tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Sonntag, 3. August 2014

Clinton-das Emporium

Sa.,2.8.
John Deere 1:18 oder größer
Ich hatte gestern beschlossen zu bleiben, Clinton gefällt mir, diese teilweise verfallenen Holzhäuser, Zeugen einer langen Geschichte und Tradition hier in den Bergen. Und ich wollte den Tag mit einem Bummel zu den einzelnen Trödelgeschäften krönen. Doch daraus wird erstmal nichts. Ich muß irgendetwas falsches geegssen haben, der Magen revoltiert. So, als hätte er schnell mitbekommen, ach wenn nicht gefahren wird, kann ich mich gehen lassen; so liege ich bereits kurz nach dem Gespräch mit Ellinor wieder im Bett.Mir ist nicht gut.

Wetterfühligkeit.
Ein Blick nach draußen durch die Scheibe und ich weiß, warum ich migräneartiege Kopfschmerzen habe.
Es ist bruttig da draußen, wie Oma das nannte, bruttig, wenn es fürchterlich stickig ist, kein Wind weht und die Sonne im Übermaß vorhanden ist. Bruttig also, natürlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Wetterfühligkeit und einem anstehendem Wetterwechsel, aber hier bleibt es auch für die nächsten 7 Tage heiß. Kein Wetterwechsel ist in Sicht und ich sehne mich nach einem langanhaltenden Gewitter wie in Burns Lake. Aber für die nächsten drei Tage sagt Foreca für Ashcroft 40°! voraus. Yeah

Also verbringe ich den Vormittag im Motel und erst gegen Mittag wirds besser. Die Klimaanlage läuft, aber richtig kühl wird es nicht. Trinken, trinken und nochmals trinken.
Am Nachmittag bei zunehmender Bewölkung dann doch ein Erkundungsgang durch den Ort. Nochmal zum Emporium, dem Trödler am südlichen Ortsende.
Auf der letzten Schweden Tour haben wir auf dem Weg zum Radrennen in Motala in Vetlanda auf einem einsam stehenden, großen Gehöft einen riesigen Loppismarkt entdeckt. Zwei große Scheunen voller Dinge, die der Mensch nicht (mehr)braucht. Der Besitzer wirkte ein wenig sonderbar und Ellinor war ein wenig in Sorge.
Genau an diesen Ort muß ich denken, als ich das Emporium betrete. Ein Paradies für Flohmarktbesucher, geleitet von einer älteren rüstigen Dame. Es gibt ein Lebenswerk an Sammelwut zu bestaunen, von Elektrowerkzeugen bis Haushalt, National Registrierkassen, Nähmaschinen und Friseurstühle. 
                                       
Außenbereich der aus Holz gebauten 85Jahre alten Autowerkstatt gibt es Anbauten für Pferdezubehör, Schmiedartikel und grob alles, was man sich an Werkzeugen, Schrauben, Lacken, etc. so vorstellen kann.
Randy aus Clinton

Ich will nix, Punktum, das ist eine klare Ansage und so kann ich ohne Not stöbern, ich laufe Randy in die Arme, der hier der Mann für alle Fälle ist.  
Nein, hier ist nicht eine private Werkstatt, alles ist zu erwerben. Kaum zu glauben, es wirkt eher so, als würde der gleich das nächste Fahrzeug hereingerollt kommen und die Mechaniker machen gerade Pause.
Ich gehe zurück ins Haupthaus und, ja wenn ich das jetzt veröffentliche, verliere ich den letzten Rest an Mitleid.

 

Bei einem ziellosen, letzten Gang durch die Räume trifft mich der Schlag. Da, im Fenster, ein Orginal von John Deere hergestelltes Treckermodell aus Metall, Maßstab irgendwas um 1:18 für 59$. 
Ich spüre, wie der Herz schneller schlägt und schnappe mir den Trecker und eile zur nächsten Haushaltswaage, echte 2kg und Ausmaße, die keine Satteltasche bewältigen kann. 59$.Collectorsweekly Tin model tractors
In meiner Hosentasche befinden sich genau 10$.  
 
Ich bin verzweifelt. Es ist 16:15h und das Paradies wird in nicht ganz 2 Stunden seine Pforten schließen. Ich könnte nun den nächsten ATM stürmen, rück' die Kohle raus, das Paradies schließt bald! Aber die Vernunft sagt, reiß' Dich zusammen, du bist auf Weltreise.

Ich stehe da und könnte heulen, weil es nicht geht, kein Trecker... Nein!
Vielleicht kann das jemand nachvollziehen, sicher fällt das materialistisch geprägten Mitmenschen eher leichter. Man sieht etwas wunderschönes und es bleibt unerreicht. Randy bringt es Punkt und sagt mach' Fotos Mann, die sind leichter, ja, aber an Fotos hängt kein Herzblut.
Und Ellinor wird sowieso sagen, nicht noch mehr Zügs im Haus.
British iron work centre
So steht er da im Fenster und ich bin stark geblieben, aber mir blutet das Herz. Morgen früh öffnen sie erst um 10:00h, da will ich längst über die Berge sein. Auf dem Weg zurück zum Motel beginnt es zu tröpfeln und ich kaufe mir zur Versöhnung eine Tüte sündhaft überteuerte Chips. Die brauch' ich nicht einpacken, das Problem erledigt sich heute noch.

 Outback toystore
Morgen geht es in die wüstenartige Region nach Ashcroft. Ich habe mich entschlossen, Kamloops ausfallen zu lassen, es droht von der Größe her mit Prince George vergleichbar zu werden. Und Whistler, das in den Bergen liegende Skiresort, ein canadisches St.Moritz, ich glaub', da passe ich nicht hinein.
Also die Hauptroute nach Süden. Der Fraser Canyon, die Goldschürfer Strecke. Die letzte Option, um mit den Taschen voller Nuggetts nach Vancouver zu kommen. Ohne John Deere Trecker, C'est la vie.