Di.,4.11.
Silicon Valley
Als ich um 07:00h das Zimmer verlasse, finde ich Brian draußen im Garten beim blumengießen. Unglaublich, schon wieder voll in Aktion. Ich sehne mich mehr nach einem Kaffee und einer Tageszeitung, als um die Zeit, den Blumen Wasser zu spenden. Seine Begeisterung für das Fahrrad ist an diesem Morgen nicht zu bremsen, also das mit der leichten Fahrradtour wird nichts, sagt er nüchtern, er hätte gestern noch ein wenig herumgemailt und nun wären sie zu 15, Start ist auf einem Parkplatz nach seinem Dienst.
Also original dann, wenn es dunkel wird. Gute 40 km, 2500ft Höhenmeter, und vielleicht noch danach ein Diner mit allen. Also? ach nee Brian, um nicht zu sagen, bist Du irre? Nein, er meint das ernst. Eine super Idee, ein workout auf dem Rad in der Dunkelheit. Ich finde workouts in der Sauna viel besser, aber meine Gastgeber sind ja völlig fahrradbegeistert.
Völlig unbewegt stellt er fest, das er einmal pro Woche schon mal einen 100Meilen Ritt machen müsste, allein, um in Form zu bleiben. Wie wär's mit 'ner Rolle schlag ich vor, vorallem, man wird nicht naß? Aber Brian lächelt nur müde.
Es findet sich tatsächlich ein Rest Kaffee in seinem Kühlschrank, irgendeine dubiose, italienische Marke, Gott sein dank. Brian trinkt keinen Kaffee und will lieber Ceralien mit Früchten. Das klassische amerikanische Frühstück.
Heute ist genereller Wahltag in den USA und Brian will vor dem Dienst ins Wahllokal, dabei geht es grundsätzlich alles mögliche, ob man Flour ins Trinkwasser mischen sollte, oder Steuern erhöht werden sollen, oder ob der, oder die vielleicht Richter, Staatanwalt, Landrat oder sonstwasweißich werden soll. Seit Wochen sind in den Strassen die Plakete für die Wahl zu sehen, Yes on P oder No on K, ich frage mich dann jedesmal, was wohl P sein kann? Die Wahl findet wie in Deutschland in irgendwelchen Schulgebäuden statt.
Danach geh'ts los, verschärftes Tempo, Brian tritt rein und wir rasen mit 30km/h seinem Job entgegen, warum müssen die bloß immer so rasen? Ich versuche mit einer Hand nebenbei Fotos zu machen. Es herrscht lebhafter bring-die-Schulkinder-in-die-Schule-Verkehr.
Dann sind wir an der Bay. Ich sehe das Wasser und die ersten Schilder tauchen auf. Google. Der Name, an dem in Sachen Internet niemand vorbei kommt. Oder jedenfalls nur knapp. Hier in Palo Alto's Nachbarort Mountain View ist Google Headquarters. Aber ganz ehrlich, man sieht nichts. Da fahre ich an einer der wertvollsten Firmen der Welt vorbei und an den Parkplätzen stehen kanpp metergroße weiße Schilder mit den typischen bunten Bildern.
Wikipedia.org Google Inc.
Also, jede Shelltankstelle oder jeder Walmart in einem Sanierungsgebiet ist auffälliger. Höfliches Understatement. Google Campus, das sind architektonisch unauffällige 4-5stöckige Officegebäude inmitten vieler Bäume in einem parkähnlichen Gelände. Wären da nicht diese überall herumstehenden bunten Fahrräder, das sogenannte G-Bike oder sie bunten Gartenstühle, es könnte jede andere Firmenzentrale sein.
Einzig die auf allen Hauptstrassen auftauchenden großen weissen Google Busse, der G-Bus, weisen auf die besondere Firma hin. Google holt seine Arbeitnehmer aus dem 50km entfernten SF in eigenen Bussen ab. Sie bleiben autark und bieten dem Arbeitnehmer ein fast unablehnbares Angebot.
Mach' Dir keine Sorgen wir bringen Dich hin und wieder zurück, Du mußt nicht auf Züge warten oder dich in deinem Auto durch den Stau quälen. Wir fahren Dich! Natürlich in der erwarteten Gegenleistung, das der Googleaner sich dafür besser in seine Arbeit einbringen kann. Berühmt geworden sind die Angebote wie Massagen am Arbeitsplatz oder Ölwechsel nebenbei während der Arbeitszeit, sollte man doch mit dem eigenen Auto kommen. Hier also laufen die Fäden zusammen, Geld scheint keine Rolle zuspielen.
