tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Mittwoch, 30. Juli 2014

Williams Lake-zweiter Tag im heißen Tal

enweder provozierende Werbung oder voll daneben geraten
Mi.,30.7.
Unbewußt in der Vizehauptstadt des Verbrechens gelandet
Was tun in einem Ort mit 10000Einwohner, wenn man gestern schon alles gesehen hat. Und ab 10:00h in diesem Talkessel, die Außenaktivitäten bis 20:00h praktisch zum Erliegen kommen? 
Da ich alles am Rad habe, bin ich an solchen freien Tagen ein wenig blockiert.
Winter müssen lang sein

Obwohl ich früh das Lager abbreche, ist bereits ordentlich Betrieb im Sägewerk gegenüber; ein Gabelstapler Fahrer grüßt mich, schade, ich kann nicht mehr unbemerkt mich davon stehlen.

Für 7$ einen ganzen Tag ins Schwimmbad ist einen willkommene Idee an diesem Tag. Leider ist das Bad  mit dem Baujahr 1972 ein wenig in die Jahre gekommen, die nachträglich eingebaute Sauna erinnert mehr an einen Keller einer Plattenbausiedlung mit einem Verschlag um den Ofen herum, als einen Ort der Entspannung. 
Hartnäckig kämpft das Thermometer mit der 60°Marke, durch das periodische Öffnen der Tür durch die Badeaufsicht bleibt die 59°Grad Marke an diesem Tag oft Sieger. Eine lauwarme Sauna für mich allein. Aufguss ist in Canada verpönt.
Nein, Sauna in Kanada, das bleibt im Entwicklungsstadium stecken. Immerhin muss man nicht frieren, die Dusche danach ist nicht kalt und tröpfelt aus der Wand. Trotzdem bin ich zufrieden. Dem Reinigungsanspruch ist für die nächsten Tage  
ausreichend entsprochen worden.
Frühstück im Park gegenüber von Safeway, die Bäume sind bestrickt, es muss lange, kalte Winter geben. Der Tag beginnt, die Leute fahren einkaufen, wie in Deutschland, nur ist keiner auf zwei Rädern unterwegs.
 
Danach ist es bald so heiß, das ich an diesem Tag eine mehrstündige Flucht ins Visitor Center antrete. Auch an diesem Tag regt sich kein Luftzug. Die Luft scheint zu stehen. Williams Lake ist nicht unbedingt ein Traumort, um Urlaub zu machen.

Den Nachmittag verbringe ich in den Kaufhäusern, Candian Tire,etc. mehr gelangweilt, als auf der Suche nach einem Schnäppchen.

Ich bin gereizt, in der letzten Tagen häuften sich die Begegnungen, die ich nicht suche, dickleibige Mitmenschen, die mich auf der Strasse am Berg in ihrem Auto beobachten und sich dann später lachend vor mich stellen. Ne, also ich könnt' das nicht, ich hab' Dich gerade da am Berg beobachtet, wie Du Dich da hinaufgequält hast, ist ja so heiß draußen, wo willst' denn hin und wo kommst Du her? 
Ich frage mich immer, was diese Menschen treibt, mir dann ihren Standpunkt mitzuteilen. Ja, es ist anstrengend, ja, es sind mehr als 40° da draußen, deswegen bin ich ja hier in der Klimazone und ihr müßt ja auch nicht fahrradfahren. Aber ich muß mich auch nicht zum Deppen machen lassen.
Eine Stampede ist mehr als Bullenreiten
Wenn man sein Rad vor Horton abstellt, bleibt es gar nicht aus, das man in Kontakt gerät. Man wird mit einer Mischung aus belächeln und Respekt beobachtet und der überwiegende Teil der Canadier ist von einem sehr respektvollem Umgang geprägt. Aber es gibt eben auch Zeitgenossen, die brüllen einfach mal so über die Strasse, eyyyh, wo kommst' denn her? Und ich spüre, das ich immer weniger Lust habe auf die Art einzugehen. 

