tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 5. November 2014

Palo Alto

Highway 82 el carmino real


Mo., 3.11.
Leaving San Francisco
Ich bin schon alleine deshalb früh wach, weil meine Zimmernachbarn ebenfalls allesamt frühaustehn.
Ein letztes Mahl zum Frühstück hinunter in den 3.Stock, dann das Bike aus dem Keller geholt aufgesattelt und um 08:45h verlasse ich das Hostel.  
Ich hätte gut noch bleiben können. San Francisco war mehr, als ich erwartet hatte. Ich bin Gegensatz zu meinen sonstigen Gewohnheiten sehr unvorbereitet in die Stadt gekommen. Habe die Stadt auf mich einwirken lassen wollen.

Ungeplante, sponte Streifzüge. Und dann bietet San Francisco eine solche Menge an kraftvollen Eindrücken, das gar keine weitere Planung  notwendig ist. Zwar hat es SF auch dieses Jahr nicht unter die ersten 10 lebenswerten Metropolen geschafft, ist aber im Gegensatz zu Vancouver 10x aufregender.
Thrill don't means liveable
Dabei ist die touristische Schokoladenseite genauso fesselnd wie die Viertel der Stadt, in die für gewöhnlich nur wenige Touristen verirren. Mit einem Wort, die Stadt ist awesome. Awesome, der Begriff, der nach Übersetzung irgendwie für jede emotionale Regung von furchteinflössend über wahnsinnig bis affengeil passt.
Alles mögliche ist in Nordamerika awesome. Der Fahrradmechaniker, der gut arbeitet oder der schnelle check-in im Hotel. Oder wenn das healthy food gerade mal wieder super ist. Alles kann awesome sein. Und San Francisco ist sowieso awesome.

Nach 7 Tagen, nun also wieder less awesome, touristisches Mittelmaß. Es fängt schon mit der Abfahrt an. Sicher, es ist nicht brillianteste Idee, in der MontagmorgenRushhour durch die Stadt mit einem Trecker zu fahren. Die Strassen sind verstopft und die grünen Ampelphasen viel zu kurz.
Meist ist es bereits in der Mitte der Kreuzungen bereits wieder rot. Der Gegenverkehr fährt gnadenlos hupend an; ich stehe im Niemandslands. Die Amerikaner lieben ihre Hupe.

Nach 6km auf der 3rd Strasse ist die Hektik der Innenstadt abgeschüttelt. Die dritte Strasse führt nun an endlosen Lagerhäusern und ausgedienten Fabrikgebäuden immer am Wasser entlang nach Süden. Erste Station ist San Francisco Internatiol Airport, SFO, bei Km 21. Ursprünglich wollte ich von hier am 3. Dezember nach Neuseeland starten. Nun kommt es anders.
Malcom X Plakat in den Außenbezirken der Stadt
Alles wirkt sehr großzügig weitsichtig geplant. Über mir erscheint ein Schienenbus der BART, der Bay Area Schnellbahn, die die Innenstadt mit dem Terminal verbindet. Ich könnte von der Strasse unterirdisch in das Terminal einrollen. Neben mir der 101er mit seinen 10 Spuren.
101 going south
Es wirkt alles gigantisch. Der Flugfafen hat 2 Startbahnen, die über über die Bay nach Osten führen. Ich fahre scheinbar endlos lange an SFO vorbei und kann durch den Masschendrahtzaun den startenden Maschinen zusehen. 
Ein BART Automatik-Zug erreicht den Flughafen
Weniger als eine Minute, ist die Vorbereitungszeit zwischen den Maschinen. Eine Maschine folgt der nächsten. Von Süden scheint die Anflugrichtung für den Airport sein. Auch hier scheint der Strom nicht enden zu wollen
SFO Area, Source:mapsof.net/san-francisco-bay-area-map
Im Grunde hatte ich alles vorbereitet und wußte, das ich einfach nur zwischen dem 101er und der Küste nach Süden fahren müßte.
Aber es gelingt irgendwie nicht. Die von mir notierten Strassen tauchen nicht auf und es passiert mehrfach, das ich an einer T-Kreuzug stehe und keinen Namen wiedererkenne. Irgendwie geht es zwar immer weiter, aber es gleicht der Anfahrt nach Sausalito, es scheint eine durchgehende Radwegauschilderung zu fehlen. Palo Alto gibt es nicht. Ich bin kurz davor das Garmin zu aktivieren. 'Erreiche Foster City und stürze zur Mittagszeit in einen McDonalds. Die letzten 15km bin ich durch eine ewiggleiche EinfamilienBungalow Siedlung mit Doppelgarage gefahren, ohne Ortschilder zu erkennen. 
Ich bin völlig vom Kurs abgekommen. Die letzten 5Km also wieder zurück, die nächste Brücke über den 101er und dann wieder nach Süden.

Die Strecke ist flach, es hat 22° um 14:00h und es weht ein leichter Nordwind. Kurz, es herrschen für einen 4. November traumhafte Bedingungen.

