Mo.,14.7.
Et kütt wie et kütt
Wir erwarten den heißesten
Tag des Juli. Da ich gestern gut vorgearbeitet habe, ist es heute nicht weit bis
zur Bell 2 Lodge.
Nur knappe 40km. Zunächst geht es im Schatten der Berge den Fluss entlang. Die Strasse bleibt weitgehend flach. Vermehrt sind Flächenrodungen zu sehen. Große Areale der Natur sind an die Holzwirtschaft verkauft worden. Zurück bleiben kahle Flächen, oder neu gebildete, moorähnliche Seen mit Baumstümpfen.
Nur knappe 40km. Zunächst geht es im Schatten der Berge den Fluss entlang. Die Strasse bleibt weitgehend flach. Vermehrt sind Flächenrodungen zu sehen. Große Areale der Natur sind an die Holzwirtschaft verkauft worden. Zurück bleiben kahle Flächen, oder neu gebildete, moorähnliche Seen mit Baumstümpfen.
10km vor der Lodge beginnt
dann eine wunderschöne Abfahrt und man rauscht über die metallgedeckte Brücke
des Bell Rivers auf den Hof des Anwesens. Auch heute wieder reinste
Postkartenmotive.
Die Lodge bietet eine rundum
Versorgung. Von Tankstelle bis Campingplatz. Alles mitten im Nichts. Es gibt
sogar 50Mb wifi für lau. Mit 2$ für einen guten Kaffee kann ich mich zum
Aufladen meines Rechners zurückziehen.
Ellinor spricht ernst über die anhaltende Mangelernährung. Ja, so muss man das wohl sehen. Bewußt in Kauf
genommene Mangelerährung. Wie willste auch zu Deinen Kalorien kommen? Zwar
zähle ich manchmal die Packungsangaben zusammen, aber es reicht hinten und
vorne nicht. Und man kann eben nur das kaufen, was angeboten wird. Frucht und
Gemüse zählt nicht dazu. Seit der Fahrt von Radium Hotsprings nach Banff gab es
nun immer wieder Phasen ohne Möglichkeit Essen kaufen zu können. Essen musste
für mehrere Tage mitgeschleppt werden.
Da kann da ein Tag im
Vollangebot nichts ausgleichen.
Alles ein Problem der
Logistik. Deshalb bestelle ich zur Feier des Tages in der Lodge Burger mit
Fries. Es sieht für die nächsten 3 Tage knapp aus mit der Möglichkeit unterwegs
einkaufen zu können.Der Burger ist dann aber auch so klein, dass die ganze
Kalorienrechnung nichts taugt.
Clink aus den USA |
Wieder auf dem Highway kommen mir 10min später zunächst Clink und dann noch zwei amerikanische Fahrer entgegen. Auch sie gehören zu einer 10köpfigen Gruppe, die adventurecycling.com ins Rennen schickt.
Auch Ihr Ziel ist der Denali NP in Alaska. Anreise auf eigene Kosten. Bemerkenswert an Ihnen ist, das sie alle ein Alter jenseits der 60 haben. Da biste echt platt. Gut, die sind nicht so beladen wie ich, aber immerhin. Meinen absoluten Respekt. Da bin ich echt begeistert.
Die Parade der 60jährigen... |
Außerdem sind deutlich mehr Amerikaner auf dieser Strecke unterwegs als Canadier.
Natürlich sind Vorurteile
wenig hilfreich im allgemeinen, aber welches Wort assoziiert man mit Amerika
und Fortbewegung, alles, aber jedenfalls nicht Fahrrad.
Mein Ziel ist der Bell I
Highway Rastplatz, aber mit einem Burger im Magen und mehreren guten Kaffee
sind 60km in der Mittagszeit bei Hitze, genauso weit, wie der Weg zum Mond. Ich
verhandele mit mir, ob es nicht ein bisschen weniger sein darf.
Es herrscht auch heute kein
Wind. Sobald ich stehen bleibe, dauert es 2 Minuten und ich bin umschwirrt von
Beißfliegen. Neu am Start ist am Nachmittag eine Art güngelber, 4mm groß, den
Silberfischen in den Schmutzleisten der Badezimmer ähnelnder Flieger, der
ebenfalls sticht. Es hat so etwas von bayerischen Holzschuhtänzen, man sitzt
auf einer Leitplanke und kann sich im 10Sekunden Takt die Arme und Beine
klatschen. Nach 10min steht man auf und fährt frustriert weiter.Seit 3 Tagen geht das nun
schon mit dieser Beißfliegen Welle.
Auf dem Alaska Highway waren die nicht zu sehen.
Auf dem Alaska Highway waren die nicht zu sehen.
Gegen 15:00h dann
wieder völlig spontan Bärencrossing. Bisher habe ich jedes Mal Glück gehabt. Immer
gab es genug Abstand im Vorwege. Von einer erhabenen Lässigkeit quert der große
Schwarzbär die Strasse.
Mein Pfeifen lässt ihn kurz
in meine Richtung schauen, dann geht er weiter und setzt sich an den rechten
Straßenrand. Ja und nu? Kein Auto, kein nichts, Bärenpause. Es dauert gefühlt
15min bis das nächste Auto erschein und Meister Petz ins Dickicht scheucht. Es
bleibt dann immer die spannende Frage: ist er weg?
Man kann es nicht leugnen,
an diesem Tag verläuft der Streckenabschnitt ziemlich eben. Grund genug auch an
diesem Tag ein wenig mehr zu tun und für den morgigen Tag vorzubauen.
Clink hatte mir das
Streckenprofil seines Veranstalters gezeigt. Es sieht nicht gut aus. Es sieht
nach schieben aus. Genau da ist das Problem. Wenn die Senioren das wuppen, darf
ich mich dann hinstellen und sagen, ich hab kein Bock mehr, ich hoffe auf einen
Pickup?
Eben, geht nicht.
Eben, geht nicht.
Da fahren 69jährige den Pass
hoch und das heißt ein wenig Radfahrehre muss schon noch sein.
Wenn ich eines wirklich in nächster Zeit missachten werde sind es Wettervorhersagen und Streckenprofile.
Haste erstmal so was im Kopf, macht es nur nervös. Et kütt wie et kütt. Es
kommt wie es kommt, sagt der Rheinländer.
Am Abend treffe ich dann
noch zwei Amerikanos. Don fährt auf einem wunderschönen Atlantis Bike, wirklich
schick und seine Begleiterin Sally ist mit 67 Jahren die Älteste der Gruppe und
gleichzeitig der Tourleader, dieser 10erGruppe. Sie sind 5h später dran denn sie brachten einen Teilnehmer ins 70km entfernte Stewart zum Arzt. Diagnose
Körperliche Überlastung.
Wenn die Viecherei nicht
wäre hätten wir noch ein wenig mehr geschnattert, so sind wir alle froh, wieder
in Bewegung zu sein.
Nachzügler Don und Sally |
Besser als jeder offizielle BCpark. Von weitem ist der mächtige Fluss zu hören und die Autos, wenn sie über die rasterförmige Metalldeckung fahren.
Ein Bad im reißenden Strom
geht heute nicht, aber in Ufernähe gibt’s ist dann Platz für die tägliche FKK
Einlage.
Hidashi und Tanekomo aus Japan |
Auf dem Platz treffe ich
einen alten Bekannten wieder Kanetomo, der Trucker auf seiner 5 Jahres Tour aus
Teslin. Zu ihm gesellt hat sich Hidashi ebenfalls aus Japan, der von Vancouver
nach Ancorage northbound reitet.