tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 12. November 2014

King City

Memorial Veterans Day

Di.,11.11.14
King City
Ich will wenigstens einen Kaffee, wenn ich schon am frühen Morgen aufstehen muß, also hinein zu Starbucks. Nebenbei den Post von gestern Abend korrigieren und die Bilder sortieren, aber der Computer zickt heute wieder und alles zieht sich fürchterlich in die Länge. Yahoo maps berechnet die Strecke bis nach Templeton mit 174km, ich kalkuliere mit 3 Tagen.  Am Donnerstag habe ich eine Verabredung mit Elaine und Scott. Macht also gute 60km/Tag, aber ich will heute vorlegen, damit ich es am Donnerstag leichter habe.
Um 08:45h ist alles beendet und ich stürze aus dem Kaffeehaus. Jetzt noch dringend Batterien für das Navi, aber ich mache den Fehler, nicht in Marina zu kaufen, sondern will nun endlich los.  Kann alles auch in Salinas besorgt werden. Der Fehler nimmt seinen Lauf.
Salinas vor der Parade
Erstmal in die Gänge kommen. Salinas ist relativ schnell erreicht, der Weg führt von der Reservation road am Flughafen vorbei direkt in die Stadt zu, Alisal road W beginnt an der einen Seite des Ortes und führt einmal quer durch den Ort. Ich weiß, es gibt einen Grocery Outlet und ich hätte gerne meine Lieblingwürstchen, die es gestern nicht gab in Marina. Teriyaki Würste. 
Steinbeck ist in Salinas geboren worden

Alles hat seinen Preis, super Geschmack, 250 Kal./Wurst













Auf der Karte sah die N Mainstreet sehr nah zur Alisal aus. Aber es ist ein verhängnisvoller Fehler.

Ich fahre eine  Ewigkeit, aber mein Laden erscheint nicht, ich setzte mir Ziele, fahre dann doch weiter und schließlich bin ich mehr als 20min von der Alisal entfernt. Und das alles für Würstchen. Ich verplempere die wertvolle Zeit in der Stadt. 
Anne hatte mich davon abbringen wollen, nein, Salinas ist keine schöne Stadt. Lohnt sich einfach nicht.
Aber immerhin ist es der Geburtsort von John Steinbeck. Seine Geschichten spielen in dieser Region.
Und es passiert etwas an diesem Tag, das gab es noch nicht. Ich entdecke einen Dollar Tree, und damit die Hoffnung auf preiswerte Batterien, mache den Umweg und stelle mich an der Kasse an, aber plötzlich bewegt sich nix mehr.
durch das Valley nach King City Soource: google maps
Stattdesssen eilen nun die Verkäufer von Kasse zu Kasse, aber nichts tut weiter sich, es kommt zum Stau vor der Kasse. Der Laden ist anscheinend mitten in einem Latino Wohnviertel zu sein, außer mir scheint kein Weisser in diesem Ladenanwesend. Hey, warum geht es nicht weiter? Die haben ein Problem mit der Elektronik, aber sie arbeiten dran. ...they fix it. Hammer!  mehr als 50 Latinos stehen inzwischen stumm vor den 5 geschlossenen Kassen und warten geduldig darauf, das es irgendwann weitergeht und sie fixen es hoffentlich. Meine Zeit verrinnt.

Es ist die große Geduldsprüfung. 10Minuten tut sich nichts und das kann lang sein vor einer Kasse in einer Schlange, aber niemand erhebt das Wort. Warten, einfach nur warten. Ich frage mich, ob so was in Norddeutschland auch so ruhig abgehen würde. Latinos haben Zeit. Ich will nicht warten und eile zu meinen Teriyaki Würsten. Als ich wiederkomme, ist wieder Normalbetrieb und ich frage die Chefin, was war das? Ach das passiert öfter hier, so was sind hier gewohnt.

Insgesamt hat mich dieser dusselige Umweg gute 90min gekostet. Ich kürze das Besichtigungsprogramm. Das John Steinbeck Haus, Wikipedia.org John Steinbeck das den 1902 in Salinas geborenen Nobelpreisträger ehrt, muß warten. Ich habe kein Buch von John Steinbeck gelesen, historisch betrachtet, weiß ich nur, das seine Romane zur Zeit der großen Depression spielen. Sollte ich wieder in Deutschland sein, werde ich bei Ellinors Klassikern nach Früchte des Zorns suchen. Früchte des Zorns und Jenseits von Eden ist mit James Dean verfilmt worden.
Viel mehr Erinnerung habe ich Janet Joplin, die in ihrem 1970er Klassiker von  Kris Kristofferson Me and Bobby McGee die Stadt erwähnt, ich kenne die Textpassage auswendig… One day up near Salinas, Lord, I let him slip away, he's looking for that home and I hope he finds it...  Wikipedia.org Me and Bobby McGee

Ansonsten bietet Salinas wirklich nicht allzu viel, die Alisal wechselt hinter dem Bahnhof ihr Gesicht, hier beginnen die Siedlungsgebiete der Latinos. Ganze Strassenzüge mit flachen, einfachen Holzhäusern und spanischen Firmennamen. Die East Alisal unterscheidet sich gravierend von der West Alisal, wo die wohl situierten Weissen wohnen. Hohe Mauern, gepflegete Vorgärten. 
Ich entdecke einen Mc Donald und genieße einen Kaffee im ausschließlich von Latinos besuchten Laden. Erste Sprache ist hier spanisch, sowohl an den Tischen, als auch am Tresen. Auch der Ladenleiter spricht spanisch. Ich frage mich, ob es hier irgendwann McDonaldos heißt. 
Nach dem Cafe verlasse ich die Stadt und befinden mich wenige Kilometer südöstlich mitten in den Feldern. Die Alisal durchschneidet die baumlose Landschaft. Felder mit fetten schwarzen Böden rechts und links der Strasse.  In der Ferne sieht man die aufstrebenden Gebirgszüge. Ich bin im Valley angekommen. Es wird sich jetzt für drei Tage nicht mehr ändern. Es scheint der Zeitpunkt der Haupternte zu sein. Die Erdbeerernte ist in vollem Gange, aber auch Kohl ind Zwiebeln sind reif. Erdbeeren im November, in kraftvollen roten Farben.
Hunderte Erntehelfer stehen auf den Geldern. Riesige Johne Deere Maschinen durchqueren die Felder. Landwirtschaft hat hier ein anderes Format. Hier fährt kein Bauer mit einem Doppengespann an mir vorbei, oder wie vielleicht noch im östlichen Europa zu sehen, ein Panjewagen mit Pferd davor. Hier wird geklotzt. Riesige offene Trucks bringen die Ernte in die Lager. Die Sicht reicht über Kilometer in alle Richtungen. Nur wo einige Bäume stehen, existiert eine Farm.
Erdbeerernte
Ein strammer Rückenwind erfasst mich, der Trecker läuft jetzt konstant mehr als 25km/h. Ein herrliches Fahrgefühl stellt sich ein.
In Gonzales führt die Strasse näher an den 101er heran. Ab jetzt ist das fahrradfahren wieder erlaubt. Es gibt alle 20km eine Ortschaft, in der ich jeweils zu Beginn des Ortes vom Highway muß und am Ende des Ortes ist die Benutzung dann wieder erlaubt. 
Die Erlaubnis wird nicht erteilt, wohl aber das Verbot. Alles folgt der einfachen Logik, was nicht verboten ist ist erlaubt; was nicht gewollt ist, wird ausdrücklich verboten. 
 Der 101er führt jetzt den Ehrennamen  El Carmino Real 
Johne Deere Raupenschlepper
Ich fahre durch Arbeiterstädte, flache, grob verputzte Häuser, ockerfarbener Anstrich, langgezognene Dörfer inmitten der unendlich wirkenden Felder umrahmt von kahlen Bergen. In Gonzales ist so ein Ort, indem  man nicht begraben sein möchte. Ein trister, staubiger Ort, zwei Lebensmittelläden, mehrere Bars, ein Wohnort der Feldarbeiter. 8100 leben hier, ein Durchgangsort auf dem Weg nach Süden. Von den gesuchten spanischen Missionskirchen fehlt jeder Hinweis.
Gonzales, El Carmino Real

Je länger der Tag wird, desto mehr stellt sich die Frage, wo die Übernachtung stattfinden soll.
Noch ist Zeit genug,  aber es taucht ein echtes amerkanisches Problem auf. Die Felder sind wieder bis an den Highway mit Stacheldraht abgezäunt. Zwar gibt es unbebaute, verwilderte Fläche, aber nirgendwo ist die Möglichkeit in die Büsche zu verschwinden.
In Europa besteht dieses Problem nicht. Brian hat versucht mir zu erklären. es ist die Sorge vor einer eventuellen Verantwortlichkeit. Kilometerlang ziehen sich die Stacheldrahtreihen den Highway an endlos staubigen Feldern entlang. 5meter neben der Strasse. Ich überlege, ob ich eine starke Kneifzange besorgen soll, aber es gibt Menschen, die das vor mir taten. Immerwieder ist der Zaun unerklärlich zerstört.
Wildnis zwischen den Feldern gibt es genug, allein sie sind Weltmeister im Zäune bauen

Kurz vor King City breitet sich das Tal des Salinas River aus. Das breite Strom ist hier trocken gefallen. Die Brücke vor King City ist scheinbar für größere Flüsses gebaut worden. Ich verwerfe den Plan oberhalb der Stadt einen Platz zu finden und will in die Flussniederungen, aber wieder verschätze ich mich gewaltig. Es ist 16:45h als ich 4km vor der Stadt bin und ich rechne mit Einbruch der Dunkelheit um 17:45h, aber die Sonne verschwindet bereits um 17:00h hinter den Bergen und es dämmert schnell. Es gibt keinen Zugang zum Rivervalley, wieder ist alles eingezäunt, es ist zum mäusemelken. 
ca 2% der Bewohner Kaliforniens sind schwarz, 45% Latinos
Und als wenn jemand das Licht ausgeknipst hätte um 17:15 ist es dunkel. Ich erreiche die Highwayabfahrt und es wird mir schmerzhaft bewußt, das ich meinen Dynamo in Kanada leichtsinning geopfert habe. 
San Lorenzo Park King City Source: google maps
Damals im Glauben, gar nicht auf die Idee kommen zu wollen im Dunkel fahren zu wollen. Eine unbekannte Stadt im dunkeln mit einem schweren Rad,yeah! genau das brauche ich jetzt.
Ich bin zu genervt, um doch ins Motel zu schlüpfen, die 6er Kette ist 100m vor mir entfernt, da entdecke ich endlich den San Lorenzo Regional Park. Leider schon ab 17:00h geschlossen. Der Campground verwaist.

Wahrscheinlich ist die Campingsaison schon beendet. Also dann einfach weiter in den Park, ab in die Büsche. Um 17:30h erreiche ich durch mehrere Trampelpfade im Gebüsch das Flusstal. Ein ausgetrocknetes Flussbett, flach, ein wenig feucht. Stille im Mondschein, ich bin völlig allein, nur in der Ferne ist der 101er zu hören.
wieder völlig mit der Zeit verschätzt, in 12Stunden bin ich wieder hier