Williams Lake

Di.,29.7.
Die Burg der Bösen
Dadurch, das die Kiesgrube von hohen Tannen umgeben ist, ist es um 07:00h noch angenehm kühl. Dafür ist allerdings das Zelt noch nicht abgetrocknet. 
Auch heute morgen reißt die Maleurserie nicht ab, ich knie auf meiner Persenning, um das Zelt auszuräumen und vergesse leider im Eifer, das gestern dort noch Bananen drin waren. Als ich endlich, den Überzug aus dem Zelt nehme, fühlt er sich merkwürdig schwer an, ich entdecke die nun durchgematschten Bananen. lol
Holsten an der Tanke in Wildwood North BC für 2,85$
Gleich um die Ecke auf dem Highway sieht die Welt ganz anders aus. Es fehlen gefühlt noch drei Anstiegskilometer und es bleibt keine Zeit, um in Tritt zu kommen, denn es geht gleich rabiat los. Aber für den frühen Einsatz gibt es am Scheitelpunkt um 08:45h eine Belohnung bei der Wildwood Race Trac gasolin station mit frischen Kaffee. 
Das Verjüngungszeichen kommt und von nun an geht es bergab. Erst gemächlich, dann mit 7%Schußfahrt an die Ampel der Großkreuzungsanlage Highway 97und 20. Williams Lake ist erreicht. Die Bremsen sind seit längerem abgenudelt.
Schöner Wohnen in Williams Lake

Der im Talkessel liegende 10.000Einwohner Ort schmiegt sich sich an die ihn um ragenden Berge. Durchschnitten wird der Ort durch die beiden Highways 97und 20. Auch hier sind große Holzfabriken von weiten sichtbar.
Die Stadt dehnt sich entlang des Seeufers dem Cariboo Hwy folgend zu beiden Seiten aus. 

Fahrradständer VC
Viel Hintergrundbebauung besteht nicht. Auf dem 97er Abschnitt nach Süden liegen A&W und Tim’s Kaffeestube und 3km weiter das VisitorCenter. Ein großer werden Holzbau direkt am Highway, es gibt ausreichend Parkplätze, sogar spezielle Behindertenparkplätze konnten eingerichtet, alles ist Barrierefrei und behindertengerecht,  aber als alles fertig war, waren leider die Mittel für Fahrradständer verbraucht. 
So stehen nun nur zwei elende Vorderradverbiegehilfen vor dem Eingangsportal. Sie wirken bezeichnend für die Wertschätzung des Fahrrades in diesem Landstrich. Als ich die freundliche Touristenbetreuerin auf fehlende Fahrradständer anspreche, bemerkt sie in ihrer Unschuld, zwei wären ja da, das reizt zu der Frage, ob sie auch selber Fahrrad fährt. Okay, die Antwort war auch vorher klar. 
Fahrradfahren ist auch in diesem Teil des Landes eine zu vernachlässigende Minderheit.
Keine Angst vor Luftnot in Williams Lake
Zwar behaupten die wenigen, die sich nicht unterkriegen lassen wollen, BC wäre die fahrradfreundlichste Provinz ganz Canadas, und Vancouver ganz speziell eine bicycle supporting area, aber einen wirklich signifikanten Unterschied zu anderen Provinzen habe ich bisher nicht festgestellt. 
Die Fahrradfahrer, die ich in den letzten 48h Stunden sah, kann ich an einer Hand abzählen und es bleibt noch was übrig. Schade

Wenn Städte wie Williams Lake sich nur durchringen könnten einfach einen anspruchslosen, kostenlosen Biwakplatz einzurichten, vielleicht mit PlumpsWCs müsste ich nicht immer selber suchen, letztlich unterscheidet sich der offizielle Campground, ein Gravelplatz, genannt Stampede Camping, dann doch nur mit einer Münzdusche von meinem späteren Biwakplatz mit fließend warmen Flusswasser. 17$ für tenting auf einem schattenlosen Schotterplatz ohne Strom, unmittelbar am Highway 20. Die 6spurige Straße ist gefühlt keine 20m entfernt. Ne, das muss nicht sein, das geht auch besser. 
Red Shredsbest bikeshop in the Cariboo
Ich will nicht mosern, das VC bietet einen oberbequemen Ledersessel, plugin und zeitfreies Internet mit passabler Geschwindigkeit. Danach ein kurzer Besuch bei Red Shreds, dem Radladen, nach eigenen Aussagen, hier in der Region. Als ich die Werkstatt betrete, gucken mich 4 Schrauber in freakigem Outfit an. Ich muß sagen, ich fremdel' ja so ein wenig mit diesen Hiphop, voll Kulti, hipe Bikestores. Aber, egal, die Werkstatt brummt, wo auch immer die Räder dann gefahren werden. Und die neue Speiche gibt es auch für 2$. 

