So.,3.8.
No Trespassing
Ich
will heute früh unterwegs sein, auch wenn die Tagesstrecke nur ein wenig mehr als
55km betragen soll. Ab 11:00h macht fahrradfahren aufgrund der Hitzewelle zur
Zeit einfach keinen Spaß.
Als
es dann endlich los geht, erfüllen sich an diesem Tag die warmherzigen
Vorhersagen der Ortsansässigen. Einmal über den Berg und dann würde es bis
Cache Creek immer nur bergab gehen. Ich ja im Laufe der Zeit sehr skeptisch
geworden, was KmAngaben und Profile angeht, der Klassiker, das schlimmste hast
Du jetzt hinter Dir! Aber an diesem Tag ist das anders.
Den so genannten Berg
nehme ich erst gar nicht wahr und dann folgt eine traumhafte Fahrt an einem
Kaiserwetter Sonntag. Entspanntes Fahren, lässig ins Tal hinab.
Nein! bloß nicht noch eine scenic Route |
Die Straßenqualität ist heute erste Sahne. Nach 18km verflacht die Strecke ein wenig, ziemlich genau an der Kreuzung nach Loon Lake. Biker, die nach Norden unterwegs sind, haben ab hier eine 18km lange Wand vor sich. Und es geht richtig zur Sache.Cache Creek ist nach 40km der erste Rastpunkt.
Irgendwie scheint der Ort hauptsächlich aus 5 Tankstellen und doppelt so vielen Beherbergungsbetrieben zu bestehen, richtig was Sehenswertes fällt mir auf Anhieb nicht auf. Ein Ort zum Durchfahren.
Aus
dem Ort hinaus und dann würde es nach links gehen, so war die Aussage der Frau
an der Tankstelle. Ashcroft. Es ist ein kleiner Umweg abseits des Main Highways, aber ich
versprach mir durch die 3x so große Einwohner Zahl im Vergleich zu Clinton ein
wenig mehr florierenden Ort. Und ich fühle mich nach der Durchfahrt durch Cache
Creek absolut bestätigt.
alte Highwayveteranen als Blickfang eines Autoabschleppers |
Ab
dem Ortsausgang Cache Creek verändert sich der Blick zusehends. Es scheint als
liege das Ziel Ashcroft direkt in der Wüste und ich steuere genau hinein. Keine
Bäume mehr, die riesigen Nadelwälder in North BC sind verschwunden. Jedes
Stückchen Grün muss aufwendig erkämpft
und vor allem erhalten werden. Solche Landschaften sehe das erste Mal in dieser
Größe.
Es ist fast Noon, die Sonne scheint schon im Zenit zu stehen, es ist unsagbar heiß bei absoluter Windstille.
Es ist fast Noon, die Sonne scheint schon im Zenit zu stehen, es ist unsagbar heiß bei absoluter Windstille.
Nachdem
die Autos an mir vorbeigefahren sind, herrscht wieder Stille. Keine Geräusche,
keine Vögel, Wüste, bis das nächste Auto erscheint. Das einzige was fehlt um
diese Szene abzurunden, sind Kakteen und kreisende Geier.
Und
dann ist da plötzlich in der Wüste eine riesige Zwiebelplantage. Rundherum ist
nur lebensfeindliches Geröll, Sand und erodierte Felsen,
aber mittendrin eine
Zwiebel plantage. Gegenüber gedeihen Kürbisse, als ob es völlig nun normal ist. In der Wüste. Die
Bauern müssen ein immenses Wasserreservoir anzapfen, damit sich dieses Grün
hier behauptet.
das wiederasufgebaute Feuerwehrgebäude |
Jordi |
Es
folgt eine 10% Abfahrt in den historischen Ort Ashcroft und ich entdecke nach
der Fahrt über den Thompson River sofort das mutmaßlich kleinste Visitor Center
in Canada. Ein wenig verloren zwischen Autowaschanlage und Supermarkt liegt das
VC am Beginn der Hauptstraße visavis dem nach einem Brand wieder aufgebauten
Feuerwehrgebäude. Das Wahrzeichen der Stadt. Der
Thompson River ist nebenbei bemerkt der
drittgrößte Fluss in BC.
