tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 30. September 2014

Chehalis

Mo.,29.9.
Landregenfahrt
Fahren nach Karte und roadbook. Der gute Mills hatte mir einen Ausdruck seiner Langestrecken Permanente erstellt. Olympia- Portland. Ist fast wie Malen nach Zahlen, aber eben nur fast.
Um 09:00h Cherryl hat das Haus bereits eine Stunde früher verlassen, ich bin allein auf dem Grundstück. Noch hält der Himmel.
Interstate 5 bei Olympia

Zehn Km später am Eingang von Olympia Downtown habe ich allerdings längst die Regensachen angezogen. Die Hoffnung ist dahin, der Himmel ist jetzt vollständig grau, es regnet Bindfänden und das wird sich den Tag über so fortsetzen.
Landsitz an der Strecke

Die Permanente beginnt bei Starbucks mit der Startkontrolle; lasse ich mal ausfallen und gehe es im Anstieg des Capitol Ways langsam an. Und nun ist es auch schon vorbei mit dem Malen nach Zahlen, eigentlich sollte jetzt Capitol Boulevard kommen, kommt aber nicht. Weiterfahren. Fragt sich nur wie lange, habe ich vielleicht schon früh etwas übersehen?
United Methodist Church Little Rock WA

 Zwar stehen seitlich die Entfernungsangaben in Mi und Km, aber den Start habe ich ja schon 10km weiter nördlich gehabt. Ich muß mich durchfragen, wo ist die Lee street? Irgendwann bin ich in der Spur, Olympia fasert aus. Rechts unten ist mein geliebter Highway.
Elisabeth macht Holz

Hmm, hatte Mills gesagt, natürlich kannst Du da fahren, aber warum solltest Du das tun? Da fährt niemand. Ich wollte nicht albern wirken mit meinem Highwaygefühl, also habe ich mich drauf eingelassen und fahre auf urigen Nebenstrassen hinaus aus der Stadt. Man muß mal offen für Neues sein

Erste Pause bei Texaco, Sir, ich weiß nicht, ob ich noch richtig bin? kennen sie die Strasse, Ne! Na, das kann ja heiter werden im Dauerregen. Allein, ich hab' aus den von Mills vorgeschlagenen Routen die ausgesucht, die am schnellsten zurück auf die Interstate 5 (I5) führt. Geht das Unternehmen an die Wand, bin ich hoffentlich schnell wieder auf dem Highway.

Gleich nach Texaco ist auch schon passiert, nur merke ich nichts davon und fahre weiter, bis keine Strasse mehr stimmt. Hey Lady, wo bin ich? Es ist Elisabeth, die gerade riesige Baumabschnitte in ihren Garten wuchtet. Sie lebt allein und muß für den Winter vorsorgen, Holz ist ihre einzige Wärmequelle. Sie erzählt, das die United Methodist Kirche gegenüber gestern Foodbank war und morgen machen sie Lebensberatung.
Downtown Centralia

Es ist die überhaupt erste Methodist Church in Nordamerika und was für eine hübsche Kirche. Aber Lady, hier sind die Villen noch etwas größer als in Olympia, braucht es wirklich eine Foodbank? Ja da oben auf dem Hügel ist ein Homeless Camp. Und es leben eine Menge Leute da oben. Der zusammengebrochene Immobilienmarkt treibt viele Leute zum Kauf eines RVs. Nur das die Leute nicht mit dem RV nach Alaska starten, sondern ihn irgendwo an Strassenrändern oder Brachen abstellen und es word ihre Dauerbleibe. Den ganzen Tag fahre ich an RV Plätzen der untersten Kategorie vorbei. Bedarfswohnheime für Gescheiterte, Desillusionierte, Mitmenschen, die Ihren Lebenstraum nicht verwirklichen konnten. .

Elisabeth stellt nüchtern fest, das ich drei Meilen zuweit östlich bin, es regnet nun schon 2 Stunden Bindfäden. Rainfucker Wetter. Man läuft Gefahr, Ärger mit dem Tierschutz zu bekommen, jagt man den Wuffel bei solchem Wetter vor die Tür.