Fehlt noch ein Schwimmbad, hier wie immer RecCentre genannt, für recreational. Das RecCentre liegt natürlich bergan und bietet zwei Preise, Duschen einfach, für 3,60$ oder Duschen einmal mit alles(von Sauna bis Jacuzzi) 12h lang für 7,60$.
Schwimmbad im RecCenter
Da die Zeit knapp und in Deutschland bald Mitternacht ist entscheide ich mich an diesem Tagen für Duschen einfach. Außerdem herrscht draußen sowieso eine trockene Hitze mit gefühlten 60°, wozu also Sauna?
Es ist unglaublich heiß.
Zurück zum Kaffee bei Tim geht es über den Highway 20 zum Mittagessen, zu Walmart, in den Augen vieler aufgeklärter Intellektueller hier das Zentrum des Bösen, die mit ihrer Marktmacht den ohnehin geringen, innerstädtischen Kleinhandel kaputtmachen, die Preise dominieren und letztlich viel zu karge Löhne zahlen.

Dienstag, 29. Juli 2014

Fox Mountain



Mo.,28.7.
Das einzige Schlagloch weit und breit gehört mir.
Bis zum Schluss ist nicht klar, wo ich eigentlich bin, der Stom ist eindeutig gekappt und doch irgendjemand hat den verwilderten Rasen teilweise gemäht.  Um 06:00h geht eine angenehm weiche Nacht zu Ende.
eindeutig kein Cariboo

Um 07:00h zum Kaffee bei Tim im Ledersessel vor dem Pseudokamin, ein kurzes Gespräch nach Deutschland, um 08:10h bin ich bei Extrafood. Trotz aller Frühaufsteherei bin ich erst um 09:15h auf dem 97er. Da ist es bereits schon fast zu warm. 120km sind es bis Williams Lake, 80km würden mir an diesem Tag reichen.
Es läuft gut, meist ist es flach, 4Kriechspuren mit insgesamt gut 9km müssen absolviert werden, dann rückt der Zielort MacLeese Lake in Sicht. 
John Deere Ackerveteran
Und was soll man sagen, es ist 14:20h, die Sonne brennt erbarmungslos und keine 9km vor Schluss gibt es den letzten 5,2km vor dem Ziel. Es passiert geographisch genau da, wo der Highway das erste Mal an diesem Tag die Flussnähe verlässt und nach Osten ins Gebirge abdriftet. Man kann das auf der Karte ziemlich genau erkennen. Ich hab damit gerechnet und so hält sich meine Stimmung in Grenzen. 
Natürlich wird die Strecke immer ein wenig länger, aber die Aussicht auf eine unmittelbar bevorstehende Kaffeepause lässt alles ertragen. Wenn auch fluchend und keuchend.
Anstieg nah MacLeeze Lake, Blick auf den Fraser River
Ich rolle aus, alles scheint in Sicherheit und dann schieße ich mir selbst ins Bein. Ich rolle durch den Anfang des Dorfes, die Augen suchen die vermeintliche Tankstelle, anstatt auf die Straße zu achten und dann passiert’s: das wahrscheinlich einzige Schlagloch auf 100km liegt im Weg und es glingt mir nicht auszuweichen, nein, ich fahre mitten rein. Ein sogenanntes potwhole. Die Vordertasche reißt ab, der Riemen bleibt hängen und schleift noch 2m nach, die darin befindliche Milchtüte reißt ein und das Tascheninnenleben wird geflutet. Ortliebtaschen aus LKW Plane halten dicht. Es kostet eine Speiche im Vorderrad, is sich komplett rausjebrochen und klötert nun beim Drehen.
Die Strassenkrümmung ist deutlich zu sehen.
Das Visier des Helmes geht zu Bruch, als ich ihn wütend auf den nächsten Rasen schleudere. Ich hab einen Hals wie 'ne Giraffe und bin außer mir. Das gibt’s doch gar nicht, kein Verkehr, einen 1m breiten Seitenstreifen und ich rolle durch das einzige Schlagloch weit und breit. Lol. 