Und Jordi erklärt mir auch, warum es so wüstenähnlich wirkt. Der Mountain Pine Beetle. Der Bergkiefernkäfer sei schuld.
Wikipedia.org Bergkiefernkäfer
Wikipedia.org Bergkiefernkäfer
Andere
Baumarten scheinen resistenter diesem Schädling gegenüber zu sein.
Die
Kiefer aber hat keine Chance. Und wenn es nicht der Käfer ist, dann sind
die Gewitter hier in dieser aufgeheizten Umgebung schnell für
Waldbrände verantwortlich.
Tatsächlich jedoch gibt es eine ganze Menge von Bäumen im
Ort, keine Kiefern, aber es gibt auch ein Heer von Freiwilligen die sich
im Sommer um die Bewässerung kümmern. Ashcroft Visitor Centre |
Trotz
seiner vergleichbar großen Einwohnerzahl scheint der Ort verwaist. Guckt man die Hauptstrasse nach dem Supermarkt entlang sieht man niemanden hier im Ort. Einzig der Supermarkt ist gut besucht.
Nach soviel Information ein Bad im Thompson River, der ob seiner Fliessgeschwindigkeit viel zu warm wirkt.
Nach soviel Information ein Bad im Thompson River, der ob seiner Fliessgeschwindigkeit viel zu warm wirkt.
Ich kurve durch den menschenleeren Ort, esse im zum Park umgebauten ehemaligen Bahnhofsvorplatz, aber nach 3 Stunden fragt man sich und nu? Das Schwimmbad ist aus unbekannten Gründen geschlossen, zum Zeltaufbau ist es viel zu früh, in zwei Stunden schließt der Supermarkt, dann ist endgültig tote Hose. Ich entdecke auf der anderen Seite des Flusses eine Art alte Holländer Mühle ohne Flügel und verspreche mir dort einen leichteren Zugang zum Fluß.
Es scheint eine gute Idee zu sein, unweit des Ortes mit der Chance auf einen Morgenkaffee und einem Zugang für ein abendliches Bad im Strom.
Highway 1, black dog ahead |
Als ich endlich dort eintreffe, stehe ich vor dem Schild No Trespassing. Schade, dort eine Nacht gestanden, abends in den Fluss und alles schien so gut, aber der Besitzer mag keine Übernachtungsgäste, man muss das akzeptieren, auch wenn es manchmal so schwer fällt.
Also weiter und damit startet wieder eine unheilvolle Fehlentwicklung, denn nach der nächsten Kurve gewinnt die Strasse an rasanter Steilheit und dreht sich wie ein Kreisel um den Berg. Höher und Höher und irgendwann ist dann Schluss mit fahren. Ich bin im Niemandsland zwischen Ort und Highway 1. An der Anschlussstelle wird eine neue ESSO Großtankstelle gebaut. Das ist dann wahrscheinlich der neue Standort von Tim Hortons Ashcroft.
An diesem Abend ist dort noch Baustelle.
Das Gewitter, das ich in Ashcroft gesehen habe, ist nach Süden weitergewandert und bleibt mir einige Kilometer voraus.
Ich fahre ziellos nach Süden auf der Suche nach einem Platz für die Nacht. Und ärgere mich nicht in Ashcroft geblieben zu sein, nur weil es wie immer ein wenig besser sein musste. Jetzt ist erstmal gar nichts und vor mir lauert der schwarze Hund.
Die Lage spitzt sich zu und zeitgleich entdecke ich den Red Hill Highway Restplace.
Ich warte nicht ab, bis die Einfahrt kommt, sondern rase mit dem schweren Rad querfeldein, Rad an den Baum, Zelt herausgerissen, Stäbe her und doch hat der Wind jetzt Sturmstärke erreicht, das große Zelt flattert in meiner Hand wie ein Drachen am Deich und ich versuche hektisch die Stäbe einzubringen. Es fängt an zu tröpfeln, oooh, warum muss das so auf den letzten Drücker passieren?
Alle Taschen ins Zelt geschleudert, Sattel abgedeckt und die Vollschüttung plattert auf das Zelt.
Frieden!
Nach 15Minuten ist das Gewitter weitergezogen, noch lange kann ich die Blitze in den Bergen sehen.