Viva Polonia in der Hastings, nothing, but the best |
Östlicher Stadtdschungel
Ellinor ist wieder allein unterwegs, der letzte Stoffladen in Greater Vancouver kann nicht unbeobachtet zurück bleiben, also ist die Beste aller Ehefrauen mit dem Bus in den Stadtdschungel unterwegsnach Südost. Gemeinsamer Treffpunkt mittags Vancouver Nainamo station. Irgendwo im Osten.
Da wo das Geld mit schwerer Hände Arbeit verdient wird und die Autowerkstätten neben englischen auch chinesische Schriftzeichen im Namenszug haben. Diese Gegend scheint 100% touristenfrei. In der Ferne sieht man die Skyline Downtown Vancouvers; die Häuser rund um den Nainamo Kiez sind meist zweistöckig.
Los geht's eine Stunde später nach Ellinor's Aufbruch mit dem 22er. Der Bus überquert die Burrardbridge Richtung Downtown, Chinatown und immer weiter nach Osten. Die Busbesatzung wechselt mehrfach vollständig, ab Chinatown bis ich der einzige nichtchinesische Gast, abgesehen vom indischen Fahrer. Fahren bis Clark Drive, 500m im Niemandsland nach Norden, die Hastings nach rechts und hinein in den 14er.
Und hier bin ich eine Sekunde unaufmerksam, schaue aus dem Fenster und lasse mich ablenken und übersehe die Haltestelle. Der Bus fährt weiter, fährt und fährt, immer noch Hastings, doch die Haltestelle Value Village/Nanaimo station kommt nicht. Komisch, das müßte längst passiert sein und so stellt sich die Gretchen Frage abspringen oder weiterfahren und wie lang ist die Hastings überhaupt?
Nach weiteren 10min auf der Hastings fasse ich den Mut zusammen und ziehe an der durch den ganzen Bus führenden Schnur. Stop. Absprung im Niemandsland. Und die Frage: Wo bin ich, Irgendwo verschluckt in einem suburb entlang der Hastings. Außerhalb jedes Stadtplan!
Das sanierte Woodward Gebäude, einst das Herz der DTES, heute Bankfiliale |
Manchmal kann man auch spontan Ortskundige treffen. Value Village liegt nur 4Meilen zurück. Auf der linken Strassenseite. Ooooh, wie konnte das passieren? Ellinor erwartet mich in 40 Minuten. Die Busfahrkarte ist noch 23Minuten gültig. 4 Meilen, gefühlte 6,4km, hinein in den nächsten Bus. Aber irgendwann ist es auch mit der Kulanz von Vancouvertransit.ca vorbei, No Sir, sie kommen aus Vancouver, hier ist schon Burnaby, macht eine Nachzahlung von 1,25$.
Diese Hastings scheint unendlich zu sein. Von Vancouver downtown gefühlt bis nach Nirgendwo.
Zurück vor Value Village.
Ich warte vor dem Laden, timeslot 60min. Aber auch Ellinor hat an scheinend Schwierig
keiten. Oder der Quiltladen ist das Maß der Dinge. Irgendwann erscheint Ellinor im Regen, Busfahren in Vancouver scheint doch was für Fortgeschrittene zu sein. Nirgendwo Fahrpläne, vereinzelt Abfahrtzeiten, bisweilen einzelne Wartehäuschen. Zugegeben natürlich ist niemand gezwungen sightseeing in der Peripherie zu machen.
Wir trennen und wieder und Ellinor hetzt dem nächsten Bus nach downtown nach, nächster Treffpunkt bei Dressew. Kenne ich schon.
Ich bleibe zu Fuß unterwegs, die East Side ist einfach ein zu aufregender Bezirk.
Als ich den Store erreiche ist Dressew ist nun leergekauft, wir können gehen.
Es folgt ein langer Spaziergang an der Wasserlinie Yaletowns entlangs. Schöner Wohnen am Wasser.
Olympiacentrum Vancouver |
Ich bin über diese Schlagzeile zwei Tage vor meiner Einreise gestolpert und versuche seit einer Woche den Begriff liveable, lebenswert zu begreifen.
Was ist an einer Hochhaussiedlung, einer Eigentumswohnung im 17. Stock lebenswert? Ich werde meine Zweifel nicht los. Das München oder Oslo nicht den gleichen Lebenswertfaktor wie Calgary haben sollen? Und Vancouver auf Drei. Fakt ist, lebenswert ist nicht hübsch, wahrscheinlich meinen die Briten so etwas wie einen Gebrauchswert.
Noch bleiben 3 Tagen um das besondere Lob für Vancouver zu begreifen. Auch an diesem Tag bleibt es dann doch nur durchschnittlich.