Da färt man die Steilpassagen mit Tempo 70 herunter, kurvt in waghalsigem Tempo um Löcher, die Sekunden vor einem auftauchen und dann rollt man einfach mal in ein 15cm Schlagloch. Oh no! Wenn es nicht so blöd wäre, wäre es auch amüsant, aber nun muß erstmal der gesamte Tascheninhalt getrocknet werden. Ein echter Volltreffer. Mein Samsung Tab III, das Geburtstaggeschenk seit Medicine Hat, schwimmt in Milch. Die Werkzeugkiste badet ebenfalls. Wie kann man nur so bekloppt sein. Ich war schlichtweg mit den Gedanken ganz wo anders. Ärgerlicherweise hat es auch einen Großteil der Postkartensammlung erwischt. Sorry Michael! Da ist nicht viel zu retten.
Bick auf MacLeeze Lake

Montag, 28. Juli 2014

Quesnel

Canada kann auch am Sonntag deutliche Ansagen machen


So.,27.7.
Idlefree BC
Als ich wach werde, schläft die Countrymusik-Gemeinschaft noch. Ich habe dank der Rangierer-Stöpsel wenig gehört und super geschlafen.
Nach dem packen und frühstücken verstehe ich, warum meine Nachbarn gestern ein wenig in Sorge waren, ob meiner Nähe zu ihrem Wohnschiff. 

Während ich vom Festplatz zurück trotte sind die älteren Herrschaften wach geworden und da der Platz ja kein eigentlich Campingplatz ist, also keine Rundumversorgung mit Wasser und Netzstrom vorhält, haben nun einige Camper ihre Motoren angeworfen. Für die vielen Annehmlichkeiten in diesen Großcampern braucht es Energie. Deren Vorstellung von Outdoor und dem damit verbundenen Umgang mit der Umwelt weichen heute Morgen stark von meinen Vorstellungen ab. 
http://www.hastebc.org/files/fck_images/antiidling.jpg
Aber bitte, ohne Motor, keine Air condition. Kein Geschirrspüler, keine Waschmaschine. Überhaupt Motoranwerfen. Auch wenn ich Gast in diesem Land bin und man sich also mit Kritik dezent zurück hält, geht es mir zunehmend auf die Nerven. In BC fallen sie einem sofort ins Auge. 
Die Stop idling in BC Schilder zu deutsch, mach Deine verdammte Karre an der Tanke aus. Immerhin BC gibt sich Mühe, indes der Erfolg ist fragwürdig, zu tief scheint es in der Bevölkerung verwurzelt, warum beim kaffeeholen bei Horton den Motor ausmachen.  Gehst Du irgendwo an eine Tankstelle um eine Kaffee zu trinken, stehen mindestens zwei Pickups und lassen ohne Skrupel die Karre laufen und kommt man nach dem Kaffee, also gefühlt nach 20min wieder hinaus, hat sich nichts getan. 

Überall laufen Automotoren. Das typische Klischee  Nordamerikas ist das Land der laufenden Motoren und offenen Kühlschränke; es ist nicht aus der Luft gegriffen. Was auch immer der Grund sein mag, Motorlaufen lassen gehört zum Alltag. Allein die scheinbare Notwendigkeit mittels Tafeln darauf aufmerksam machen zu müssen wirkt befremdlich, allein es bewirkt offensichtlich wenig, egal wie groß die Schilder sind. Der Cola Ausfahrer an der First Nation Tankstelle hatte gefühlt 45min mit dem Nachfüllen seiner Colafasschen in Vanderhof zu tun. Der Truck war bereits leer, die Ladefläche offen, trotzdem lief seelenruhig der Motor. Es bleibt mir unverständlich, ich glaube, in diesem Punkt sind wir in Deutschland weiter und es geht soweit, das Prince George an der Kunsthalle Schilder mit der Aufschrift aufstellen läßt: dieses ist eine Anti Motorlauf area. Extra Schilder für die Normalität
Life is a rollercoaster
Gute 37km heute bis Quesnel, aber es wird auch heute nicht leicht. Mehrfach rast das Fahrrad talwärts, nur um dann quälend die 6% Anstieg über bis zu 3Km zu absolvieren. Es ist schon jetzt zu warm, zu windstill, zu schwül, etc., überhaupt, heute bin ich in schlechter Verfassung. Dieses ewige rauf und runter zermürbt mich. Und so kann ich es nur schwer glauben, als 14km vor Quesnel bereits die Abfahrt beginnt, das es nicht noch einen fiesen Berg gibt.
Aber die Fahrt ist nicht mehr zu stoppen, es rollt und rollt, bis dann gute 5km das Trucker downhill Zeichen kommt. Jetzt wirds ernst noch einmal mit 7% hinab.
 