Ob meine Daten auch hier in einem Keller zusammenlaufen? nein, lacht Brian, die Surferfarmen sind nicht auf diesem weitläufigen Gelände, sondern irgendwo auf dem flachen Land. Zum Beispiel in Watsonville. Die Grundstückpreise sind für solche Gebäude hier viel zu hoch. Schade!
Wikipedia.org Ames Research Center
Ich sehe Brian davon fahren und am Hauptgate des riesigen NASA Geländes am Moffett Airfield einchecken. Jeden Tag gute 10 Meilen Arbeitsweg an die Bay.
Er arbeitet als technischer Ingenieur für Ames, grob gesagt, einem Betreiber für WIndkanaltests. Ich kann seinen Erklärungen nur schwer folgen, dafür reichen meine technische Vorstellungskraft und vorallem mein englisch einfach nicht aus, aber ich verstehe, sie können ganze Kampfflugzeuge aerodynanischen Strömungstests aller Art aussetzen und testen sowohl für die zivile Luftfahrt, als auch für die Airforce und die Nasa. Es bedarf den Stromverbrauch einer 100.000 Einwohner Stadt, wenn sie online gehen, wie Brian sagt. Vor dem Gebäude steht ein etwas in die Jahre gekommenes 1:3 Modell eines SpaceShuttles. Die gesamte Anlage ist mit dem bloßen Auge nicht zu überblicken, bereits in den 50er Jahren begannen sie mit dem Aufbau des Geländes.
Ebenfalls auch auf dem Gelände ist der Pleiades Supercomputer beheimatet, lange Zeit einer der schnellsten Computer der Welt. Auf dem State Federal Moffett Airfield landen bisweilen die Präsidenten, wenn sie Californien besuchen.
Wikipedia.org Moffett Federal Airfield
Ich drehe um, das Garmin ist jetzt eingeschaltet und versuche im Strassendickicht zurück nach Palo Alto zu finden.Wäschewaschen und dann ein Ausflug nach Stanford, die berühmte Privatuniversität in unmittelbarer Nähe.
Den Highway 82 El Carmino real nach Norden, hey, wie komme ich am besten nach Stanford, Maingate?
Jo, sagt die freundliche Frau, das da drüben ist bereits Stanford und zeigt auf das parkähnliche Sportgelände. Ich beginne zu begreifen, Stanford ist groß, richtig groß. Eine ganze Weile später stehe ich vor der Memorial Church, die in einer Plaza mit Sandsteinarkaden eingegliedert ist.
Soll alt aussehen, ist aber keine 150 Jahre alt. Stanford gehört mit den beiden anderen berühmten Privatuniversitäten Yale und Harvard zu den Elite Universitäten unter den Top 5 des Landes. Brian nennt eine Zahl von 80.000$ pro Semester als Studiengebühren. Wie hoch sie auch wirklich sein mag, hier in dem weitläufigen Gelände spürt man schnell, die müssen nicht auf auf die Mark schauen.
Verglichen mit den teils abgewirtschafteten kommunalen Sportanlagen und Schulen sonst ist das hier der absolute Olymp. Die Außensportanlagen sehen wie aus dem Ei gepellt aus. Auch Stanford versucht das Fahrrad zu promoten, es gibt super Radwege und eine unübersehbare Schar von Bikern auf dem Campus. Die Gebühren für Parkplätze auf dem Gelände sind astronomisch. Brian sagt dummerweise parken viele Leute deshalb in seinem Quartier und fahren lieber von dort mit dem Fahrrad auf den Campus.
Wikipedia.org Stanford University
Nach einer Stunde fahre ich über die palmengesäumte Allee zurück nach Downtown Palo Alto. Rund um die California befinden sich einige Cafestores, ein Kopierladen, ein Laden für Fotozubehör, 2 Banken,etc. Irgendwie alles Läden, die in meiner Welt nur selten benötigt werden. Einen Supermarkt findet man nicht.
Dezentrales, typisch amerikanisches Shoppingvergnügen. Um 17:00h bin ich wieder in Brian's Haus. Ich bin allein, seine Biketour scheint gestartet zu sein.
Es ist viel Zeit endlich mal viel Zeit zum lesen und denken.
Brian erscheint erst um 23:00h zurück von seiner nächtlichen Bergtour. Gute 40Meilen sind es geworden sagt er regungslos. Im Dunkeln.
