Ich bin nicht abergläubisch,
aber bei Schreiben des Post fällt der Blick auf das heutige Datum und damit
wird auch mir einiges klarer.
Irgendwie komme ich heute
nicht hoch und die Zeit dehnt sich auf 08:00h bis ich auf bin, ich verzichte
auf meinen geliebten Kaffee bei Tim, weil noch soviel Kakaoüberschüss da ist.
historischer milepost 0 |
Karte: Wikipedia.org |
Es gibt ein Problem, das ich
nicht lösen kann und es macht mich rasend.
Die Ventilköpfe der kanadischen
Schläuche sind zu dick, vielleicht nur 2/10mm, aber eben zu dick; will ich aufpumpen,
muss ich mit viel Gewalt das Ventil in den Pumpenkopf hineinbringen; danach
bekomme nicht die Pumpe nicht elegant wieder ab und es strömt Luft nach, die
zuvor mühsam in den Reifen geblasen wurde.
Es gibt nur 26’’er mit „Autoventil“,
ich habe bisher keine Sclaverandvents gefunden, an den Tankstellen gibt es keine
Manometer und es kostet obendrein noch Geld. Gestern schon hatte ich mehrfach
versucht mehr Luft manuell hineinzubringen, allein, es bleibt ein Gefühl, das
Reifen „schwimmt“. Mit mit 40kg hinten drauf ist da ein gewisses Schlingern bei schnelleren
Passagen im Spinning.
Heute Morgen wieder das
gleiche Spiel und ich verliere die Geduld. Der Rollwiderstand ist extrem hoch.
Ich schwimme also zum Ortsausgang zu Husky, der letzte Versuch, aber durch meine
rabiaten Pumpenbefreiungsversuche gestern hat das Ventil nun ein Loch.
Yippiyeah, das gibt’s doch
nicht. Ooooohh!
Ein Reifenwechsel bereits um 08:45h, jetzt brauch ich doch
einen Kaffee.
Ich akzeptiere widerwillig
den zu niedrigen Druck und fahre trotzdem. Nicht mein Tag heute. Es kostet
enorm Kraft und ich beschließe am ersten Halt einen anderen Mantel zu versuchen,
vielleicht passt ja der Mantel nicht.
Reifenwechsel mit Schweißbrenner |
Die Antwort lautet, schlecht; zu laut, zu gefährlich. Nach knapp 6000km befinde ich mich anscheinend auf der schlechtesten Strasse der Reise überhaupt.
Gefühlt kommt alle 10min ein
Schotter/Kieslaster vorbei. Extrem laute Motoren, nicht zu vergleichen mit
den gewöhnlichen Trucks. Die Krönung allerdings sind die 4WD hochachsigen Pickups, 4
türig, mit starrer hinterer Achse und Doppelbereifung, der Laster für Mutti
zum einkaufen, es ist wirklich infernalisch, wenn die Dinger beschleunigt an
einem vorbeifahren. Es scheint keinen zu stören im Autokanada.
Nach mehreren Stunden ohne
stecke ich mir freiwillig headphones ein, der Krach auf dem 97er macht einen fertig.
Ich hab das Gefühl in Kanada gibt es keine Grenzen für Motorenlärm.
Es gibt deutlich mehr Verkehr, als in den
letzten Tagen. Das größte Problem aber sind die Rumbleribs, also die rechts
neben dem weißen Strich eingekerbten Wachmacher. Auf dem 97er sind sie gut 40cm
breit und der Meister, der den Auftrag bekam, den Seitenstreifen zu zerstören
war ein wahrer Künstler. Lol.
Der Seitenstreifen ist zwar
gut 1,10m breit, aber der Hampelmann hat diese 40cm breiten Kerben genau in die
Mitte gesetzt. So bleiben 30cm links bis zum weissen Streifen oder rechts 40cm
nicht geräumter WinterSandKieselwasweißich Belag. Meinen absoluten Respekt, ich
kann mir über zig Km aussuchen, mehr im Verkehr zu fahren oder über permanente
Kieselsteine.
Erste Station ist die
Kiskatinaw Brücke. Eine 9° kurvige, 162m lange Holzbrücke, die den
gleichnamigen Fluss überspannt. Als erste ihrer Art in Canada ist sie noch
heute in Betrieb, allerdings steht sie im Verlauf des alten Alaska Highways.
Die moderne Strecke folgt einem abgeänderten Verlauf; somit ist der Besuch sehr
verkehrsarm und zwischendurch eine Wohltat für die Ohren.
Man hat die OriginalMeilensteine aus touristischen Gründen stehen lassen, aber sie stimmen mit der moderen Streckenführung nicht mehr überein.
Man hat die OriginalMeilensteine aus touristischen Gründen stehen lassen, aber sie stimmen mit der moderen Streckenführung nicht mehr überein.
Die Strecke führt wie
angekündigt durch weite Felder und Waldlandschaften, es geht munter rauf und
runter bis die Ortschaft Taylor erreicht wird. 7km vor dem Ort erscheinen
mehrere Warnungen, die Bremsen noch einmal zu checken. Irgendein Trucker
schreit mir was zu und ich drehe bei, mit dem Wurstbrot im Mund verstehe ich
nur Brücke und Fußweg. Aber wir bleiben im Gespräch, jedenfalls, von dem, was
ich bei dem Lärm und Wurstbrot verstehe.
