tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Montag, 11. August 2014

Abbotsford



donatetd by Mandy&Hartmut
Sa.,9.8.
Im Großraum Vancouver verschluckt
Der Abschied in Hope ist sehr herzlich. Hartmut steht in der Garageneinfahrt und sagt, Frank, wir würden Dir gerne etwas als an Erinnerung an uns mitgeben.

Oh, auf keinen Fall, nein, Hartmut, bitte nicht, ich bin jetzt schon mit den vielen Dinge überladen und ich könnte im Zweifelsfall ein Geschenk dann nicht loswerden. Und dann fällt sein Blick auf den sich immer mehr auflösenden Helm.
eine Oase im Grünen

Oh, wir haben noch einen Helm, unsere Tochter wollte ihn nicht..., nun denn, besser ein undiskutabler Bell Helm der ersten Generation, mehr Styroportopf, als ein ästhetischer Helm, aber immer noch besser, als ein sich  fragmentierender KAD Helm, den man mit fragwürdigenden Eigenschaften nur für die Polizei aufsetzen kann, um allein optisch der Helmpflicht hier in BC zu genügen. 
Mandy&Hartmut
Du kannst jederzeit wiederkommen, Du bist immer willkommen. You are more than welcome.... Zwei sehr von Herzen kommende Aussagen, zweier sehr liebevoller Menschen. 
In einem Land, in dem so manches oberflächlich und floskelhaft wirkt, glaube ich zu spüren, die Sätze ehrlich gemeint sind.
Nochmals oberherzlichen Dank für die Einladung liebe/r Mandy und Hartmut., es waren zwei sehr schöne Tage, die schönsten Tage, die ich bei Euch in Kanada erleben durfte.

Aber der Weg führt weiter.


Schon bald hat mich der Highway verschluckt. Es herrscht bereits um 08:45h lebhafter Wochenendreiseverkehr. Mitfahren heißt die Devise, Mandy war sehr besorgt, ob überhaupt eine Erlaubnis für Fahrradfahrer zur Benutzung bestehen würde. Aber alle Ängste scheinen auf den ersten 45km unnötig. Der Radverkehr wird mit genügend Schildern auf dem Seitenstreifen geleitet.
Erste Station ist Chilliwack nach 45km, ein Ort, auf der südlichen FraserFlussseite, der sich entlang des Highways in mehreren Stadtteilen über viele Kilometer ausbreitet. 

Tim Hortons sehe von vom Highway aus, doch nach dem ich den Highway verlassen habe, finde ich genau diesen Horton nicht wieder und stehe plötzlich vor einem  ganz anderen Gebäude. Es ist Mittagszeit. Bei Horton kommen die Leute der umliegenden Stores auf einen Kaffee herüber, die Schlange reicht schnell bis auf den Bürgersteig nach draußen. Das wifi Netz ist dem Zusammenbruch nahe. Die Attraktivität dieser Kaffeestube bleibt ein Phänomen, zumal etliche vergleichbare farblose Anbieter zu Fuß erreichbar wären.
MIghty Fraser River
Bei der nächsten Auffahrt ist dann plötzlich der Fahrradfahrer draußen. Es hagelt nun Verbotsschilder. Stattdessen gibt es eine Serviceroad, die parallel läuft.
Der Verkehr hat jetzt stark zugenommen, ich bin im Großraum Vancouver angekommen. An diesem Wochenende gibt es mehrere Großveranstaltungen in der Region. 
 
Unter anderem eine Flugshow in Abbotsford. Erinnerungen an die Flugshow in Rammstein vor einigen Jahren werden unweigerlich wach, als ich die Jets in der Ferne durch die Luft jagen sehe.
IKEA läßt grüßen

Was nicht ausdrücklich verboten ist, ist in den Augen des Radlers immer erlaubt und so bin ich bei der nächsten Auffahrt, diesmal ohne Verbotsschilder, wieder auf dem 1er zurück. Welcome back, Frank

