tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 26. August 2014

Nanaimo-am Sonntag

So.,25.8. 
Craig flickt meine Schläuche
Ja, es ist mir peinlich, ich kann bin auf Fahrradtour und nicht mal in der Lage meine perforierten Schläuche zu flicken. Ich schleppe meine Schläuche mit mir herum, die Zahl erhöht sich stetig und ich bin ständig drauf und dran sie zu entsorgen, um mir die Frustration zu ersparen. Was Schläuche angeht habe ich zwei linke Hände.

Aber bald kommt Ellinor. Mit rund €3,50 ist der Schlauch hier deutlich preiswerter, was sich allerdings kaum finden lässt, ist deutsches Flickzeug. Mit dem Zügs vom Tire komme ich erst recht nicht klar.

Craig hat einen riesigen Vorrat TipTop und so sitzen wir bald nach dem Frühstück auf zwei klapprigen Stühlen vor der Holztür und Craig arbeitet sich an den Schläuchen ab.

Er hat Spaß dabei und ich höre seinen Geschichten zu. Mit seinen 70 Jahren gibt es in seinem Leben mehr Erlebtes, als im Leben vieler gleichaltiger Zeitgenossen. Stories, die für 3 Leben reichen.

Geboren in Zwaibruggen, Zweibrüggen/SL, wächst er in einer wohlhabenden Familie auf, seine Familie hatte gewisse Anteile in der Enstehungsgeschichte des Canandian Tire, meinem Lieblingsladen hier im Land, dem Männerladen. Pilot wurde er, die Lockheed F104 flog er, stationiert im England der Nachkriegszeit, dann Hubschrauberpilot für die Mounties und was ich nicht wusste, es gibt nur eine Maximalzeit von 25Jahren Anwesenheit bei der RCMP.
Natürlich gibt es genügend Hammerstories während seines Hubschrauberpilotenlebens. Es ist spannend ihm zu zuhören. Als die M/S Edmund Fitzgerald 1975 unterging, war er in der Luft und suchte nach ihr. Er schildert es ergreifend professionell. Wikipedia Edmund Fitzgerald
Ich kannte die Story über die M/SFitzgerald und ihren Untergang im Lake Superior, ich habe mich vor der Reise oft gefragt, wie groß dieser See sein muß, erst nachdem ich ihn tagelang am Ufer des riesigen Sees entlang befuhr, war mir klar, warum die Rettungsmaßnahmen so schwer waren.

Also sattelte er erneut um und fuhr als selbstständiger Trucker. Ein Truck Owner. Immer Canada - San Francisco. Daher kommt seine Liebe für diese Stadt. Er trägt sie breit auf der Brust. Hier in Canada gibt es 2 Arten von Truckern die Company Driver, also die Angestellten mit Company Truck und daneben die Truck Owner. Fahrer, die auf eigene Rechnung und auf dem eigenen Bock unterwegs sind. Naturgemäßig ist deren Lohn ein anderer, aber eben auch das Risiko ei anderes.
Der Truck ist lange passè, auf dem Hof steht nur noch sein älteres, weißes Mercedes Capriolet 500Sl. Craig will es verkaufen, irgendwann kommt um die Mittagzeit jemand vorbei und bietet ihm mit 1200$ knapp ein Zehntel des zu erwarteten Preises. Aber anstatt den Belästiger vom Hof zu jagen, bleibt Craig gelassen und spult sein gesamtes Repertoire an canadischen Höflichkeitsformen herab. I appreciate you, ne also wirklich.
Nach all den aufregenden Jahren lebt er zurückgezogen in einer Mittelklasse Siedlung, er erträgt den Lärm seiner über ihm lebenden Nachbarn im schlechtisolierten Haus stoisch und ist jeden Tag auf dem Rad, er gehört demselben Radclub an, der mich neulich in der Albert Strasse ansprach und er gibt in der VHS ehrenamtliche Kurse in Rad -und Reifenpflege für Kinder und Jugendliche.

Um 13:00h fahren wir zum essen. Mal 12 km für einen Hot Dog, polish style, absolutely 100%beef. Ich muss bei nachfolgenden Einkauf geschockt feststellen, das meine Lieblingsmarke potatochips PCsmoke rips flavour eine satte Preiserhöhung von 43ct hinnehmen mussten. So eine Wegelagerei. Unterwegs werden wir von einem sichtlich unter Drugs stehenden völlig erregtem Biker fast gerammt und danach lautstark bepöbelt und bedroht. Gott sei dank, es gibt auch in Canada Honks. Bisher war das Land so friedlich, hier auf Vancouver Island hat sich das schon verändert. Deutlich mehr Reichtum, deutlich mehr Honks. Seit BC seinen psychisch auffälligen Bewohnern die Heimplätze aus finanziellen Gründen verwehrt und sie auf die Strasse setzt, ist mit so was vermehrt zu rechnen.

Es bleibt trotzdem bei einer sonnigen heiteren Fahrt im Spätsommer, mit einer Ausnahme, das Craig an diesem Tag schwere Beine hat und wir müssen häufig vor irgendwelchen dummen Hügeln kurz stehen bleiben.
Um 18:00 erreichen wir sein Haus und ich bin kurz danach unterwegs zu den blackberries.

Einen Cozy shack Tapioca aus dem Kühlschrank, jener 630gr. Maniokpudding und 2Hände voll dieser zuckersüßen, schwarzen Früchte.
Würden wir hier auf Vancouver Island wohnen, Ellinor würde tagelang den Einkocher anwerfen. Tonnen über Tonnen warten auf die Ernte.
Den Abend verbringe ich allein. Craig ist wieder auf dem Weg in den Pool.