Dann Centralia, km50. Es ist ein wenig wie in Canada, eine Verkaufszone, dann der Weg in die Downtown. Im Unterschied zu Canada ist die Downtown allerdings nicht ganz so abgestorben. Und es ist ein architektonischer Leckerbissen. Häuser aus den 1910er Jahren. Viele Antik Läden, oder das was sich dafür hält.
Würde es nicht gerade so bekloppt regnen, Centralia Downtown würde zum Verweilen einladen. Mein Problem ist, das ich die Tilley road wahrscheinlich unbemerkt überfahren habe und nun im weiteren Verlauf niemand diese Strasse kennt. Also mache ich mich selbst auf den Weg irgendwie neben der I5 auf Nebenstrassen nach Süden weiter zu kommen. Noch 20km und dann ein Motel, Sachen trocken und am Abend die Route wieder finden. Chehalis heißt der nächste Ort gute 10km entfernt.
Regenwetter über Chehalis Neustadt

Ich erreiche den Ort und fahre den ersten Platten in America ein. Im Dauerregen. Wie hatte noch Annie mir in dem Traktat vorgelesen, Gott fährt mit. War ihm vielleicht aber doch an diesem Tag zu naß. Ich hadere mit meinem Gott. Von den Widrigkeiten einen Platten zu haben ist ein Platten bei Dauerregen reparieren zu müssen die Höchststrafe. Einen letzten Kaffee bei Shell. So Lady, wo sind die Motels hier im Ort versteckt? Mit exakter Wegbeschreibung und 1x pumpen geht es weiter.  All the way down zur 13th. Straße.

Montag, 29. September 2014

Canada-persönliches Postscriptum

Im September 2014

Was bleibt von Canada?
Ich erinnere mich noch genau an Ellinor's Frage, was willst Du da? das ist doch für Dich zu viel zu langweilig? 1000km Präries, versuch' das abzukürzen oder überlegt Dir das noch einmal mit dem Baikal See.

To tell a long story short, wie die Canader gerne sagen, Canada ist um es drastisch zu sagen kein
Fahrradland. Es war sehr anstrengend, ich hatte frustrierende Tage, unerwartetet Probleme und jede Menge technische Mängel, die ich nie vorher zu bewältigen hatte.

Olympia- erster Sonntag in den USA

Alaska Airline 737-900 Source: airlinereporter.com
So.,28.9.
Alaska Airlines
Es ist der erste Sonntag in Amerika. Ich wache ein wenig unterkühlt auf; dummerweise habe ich vergessen, die Fenster vergessen zu schließen.

Um 08:00h zeigt das Thermometer stolze 08°C. Oh, kill that cat, wie konnte ich nur auf die Idee kommen, es wäre grandios im Herbst einfach weiter zu fahren, so als würde es all die Schlechtigkeiten des Herbstes nicht geben, Nebel, Morgentau, diese verdammte Kühle. Ich wünsche mir eine kuschelige Jogginghose und einen warmen Fleece. Das letzte Mal das ich mich an den Besitz warmer Kleidung erinnere, war ich im Hochsommer, stand in Watson Lake und spendete die für überflüssig gehaltenen Kleidungstücke den dortigen First Nation.
Das geflügelte Wort meines Freundes Klaus lautet in solchen Momenten es ist verdammt schattig hier. Und es herrscht zudem ein fürchterlicher Morgennebel. Ich fange an zu schreiben und beginne den Tag mit einem Frühstück.

Irgendwann steht Mills in der Tür, Du, wir haben Kaffee und wollen gleich brunchen. Du bist herzlich eingeladen. Ortswechsel, sein Haus hat eine große offene Halle, die in eine Essecke übergeht und von einer offener Küche bedient wird. In der Halle wird eine Wandseite von einen riesigen, raumfordernden, offenen Kamin fast ausgefüllt. Oh, könnten wir den jetzt vielleicht anmachen und einfach aufs Meer gucken? aber der Kamin wird mit Gas betrieben.