Wie dramatisch solche Argumente sein können, spüre ich dann 10km später am Vedder Creek, als die Seitenspur plötzlich aufhört und der Verkehr sich nun über eine 4spurige Brücke zwängt. 700m vorher erscheint das Schild paved Shoulter ends, hey, das könnt ihr doch nicht machen und nun wird’s aber richtig eng.
ein letzter Blick zurück in BC's Schneebedeckte Berge
In Osteuropa hätte man solche Nummern nicht bringen können, hier aber geht das gerade mal wieder gut, den Arm raus und mal 200m vor einem 63to herum tanzen, dessen linke Ausweichspur durch Wochenendverkehr blockiert ist. Die Strafe folgt auf dem Fuß, auf der Brücke rase ich in ein Stahlgürtelreifenfragment und schaffe es mit der letzten Luft auf den rettenden nachfolgenden Seitenstreifen. Wieder hatte der liebe Gott gerade Mittagspause. 
Stahlgürtelreifen vs Fahrradreifen



Als sich später am Sumas Creek die Situtation wiederholt und die Radfahrer wieder herunterkomplimentiert werden, folge ich diesmal freiwillig und werde dafür später wieder elegant auf den Highway zurückgeführt. 

Ich bleibe allein an diesem Tag, Keine weiteren Fahrradfahrer, die ich an diesem Tag beobachte.
Kanadas Antwort auf die Erdbeerhütchen
In Abbotsford bin ich ein wenig ratlos, wie es weiter gehen soll, auch weil schon wieder ein Verbotsschild auf dem Highway steht.
Der örtliche Touristiker empfiehlt den Fraser Highway mit dem Fraser Way south als Anlauf. Macht gut 10km Umweg. Ich bin entschlußunfähig, soll ich über den Fährhafen Horseshoe Bay im Norden Vancouvers oder über den südlichen Hafen Tsawwassen nach Vancouver Island übersetzen. 
Ich entscheide mich in der Nacht für Tsawwassen, es erspart vorerst das Durchfahren der Metropole. Und vor allem bleiben bis zur Abfahrt zwei Alternativen erhalten, entweder nach Nanaimo oder nach Victoria.
Washington/US läßt im Fön grüßen

Ich hab das ja nicht gern, mich irgendwelchen mutmaßlich nicht fahrradfahrenden Strassenplanern zu fügen und so mache ich mich widerwillig auf den Fraser Way. Quer durch die Stadt. Für Abbotsford spricht, das die Stadt im Vergleich zu den allermeisten canadischen Städten nicht fürchterlicher als der ihre  Mitbewerber ist; sie ist eine praktische Autostadt. 
115.000Einwohner leben hier gut 70km am südöstlichen Rand des Großraums Vancouver. Mehrfach werde ich abgedrängt, schön ist das nicht. Die gleichen Mätzchen, wie in Lübeck. Share the road, alles nur Sprüche. Die Leute überschätzen ganz bewusst meine Manövrierfähigkeit. 
 Wikipedia.org Abbotsford
Und lande letztlich doch wieder auf dem Transcanada, diesmal Exit 83. Nur 10km weiter nördlich. Und diese Auffahrt hat wieder keine Verbotsschilder. Schön. Also noch ein wenig Pedalieren in der Abendsonne ohne zu wissen, wo die Nacht eigentlich enden soll.
ich liebe ThermoTrucks

Und dann kommt Highway Restplace Abbotsford. Tageskilometer 105. 
Mandy hat recht gehabt, die Schwulenszene in Greater Vancouver hat diesen Parkplatz als Treffpunkt und es ist, wie es eben ist. Alles reine Fleischbeschau. Cruisinggays.com Abbotsford
Die Jungs mit den einsamen Herzen kurven mit ihren Pickups um den Parkplatz herum, immer wieder eine Runde oder warten lässig demonstrativ auf der Heckladefläche, die Beine baumelnd, auf der Suche nach Liebe.
Ich bin zu müde, um mir allzu viele Gedanken zu machen und nehme an diesem Tag nicht allzu viel Rücksicht mehr auf Verbotsschilder.

Limit your stay of 8 hours. Jo, passt sogar fast. Die Highway Restplaces sind besser als alle PC Parks zusammen, gemähtes Grün, WC Anlagen, sogar ausdrücklich geprüftes Trinkwasser gibt es an diesem Tag. Leider wiederholt sich auch an diesem Tag die Geschichte des Highway 37 und ein ThermoTruck erreicht gegen Mitternacht den Parkplatz, sein Aggregat wird nicht abgeschaltet ist auch in der ganzen Nacht nicht zu überhören. 
Ein Hoch auf die CP Railway earprops.