ihr Trupp wird genau zu solchen Problemstellungen gerufen. Zuzgmaschine vom Feld holen, Stromversorgung sicherstellen, Warenladung sichern. Gestern morgen ist es passiert. Gegen 7:00h, harmlose Linkskurve. 2-3x pro Monat gehen sie raus. Und oben in Kenora, würde das öfter passieren, sagt Bruce trocken, nachdem ich behaupte, seit 2100km keinen Unfall gesehen zu haben.

 Es sind genau diese Geschichten; jeden Tag passieren 3,4 mal solche Dinge, die dieses Reisen so anders als alle vorherigen Touren machen.

Leute, die an dir mit Daumen hoch vorbeifahren, Trucker, die ihr infernalisches Horn für dich anblasen. Bergungstrupps, die Dich spontan zum Essen einladen.

Ihre Pause ist beendet und müssen weiter, den umgekippten Trailer mit Hand ausräumen und ich mache mich auf den Weg und erreiche bei der Hwytrennung das Timberland Motel. 59+tax, kein schlechter Preis, aber ich habe erst 64km auf der Uhr. Weitere 25 wären reizvoll, solange die Sonne scheint. Und das ist dann am Tag die schwere Entscheidung, 65km mit Motel oder die ungewisse Nacht für 90km. Der Wirt wirkt ungesprächig.
Richtig brummern scheint sein Laden nicht. Aber müssen ja auch nicht alle aufgekratzt sein.
Die nächste Esso steht in Upsala, 40 Meilen entfernt, auf jeden Fall zuviel für diesen Tag. 

Ich fahre, ab nun gehört die Strasse wieder dem 17er  allein. Der 11er geht direkt nach Westen, nach Minnesota in die USA. Um dort bei International Falls wieder nach Norden auf den 17er zu schließen, würde für mich eine zusätzliche Tagesreise bedeuten.
Stellplatz mit WC&Flutlicht

Es entwickelt sich, wie schon erlebt, es gibt keine Besiedlung und deshalb zwangsläufig wieder ein Rast auf freier Strecke, am Trafohäuschen, direkt am 17er, klarer Blick nach Norden, leicht bewölkt, könnte heute was mit Nordlicht werden. Zunächst aber wird es kühl und nach dem Abendessen folgt die Flucht in das diesmal wohl abegspannte Zelt. Zeit für eine don't-fear-the-bear-sms und den Tagesbericht.
Sonntags wird rasiert

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen