tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Donnerstag, 23. Oktober 2014

Petaluma



Mi., 22.10. 
Langweilige Städte, ausgedörrte Landschaft
Der Wecker weckt mich unsanft gegen 7:00h, das spätabendliche Bad im Pool tat der lädierten rechten Schulter gut. Taya ist schon auf und hat eine Telefonkonferenz mit Gesprächspartnern an der Ostküste in Boston und in Deutschland. 
Es gibt einen ge meinsamen Kaffee, dann ist es Zeit zu gehen.
Quer durchs Sonoma County, auf dem Weg nach Petaluma

Der Tag beginnt spannend. Da die Sanierungsarbeiten auf der Highwaybrücke anhalten, ist sie für den Verkehr weiterhin komplett gesperrt. Theoretisch bedeutet das einen riesigen Umweg, da sich so schnell des Wegs keine weitere Brücke über den Russian River finden lässt. Deswegen ist es Taya’s Idee die alte, parallel verlaufende Eisenbahnbrücke zu benutzen. 

Taya

stillgelegte Eisenbahnbrücke
Keine Sorge, die Strecke ist seit langem außer Betrieb. Vor einigen Jahren habe ich diese Nummer mal in Masuren gedreht und ich brauchte einen Tag, um vorher herauszukriegen, wie oft der Zugverkehr besteht.
Nun, heute besteht tatsächlich keine Gefahr einer Zugbegegnung. Die Strecke ist tot, die Brücke, bzw. ihre Eisenbahnschwellen machen einen äußerst unerfreulich morschen Eindruck.
Auf der anderen Seite geht’s dann richtig los. 

Joe
Der erste Ort auf der Strecke ist Windsor. Der kleine Ort beginnt mit einer residential area und macht mit seiner monotonen Bungalow Bauweise in den Vorort Wohngebieten einen sehr gepflegten, langweiligen Eindruck. Ich muß mich tatsächlich druchfragen, obwohl Taya mir alles detailiert in den Bock diktiert hat, kann ich 10Stunden später meine eigene Schrift nicht mehr lesen.

'Komme aus dem kleinen Kiosk heraus und treffe auf Joe, hey man, ich muß Dich was fragen, ich fahre auch Fahrrad, wo kommst Du her? Wir unterhalten uns kurz und Joe sagt plötzlich, hier, ich muß Dir was zeigen, hab' ich extra gemacht und krempelt die rechte Wade frei, um mir sein Fahrrad Tattoo zu zeigen; 420$, toll was? hmm, da muß man echt schlucken.
Das 420$ Bein

10 min später auf dem Walmart Parkplatz kommt mir Cindy aufgekratzt entgegen und sagt mein Mann heißt Wolfgang Neumann und stammt aus Deutschland und wir unterhalten uns lange nachdem sie das Auto abgestellt hat. 
Bis dahin hatte der Tag seine angenehmen Seiten gezeigt. Eine halbe Stunde später beginnt der Frust, wieder kein wifi bei Starbuckx, noch besteht kein Grund zur Panik, versuche einfach den nächsten BK zu finden. 
Eine nutzlose 2,35$ Investition für einen Kaffee ohne zeitgleichen Zugang in die Welt.
Cindy

Santa Rosa heißt die Kreisstadt und ist zugleich größte Stadt in der Umgebung. Gute 14km durch die Strassen von Santa Rosa, jede Menge Verkehr, aber eine an Langweiligkeit und Ideenlosigkeit nicht zu überbietende Pracht. Wahrscheinlich haben sie seit Jahren die rote Laterne bei Unser Dorf soll schöner werden. 
Am Abend vorher hatte Taya Andeutungen gemacht, als ich fragte, was gibt es zu sehen? Nix!  Ein reisefotographischer SuperGAU. Es zieht sich hin bis ich wieder hinausfinde. Safeway finden, einige Kurven in Downtown, immerhin einige ältere Häuser, aber viel ist nicht zu machen. 
Der wohlklingende spanische Name verspricht mehr, als die Stadt bieten kann. 
Mehrspurige Highways durchziehen Santa Rosa, die Stadt ist ebenfalls monoton und autopraktisch angelegt, allerdings muß man bemerken, das die großen Straßen alle eine breit angelegte Radspur haben. 
Es ist das Dilemma, in Canada legt man viel Wert, den Besucher mit großen Schildern frühzeitig auf die Visitor´Center hinzuweisen, immer erste Adresse, bis auf wenige Ausnahmen leicht zu finden. 

In Santa Rosa fragt man sich irgendwann, ob es überhaupt ein Visitor Center gibt und dann die Frage, wie das wohl zu finden sein könnte?
Ich verlasse Santa Rosa wie von Taya empfohlen und entdecke einen BK am westlichen Ortsausgang. Laptop in der Hand, einen Kaffee und; kein wifi. Grrr! Kann doch nicht sein, aber ein Blick in die Runde; niemand spielt an seinem Gerät. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist die Tasache, das ich der einzige weiße Gast unter den anderen Gästen und einer kompletten mexikanischen Bedienung bin. Es ist kein Wort englisch zu hören. Eigentlich müßte ich prüfen, ob ich eine warmshowers Nachricht habe. Aber ich hänge wieder mal im luftleeren Raum. 
Spuren russischer Pelzhändler, orthoxe Peter und Pauls Kirche

Die von Taya ausgesuchte Strecke ist das Paradies für Langstreckenfahrer. Flach, 2,50m Randsaum, warm, vorherschender Rückenwind, leider zum Abend zunehmender Verkehr. Am Nachmittag Temperaturen um 20°. Ich folge dem 101er parallel 2km entfernt. Die Fahrt geht durch eine agrargeprägte Region, viel Viehzucht und jetzt weniger Weinanbau. 

Es gibt wenig Baum bewuchs, spärliche Vegetation, ein Tal folgt dem Nächsten. Der Redwood ist verschwunden und stattdessen sind jetzt Eichen die typischen Bäume. Die Landschaft ist ausgedörrt. Es muß sehr lange nicht geregnet haben. Ich habe vor zwei Tagen einen Bericht über die Wassernot in diesem Landstrich gelesen. Die großen Seen und Süsswasserreservoire haben nur einen Füllungsstand von 50%. Unwillkürlich muß man an Albert Hammond's song aus dem Jahre 1972 denken, it never rains in Southern California.

An drei Baustellen vorbei, wo die Flaggenmännchen jedesmal ein Einsehen haben und mich einfach durchlassen, weil ich dem Safetycar niemals folgen würden können, erreiche ich am Stau entlang Petaluma. Am Ortseingang wieder BK, und wieder kein wifi, ja, es gebe einen weiteren Store, aber der ist all the way down the road.Ja und wie weit? 10min! 

Damit zerschlägt sich die letzte Chance an diesem Tag, doch noch im Netz eine Antwort über ein Warmshower offer zu finden. Dreimal kein wifi an diesem Tag, ich stehe auf einem leeren Mallparkplatz und betrachte den immensen Stau in der rushhour. Autos ohne Ende, jetzt nochmal 10km südlich hinein in die rushhour?. 
Ich verzichte, alles muß bis morgen warten, es gibt eine wunderbare Stelle etwas südlich des offiziellen KOA Campingplatzes, nicht ganz so edel ausgebaut, aber for free. 
Es wird schnell dunkel. Schon vor 19:00h legt sich die Dunkelheit auf die Wiese. An diesem Abend erscheint niemand mehr.