Die Donnerstag Preisfrage: was ist stimmt nicht an diesem Bild? |
Mi., 24.9.
Anne’s alte Quäker Kirche
Annie or ihrem Haus zum Abschied |
Von nun an 1000km nur noch nach Süden |
Source: accessibletrails.com |
Es zieht sich ein wenig hin,
bis die erste Postversion uploadfähig ist. Zwischendurch spreche mit Michael,
der mit seiner kleinen Tochter zum Morgenkaffee bei Starbucks ist. Er hat mein
Fahrrad draußen entdeckt und ist gerade mit seiner Familie aus Europa
zurückgekommen ist. Brauchst Du eine
Unterkunft für die Nacht? wir haben ein Haus frei, Du könntest da bleiben…
aber ich will weiter. Wirklich schade.
Skype lässt sich öffnen, kein
Gespräch mit Ellinor, ich bin ungnädig; ich war wirklich ein Fan dieses VoiP
Programms als es noch ein estnisches Startup war, aber seit Microsoft 2011 die Firma kaufte und nun damit
drin hängt, geht es immer mehr bergab. Wirklich schade.
First Nation Community Center am Highway |
Der Grocery bietet organic food an, was ich in
dieser menschenleeren Gegend ziemlich bemerkenswert finde, aber eben auch ganz
normalen Kaffee. Craig heißt der Mann hinter dem Tresen und er erklärt, das
viele wohlhabende Leute am Rande ihrer Pensionierung in diese Gegend ziehen und
der Bedarf an good food steigt. Es ist sein zweiter Store, der größere Laden
befindet sich in Quilcene.
Es hat feste Verträge mit ökologisch gleichgesinnten
Farmern, die ihn beliefern, so entsteht eine win win Situation für alle. Craig
bietet mir an, auf seinem Grundstück zu übernachten, aber es sind nur noch
13Meilen bis dahin, der Tag ist noch jung und ich würde eigentlich gerne
weiterfahren.
Es bleibt bei einer sehr vagen Verabredung.
abandoned railway im äußersten Nordwesten der USA |
Feuerwehr Gebäude Quilcene |
Es bleibt bei einer sehr vagen Verabredung.
Park Ranger Office |
'Bist ein wenig spät dran dieses Jahr, rufe ich ihm zu. Aber er genießt die abebbende Saison. So ist viel weniger Verkehr. Wir tauschen emailadressen aus, dann trennen wir uns. Quilcene ist bekannt für ihre Austernspezialitäten und ist er auf der Suche nach einem Restaurant. Ich suche derweil das Haus von Craig, das ich in seinem Laden auf google streetview Aufnahme schon gesehen habe.
Der 600 Einwohner große Ort ist
kleiner als gedacht und ich frage ahnungslos in der NP Ranger Station nach, in
welcher Richtung der Ort liegt. Ne, sagt der freundlich weibliche Ranger Nationalparks,
Du bist schon durch, der Ort liegt hinter mir, also Neustart, alles noch mal
von vorn und nun beginnt der ungeahnt spannende Teil des Nachmittags.
Zuerst entdecke ich eine
alte Holzschindel Kirche mit Glockenturm, ein Stock klemmt zwischen den beiden
Griffen der Eingangstür. 50m weiter steht eine Art Verkaufswagen mit Espresso
Fahne. Hey Lady, ist die Kirche noch on duty?,
Nein, die Kirche gehört ihr, sie hat die Kirche gekauft renoviert und ist
gerade fertig geworden.
Lady, ich will in die Kirche, na klar, kein Problem und sie öffnet mir die Tür, und nun ist der Gottesdienstraum mehr eine Art Atelier, die alten Stühle aus dem 1910er Jahren sind zusammengestellt; nun ist es hier ihr Refugium.
Es war ein Gotteshaus der Quaker, streng puritanische Gläubige,
am ehesten vergleichbar mit den Amish people.
Wikipedia.org Die Quaker
Die Kirche verfiel, der
Glockenturm drohte einzustürzen, das gesamte Dach ließ sie neu richten. Hinter
ihrem rollenden Cafe ist ein großer Community Garten. Der Boden ist so
ertragreich, das jeder, der will, sich bedienen darf. Dieses Jahr war ein
überdurchschnittliches Tomatenjahr.
Ganz neu für mich sind schwarzviolette Cherry Tomaten, die ihre beste Reife erst haben, wenn sich einige rote Flecken bilden. Oder aromatische knallgelbe Cherries.