Sonntag, 28. September 2014

Olympia-diesmal bei Sonnenschein

Sa.,27.9.
Urban Campers
Ich bleibe eine weitere Stunde bei Starbucks, es wird ein gesprächiger Morgen, mehrfach bin ich mit Leuten im Gespräch.
Dann der zweite Versuch die Innenstadt zu besuchen. Als erstes ein Besuch bei Good Will, dem amerikanischen Pendant des canadischen Value Village. Second Hand Kleidung mit einer riesigen Halloween Abteilung. Weiter zu den Falcone Büdern; Radladen in der Harrison street.
Frage habt ihr Shimano 10Gang oder ein Sram Äquivalent? Antwort bis Dienstag ist nichts zu besorgen!
Mills wird später nur die Augen verdrehen, als ich davon erzähle. Wird denken, Junge, die doch nicht.
Ich mach' mich auf, den Berg hinab, noch einmal die 4th, diesmal mit der Camera in der Hand. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen. Es entseht ein angenehmer Samstag Morgen.

Olympia hat unübersehbar zwei Gesichter und die unterscheiden sich stark von einander.

Da sind auf der einen Seite liebevoll initiierte Sores wie zum Beispiel ein Espresso Laden in einer ehemaligen Tankstelle oder die Samstagsarbeit von Freiwilligen an dem einstmals ersten und größten Autosalon an der gesamten Westküste wie Volunteer Mary erzählt als ich sie frage, was für ein altes Gebäude sie und ihre Unterstützer anhübschen.

Da ist der Canvas Store in einer alten Fabrikhalle, der Stoffe, Wolle und vieles mehr verkauft oder Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, aber da sind auch auffallend viele Leute homeless wirken. Junge, aber auch viele Verlierer, die am Busbahnhof oder sich in dem Park an der Capitol treffen. Der Eindruck ist neu für mich in der bisher größten besuchten Stadt Amerikas.

Mehrfach werde ich von Passanten angesprochen, ich soll ja nicht mein Bike unabgeschlossen vor Geschäften unbeobachtet alleine lassen. Robert ist das so wichtig, das es extra sein Auto abstellt und über die Strasse eilt, um mir das mitzueilen. Es ist das Amerika, das mir düster aus Berichten bekannt ist, Suppenküchen, homeless, Streetpeople, zu hauf. 
Gescheiterte, die irgendwann auf die Verliererseite gerieten. Es gibt diese Menschen auch in Lübeck, aber das ist hier größer und seit Vancouver's DTES bin ich noch berührt. Gestern bei der Abfahrt vom Highway nahm ich sie zum ersten Mal bewußt war, es gab die Szenen nicht in Canada; Menschen, die an den Ausfallstrassen den Autofahrern große Pappschilder entgegen halten. 

Everything helps, need your chance. Mary nennt diese Gruppe urban Campers. Möglicherweise ein verniedlichender Ausdruck. In Deutschland nennen wir sie anders. Menschen, die in großen Scharen durch die gesamte USA reisen, auf der Suche nach Hoffnung. Mary weiß, das die Stadt zur Zeit eher widerwillig eine große Anzahl Menschen aus Virginia beherbergt.

Ein weiteres Mal zum Capitol Hill, das Wahrzeichen der Stadt und Sitz des State Goverment Washington. Erst 1928 eingeweiht. Erinnert mich an meine Vorstellung an das Capiton in der Hauptstadt in Washington. Aber der Platz ist verwaist, nur wenige Menschen treibt an diesem Samstagmorgen hier hinauf. Es fehlt auch an diesem Tag die Zeit das aufzuarbeiten. Ich wünschte es gebe mal öfter einen Tag an dem ich Dinge nachlesen könnte.

Und dann kommt ein Programmpunkt, der profaner kaum geht, aber auf den ich mich ganz besonders freue. Trader Joe. Ich habe den ersten Trader Joe in den USA entdeckt. Natürlich ist es keine besondere Weisheit, der Trader ist der amerikanische Aldi und gehört zum Aldi Nord Königreich. Manchmal tauchen in norddeutschen Läden Trader Joe's Peanut Butter in deutlich kleineren Plastikbehältern auf, das so ziemlich der einzige Hinweis auf die Anwesenheit Aldi's in Amerika. In Canada sind sie übrigens nicht.