Dann gibt es amtliche 6%,
später 10% Abfahrt hinunter zum Peace River und ich verspreche mir bei nächster
Gelegenheit neue Bremsbacken zu montieren. Leider bringt der starke Wind nur
etwas mehr als 61km/h im freien Flug, aber mit hoher Geschwindigkeit schieße
ich auf die Brücke zu und verstehe sofort, was der Trucker wollte.
south Taylor Hill, amtliche 10%,Yeah! |
Der Neubau, der 1957 bis zu
diesem Zeitpunkt großen Hängebrücke besteht komplett aus Stahl und nur der
Fußweg hat eine Betonauflage. Also Vollbremsung, 'rauf auf den Beton und ja
nicht auf die Stahlmatten mit Blick in Wasser.
Taylor selbst, ca.15km vor
Fort St. John ist ein Straßendorf mit Esso, eine ziemliche lange
Durchgangsstrasse und dann kommt leider das Ärgerliche. Wer so’n Berg mit
voller Wucht herunter rast, muss leider wie so oft aus diesem Talkessel auch
wieder heraus und in der prallen Nachmittagssonne ist das noch einmal richtig
was für die Beine. Der Schweiß läuft brennend in die Augen, schwitzend komme
ich oben nach mehr als 20min an.
Noch 10km bis Fort St. John,
Hauptort der Region und als erstes ins VisitorCenter.
Unterwegs der Blick in die Landschaft, klar, bei diesem warmen Wetter bleibe ich heute Nacht draussen.
Unterwegs der Blick in die Landschaft, klar, bei diesem warmen Wetter bleibe ich heute Nacht draussen.
Dort versteht man sofort, was
ich meine. Ja, die in Alberta, die haben schöne Strassen. Aber im Yukon wird es
noch schlimmer. Straßenbau ist im förderalen Kanada eine Provinzaufgabe und es steht
ihnen frei, mehr oder weniger zu tun. Muss man sich mal vorstellen,
Niedersachsen darf auf den Autobahnen anders entscheiden als MeckPom.
Ansonsten gibt man sich, wie
überall, richtig Mühe und ich verlasse mit einen Plan in der Hand um 15:00h den
Raum, Zeit genug alles abzuarbeiten. Schwimmbad, gleich um die Ecke, 1x
ausgiebig duschen für 2$, Canadian Tire, Luft überprüfen und siehe da, es sind
tatsächlich nur 3,5bar, meine Vermutung lag also richtig, Bücherei checken, Tim
Horton checken und Walmart.
Dort sieht’s aus wie nach
einem Winter/Sommer Räumungsverkauf und man hat den Kunden versehentlich 0% in
Aussicht gestellt. Meine Herren, also allergrößten Wert auf eine gediegene Atmosphäre
legen die jetzt gerade nicht hier.
Egal, der Preis bestimmt die
Musik, bei Ottonormalkanadier genauso wie bei Frank. Und wär’s nicht mag, für den
ist ja auch Safeway und Sobeys da, gleich um die Ecke, im Vergleich zu Walmart
echte Gourmettempel.
Als ich wieder herauskomme
ist der Himmel schwarz, ein Gewitter ist im Anmarsch. Oh ne, nicht jetzt, noch
eine halbe Stunde, dann ist alles aufgebaut. Und ich fahre ziellos in die Aussenbereiche
und reiße das Zelt vom Träger, der Himmel hält die Wolken zu, aber ich werde
bereits erwartet.
Der Zeltaufbau muss warten, ich brauche erst lange Kleidung; in der warmen schwülen Sonne und der Aufbau muß alles extrem schnell gehen.
Der Zeltaufbau muss warten, ich brauche erst lange Kleidung; in der warmen schwülen Sonne und der Aufbau muß alles extrem schnell gehen.
Die Mückenbrut ist hungrig
und es hat sich herumgesprochen, ausreichend Futter ist gerade angekommen.
Ich bleibe den Samstag in St.John, Akkus aufladen in der Bücherei und startete die 250 Meilen Passage am frühen Sonntagmorgen, der Lagerplatz war abgesehen von den Mücken ideal, 500m von Tim und doch pure Wildnis.
Möglicherweise noch ein Post vor Abfahrt und dann wird es bis Ft.Nelson wohl schwierig.
Ich bleibe den Samstag in St.John, Akkus aufladen in der Bücherei und startete die 250 Meilen Passage am frühen Sonntagmorgen, der Lagerplatz war abgesehen von den Mücken ideal, 500m von Tim und doch pure Wildnis.
Möglicherweise noch ein Post vor Abfahrt und dann wird es bis Ft.Nelson wohl schwierig.
Anmerkung:Herr, schenke mir Geduld, es gibt einfach PremiumZeiten bei Tim, z.B. morgens zwischen 07:und08:00h, erstklassige Leitung, aber am Sa.morgen um 10:00h ist es die große Geduldsprüfung, den Post zu editieren und Bilder upload. 3x offline und eine Anwesenheitszeit von mehr als 60min. Es macht einen kribbelig, minutenlang passiert erstmal gar nichts am Bildschirm, ich fühle sich Google&Co. ausgeliefert, versuche die Hände ruhig auf dem Tisch zu lassen, aber es gelingt mir nicht. Aufstehen möchte man und den Leuten ihren Smartphones wegnehmen und sie anschreien und sagen, du hast jetzt Pause!!! Da hilft nur der Umzug in die Bücherei um 10:00h, drei Blocks weiter.