Wie sie sehen, sehen sie nichts, Blick auf den Pazifik im Morgenneben |
Redwoods satt
Der Tag startet früh in St.Pauls. Die Deutschen sind bereits um 6:30h in der Küche und bereiten ihr Müsli undwasweißichnochalles vor. Noch nicht mal 07:00h und schon in die Gänge. Ich quäle mich mühsam hoch, die präfinale Isomatte darf nicht zu doll aufgeblasen werden, sonst füllt sich das immer größer werdende Aneurysma zu stark. Ich habe mir ein wenig bekloppst in den Kopf gesetzt jetzt nicht mehr in eine neue Matratze zu investieren, sondern die Alte bis LA zu benutzen und dann vor Abfahrt zu entsorgen.
Um 08:30h kommt Bewegung in die Garage. Sue&Ron packen bereits, die Berliner sind ebenfalls draußen und das Itzehoeer Tandem ist das erste Fahrzeug, das St. Pauls verläßt.
Mit vielen guten Wünschen, dem obligatorischen Emailaustausch starte ich um 09:00h bei besten Wetter nach Süden. Das heutige Ziel steht noch nicht fest.
Nach 5km kommt der von vielen mit bangen Kommentaren erwartete Berg. Gute 7km Anstieg, Robert wird hinterher einen zeitweiligen Ansttieg von 11% ermitteln, dann rauschen wir hinunter nach Klamath.
Ron aus New York State |
Unterwegs stoße ich auf Basia, die als Architektin in einem renomierten Büro in Seattle arbeitet und auf dem Weg nach San Francisco ist. Auch sie hat eine Biographie, die für drei Leben reicht, mit 18Jahren aus der Gegend um Krakow nach England mit wenig Geld und noch weniger Englischkenntnissen, dann in Edinburgh studiert und nun in Seattle zu Hause. Während wir uns unterhalten kommt das Itzehoer Tandem von hinten angerauscht.
Basia verlässt uns und wir beschließen eine Zeit zusammen zu fahren. Der nächste Gast, den ich unterwegs treffe ist Brad aus Australien, der ebenfalls auf dem Weg nach Argentinien ist.
Kurz nach Crescent City im Anstieg durch den Morgennebel |
auf dem Weg zum Gipfel |
das Tandem auf dem Weg nach Süden |
Gordon, 71, Waldforscher |
Vor hundert Jahren war der Bestand der oldgrowth deutlich größer. Heute sind nurmehr 3% des ehemaligen Bestandes erhalten. Vieles ist während des Wiederaufbau San Francisco's nach 1906 ohne Rücksicht gefällt worden, gerade verschwenderisch sei man mit dem wertvollen Holz umgegangen. Es sei ein nie wieder zu ersetzender Schaden entstanden.
Einige Km weiter kommt das Hinweisschild Big tree, rechts. Als ob die Bäume nun nicht groß genug sind, stehen wir, inzwischen wieder vereint vor einem unglaublichen Exemplar der Redwoods. Auch dieser Baum stand einst zur Disposition und nur eine große Bürgerinitiative hat ihn gerettet. Mehr als 100 steil aufsteigend und mit einem Umfang von 20m ist der Anblick atemberaubend.
Humboldt County Source :cuttenrealty.com |
Es muß einen Campingplatz geben an diesem Tag, die Strecke ist zu weit bis nach Arcata.
1000Jahre alte Riesen |
The Big Tree |
Zwischendurch verschwindet das Tandem immer mal wieder aus meinem Sichtfeld, sie bleiben zurück und sind langsamer an den Anstiegen. Irgendwann sind sie dummerweise ganz verschwunden.
Brad aus Australien auf dem Weg nach Patagonien |
Haben sie vielleicht vorher einen Campingplatz gefunden und den Tag schon beendet? Eigentlich müßten sie längst auftauchen.
Nach 20min fahre ich weiter, sicher haben sie einen Campingplatz früher Schluß gemacht. Ich bin wieder allein und entschließe mich den von Brad favorisierten Platz Patricks Point anzufahren. Unterwegs haben sie erzählt, das die State Parks für 5$ einen Hiker/Biker Platz anbieten. Ich will in Patricks Point wenigstens den Platz sehen.
Es ist nicht mehr weit, keine 5km vom Big Lagoon Platz entfernt, der Highway nennt sich nun Freeway und der Randstreifen hat wieder eine kontinuierliche Größe.
Und dann entdecke ich ein riesiges Kreuz am Seitenstreifen. 1955-2013. Es erinnert an John Mello und seinen tragischen Tod. Sein Rahmen hängt über dem Kreuz. Sowas läßt mich nicht kalt. Ausgerechnet hier, vorhin ja, als es wieder mal keine Shoulder gab und die Strecke kurvenreich war, aber hier, gerade Strecke, 1m breiter Seitenstreifen. Erinnerungen an Daniel werden wach. Von hinten über den Haufen gerollt.
John hatte keine Chance |
Basia aus Seattle |
auch Henry aus Portland ist auf dem Weg nach Süden |
Kurze Zeit später passiert auch Basia die Schranke, und all die anderen erreichen den Platz. Das Tandem kommt zum Schluß. Speichenbruch hinten, Rohloff Nabe. Die Reparatur zog sich hin.
Es wird ziemlich schnell dunkel, alle haben professionell ihre Stirnlampen auf, wo meine ist kann ich nicht mal sagen, bisher habe ich nie eine gebraucht. Ich werde in den nächsten Tagen etwas umorganisieren müssen.