Vorweg, auch wenn man die Nase rümpfen mögen, ja, ich gebe zu, ich gehe oft zu Aldi. Obwohl ich ausgesprochener Aldi Fan, es ergibt sich so, sie sind einfach unserem Haus am nähesten.
So treibt mich die Neugier zurück in die gestrige Ausfallstrasse um Aldi America zu entdecken. Erste Wahrnehmung, riesiger Parkplatz, komplett gefüllt, Gebäude optisch ansprechend. Wirkt komplett anders als die typischen Supermarkets bisher. 
Bildunterschrift hinzufügen
Aber nach passieren der Eingangstür fragt man sich nach wenigen Sekunden, bin wirklich ich in eiem Store des Aldi Imperiums? Nichts, aber auch gar nicht erinnert an diese lausigen, uniformierten, nach einem immer gleichen Bauplan erstellten Diskount Verkaufsstellen in Norddeutschland.

Es gibt im Trader Probierstände, Kaffee frei, alles convenience, alles wirkt ein wenig wie ein Edel Einkaufsladen mit organic food Abteilung. Allerdings eben auch ein deutlich höheres Preisniveau und ein begrenztes Sortiment, als bei Walmart. Ja, und ein wenig scheint sich das auch auf die Kundschaft auszuwirken.

Und während ich so durch die Gänge husche entdecke ich wieder einmal ein Ehepaar, die Frau mit Haube, das Kind mit Strickmütze, der Mann ebenfalls in Kluft.
Also nocheinmal allen Mut zusammen nehmen und mal nach der Religionsgemeinschaft fragen. Schade, es sind keine Amish, sondern Mennonites, Mennoniten, ihre Religion ist etwas modern liberaler und ihnen ist das Fahren mit Kraftfahrzeugen erlaubt.
 Wikipedia.org Mennonitische Auswanderung
Also kein Buggie und damit auch kein Pferd vorm Trader's Joe. Amber und Ray leben im 25Meilen entfernten ländlichen Rochester. Ich bekomme ein Traktat und dafür gibts auf Wunsch ein Foto.
Amber(?) und Ray mit ihrem Sohn


Ökologisches Kichererbsen Humus mit Salsa. Ich mache mich auf dem Weg zu Mill. Anfahrtsskizze auf einer Serviette, der Weg führt hinaus in den Norden. Es wird waldähnlicher, bis bald sämtliche Stadteinflüsse verschwunden sind.

Samstag, 27. September 2014

Olympia



Fr.,26.9.
Wenn mal wieder fast alles schief geht und....
es doch irgendwie zu einem guten Ende kommt. 
Ellinor hat mich gebeten, es ein wenig farbenfroher zu gestalten, nicht permanemnt frustrierte Berichte. Also nun... 
Der Regen dauernd nun schon 15h lang an. Mehrfach gab es in der Nacht heftige Schauer. Um 06:45h Zeltabbau, 30min später, ist alles zusammengeworfen und ich kurve 500m weiter zum Shell zum Kaffee. Triefend in den riesigen Tankstellenstore, der nebenbei der Supermarkt der Siedlung ist. Es gibt an diesem Tag wenig Ideen, ich erwarte ein Motel im 33 Meilen entfernten Olympia, dort die Sachen trocknen und dann morgen weiter an die Küste nach Aberdeen. 

Washington state gilt als die feuchte Ecke im Nordwesten Amerikas. Wie sagte der Motobiker gestern Mittag so bezeichnend, wir wohnen jetzt in Arizona; 15 Jahre habe ich hier gelebt, das reicht ja wohl.
Es liegt an mir, das Wetter ändert sich immer im September, ich bin ein wenig zu spät dran.
Millard