Über die Backroads, aber er ist sehr mit sich zufrieden. Es macht mich fassungslos. Alles Profis um mich herum.
Silicon Valley
Als ich um 07:00h das Zimmer verlasse, finde ich Brian draußen im Garten beim blumengießen. Unglaublich, schon wieder voll in Aktion. Ich sehne mich mehr nach einem Kaffee und einer Tageszeitung, als um die Zeit, den Blumen Wasser zu spenden. Seine Begeisterung für das Fahrrad ist an diesem Morgen nicht zu bremsen, also das mit der leichten Fahrradtour wird nichts, sagt er nüchtern, er hätte gestern noch ein wenig herumgemailt und nun wären sie zu 15, Start ist auf einem Parkplatz nach seinem Dienst.
Brian aus Palo Alto |
Also original dann, wenn es dunkel wird. Gute 40 km, 2500ft Höhenmeter, und vielleicht noch danach ein Diner mit allen. Also? ach nee Brian, um nicht zu sagen, bist Du irre? Nein, er meint das ernst. Eine super Idee, ein workout auf dem Rad in der Dunkelheit. Ich finde workouts in der Sauna viel besser, aber meine Gastgeber sind ja völlig fahrradbegeistert.
Völlig unbewegt stellt er fest, das er einmal pro Woche schon mal einen 100Meilen Ritt machen müsste, allein, um in Form zu bleiben. Wie wär's mit 'ner Rolle schlag ich vor, vorallem, man wird nicht naß? Aber Brian lächelt nur müde.
Es findet sich tatsächlich ein Rest Kaffee in seinem Kühlschrank, irgendeine dubiose, italienische Marke, Gott sein dank. Brian trinkt keinen Kaffee und will lieber Ceralien mit Früchten. Das klassische amerikanische Frühstück.
Heute ist genereller Wahltag in den USA und Brian will vor dem Dienst ins Wahllokal, dabei geht es grundsätzlich alles mögliche, ob man Flour ins Trinkwasser mischen sollte, oder Steuern erhöht werden sollen, oder ob der, oder die vielleicht Richter, Staatanwalt, Landrat oder sonstwasweißich werden soll. Seit Wochen sind in den Strassen die Plakete für die Wahl zu sehen, Yes on P oder No on K, ich frage mich dann jedesmal, was wohl P sein kann? Die Wahl findet wie in Deutschland in irgendwelchen Schulgebäuden statt.
Danach geh'ts los, verschärftes Tempo, Brian tritt rein und wir rasen mit 30km/h seinem Job entgegen, warum müssen die bloß immer so rasen? Ich versuche mit einer Hand nebenbei Fotos zu machen. Es herrscht lebhafter bring-die-Schulkinder-in-die-Schule-Verkehr.
Radwege in Palo Alto |
Wikipedia.org Google Inc.
Also, jede Shelltankstelle oder jeder Walmart in einem Sanierungsgebiet ist auffälliger. Höfliches Understatement. Google Campus, das sind architektonisch unauffällige 4-5stöckige Officegebäude inmitten vieler Bäume in einem parkähnlichen Gelände. Wären da nicht diese überall herumstehenden bunten Fahrräder, das sogenannte G-Bike oder sie bunten Gartenstühle, es könnte jede andere Firmenzentrale sein.
Einzig die auf allen Hauptstrassen auftauchenden großen weissen Google Busse, der G-Bus, weisen auf die besondere Firma hin. Google holt seine Arbeitnehmer aus dem 50km entfernten SF in eigenen Bussen ab. Sie bleiben autark und bieten dem Arbeitnehmer ein fast unablehnbares Angebot.
G-Bus |
Mach' Dir keine Sorgen wir bringen Dich hin und wieder zurück, Du mußt nicht auf Züge warten oder dich in deinem Auto durch den Stau quälen. Wir fahren Dich! Natürlich in der erwarteten Gegenleistung, das der Googleaner sich dafür besser in seine Arbeit einbringen kann. Berühmt geworden sind die Angebote wie Massagen am Arbeitsplatz oder Ölwechsel nebenbei während der Arbeitszeit, sollte man doch mit dem eigenen Auto kommen. Hier also laufen die Fäden zusammen, Geld scheint keine Rolle zuspielen.
