Tingved's Durchhalte Box |
Mi.,14.5.
Die ersten Radtouristen 2014 in Martlach
Kanada ist ein Land der Extreme, zwei Tage furchtbarer Wind
mit undiskutablen Km-leistungen und dann von einem auf den anderen Tag ein
komplett anderes Wetter. Wie oft hatte ich nun schon Tage, wo man bestenfalls
von einem Arbeitstag sprechen konnte und am nächsten Tag war es der
Radfahrhimmel auf Erden.
ein
Frühstücks-Durchhalte-Körbchen mit frischem Kaffee vorbei gebracht. Ich bin
echt gerührt, sitze vor dem Autoreifen und genieße einen superweichen Muffin
mit frischem Kaffee. Natürlich ist die Art der Übernachtung viel interessanter,
als auf einem Campingplatz mit einem Duschgebäude im Sanierungsstau für 10$
Kristina und Nic aus Victoria |
Ja, ihnen gehören die Räder, Nic und Christina aus Victoria, dem äußersten Westen Kanadas. Beides Studenten für Geologie und Geographie, wollen auch sie TransCananda machen, allerdings von west nach Nova Scotia. Heute wollen sie nur bis Moose Jaw, und lassen es etwas langsamer angehen. Wir tauschen die website’s aus und dann will ich weiter.
Heute ist Tempomaten- Wetter, Gang reinlegen und einfach
treiben lassen, ich träume mich weg und das Auge kann das Ende der Felder kaum
finden, Felder soweit das Auge reicht, von Hügelketten eingerahmt. Endlose
Prärien, mit riesigen Büffelherden, die Indianer und die weißen Siedler mit
ihren Planwagen, die nach Westen zogen und zwischendurch immer wieder Canadian
Pacific. Eine herrliche Kulisse.
Ich habe viel Zeit verloren, schon lange vorher, tief im
Süden Ontarios und doch hätte es fast noch geklappt mit dem Plan, den
Geburtstag in den Rocky Mountains zu erleben; nun wird es wohl Medicine Hat
werden. Immerhin knapp davor.
Ich werde erst dort entscheiden, ob ich den direkten Weg
nach Calgary nehme, also dem Trans Canada Highway folge, oder über Lethbrigde
nach Banff fahre. Beides ist reizvoll.
Ich bleibe in Gedanken, bis plötzlich vor mir scharf ein
Silverrado Pickup auf den Seitenstreifen biegt. Lannie steigt aus und sagt hey, ich muß nach Swift Current, sollen wir Dein Fahrrad auf den Pickup legen und Du fährst mit ?
Es gibt Zaunpfähle, die winken nur einmal. Heute in 2 Stunden in Swift, 160km gespart, doch noch eine leise, letzte Chance. Ich muß nur ja sagen, aber ich brauche keine Bedenkzeit, jetzt nach all dem was war, in ein Auto steigen, nein, niemals!
Trotzdem bin ich fast sprachlos. Nochmals vielen Dank Lannie.
Es gibt Zaunpfähle, die winken nur einmal. Heute in 2 Stunden in Swift, 160km gespart, doch noch eine leise, letzte Chance. Ich muß nur ja sagen, aber ich brauche keine Bedenkzeit, jetzt nach all dem was war, in ein Auto steigen, nein, niemals!
Trotzdem bin ich fast sprachlos. Nochmals vielen Dank Lannie.
Dann bleiben 25km bis Chaplin ohne Bedeutung, fahren in der
warmen Mittagssonne, genießen der Aussicht und eine $2 Kaffee an einer herunter
gekommenen staubigen Dorftankstelle.
Tankstelle Chaplin, Mütze liegen gelassen |
Weiter geht’s nach Morse, dem Zielort der Reise am Reed
Lake, an dem ebenfalls Vogelbeobachtung stattfinden kann, direkt zwischen
TransCanada und Railroad gelegen.
Ich muß mir vor Chaplin einen Platten gefahren haben und ich
weiß nicht wo, entweder durch die vielen Flaschen, die gnadenlos aus den Autofenstern
geworfen werden oder durch den vielen Stahlschrott, der als Hinterlassenschaft
der Autos auf dem Seitenstreifen zurückbleibt.
Mehrfach sind Reste großer Unfälle zu sehen, Einkerbungen
der letzten Manöver im Asphalt und jede Menge Plastikverkleidungen im
Seitengrün. Ausgebrannte und geplatzte Stahlgürtelreifenfragmente liegen immer
wieder auf meinem Weg.
Dreimal pumpen, dann ist Esso Morse erreicht, aber es macht
so keinen Sinn, der Schlauch muß gewechselt werden, also Tagesfinale erreicht,
Farm suchen.
Die erste Farm bringt eine deutliche Ablehnung, die Farm hat
riesige Ausmaße, sicher hätte man irgendwo einen Platz finden können, aber die
Besitzerin will nicht, das muß man akzeptieren, schade, dabei lege ich Wert auf
die Erwähnung I need nothing.
Der zweite Farmer ist nicht zugegen, wieder stehe ich auf
einer verwaisten Farm herum. Ich verliere Zeit, es ist bereits nach 17:00h,
also mache ich mich auf den Weg nach Herbert. Fast 100 Km an diesem Tag
erreicht. Zurück auf den TransCanada. Wenige Km vor Herbert eine große Farm,
ca.4km landeinwärts mit vielen Zinktürmen. Der Weg führt durch abgemähte
Felder. Aber auch hier ist die Besitzerin ebenfalls nicht von meinem Besuch
angetan. Grünes Land soweit das Auge reicht, aber eben nicht groß genug für ein
5qm Zelt.
Ich hatte drei tolle Erfahrungen, nun 2 Ablehnungen,
eigentlich schade, nur für heute Abend muß jetzt langsam was passieren.
Also wie im Baltikum, Guerilla Taktik, schnell einen Platz
finden und unsichtbar werden, morgens leise wieder verschwinden, also nächste
Möglichkeit vor mir ein kleines Wäldchen, davor die Eisenbahnlinie und die
Strasse endet im nichts, alles beste Voraussetzungen. Ich muß das Rad über die
Schienen tragen und das ist ein wahrer Akt in der 10. Reisestunde, vorbei an
stehenden Güterwagen, 80kg über die Gleise heben und dann bin ich unsichtbar.
Wem auch immer nun dieses Land gehört, ich frage heute nicht mehr, ich hab jetzt
Hunger und die Kleidung muß trocknen.
Und dann liege ich in einem wahren Vogelgezwittscher eingerahmt
von Canadian Pacific, dem TransCanada und jeder Menge Felder. Natur pur.
Herrlich.
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