Erster Halt in Shelton bei Walmart, direkt am Highway. Frühstück und Getränke. Olympia, obwohl deutlich größer, doch der Walmart dort liegt wesentlich weiter draussen, so das ich für den Abend schon in Shelton einkaufe. Gegen 10h lässt der Regen etwas nach und verlegt sich mehr auf halbstündig stattfindende Schauer.
Kaum sind die Sachen wieder trocken folgt die nächste Vollschüttung; immhin es ist angenehmer warmer Regen, aber nach 3 Stunden irgendwie lästig.
Ich bin fast fertig mit dem Frühstück, da werde ich doch noch angesprochen, und ich stelle an ihm gegenüber fest, in Canada sind die Menschen deutlich offener, irgendwie interessierter. Ja sagt er, das stimmt wohl und er stamme auch aus dem Norden, aber er lebt schon seit langen hier in der Gegend. 
Es ist Millard, was so etwas wie Müller bedeutet, der eine schottisch/ukrainische Familie entstammt. Sein slawischer Vatername bedeutet übrigens auch Müller sagt er lachend, Mnelnik, yes, Mnelnik, wie das bekannte der russische Bier aus dem Baltikum. 

Seine Söhne planen eine Fahrradtour in die Karibik und wir unterhalten uns eine ganze Weile angeregt über meine hinter mir liegende Tour in Canada. Insgesamt sind die Amerikaner hier deutlich zurückhaltender, was die Kontaktaufnahme betrifft. Es ähnelt mehr meinen Landsleuten, die einem ja auch nicht gleich einem mit der Kamera entgegenlaufen, nur weil jemand mit dem Fahrrad um die Ecke kommt. Ich bin wieder viel mehr auf mich selbst angewiesen. Auch er bekommt meine blogadresse und dann mache ich mich auf den Weg der letzten 22 Meilen.
und alle halbe Stunde eine Vollschüttung

Der Highway hat in diesem Abschnitt einen breiten Randstreifen und ist teils vierspurig ausgebaut. Allerdings gibt es auch bedeutend mehr Verkehr als zuletzt in BC.
Immer wieder schauert es unterwegs
Es hätte alles ganz easy zu Ende gehen sollen, herunter vom Highway, eine der wie in Canada langen Ausfallstrassen entlang und dann der Reihe nach das preiswerteste Motel aussuchen, absteigen, Sachen trocknen, eine heiße Dusche und ein warmes Zimmer.
Allein, das tat es nicht, als wäre plötzlich Sand im Getriebe. Die Situation entgleitet mir mal wieder.

Zunächst einmal ist richtig viel Betrieb auf der Ausfallstrasse. Dann fehlt das typische Schild Visitor Center. Ich habe keine Ahnung an welcher Ecke des Ortes ich mich befinde und halte den Einsatz meines Garmins für unnötig, weil sicher ein Motel nach dem anderen demnächst auftauchen wird. Doch die Hoffnung trügt, es gibt keine Motels. Ich frage, ja, immer gerade aus und dann die 4th herunter, bis nach Downtown. Nach 4km wird klar, es gibt hier keine abgehende 4th mehr. Nächste Frage, ne, alles wieder zurück, völlig falsch. Es fehlt das so oft gesehene Schild Downtown hier entlang. Wieder gefragt, Ja, es gebe auch ein Hostel, aber die Motels sind alle auf der anderen Seite der Stadt.
4th street Olympia

Irgendwann bin ich in Downtown, aber niemand kennt dieses Hostel, die Zeit verläuft zwischen den Speichen, ich hätte längst unter einer warmen Dusche stehen können. Olympia scheint zu groß zu sein. Noch 5 Stunden, um das Zelt zu trocken, dann wird es dunkel. Wikipedia.org Washington State Capitol
Im Rathaus weiß auch niemand etwas von einem Hostel, immerhin gibt es einen Stadtplan und den Hinweis auf das VC. Alles am anderen Ende der Stadt. Die Downtown von Olympia ist sehr belebt, es gibt einiges an fotogenen Motiven, aber ich brauche erst eine Unterkunft.

