Mo., 9.6.
Erreiche ich erst die Prairie, wird's flach
Der Name ist Programm.
Gleich nachdem das Rad wieder auf dem Highway steht, geht es aus diesem Tal
hinaus, ohne groß warm zu werden, die enorme Strecke von 4,9km bergan. Mit
vollem Krafteinsatz.
Ich kann es einfach nicht
begreifen. Ich hadere mit diesem Highway. Wieso muß das so steil sein. Diese
Strasse folgt ausschließlich wirtschaftlichen Erwägungen und der
Verantwortliche ist jedenfalls kein Fahrradfahrer.
Heute am Pfingstmontag
scheint ein ganz normaler Arbeitstag in Canada zu sein. Der Highwyay 40 ist von
deutlich mehr Trucks bevölkert, als noch am Samstag. Auffällig sind die vielen
Langholzlaster.
Irgendwann bei Km 25 sehe
ich urplötzlich einen Schwarzbären aus der Vegetation auf die Strasse rennen,
ich bin keine 20m von ihm entfernt. Unglaublich!. Doch bevor ich mit klammen
Fingern die Kamera aus der Tasche gekramt habe und überlegen konnte, wie ich an
ihm vorbei komme, verschwindet der Bär, aufgeschreckt durch einen 40to, zurück
im Dickicht.
Es bleibt nicht der einzige
Berg an diesem Tag und wieder zeigt sich, das der Tourismusangestellte in Grand
Cache hat mich doch glatt angelücht hat. Die
erste Hälfte bis Grande Prairie noch weiter hügelig, danach schön flach.
Von wegen. Es geht munter rauf und runter, wie die Tage vorher. Der Höhepunkt
ist jedoch die Steep Creek Schlucht.
Ne also wirklich, man sieht
am Horizont eine kurvenreiche Strasse einen furchteinflössenden Berg heraufklettern
und hofft noch, das es irgendein Wirtschaftsweg sei, eine
Holzwirtschaftsstrasse oder ein Zufahrtsweg für die vielen Gasfelder hier im
Landkreis, nur eben nicht der Highway 40 und dann schießt die Strasse zu Tal auf
einen dieser vielen kleinen unwichtigen Creeks zu und der Reiter begreift, die
Hoffnung trügt, der vor wenigen Minuten entdeckte graue Lindwurm ist genau die
Fortsetzung dieser Strasse.
Nein, ich will nicht mehr.
Vorher allerdings zu Katie’s
Catering. Es ist einfach zu verlockend, Schwung hin oder her, in Höhe der
Creekbrücke steht ein Fittenbudenwagen. Es gibt doch Kaffee auf dem Weg nach
Grande Prairie. Heute am drohenden 2. kaffeelosen Tag zahl’ ich fast jeden
Preis.
Es dauert genau bis Km 29
vor dem Zielort, bis ich zum ertsen Mal seit einigen Tagen wieder Rinder auf
einer Weide sehe. Die Prairie ist erreicht, Berge ade.
Dafür hat sich der Himmel nun
endlich bereit gemacht und das seit Stunden wechselnde Wolkenbild entscheidet
sich für dunkelgrau und öffnet mal wieder seine Schleusen. Halt auf freier
Strecke, am Bald Mountains Creek. Jeder Creek hat zum Glück eine Leitplanke. Komplettes
Umziehen. Ich bin gereizt, Regensachen an, frage, wie lange dauert das? kurze
Zeit später wieder ausziehen. Seit drei Tagen geht das so, die ersten Tropfen
fallen und es beginnt das pokern, wie schlimm wird’s diesmal? , lohnt sich das
umziehen überhaupt?
Innerhalb einer Stunde
verdreckt durch den sandigen Belag auf der Strasse das gesamte Rad mit all den
Taschen, dann kommt die Sonne wieder hervor. Ich versuche im O’Brien Park, 15km
südlich der Stadt, die Nacht zu verbringen, aber obwohl der Park eine wunderbar leere Gründfläche mit
Tischen am Fluss und ich der einzige Gast bin, hat Alberta Parks das Areal als day use area eingeordnet. Schlimmer
noch, es gibt für mich zum ersten Mal Öffnungszeiten, schwere Eisengitter am
Eingang des Parks und einen unübersehbaren Hinweis, ab 22;00h wird der Park
abgeschlossen.
Schweren Herzens also weiter
und auf der anderen Seite des Wapiti Rivers finde ich eine ehemalige Kiesgrube
und in einem Birkenhain ein ideales Plätzchen. Leider ist diese Kieskuhle
anscheinend nicht ganz so einsam wie ich auf den ersten Blick zu vermuten, denn
viele Einwohner aus der nahen Stadt nutzen das weitläufige Areal um ihr Auto am
Abend noch mal auszuführen. Auch hier gestaltet sich das Essen aufgrund des
terroristischen Regens als schwierig. Immer wieder drückt der Himmel wenige
Tropfen aus den Wolken, es führt nicht zu entspannter Nahrungsaufnahme.
Aber immerhin, wenige
Minuten Sonne und Wind haben genügt, das pitschnasse Zelt ist wieder Trocken.
Morgen ist frühes Erscheinen
Pflicht in Grande Prairie, ich werde über einen Kettenwechsel nachdenken müssen
und will nach dieser more senic Road Strapaze einen Tag Pause machen.
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