Was nützt die schönste
Grünanlage, wenn der Nachbar zu laut ist; irgendwann in der Nacht stellt sich
ein 63to mit einem Mutanten-Kühlaggregat im 10m Abstand auf den Rastplatz und
das Ding macht einen irren Lärm. Gegen 02:00h wache ich auf, öffne die Zelttür
und starre auf eine graue Wand. Ich muss etwas tun, was ein absoluter NoGo ist,
Earprops in der Wildnis. Entweder schlafen oder dem Kühlschrank lauschen.
Gegen 06:30h ist
Arbeitsbeginn für den Trucker, danach ist es wieder still.
Um 07:00h erscheint ein Charterbus
von First Canada, übermüdete Touristen in langen Hosen steigen aus, haben eine
Rauch/WC-Pause und bestaunen die drei kleinen Zelte wie Zoobesucher.
Auch das geht vorbei.
Heute könnte es unangenehm
werden. Clink, der amerikanische Biker, zeigte mir sein Streckenprofil und
Hidashi fuhr gestern nur 38km, wegen des Passes, wie er sagte. Gleich hinter der
Brücke geht es hoch. Nur knapp 40km ist er gefahren, heja, hört sich nicht gut
an.
Ich muss darüber, nützt ja
nichts. Irgendwie muss es gehen und ich rechne mir mind. 60km für den heutigen
Tag aus, jeder Kilometer mehr wäre besser. Hätte Clink mir bloß nicht das
Streckenprofil gezeigt.
Hidashi geht nach Norden, will
aber noch warten, weil seiner Meinung nach die Bären morgens so aggressiv sind
und Tanekomo braucht dringend Essen, er überlegt ins 60km entfernte Stewart zu
fahren.
Ich bin als erster unterwegs
und schnell wird klar, das geht an diesem Morgen richtig zur Sache. Ein echter
Bonebraker Anstieg, ich bin froh, das ich früh losgefahren bin, zu einem
späteren Zeitpunkt wäre die Hitze kaum auszuhalten.
Und jetzt kommt etwas, das
ist typisch für Canada. Die Amerikaner haben mir erzählt, da wäre eine Riesenbaustelle
und wenn man da fragt, kann man Essen und Getränke kaufen. Vor allem aber
Kaffee schlappern. Natürlich gibt es keinerlei Hinweis auf eine Cuisine, als
ich das Baufeld erreiche.
Vielleicht in einem Jahr, wenn die Zapfsäulen angeschlossen sind. Zur Zeit sieht man nur reichlich Wohnbaracken und eine sich entwickelnde Großtankstelle. Es ist dem europäischen Betrachter nicht ohne weiteres klar, warum hier im Nichts so eine Tankstelle entstehen muss, aber der Blick in meinen Alt-Milepost zeigt früher war hier mal ESSO.
Vielleicht in einem Jahr, wenn die Zapfsäulen angeschlossen sind. Zur Zeit sieht man nur reichlich Wohnbaracken und eine sich entwickelnde Großtankstelle. Es ist dem europäischen Betrachter nicht ohne weiteres klar, warum hier im Nichts so eine Tankstelle entstehen muss, aber der Blick in meinen Alt-Milepost zeigt früher war hier mal ESSO.
Enttäuscht stolpere ich über
das Baufeld, bis einer der Maurer schreit, eyh,brauchst Du Hilfe? Ne, aber ich hatte gehofft es gibt einen Kaffee. Und
jetzt kommt’s, jo, dann geh mal da in das
große Haus, das ist unsere Kantine, da bekommst Du alles, was Du willst.
Über den Bauschutt geklettert und tatsächlich, Schlaraffenland ist direkt
hinter einer Bautür versteckt.
Es gibt verschiedene
gekühlte Säfte, Kaffee satt, Sandwiches, Joghurt und obendrein eine perfekt eingerichtete Großküche. Für alle
Malocher in der Umgebung arbeitet diese Küche, man kann sich registrieren
lassen und schon geht’s los. Für mich gibt’s Kaffee für 2$ und die Küchenkraft
fordert mich auf nimm Dir noch ne Banane.
Nun, nach drei obstlosen Tagen, darf man auch mal ungienant sein. Vor allem
aber gibt es Frischwasser. Das ist das Wichtigste an diesen heißen Tagen. Mit 7Liter
geht’s los.
Jeremy aus Lille |
Ich bin mir nach wie vor nichts sicher, ob meine Richtung, von nord nach süd, die Leichtere ist, zu mal meist Südwind weht, wenn er denn weht. Heute nur stundenweise. Den mir nun bekannten Weg nach Norden würde ich jedenfalls im Moment nicht noch einmal fahren wollen.
Ich treffe auf Jeremy aus
Lille in Nordfrankreisch. Er ist vor 20Monaten in Argentinien gestartet und
geht Nordkurs nach Inuvik. Also Panamericana mit Dempster Highway.
Im Moment bin ich nicht mehr neidisch. Ganz ehrlich, ich brauchte diese Erfahrung, aber ich freue mich jetzt auf den Yellowhead. Auf die Frage wann er wieder in Europa sein will, sagt der gelernte Biologe, das wisse er noch nicht. Vielleicht geht es danach erstmal nach Asien.
Im Moment bin ich nicht mehr neidisch. Ganz ehrlich, ich brauchte diese Erfahrung, aber ich freue mich jetzt auf den Yellowhead. Auf die Frage wann er wieder in Europa sein will, sagt der gelernte Biologe, das wisse er noch nicht. Vielleicht geht es danach erstmal nach Asien.
Highway 37, source:www.th.gov.bc.ca |
Die Fahrt führt an diesem
erbarmungslos heißen Tag immer weiter nach Süden, aber eines ist an diesem Tag
neu. Es gibt nach dem Kaffee keine Fliegen, Mücken oder Black Flies mehr. Es ist nach Tagen der
Nerverei und der heute Morgen stattfindenden Flucht merkwürdig. Selbst später am Abend beim
Zeltaufbau werden sich ebendfalls nur sehr wenige Stecher finden lassen.
Letzte Bekanntschaft an
diesem Tag sind Emmely und Mike, die, welch’ ein Zufall, aus demselben Ort
in Missoula, Montana kommen, in dem adventurecycling.org seinen Sitz hat und die nun ebenfalls auf dem
Weg von dort nach Anchorage sind.
Emmely&Mike |
Ich treffe die beiden an einem wunderschönen See, aber es ist erst 16:30h und damit viel zu früh für einen Schlusspunkt.
Also lasse ich beiden ihre Einsamkeit und baue mein Zelt nach 121km Fahrt unterhalb der Cranberry Junction auf. Yeah, geht doch.
Der vermeindlich letzte Abend
auf dem 37er.
Der Milepost 2006 gibt an
dieser Stelle, Sitzmöbel, WChäuschen und Abfalleimer und vorallem eine deutliche Warnung vor Bären(!) an. Aber das erste Mal
stimmen die alten Koordinaten nicht mehr. Nichts von alledem ist zu finden.
Hoffentlich gilt das auch für die Bären.
Da Zelt läßt sich nur mit äußerster Mühe verankern. Der felsige Boden ist mit den 8mm Stahlhäringen kaum zu bezwingen.
Eine einsame Brücke über
einen gemütlichen Bach. Fast ein wenig zu warm beim abendlichen Bad.
Nass River |
Für Morgen verbleiben dank
der guten Vorarbeit heute je nach Quellenlage nur noch zwischen 70-80km.