Ich finde ein Inn, leider ausgebucht, aber die Besitzerin packt der sportliche Ergeiz und sie versucht dieses besagte Hostel zu finden. Nach 15min sind wir nicht schlauer, es scheint Adresse zu geben und habe die Faxen dicke, zwischendurch hat es wieder 2x geschauert. Nun ein Motel, koste es, was es wolle, meine Geduld mit dieser Stadt lässt nach.
Okay Motel6, nur 4,2Meilen den Berg hinauf und dann auf die Interstate 5, also den Highway, den ich gar nicht nehmen darf, aber inzwischen würde ich auch ein Gespräch mit der Highway Patrol in Kauf nehmen.
Ich fahre den Berg hinauf, am Capitol vorbei und entdecke ein weisses Zelt. Hey Ladies, ich suche die Touristen Information, habt ihr 'ne Idee? Alle reden durcheinander. Sie sind Baptisten und auf Missionstour hier im Stadtgebiet. Vor wenigen Stunden ist ihnen das gesamte Zelt während einer Andacht weggeflogen. Und während sie mir den Weg zum Motel zu erklären versuchen, kommt Bruder John und nun reden schon 5 auf mich ein. Aber John stellt eine einfache Frage, brauchst Du eine Überdachung, wo Du Dinge trocknen kannst? gut, dann sei in einer Stunde an der Westwood Church. Ich habe plötzlich einen riesigen Stadtplan und alles muß nun sehr schnell gehen.
Gruß an Tom, es gibt Berufe, die kannte nicht vor meiner Reise
Wie schon bei Annie in Sequim zu Hause geht aber auch hier nichts ohne den Segen des Herrn. Okay, gerne, lasst uns beten, regnet ja auch gerade mal nicht.
Im evangelikalen Amerika ist ein Gebet und Segen aber nicht eine Sache von 30Sekunden Gemurmel, fertig, Amen, Aus! Sondern es wird eine haptische Erfahrung. 4 Frauen legen ihre Hände auf meine nasse Regenjackenschulter und es folgt ein minutenlanger Monolog, der immer wieder mit einem empathischen oh yes father, oh yeah, thank you father, usw.erweitert wird. Haptisch gespürt, es ist den Frauen sehr ernst. Dann aber beginnt die Suche nach der Baptisten Kirche.

Potlach

Kreissägensammler
Do.,25.9.
Von der Dunkelheit überrasscht.
Anne ist nicht in ihrem Store, als ich mich verabschiede und so mach' ich mich mit den besten Grüssen an sie auf dem Weg ins Community Center, wo Robert als Volunteer arbeitet.
Robert bietet Kaffee an und das wifi erweist sich im Ort als schneller Pfeil in die weite Welt. Ein Blick in den Computerraum des Dorf Gemeinschaftshauses zeigt schnell, das nicht alle Bewohner im Ort ein faible für gesunde, biologisch angebaute Ernährung haben.

Um 10:30h geht's endgültig los; es folgt eine ereignislose Fahrt nach Hoodsport, dem nächst größeren Weiler an der Strecke. Die Strecke ist kurvenreich und es geht immer wieder gemächlich auf und ab.
In Hoodsport zieht sich ab 15:00h der Himmel zu, das Wetter verändert sich sehr schnell und beginnt zu schauerartig regnen.

Ich verpasse den Zeitpunkt den kleinen Ort zu verlassen. Kann mich nicht entschließen, das Motel. 2km die Strasse zurück, aufzusuchen, will die Wetterbesserung abwarten.

Nach 2 Stunden im Ort muß eine Entscheidung her. Das Motel öffnet nicht, zwar brennt Licht und es gibt auch eine Rufanlage, aber es erscheint niemand, der mich herein bittet. Nach 20min im Dauerregen stehend vor der Tür fahre ich weiter. Es wird an diesem Tag schnell dunkel. Das ohnehin geringe Tageslicht wird durch die dunklen Regenwolken noch mehr als die Tage zuvor geschluckt. Jetzt bleibt nur noch Pottlash, state Washington Campground.

Donnerstag, 25. September 2014

Quilcene

Die Donnerstag Preisfrage: was ist stimmt nicht an diesem Bild?