Ich bin so in Fahrt, das ich mit den angegriffenen Bremsen es kaum schaffe rechtzeitig zum stehen zu kommen, um canadische Automobil Geschichte zu betrachten. Auf einem Parkplatz rüstet sich ein Veteranenclub für die Ausfahrt.
Quesnel führt den Ehrentitel Goldpfannen Stadt. Auch wenn die ersten Km eher den Titel Holzfabrikstadt im Norden rechtfertigen würden. 
Riesige Holzfabriken und Lagerflächen säumen die Einfahrt in die 10.000 Einwohner große Stadt. Im Bereich downtown liegt der erste Horton und ich kann nach Lübeck skypen.
Quesnel ist von zwei Flüssen durchzogen dem kleineren Quesnel River, einem Zulauf des  Fraser River.
Auf meine Frage im Visitor Centre, ob ich irgendwo hier im Ort meine gestern in Cinema erworbene Goldpfanne ausprobieren kann, verweist man mich auf die öffentlichen Goldschürf-Stellen.
Goldsuchen, alles ist ganz genau geregelt in BC. Die Claims sind abgesteckt, aber die Gold Panning Cariboo Mining Association hält public claims bereit. Sogenannte Recreational Panning Reserve’s. Also Recreational, hmm, also eher, Entspannung, ne, ich will das schon ernsthaft betreiben. Ernsthaft reich werden. lol. 
Große Holzfabriken unter Dampf am Ortsanfang

BC erlaubt das hand panning, lizenzfrei auch mit selber einsacken der Nuggets ohne Abgaben unter drei Gesichtspunkten, kein Schürfen in First Nations Reservaten, nix ohne Einwilligung etwaiger Besitzer und vor allem nur mit der Pfanne, ohne weiteren Hilfsmittel oder Geräte.
Goldsuchen in BC 
Goldpfannenstadt Quesnel

Beim genauen Hinsehen allerdings sind die Flüsse so breit und reißend, das ich keinen Goldwäscher im Strom erkennen kann. Na, nun steh mal da bis zu den Knien im Wasser und spiel mit der Pfanne herum. Ne, heute wird das noch nichts mit dem Reichtum. Aber immerhin, machbar ist alles und ein wenig Hoffnung und Glaube gehört dazu.

Sonntag, 27. Juli 2014

Der Feuerwerksladen in Cinema

Morgenstimmung am Fraser River


Sa.,26.7.
Das Countryfestival in Cinema
Ich komme verspätet los. Nach dem Einkaufen und dem Frühstückskaffee bei Horton fahre 
Gladys Foode, ein Name ist Programm
ich noch mal zu Goode Food. EIn Truckerfrühstück für 10$, sehr lecker und weil's einfach direkt auf der Strecke liegt. Um 10:00h herrscht Hochbetrieb, diverse Plätze sind noch nicht abgeräumt und zeugen von vergangenen Gästen.

Ich komme hinein, Gladys, erkennt mich und ruft von weitem hey Buddy, how is it going?
Wie ein alter Bekannter, dabei begann unsere Frühstücksbeziehung erst gestern.
Sie ist die warme Seele in diesem Laden, direkt am Highway. Für jeden hat sie ein Ohr und oft verabschiedet sie sich mit den Worten bis nächste Woche. Ich habe inzwischen in einigen Shops gefrühstückt, aber das hier das hier ist einfach outstanding, wie man so sagt.
Also nocheinmal ein breakfast special. Irgendwann muss ich trotzdem los.
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Anmerkung:am 2.Sept. 2014 beschädigte ein Feuer das Restaurant schwer, eine Wiedereröffnung ist zur Zeit nicht in Sicht.
Gott spricht auf dem Highway

