Sa.,27.9.
Urban Campers
Ich bleibe eine weitere Stunde bei Starbucks, es wird ein gesprächiger Morgen, mehrfach bin ich mit Leuten im Gespräch.
Dann der zweite Versuch die Innenstadt zu besuchen. Als erstes ein Besuch bei Good Will, dem amerikanischen Pendant des canadischen Value Village. Second Hand Kleidung mit einer riesigen Halloween Abteilung. Weiter zu den Falcone Büdern; Radladen in der Harrison street.
Frage habt ihr Shimano 10Gang oder ein Sram Äquivalent? Antwort bis Dienstag ist nichts zu besorgen!
Mills wird später nur die Augen verdrehen, als ich davon erzähle. Wird denken, Junge, die doch nicht.
Ich mach' mich auf, den Berg hinab, noch einmal die 4th, diesmal mit der Camera in der Hand. Inzwischen ist die Sonne herausgekommen. Es entseht ein angenehmer Samstag Morgen.
Olympia hat unübersehbar zwei Gesichter und die unterscheiden sich stark von einander.
Da sind auf der einen Seite liebevoll initiierte Sores wie zum Beispiel ein Espresso Laden in einer ehemaligen Tankstelle oder die Samstagsarbeit von Freiwilligen an dem einstmals ersten und größten Autosalon an der gesamten Westküste wie Volunteer Mary erzählt als ich sie frage, was für ein altes Gebäude sie und ihre Unterstützer anhübschen.
Da ist der Canvas Store in einer alten Fabrikhalle, der Stoffe, Wolle und vieles mehr verkauft oder Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, aber da sind auch auffallend viele Leute homeless wirken. Junge, aber auch viele Verlierer, die am Busbahnhof oder sich in dem Park an der Capitol treffen. Der Eindruck ist neu für mich in der bisher größten besuchten Stadt Amerikas.
Mehrfach werde ich von Passanten angesprochen, ich soll ja nicht mein Bike unabgeschlossen vor Geschäften unbeobachtet alleine lassen. Robert ist das so wichtig, das es extra sein Auto abstellt und über die Strasse eilt, um mir das mitzueilen. Es ist das Amerika, das mir düster aus Berichten bekannt ist, Suppenküchen, homeless, Streetpeople, zu hauf.
Gescheiterte, die irgendwann auf die Verliererseite gerieten. Es gibt diese Menschen auch in Lübeck, aber das ist hier größer und seit Vancouver's DTES bin ich noch berührt. Gestern bei der Abfahrt vom Highway nahm ich sie zum ersten Mal bewußt war, es gab die Szenen nicht in Canada; Menschen, die an den Ausfallstrassen den Autofahrern große Pappschilder entgegen halten.
Everything helps, need your chance. Mary nennt diese Gruppe urban Campers. Möglicherweise ein verniedlichender Ausdruck. In Deutschland nennen wir sie anders. Menschen, die in großen Scharen durch die gesamte USA reisen, auf der Suche nach Hoffnung. Mary weiß, das die Stadt zur Zeit eher widerwillig eine große Anzahl Menschen aus Virginia beherbergt.
Ein weiteres Mal zum Capitol Hill, das Wahrzeichen der Stadt und Sitz des State Goverment Washington. Erst 1928 eingeweiht. Erinnert mich an meine Vorstellung an das Capiton in der Hauptstadt in Washington. Aber der Platz ist verwaist, nur wenige Menschen treibt an diesem Samstagmorgen hier hinauf. Es fehlt auch an diesem Tag die Zeit das aufzuarbeiten. Ich wünschte es gebe mal öfter einen Tag an dem ich Dinge nachlesen könnte.
Und dann kommt ein Programmpunkt, der profaner kaum geht, aber auf den ich mich ganz besonders freue. Trader Joe. Ich habe den ersten Trader Joe in den USA entdeckt. Natürlich ist es keine besondere Weisheit, der Trader ist der amerikanische Aldi und gehört zum Aldi Nord Königreich. Manchmal tauchen in norddeutschen Läden Trader Joe's Peanut Butter in deutlich kleineren Plastikbehältern auf, das so ziemlich der einzige Hinweis auf die Anwesenheit Aldi's in Amerika. In Canada sind sie übrigens nicht.