Mi., 24.9.
Anne’s alte Quäker Kirche
Annie or ihrem Haus zum Abschied
Von nun an 1000km nur noch nach Süden
Der Tag beginnt früh, um 07:00h klopft es an der Zimmertür. Ein Blick aus dem Fenster, grauer Himmel, tiefhängende Wolken, aber zunächst trocken. Da Annie ihr Passwort vergessen hat, konnte ich gestern Abend nicht mehr ins Netz. Der Tag beginnt also folglich bei Starbucks, die gegenüber Walmart ihren Shop in einer Einkaufszone betreiben. Vis à vis Costco, aber mir ist an diesem Morgen noch nicht nach Hot Dogs.
Source: accessibletrails.com

Es zieht sich ein wenig hin, bis die erste Postversion uploadfähig ist. Zwischendurch spreche mit Michael, der mit seiner kleinen Tochter zum Morgenkaffee bei Starbucks ist. Er hat mein Fahrrad draußen entdeckt und ist gerade mit seiner Familie aus Europa zurückgekommen ist. Brauchst Du eine Unterkunft für die Nacht? wir haben ein Haus frei, Du könntest da bleiben… aber ich will weiter. Wirklich schade.

Skype lässt sich öffnen, kein Gespräch mit Ellinor, ich bin ungnädig; ich war wirklich ein Fan dieses VoiP Programms als es noch ein estnisches Startup war, aber seit Microsoft 2011 die Firma kaufte und nun damit drin hängt, geht es immer mehr bergab. Wirklich schade.

First Nation Community Center am Highway
Um 10:00h mache ich mich auf den Weg, schnell ist klar, bis nach Shelton wird das an diesem Tag nichts. 80Meilen sind eben nicht 80km. Die Strecke verläuft ein wenig hügelig, meist durch Wald, aber die ganz großen Anstiege wie noch in BC fehlen bisher. Viel zu sehen gibt es nicht. In Discovery Bay steht ein alter Güterzug aus den 50erJahren an der Strasse, der nun als Pizzeria fungiert, aber es sieht ziemlich mau aus. 100m weiter ein alter Generalstore, ich zögere, hier einen Kaffee oder 10 Meilen weiter bis zu Shell.

Der Grocery bietet organic food an, was ich in dieser menschenleeren Gegend ziemlich bemerkenswert finde, aber eben auch ganz normalen Kaffee. Craig heißt der Mann hinter dem Tresen und er erklärt, das viele wohlhabende Leute am Rande ihrer Pensionierung in diese Gegend ziehen und der Bedarf an good food steigt. Es ist sein zweiter Store, der größere Laden befindet sich in Quilcene. 
abandoned railway im äußersten Nordwesten der USA

Es hat feste Verträge mit ökologisch gleichgesinnten Farmern, die ihn beliefern, so entsteht eine win win Situation für alle. Craig bietet mir an, auf seinem Grundstück zu übernachten, aber es sind nur noch 13Meilen bis dahin, der Tag ist noch jung und ich würde eigentlich gerne weiterfahren. 
Feuerwehr Gebäude Quilcene

Es bleibt bei einer sehr vagen Verabredung.
Robert auf dem Weg nach San Diego

Park Ranger Office
Nachdem der Verkehr die Abfahrt nach Bremerton, wo die Fähren aufs Festland nach Seattle ablegen, passiert hat, ist kaum noch etwas von dem Verkehr zu spüren. Ich fahre nun durch eine einsame, berggesäumte von Nebelwolken umrahmte Landschaft. Nach 13Meilen kommt Quilcene in Sicht und als erstes treffe ich auf Robert. Er schreibt auch unter der Homepage von crazy-guy-on-a-bike und ist auf dem Weg nach San Diego. Er hat seinen Job in einem Outdoor Laden gekündigt und will sich zu seinem 50. Geburtstag eine Fahrradtour gönnen. Kommt mir bekannt vor.
'Bist ein wenig spät dran dieses Jahr, rufe ich ihm zu. Aber er genießt die abebbende Saison. So ist viel weniger Verkehr. Wir tauschen emailadressen aus, dann trennen wir uns. Quilcene ist bekannt für ihre Austernspezialitäten und ist er auf der Suche nach einem Restaurant. Ich suche derweil das Haus von Craig, das ich in seinem Laden auf google streetview Aufnahme schon gesehen habe.
Ortsdurchfahrt Quilcene

Der 600 Einwohner große Ort ist kleiner als gedacht und ich frage ahnungslos in der NP Ranger Station nach, in welcher Richtung der Ort liegt. Ne, sagt der freundlich weibliche Ranger Nationalparks, Du bist schon durch, der Ort liegt hinter mir, also Neustart, alles noch mal von vorn und nun beginnt der ungeahnt spannende Teil des Nachmittags.