War die Fahrt nach Prince George fast wie ein Selbstläufer, ist das heute anders. Zwar gibt es keinen Bonebraker Mountain, aber mindestens 5mal wird die Strasse zweispurig, um dann den Berg mit einer Kriechspur hinaufzuführen. Mit Rampen zwischen 1,8-3,4km.
Der Cariboo, auf dem Weg in den Süden
Erste Station an diesem Tag ist Hixon nach 60km. Zwar hatte Gladys drauf bestanden sich unbedingt den Ort anzugucken, aber es fällt mir partout nix auf, was einen längeren Aufenthalt rechtfertigen sollte. Einen ausgedehnten Kaffee in der Tankstelle, die gleichzeitig den örtlichen Lottoladen, Lebensmittel und Werkzeug beherbergt und die Hoffnung, das der Regen an mir vorbei zieht.
Ortszentrum Hixon

Seit Stunden baut sich über mir einen Regengebiet zusammen. Es ist schwül warm und bis zum Niederschlag auch wieder windstill. Leider fällt kein Tropfen in Hixon, erst als ich den Ort wieder verlasse und den nächsten Berg hochklettere, geht’s los. Pech gehabt, zu früh gestartet.

Schlagartig öffnet der Himmel seine Schleusen, eine 3km Rampe und mittendrin gibt es eine Vollschüttung am Berg. Muss das denn sein? Hätte es nicht während meines kaffeetrinkens passieren können? Auf das Wetter ist einfach kein Verlass.
Ich fluche und schnaube, mürrisch schleppe ich mich den Hang hinauf. Pitschnass erreiche ich den Gipfel und auf der Abfahrt hört es auch schon wieder auf. Ich gehe mit mir eine Wette ein, in Cinema, 20km weiter, ist es längst wieder trocken, als wäre nichts passiert.
Regen kündigt sich an
Ich will an diesem Tag Quesnel gar nicht erreichen, mir reichen ein Bett im Feld nach 90km. Dann gibt’s am nächsten Tag die Chance auf Kaffee.
Die Tankstellenkraft in Hixon hatte gesagt Cinema, da gäbe es nur einen Feuerwerksladen, sonst nichts. Einen Feuerwerksladen???

15min hardcore Schauer am Berg, pitschnaß
Ich werde lustlos und will abbrechen, aber Cinema, das muss schon noch sein.
Und dann kommt der Hammer, ich biege um die Ecke und sehe einen Parkplatz voller RV’s, und ein Campingsplatz, dann ein Schild free Camping. Ich zweifele, reiss’ mir die Stöpsel aus den Ohren und höre Country Musik. Der Platz  wimmelt voller Leute.

Cinema besteht tatsächlich nur aus sehr wenigen Häusern mit Gravelstrassen. Alles wird dominiert von dem Generalstore. Vor 9Jahren wollten sie eine Feier  anlässlich des 20jährigen Bestehens ihres Ladens machen. Sie organisierten eine Band und jagten am Abend ein schönes Feuerwerk in die Luft. Und das Rührende ist, alle fanden das so gut, das ab jetzt jedes letzte Wochenende im July alle Freunde und Geschäftsfreunde des Hauses eine Party feiern, und alle anderen sind auch eingeladen. Inzwischen haben sie professionelle Band abbestellt und irgendwie macht hier jeder der Gäste Musik.

Aus allen Dörfern kommen die Leute mit ihren Instrumenten. Mütter und Kinder kommen mit ihren Gitarren und es gibt eine Settinglist, die bis nach Mitternacht reicht. Jede Dorfband hat eine halbe Stunde. Jeder, wie er kann und mag.
Das ist workinclass Canada, wie es die Pauschaltouristen nicht erleben.
Die Besitzer des Generalstores Cinema

Samstag, 26. Juli 2014

Ruhetag in Prince George

Fr.,25.7.
Standpunkte
Die erste Begegnung des Tages geschieht schon um 3:35am. Da muss man kurz vor die Tür und... und guckt in die Augen von Bambi, die genauso überrascht, keine 10m entfernt neben dem Zelt frühstückt. Wenn schon keine Tiere auf dem Highway, dann wenigstens vor meinem Zelt mitten im Industrieviertel.