Ich spreche mit der Koordinatorin Juanita. Ein wenig später erscheint sie erneut und lädt mich zu einem Abendessen in einer Kirchengemeinde ein, Beginn 18:00h. Zum Glück ist noch viel Zeit, denn es gibt noch einiges zu entdecken, zunächst aber zurück zu Anne mit ihrem Kaffeewagen und ich frage sie, ob der Wagen sich hier überhaupt lohnt und sie lacht, sie macht ihren Wagen bereits um 06:00h auf, aber wer kommt denn?
Lady, ich will in die Kirche, na klar, kein Problem und sie öffnet mir die Tür, und nun ist der Gottesdienstraum mehr eine Art Atelier, die alten Stühle aus dem 1910er Jahren sind zusammengestellt; nun ist es hier ihr Refugium.
Die Kirche in den 1920er Jahren |
Wikipedia.org Die Quaker
Der Gottesdienstraum |
Ganz neu für mich sind schwarzviolette Cherry Tomaten, die ihre beste Reife erst haben, wenn sich einige rote Flecken bilden. Oder aromatische knallgelbe Cherries.
Ich spreche mit der Koordinatorin Juanita. Ein wenig später erscheint sie erneut und lädt mich zu einem Abendessen in einer Kirchengemeinde ein, Beginn 18:00h. Zum Glück ist noch viel Zeit, denn es gibt noch einiges zu entdecken, zunächst aber zurück zu Anne mit ihrem Kaffeewagen und ich frage sie, ob der Wagen sich hier überhaupt lohnt und sie lacht, sie macht ihren Wagen bereits um 06:00h auf, aber wer kommt denn?
Du wirst Dich wundern und kaum glauben, wie viel Umsatz wir letztes Jahr hatten. Eine unglaubliche Story mitten in einem 600Einwohner Dorf.
Und wir kommen ins Gespräch
und ich sage, diese Kirche erinnert mich sehr an meine Hochzeitskirche. Ebenfalls
eine Holzkirche, allerdings in Norwegen und weiß gestrichen. Wo das wäre? Ach,
wahrscheinlich wüsste sie nicht, wo das ist; ein kleines Dorf in Nordnorwegen
und dann fangen ihre Augen an zu lachen, natürlich kennt sie Andöya und sie weiß
sehr gut wo Andenes liegt.
Ihre Großmutter ist eine ausgewanderte Norwegerin, zum zweiten Mal erfahre ich, das in dieser Gegend viele origin norwegians leben. Weil das Klima und die Landschaft dem Land mit den großen Fjorden so ähnelt.
Ihre Großmutter ist eine ausgewanderte Norwegerin, zum zweiten Mal erfahre ich, das in dieser Gegend viele origin norwegians leben. Weil das Klima und die Landschaft dem Land mit den großen Fjorden so ähnelt.
Wir unterhalten uns noch
lange, dann muß ich zum Gemeindehaus, um ins Internet zu gehen.
Auch hier mit drive thru Coffee für den Fire Dept.Chief Moser |
Dort treffe ich Tom mit seinem
australian Dingo Mix, ein Mann mit einem Lebenslauf für drei Leben. Hat lange
als Holzfäller gearbeitet hat sich überall so durchgeschlagen und kommt mir nun
passend in seiner Papptüte ein Bier der Marke Long Hammer entgegen.
Neben dem Gemeindehaus ist die Foodbank. Mittwochs ist Ausgabetag. Neben den vielen Informationen, die Tom fortwährend herausschüttet, ist eine sehr kurze Textzeile, unten am Fluss sind die Leute am Lachsangeln.
Wiederhol’ das noch einmal. Tom. Wo ist das? Unweit der
Haupstrasse am Big Quilcene River kommt der Lachs flussaufwärts zum Laichen.
Nix wie hin!
Neben dem Gemeindehaus ist die Foodbank. Mittwochs ist Ausgabetag. Neben den vielen Informationen, die Tom fortwährend herausschüttet, ist eine sehr kurze Textzeile, unten am Fluss sind die Leute am Lachsangeln.
schwarze sehr aromatische Tomaten |
Nix wie hin!
Tot nach dem Laichen, die Lachse am Ort ihrer Geburt |
Tom hatte recht.
Etliche Pickups stehen am Wegesrand, mindestens 20 Angler stehen an diesem gut 5m breiten, maximal 50cm tiefem Flussbett mit ihren Ruten.
Und der Fluss ist
voller riesiger silberfarbender Lachse. An den Ufern liegen die Kadaver der
großen Fische.