Zuerst entdecke ich eine alte Holzschindel Kirche mit Glockenturm, ein Stock klemmt zwischen den beiden Griffen der Eingangstür. 50m weiter steht eine Art Verkaufswagen mit Espresso Fahne. Hey Lady, ist die Kirche noch on duty?, Nein, die Kirche gehört ihr, sie hat die Kirche gekauft renoviert und ist gerade fertig geworden.

Lady, ich will in die Kirche, na klar, kein Problem und sie öffnet mir die Tür, und nun ist der Gottesdienstraum mehr eine Art Atelier, die alten Stühle aus dem 1910er Jahren sind zusammengestellt; nun ist es hier ihr Refugium. 
Die Kirche in den 1920er Jahren
Es war ein Gotteshaus der Quaker, streng puritanische Gläubige, am ehesten vergleichbar mit den Amish people. 
Wikipedia.org Die Quaker 
Der Gottesdienstraum
Die Kirche verfiel, der Glockenturm drohte einzustürzen, das gesamte Dach ließ sie neu richten. Hinter ihrem rollenden Cafe ist ein großer Community Garten. Der Boden ist so ertragreich, das jeder, der will, sich bedienen darf. Dieses Jahr war ein überdurchschnittliches Tomatenjahr. 

Ganz neu für mich sind schwarzviolette Cherry Tomaten, die ihre beste Reife erst haben, wenn sich einige rote Flecken bilden. Oder aromatische knallgelbe Cherries.  

Ich spreche mit der Koordinatorin Juanita. Ein wenig später erscheint sie erneut und lädt mich zu einem Abendessen in einer Kirchengemeinde ein, Beginn 18:00h. Zum Glück ist noch viel Zeit, denn es gibt noch einiges zu entdecken, zunächst aber zurück zu Anne mit ihrem Kaffeewagen und ich frage sie, ob der Wagen sich hier überhaupt lohnt und sie lacht, sie macht ihren Wagen bereits um 06:00h auf, aber wer kommt denn?

Du wirst Dich wundern und kaum glauben, wie viel Umsatz wir letztes Jahr hatten. Eine unglaubliche Story mitten in einem 600Einwohner Dorf.
custom made Wohnund Verkaufsanhänger, von Gotteshaus bis Coffeestore

Und wir kommen ins Gespräch und ich sage, diese Kirche erinnert mich sehr an meine Hochzeitskirche. Ebenfalls eine Holzkirche, allerdings in Norwegen und weiß gestrichen. Wo das wäre? Ach, wahrscheinlich wüsste sie nicht, wo das ist; ein kleines Dorf in Nordnorwegen und dann fangen ihre Augen an zu lachen, natürlich kennt sie Andöya und sie weiß sehr gut wo Andenes liegt. 

Ihre Großmutter ist eine ausgewanderte Norwegerin, zum zweiten Mal erfahre ich, das in dieser Gegend viele origin norwegians leben. Weil das Klima und die Landschaft dem Land mit den großen Fjorden so ähnelt.
Anne's Geschäftsidee

Wir unterhalten uns noch lange, dann muß ich zum Gemeindehaus, um ins Internet zu gehen.
Auch hier mit drive thru Coffee für den Fire Dept.Chief Moser
Dort treffe ich Tom mit seinem australian Dingo Mix, ein Mann mit einem Lebenslauf für drei Leben. Hat lange als Holzfäller gearbeitet hat sich überall so durchgeschlagen und kommt mir nun passend in seiner Papptüte ein Bier der Marke Long Hammer entgegen. 

Neben dem Gemeindehaus ist die Foodbank. Mittwochs ist Ausgabetag. Neben den vielen Informationen, die Tom fortwährend herausschüttet, ist eine sehr kurze Textzeile, unten am Fluss sind die Leute am Lachsangeln. 
schwarze sehr aromatische Tomaten