Die Landschaft ist nicht besonders aufregend. Ich fahre durch ein weites Tal, die Strassen sind mit großen Palmen gesäumt, links verläuft das Ufer der Bay, der Pazifik ist einen Gebirgszug auf der rechten Flanke von mir entfernt. Irgendwann muß ich da rüber.
Kurz hinter Redwood City durchfahre ich einen langen, abgewirtschafteten Strassenzug, in dem die Sprache nun vorwiegend spanisch ist. Keine 50km südlich von SF begegne ist einem ganz anderen Amerika. Ich beginne meine Sätze nun wenn ich nach dem Wege frage nun mit den Worten Buenos Diaz, Senior.
Danach erreiche ich Palo Alto, es beginnt mit einer langen Parkallee. Die Häuser haben alle blickdichte, übermannshohe Zäune. Nichts ist zu sehen von den Anwesen. Menlo College heißt dieser Bezirk. Später werde ich erfahren, das Menlo College, die Chance für Kinder sehr reicher Eltern sind, die aufgrund ihrer Abschlußzeugnisse keine Zulassung für die Eliteuniversität Stanford halten.
Palo Alto hat mit SF die höchsten Immobilienpreise hider auf der Halbinsel. In Amerika werden Preise für Häuser immer in Squarefoot berechnet. Es ist keine Besonderheit, für ein 992 QF Haus, also gute 92qm 3Mio$ auf den Tisch legen zu müssen.
Die Middelfield Road scheint bis nach Mexiko zu führen. Brian hatte mit erlaubt auf seinem Grundstück in der College Ave. auf ihn zu warten. Er würde erst nach Einbruch der Dunkelheit am Abend kommen. Neugierig wollte ich gucken, wie es aussieht und dann vielleicht in den Nachbarort Mountainview zu den Oberbösen. Allein es gibt keine College Ave., ich spüre, das es wieder aus dem Ruder läuft.
An der nächsten Tankstelle einen Stop, hey, wie weit ist noch bis in die College Ave.? Ja, die liegt hinter dir, gute 4 Meilen. Ne! Doch! Das Garmin in der Tasche und wieder gemeint, ich krieg' das schon so hin.
Aber Walmart ist gleich um die Ecke. Nur die 4spurige San Antonio herunter. Da es erst in 3Stunden dunkel wird, also noch einen kurzen Abstecher. Ich kurve auf den Parkplatz, und ganz ehrlich, es gab Tage, da stand das Rad eine halbe Stunde vor Walmart unabgeschlossen .
Heute habe ich ein komisches Gefühl. Brian wird später sagen, du hast recht, nimm' das Rad mit hinein zu Walmart. Wobei auch er Walmart ablehnt. Alle meine Gastgeber lehnen Walmart ab. Meist sind sie auch gegen alle anderen Ketten. Und McDonalds sowieso. Ich sollte das lassen, meinen Gastgebern von meinen Walmartbesuchen zu erzählen.
Als ich den Laden wiederverlasse, ist nichts passiert. Unberechtigte Furcht. Jemand kommt zu mir und sagt, du solltest noch ein passr Säcke mehr aufladen. Wir unterhalten und jemand rennt mit mindestens 40kg Übergewicht an mir vorbei und schreit grinsend, eyh, wenn Du Bart abnimmst bist Du noch schneller, worauf mein Gesprächspartner ihn zurecht weist, eyh, der Mann aus Canada hierher gekommen und der humorvolle Dicke schreit zurück, eyh warum sollte ich das tun, wenn ich da hin will , fahre ich mit meinen Mercesdes dahin, steigt ein, freut sich und fährt hupend davon.
Brian's Haus in Palo Alto


Die Sonne senkt sich bereits bedrohlich und ich habe keine Zeit mehr. Noch 4 Meilen zurück nach Norden. Ich erreiche Brian's Haus im Sonnenuntergang. Es bleibt wenig Zeit, keine 15min bedeckt die Dunkelheit Palo Alto. Ich sitze auf der Veranda eines fremden Hauses und warte auf einen Menschen, den ich nich kenne.
Brian erscheint in Dunkelheit mit dem Rad. Er lebt allein, in einem ebenerdigen Holzhaus. Es gibt ein Zimmer mit Schlafsofa für mich, es ist ein äußerst gemütliches älteres Haus. Und es hat eine große gemütliche Küche, die im skaninavischen Stil eingerichtet ist.
Obwohl er den Tag gearbeitet hat, spürt man ihm keine Anzeichen von Erschöpfung an. Er wirkt in sich ruhend und zufrieden. Ein Biker Haus. Ich glaube ja oft, das unser Haus zuviele Fahrräder beherbergt und vieles einfach nicht wieder auffindbar ist.
Aber Brian's Haus atmet Fahrrad. Überall in seinem Haus befinden sich Dinge, die irgendwie mit Fahrräder zu tun haben, Naben in der Küche, Fahrradlampen auf dem Esstisch. Ein sympatisches Chaos. Dazu eine edle Sammlung Zweiräder mit kompletter Werkstatt. Dagegen wirkt unser Haus und die Werkstatt armselig.
Wir haben viel Zeit zu reden, er bietet mir an, eine weitere Nacht in Palo Alo zu bleiben, so können wir morgen zusammen auf seinem Weg zur Arbeit bei Google vorbeifahren.