Etliche Pickups stehen am Wegesrand, mindestens 20 Angler stehen an diesem gut 5m breiten, maximal 50cm tiefem Flussbett mit ihren Ruten.
Es bleibt ein seltsam
unverständliches Schicksal, der Lachs kommt zurück an den Ort seiner Geburt,
den gesamten Flusslauf vom Pazifik hierher, in diesen Bach, der sich River
nennt, das Weibchen laicht ab, dann stirbt es. Was für eine Qual.
Etliche vermoderte Salmon liegen an Ufernähe. Fische, die für mehrere Tage reichen würden. Weiter abseits warten gierige Möven auf ihren Anteil, den die Angler zurück lassen.
Etliche vermoderte Salmon liegen an Ufernähe. Fische, die für mehrere Tage reichen würden. Weiter abseits warten gierige Möven auf ihren Anteil, den die Angler zurück lassen.
Ich kann 20, 30 Lachse in
dem kurzen Abschnitt zählen. Man könnte meinen, es wäre möglich die Fische mit
Hand oder einem Netz fangen zu können. Und es stinkt gewaltig. Es gibt eine
Vorstellung wie es in Alaska aussehen muß, wenn die Grizzlys sich den Bauch
voll schlagen.
Zurück in dem kleinen Ort
der nächste Besuch, diesmal bei Marc dem Schreiner, der seit 9Jahren hier
Tischplatten und Bänke aus Redwood Red Cedar und Douglas Fir nach Maß herstellt. Ich darf in
seinen Schowroom, der manchmal auch dem Örtchen als Kino oder Konzertsaal dient, ach’ dann räumen wir einfach alles zusammen
und ich erfahre einiges über Preise und Alter seiner riesigen Baumscheiben.
Auch ihn muß ich fragen, wie es denn möglich sei, hier in diesem kleinen Ort zu
wirtschaften.
Aber Marc ist zufrieden. Alle, die ich heute traf wirken sehr zufrieden, und Anne bringt es auf den Punkt, es ist schön hier, ruhig, vertraut, wir wollen gar nicht das unser Lebensraum so publik wird. Viele sind Flüchtlinge aus den nervösen stressigen Metropolen, gemeinsam ist ihnen das Leben in der Natur und der Bedarf nach gesunden Essen.
Marc in seinem Sägewerk, das zwischendurch auch mal Kino oder Konzertsaal ist |
Aber Marc ist zufrieden. Alle, die ich heute traf wirken sehr zufrieden, und Anne bringt es auf den Punkt, es ist schön hier, ruhig, vertraut, wir wollen gar nicht das unser Lebensraum so publik wird. Viele sind Flüchtlinge aus den nervösen stressigen Metropolen, gemeinsam ist ihnen das Leben in der Natur und der Bedarf nach gesunden Essen.
Als letztes der Besuch eines
Potluck, ein Gemeinschaftsessen, jeder bringt was mit, ich habe eine green card und
mache mich auf den Weg. Es ist die Gemeinschaft der Assembly church. Ich bin
ein wenig unsicher, bis es hinter mir ruft, steh’ da nicht rum, gleich gibt’s
Diner, ja aber…
Nix aber, es ist Gottes
Haus, jeder ist da willkommen, also dann, und so lerne ich Ottonormalamerika
kennen, eine alleinerziehende Mutter, die homeschooling ihrer Kinder betreibt
und genieße das Essen in der protestantisch, pfingstkirchlich orientierten
Gemeinschaft. Gut 30% der Kinder werden hier in der Region zu Hause von ihren Eltern
unterrichtet, ist der allgemeine Schätzwert der Runde. Ich lasse die
Bibelarbeit ausfallen, mein englisch reicht dafür nicht aus und mache mich auf
den Weg zur alten Kirche.
Eine Nacht im alten Quaker
Haus. Bevor ich die Kirche erreiche, läuft mir Marc entgegen. Hey, ich habe da
ein Erinnerungsstück für Dich. Marc, ich
kann nichts mitnehmen. Aber er entgegnet, es ist klein. Quasi für die
Kunden mit schmalen Geldbeutel fertig er Kühlschrankmagnete aus Western Red
Cedar, meinem entdeckten Baum aus dem Stanley Park. Meine Baumscheibe ist gut
80Jahre alt. Ich verspreche ihm, auf das Andenken aufzupassen und vom
heimischen Kühlschrank ein Foto zu schicken.
Der Tag geht zu Ende, an der
Kirchentür hängt eine Nachricht von Anne, zuerst wollte weiter, nicht bleiben;
nun bin ich froh hier geblieben zu sein.