Vorweg, auch wenn man die Nase rümpfen mögen, ja, ich gebe zu, ich gehe oft zu Aldi. Obwohl ich ausgesprochener Aldi Fan, es ergibt sich so, sie sind einfach unserem Haus am nähesten.
So treibt mich die Neugier zurück in die gestrige Ausfallstrasse um Aldi America zu entdecken. Erste Wahrnehmung, riesiger Parkplatz, komplett gefüllt, Gebäude optisch ansprechend. Wirkt komplett anders als die typischen Supermarkets bisher.
Aber nach passieren der Eingangstür fragt man sich nach wenigen Sekunden, bin wirklich ich in eiem Store des Aldi Imperiums? Nichts, aber auch gar nicht erinnert an diese lausigen, uniformierten, nach einem immer gleichen Bauplan erstellten Diskount Verkaufsstellen in Norddeutschland.
Es gibt im Trader Probierstände, Kaffee frei, alles convenience, alles wirkt ein wenig wie ein Edel Einkaufsladen mit organic food Abteilung. Allerdings eben auch ein deutlich höheres Preisniveau und ein begrenztes Sortiment, als bei Walmart. Ja, und ein wenig scheint sich das auch auf die Kundschaft auszuwirken.
Und während ich so durch die Gänge husche entdecke ich wieder einmal ein Ehepaar, die Frau mit Haube, das Kind mit Strickmütze, der Mann ebenfalls in Kluft.
Also nocheinmal allen Mut zusammen nehmen und mal nach der Religionsgemeinschaft fragen. Schade, es sind keine Amish, sondern Mennonites, Mennoniten, ihre Religion ist etwas modern liberaler und ihnen ist das Fahren mit Kraftfahrzeugen erlaubt.
Wikipedia.org Mennonitische Auswanderung
Also kein Buggie und damit auch kein Pferd vorm Trader's Joe. Amber und Ray leben im 25Meilen entfernten ländlichen Rochester. Ich bekomme ein Traktat und dafür gibts auf Wunsch ein Foto.
Ökologisches Kichererbsen Humus mit Salsa. Ich mache mich auf dem Weg zu Mill. Anfahrtsskizze auf einer Serviette, der Weg führt hinaus in den Norden. Es wird waldähnlicher, bis bald sämtliche Stadteinflüsse verschwunden sind.
Die Grundstücke werden herrschaftlicher und der Kopf beginnt zu fantasieren, wie man so wohl wohnt.
Mills hatte mir zwei Hinweise gegeben, achte auf einen Wolgswagen, VW sagt hier keiner und wenn du das Meer siehst, bist Du zu weit. Irgendwann frage ich mich, ob ich schon zu weit bin, ein Villengrundstück größer und schöner als das vorherige, doch dann entdecke ich ihn, ein T2, gefühlt 40 Jahre alt.
Es sind drei Häuser zu sehen und während ich mich noch umgucke kommt auch der Herr des Hauses zurück von seiner Rennradrunde.
Eines von Mill's Hobbies ist das Sammeln von Wolgswagen. Er ist auch stolzer Besitzer eines 68er Pritschenbullis. Der Ausdruck Bulli ist ihm unbekannt. Ich brauche etwas Zeit für allgemeine Pflege von Mann und Material und dann werde ich mit einem Fahrradbauer bekannt gemacht. Corey wohnt auch auf dem Grundstück und arbeitet im besseren Radladen Olympias. Nebenbei schweißt er Stahlrahmen. Ich bitte ihn meine Kette anzugucken und nach einer Minute hat er bereits einen Kettenwechsel absolviert.
Es wird Abend und meine Gastgeber haben Freunde eingeladen, ebenfalls Radschrauber und Tourenfahrer. Neben einem sehr leckerem mexikanischen Essen, das Mills Frau Cherryl zaubert, wird in aller Ruhe nach der besten Rute nach San Francisco geforscht. Im Grunde ist es mir fast egal. Ich könnte mich auch über eine Flachstrecke freuen, vergiss es! Okay, dann komme was wolle.