Eyh tut mir leid Bambi, keine Zeit für Unterhaltungen, ich muss noch 3Stunden schlafen.
Um 06:45h ist die Lage im Kranverkauf gegenüber immer noch ruhig und ich verlasse den Platz.
Einen Kaffee bei Coop, genauer gesagt bei Goode Food, weil's direkt auf dem Weg liegt. Und mein Blick fällt auf die Menütafel und zack order ich ein breakfast special. Special ist eigentlich das übliche und es glingt mir ohne äh's inzwischen alles zu bestellen, bacon, hashbrownes, eggs over easy and brown toast.

Mit dem Bestellen eines Menü's ist ausserdem der Kaffeenachschub legalisiert. Denn nun kommt die Wirtin und fragt mindestens zweimal, 'have some more coffee? und man muss sich nicht ungienannt selbst bedienen.
Da essen, wo die Asphaltscowboys einkehren

Vor dem Bezahlen ein obligatorischer Washrooms Besuch, um das Reiebestecck abzuwaschen und ich entdecke eine saubere Dusche. Für lau!. Na, das spart doch glatt den Besuch im örtlichen Schwimmbad.
Was für ein Tagesbeginn.

Nächster Termin ist das Visitor Center in downtown; den gestrigen post hochladen.
Wieder ein Sponsorenfrühstück und oberherzlichen Dank
Ich stehe im Entscheidungs zwang danach loszufahren oder wie geplant noch einen Tag länger zu bleiben.
Irgendwie muss es doch noch ein wenig mehr interessantes in dieser Stadt geben, als die minimale touristische Ausgabe am gestrigen Abend.  
So fahre Ich in den Fort George Park, eine riesige gut gepflegte Anlage mit englischem Rasen, aber nachts ab 11:00pm geschlossen. Frühstück im Park, nebenan ist wieder Senioren    Qigong. Geht auch im Sitzen.
Es muß ein neuer Platz für die Nacht her und ich folge dem Fluss bis zur Fraser Brücke. Sollte es regnen, werde ich im Motel absteigen, ich hoffe aber auf wilderness Übernachtung.


Symbol der innerstädtischen Fahradaktivitätr
Am Flussufer ist ein Angler zu sehen und er zeigt mir zu meinem Erstaunen die Wanderung der Sockeye Lachse, Rotlachse in Scharen.
Rotlachse im Fraser River
Die Wanderung den Fraser River flussaufwärts hat längst begonnen. Um sich mal bloß zu stellen, Frage: woher kommt der Lachs? Antwort: bei Aldi aus dem Kühlregal in Scheiben geschnitten.
 Hier aber, nicht mal 2Meter vom Ufer entfernt schwimmen dutzende Rotlachse, zum Greifen nah, in beachtlicher Größe, richtig große Fische.
Natürlich kennen alle die Bilder wie die Bären in den Strommschnellen Alaskas stehen und die von der Wanderung matten Lachse fangen.
Marc, der Firefighter aus Kamloops, hat mir vom Adams River erzählt. Eine gute Fahrstunde von seinem Ort mitten in die Berge von BC. Im August/September gilt der Adams River als lachsreichster Fluss BC's, wenn nicht sogar ganz Canadas. 
Adams River, source:backroadsmapbooks.com
Der Lachs kehrt an den Ort seiner Geburt zurück, um dort zu laichen und dann zu sterben. Das wissen auch die Bären. Und die Petze sind vom Überangebot so verwöhnt, das sie laut Marc nur die Augen und den Rogen fressen, den gesamten Rest verschmähen sie.

Im Frühherbst würde die ganze Gegend fürchterlich nach verrottendem Fisch stinken.(das übrigens steht nicht in der touristischen Reiseofferte)Kamloops Rotlachswanderung 
Was also unternehmen in einer Stadt wie Prince George?
Fahrfreie Tage sind eben nicht automatisch aufregende Tage. Es sind in erster Linie Tage der Enspannung.
Es gibt keine Notre-Dame de Chartres und es auch keine Tyske Bryggen, oder irgendeine Prachtstrasse in Prince George. Es wird schmale Kost geboten. Und kaufen will ich noch nichts, der Frachtraum ist begrenzt. 
Und doch passiert noch etwas besonderes.