Ob meine Daten auch hier in einem Keller zusammenlaufen? nein, lacht Brian, die Surferfarmen sind nicht auf diesem weitläufigen Gelände, sondern irgendwo auf dem flachen Land. Zum Beispiel in Watsonville. Die Grundstückpreise sind für solche Gebäude hier viel zu hoch. Schade!
Wikipedia.org Ames Research Center
Ich sehe Brian davon fahren und am Hauptgate des riesigen NASA Geländes am Moffett Airfield einchecken. Jeden Tag gute 10 Meilen Arbeitsweg an die Bay.
Er arbeitet als technischer Ingenieur für Ames, grob gesagt, einem Betreiber für WIndkanaltests. Ich kann seinen Erklärungen nur schwer folgen, dafür reichen meine technische Vorstellungskraft und vorallem mein englisch einfach nicht aus, aber ich verstehe, sie können ganze Kampfflugzeuge aerodynanischen Strömungstests aller Art aussetzen und testen sowohl für die zivile Luftfahrt, als auch für die Airforce und die Nasa. Es bedarf den Stromverbrauch einer 100.000 Einwohner Stadt, wenn sie online gehen, wie Brian sagt. Vor dem Gebäude steht ein etwas in die Jahre gekommenes 1:3 Modell eines SpaceShuttles. Die gesamte Anlage ist mit dem bloßen Auge nicht zu überblicken, bereits in den 50er Jahren begannen sie mit dem Aufbau des Geländes.
Ebenfalls auch auf dem Gelände ist der Pleiades Supercomputer beheimatet, lange Zeit einer der schnellsten Computer der Welt. Auf dem State Federal Moffett Airfield landen bisweilen die Präsidenten, wenn sie Californien besuchen.
Wikipedia.org Moffett Federal Airfield
Ich drehe um, das Garmin ist jetzt eingeschaltet und versuche im Strassendickicht zurück nach Palo Alto zu finden.Wäschewaschen und dann ein Ausflug nach Stanford, die berühmte Privatuniversität in unmittelbarer Nähe.
Den Highway 82 El Carmino real nach Norden, hey, wie komme ich am besten nach Stanford, Maingate?
Jo, sagt die freundliche Frau, das da drüben ist bereits Stanford und zeigt auf das parkähnliche Sportgelände. Ich beginne zu begreifen, Stanford ist groß, richtig groß. Eine ganze Weile später stehe ich vor der Memorial Church, die in einer Plaza mit Sandsteinarkaden eingegliedert ist.
Soll alt aussehen, ist aber keine 150 Jahre alt. Stanford gehört mit den beiden anderen berühmten Privatuniversitäten Yale und Harvard zu den Elite Universitäten unter den Top 5 des Landes. Brian nennt eine Zahl von 80.000$ pro Semester als Studiengebühren. Wie hoch sie auch wirklich sein mag, hier in dem weitläufigen Gelände spürt man schnell, die müssen nicht auf auf die Mark schauen.
Verglichen mit den teils abgewirtschafteten kommunalen Sportanlagen und Schulen sonst ist das hier der absolute Olymp. Die Außensportanlagen sehen wie aus dem Ei gepellt aus. Auch Stanford versucht das Fahrrad zu promoten, es gibt super Radwege und eine unübersehbare Schar von Bikern auf dem Campus. Die Gebühren für Parkplätze auf dem Gelände sind astronomisch. Brian sagt dummerweise parken viele Leute deshalb in seinem Quartier und fahren lieber von dort mit dem Fahrrad auf den Campus.
Wikipedia.org Stanford University
Nach einer Stunde fahre ich über die palmengesäumte Allee zurück nach Downtown Palo Alto. Rund um die California befinden sich einige Cafestores, ein Kopierladen, ein Laden für Fotozubehör, 2 Banken,etc. Irgendwie alles Läden, die in meiner Welt nur selten benötigt werden. Einen Supermarkt findet man nicht.
Dezentrales, typisch amerikanisches Shoppingvergnügen. Um 17:00h bin ich wieder in Brian's Haus. Ich bin allein, seine Biketour scheint gestartet zu sein.
Säulengebäude im Haupttrakt der Universität |
Es ist viel Zeit endlich mal viel Zeit zum lesen und denken.
Brian erscheint erst um 23:00h zurück von seiner nächtlichen Bergtour. Gute 40Meilen sind es geworden sagt er regungslos. Im Dunkeln.
Über die Backroads, aber er ist sehr mit sich zufrieden. Es macht mich fassungslos. Alles Profis um mich herum.