Es sterben einige Ideen an diesem Abend. Keine Bonanza Ranch mehr in den Bergen Südkaliforniens, einfach zu spät, es wird schneien, ebenfalls keine Nevada Wüste mehr, weil ebenfalls Wintereinbruch. Es bleibt nur die Küste.
Am späteren Abend wird klar, von den weitausladenden Plänen wird vieles in diesem Jahr nicht mehr zu realisieren sein.
Urban Campers
Ich bleibe eine weitere Stunde bei Starbucks, es wird ein gesprächiger Morgen, mehrfach bin ich mit Leuten im Gespräch.
Dann der zweite Versuch die Innenstadt zu besuchen. Als erstes ein Besuch bei Good Will, dem amerikanischen Pendant des canadischen Value Village. Second Hand Kleidung mit einer riesigen Halloween Abteilung. Weiter zu den Falcone Büdern; Radladen in der Harrison street.
Frage habt ihr Shimano 10Gang oder ein Sram Äquivalent? Antwort bis Dienstag ist nichts zu besorgen!
Mills wird später nur die Augen verdrehen, als ich davon erzähle. Wird denken, Junge, die doch nicht.
Olympia hat unübersehbar zwei Gesichter und die unterscheiden sich stark von einander.
Da sind auf der einen Seite liebevoll initiierte Sores wie zum Beispiel ein Espresso Laden in einer ehemaligen Tankstelle oder die Samstagsarbeit von Freiwilligen an dem einstmals ersten und größten Autosalon an der gesamten Westküste wie Volunteer Mary erzählt als ich sie frage, was für ein altes Gebäude sie und ihre Unterstützer anhübschen.
Da ist der Canvas Store in einer alten Fabrikhalle, der Stoffe, Wolle und vieles mehr verkauft oder Gebäude aus dem 19. Jahrhundert, aber da sind auch auffallend viele Leute homeless wirken. Junge, aber auch viele Verlierer, die am Busbahnhof oder sich in dem Park an der Capitol treffen. Der Eindruck ist neu für mich in der bisher größten besuchten Stadt Amerikas.
Mehrfach werde ich von Passanten angesprochen, ich soll ja nicht mein Bike unabgeschlossen vor Geschäften unbeobachtet alleine lassen. Robert ist das so wichtig, das es extra sein Auto abstellt und über die Strasse eilt, um mir das mitzueilen. Es ist das Amerika, das mir düster aus Berichten bekannt ist, Suppenküchen, homeless, Streetpeople, zu hauf.
Gescheiterte, die irgendwann auf die Verliererseite gerieten. Es gibt diese Menschen auch in Lübeck, aber das ist hier größer und seit Vancouver's DTES bin ich noch berührt. Gestern bei der Abfahrt vom Highway nahm ich sie zum ersten Mal bewußt war, es gab die Szenen nicht in Canada; Menschen, die an den Ausfallstrassen den Autofahrern große Pappschilder entgegen halten.
Ein weiteres Mal zum Capitol Hill, das Wahrzeichen der Stadt und Sitz des State Goverment Washington. Erst 1928 eingeweiht. Erinnert mich an meine Vorstellung an das Capiton in der Hauptstadt in Washington. Aber der Platz ist verwaist, nur wenige Menschen treibt an diesem Samstagmorgen hier hinauf. Es fehlt auch an diesem Tag die Zeit das aufzuarbeiten. Ich wünschte es gebe mal öfter einen Tag an dem ich Dinge nachlesen könnte.
Und dann kommt ein Programmpunkt, der profaner kaum geht, aber auf den ich mich ganz besonders freue. Trader Joe. Ich habe den ersten Trader Joe in den USA entdeckt. Natürlich ist es keine besondere Weisheit, der Trader ist der amerikanische Aldi und gehört zum Aldi Nord Königreich. Manchmal tauchen in norddeutschen Läden Trader Joe's Peanut Butter in deutlich kleineren Plastikbehältern auf, das so ziemlich der einzige Hinweis auf die Anwesenheit Aldi's in Amerika. In Canada sind sie übrigens nicht.