Heute ist Streiktag, die Lehrer streiken, für bessere Arbeitsbedingungen, ich treffe Dave der ebenfalls streikt und auch aktives Mitglied bei warmshowers.org ist, allerdings heute Nacht Taxi fährt, weil er befürchtet, der Streik geht im September weiter. Sozusagen als finanzielle Vorsorge Versicherung. Und Dave rät zu Ruckus, dem Radladen der Stadt. Da sowieso nicht viel mehr passiert, also schnell mal zur Hinterradinspektion.

Alles abladen und der Mechaniker nimmt noch einmal den Zahnkranz von der Nabe. Die Nabe ist so knapp, das es unbedingt notwendig ist, das Gewinde so sauber wie möglich zu arretieren. 15min Arbeit, 5$.
Trotzdem fühle ich mich nicht so richtig wohl. Der Laden ist zu glatt, zu unpersönlich, zu edel. Um nicht sagen zu müssen, zu arrogant.

Danach zurück nach downtown, bevor es nach dem Schreiben endgültig raus geht aus der Stadt. Ich werde Zeuge der zweiten Demonstration des Tages. Diesmal pro palästinenserisch.
35 Sympathisanten marschieren lautstark mit Tafeln und Slogan durch die Stadt. Its a crime-Israel out of Palastine. Doch hier bleibt es friedlich. Nicht einmal eine Polizeieskorte wird aufgeboten.
Garry und seine Israel Flagge

Und dann entdecke ich eine halbe Stunde später an einer alten Tankstelle einen Mann auf einer Leiter an einer riesigen Israelflagge. Hast Du nicht Angst um Dene Fensterscheiben?

Garry nimmt gerade die Flagge herunter. Die Verantaltung ist gelaufen meint er, eine halbe Stunde vor Beginn hat er die Flagge dort angebracht, er wollte unbedingt ein Zeichen setzen. Letzte Woche war er selbst in Israel und es ist ihm sehr ernst. Er will seinen Standpunkt vertreten. Freunde aus den Niederlanden, die hier einen Druckershop betreiben, haben gestern noch an dem Banner gearbeitet. Wir unterhalten uns eine ganze Zeit lang, dann muß er los, die restlichen Flaggen in der Nähe des Gerichtsgebäudes abzubauen.
Der Gemeinschaftsgarten in der Hauptstrasse

Auf meiner Fahrt durch die Innenstadt entdecke ich dann noch eine Geschichte, wie sie europäischer nicht sein könnte, da liegt eine Fläche seit einigen Jahren brach und dann occupiert eine Community von mehreren Hobbygärtnern friedlich diese Fläche und macht daraus einen parzellierten Nutzgarten.
Prince George Community Gärten
15 Gärtner sind sie, in den steinigen Boden können sie nichts sähen, deshalb ist alles in riesigen Kübeln und fantasievoll bemahlten Wassertonnen. Es könnte genausogut Copenhagen oder Berlin Prenzlauer Berg sein.

Seit 10Jahren sind sie hier an dieser Stelle, nun ist die Fläche verkauft worden. Es soll bebaut werden. Aber sie sind nicht allein. Es gebe in Prince George 5 Nachbahrkommunengärten. Sie suchen gegenwärtig eine neue Bleibe, sprich einen neuen Boden. 

Downtown mit seinem schachbrettmusterartig angelegten Strassen hat in 3. und 4. Ave so manches Kleinod zu bieten. Was fehlt in dieser Stadt sind die aus Mitteleuropa bekannten Marktplätze, die für Aufenthaltsqualität sorgen.

Wie zum Beispiel der Rynek in Breslau. Aber wer in einem Pickup unterwegs ist, braucht vielleicht keine Bänke. Prince George hat großartige Parks, aber es fehlt einfach wie so oft Canada ein Zentrum. Plätze zu verweilen.

Am Nachmittag auf meinem Weg zum Visitor Centre den letzten Kaffee des Tages. Natürlich standesgemäß an der Tankstelle, heute Mohawk Oil an 1.Ave. und wieder habe ich Glück, die sehen mein Rad und sagen für Dich ist der Kaffee heute free of charge. Danach ein letztes Mal ins VC. Auch heute ist hier nicht allzu viel los. Bilder senden und den Tag beenden. Danach geht es raus aus der Stadt. Zurück in Richtung Highway. Ich habe eine wunderbare Stelle direkt neben dem Park am Fluss gefunden. Wildnis keine 200m neben der Strasse.Morgen geht es weiter nach Süden.