Vorweg, auch wenn man die Nase rümpfen mögen, ja, ich gebe zu, ich gehe oft zu Aldi. Obwohl ich ausgesprochener Aldi Fan, es ergibt sich so, sie sind einfach unserem Haus am nähesten.
So treibt mich die Neugier zurück in die gestrige Ausfallstrasse um Aldi America zu entdecken. Erste Wahrnehmung, riesiger Parkplatz, komplett gefüllt, Gebäude optisch ansprechend. Wirkt komplett anders als die typischen Supermarkets bisher.
Bildunterschrift hinzufügen |
Es gibt im Trader Probierstände, Kaffee frei, alles convenience, alles wirkt ein wenig wie ein Edel Einkaufsladen mit organic food Abteilung. Allerdings eben auch ein deutlich höheres Preisniveau und ein begrenztes Sortiment, als bei Walmart. Ja, und ein wenig scheint sich das auch auf die Kundschaft auszuwirken.
Und während ich so durch die Gänge husche entdecke ich wieder einmal ein Ehepaar, die Frau mit Haube, das Kind mit Strickmütze, der Mann ebenfalls in Kluft.
Also nocheinmal allen Mut zusammen nehmen und mal nach der Religionsgemeinschaft fragen. Schade, es sind keine Amish, sondern Mennonites, Mennoniten, ihre Religion ist etwas modern liberaler und ihnen ist das Fahren mit Kraftfahrzeugen erlaubt.
Wikipedia.org Mennonitische Auswanderung
Also kein Buggie und damit auch kein Pferd vorm Trader's Joe. Amber und Ray leben im 25Meilen entfernten ländlichen Rochester. Ich bekomme ein Traktat und dafür gibts auf Wunsch ein Foto.
Amber(?) und Ray mit ihrem Sohn |
Ökologisches Kichererbsen Humus mit Salsa. Ich mache mich auf dem Weg zu Mill. Anfahrtsskizze auf einer Serviette, der Weg führt hinaus in den Norden. Es wird waldähnlicher, bis bald sämtliche Stadteinflüsse verschwunden sind.
Die Grundstücke werden herrschaftlicher und der Kopf beginnt zu fantasieren, wie man so wohl wohnt.
Mills hatte mir zwei Hinweise gegeben, achte auf einen Wolgswagen, VW sagt hier keiner und wenn du das Meer siehst, bist Du zu weit. Irgendwann frage ich mich, ob ich schon zu weit bin, ein Villengrundstück größer und schöner als das vorherige, doch dann entdecke ich ihn, ein T2, gefühlt 40 Jahre alt.
Es sind drei Häuser zu sehen und während ich mich noch umgucke kommt auch der Herr des Hauses zurück von seiner Rennradrunde.
Eines von Mill's Hobbies ist das Sammeln von Wolgswagen. Er ist auch stolzer Besitzer eines 68er Pritschenbullis. Der Ausdruck Bulli ist ihm unbekannt. Ich brauche etwas Zeit für allgemeine Pflege von Mann und Material und dann werde ich mit einem Fahrradbauer bekannt gemacht. Corey wohnt auch auf dem Grundstück und arbeitet im besseren Radladen Olympias. Nebenbei schweißt er Stahlrahmen. Ich bitte ihn meine Kette anzugucken und nach einer Minute hat er bereits einen Kettenwechsel absolviert.
Es wird Abend und meine Gastgeber haben Freunde eingeladen, ebenfalls Radschrauber und Tourenfahrer. Neben einem sehr leckerem mexikanischen Essen, das Mills Frau Cherryl zaubert, wird in aller Ruhe nach der besten Rute nach San Francisco geforscht. Im Grunde ist es mir fast egal. Ich könnte mich auch über eine Flachstrecke freuen, vergiss es! Okay, dann komme was wolle.
Es sterben einige Ideen an diesem Abend. Keine Bonanza Ranch mehr in den Bergen Südkaliforniens, einfach zu spät, es wird schneien, ebenfalls keine Nevada Wüste mehr, weil ebenfalls Wintereinbruch. Es bleibt nur die Küste.
Am späteren Abend wird klar, von den weitausladenden Plänen wird vieles in diesem Jahr nicht mehr zu realisieren sein.