tramps like us, baby we were born to run...[Bruuuuce1975]

Anmerkung: Wir stellen das Blog jetzt wieder online, um noch ausstehende Korrekturarbeiten abzuschließen.
Ausserdem sollen später Inhalte dieses Blogs in das neue Projekt übernommen werden.

[Arbeitstitel] ukrainisch/russiche Notizen 2016 unter blogger


Dienstag, 29. Juli 2014

Fox Mountain



Mo.,28.7.
Das einzige Schlagloch weit und breit gehört mir.
Bis zum Schluss ist nicht klar, wo ich eigentlich bin, der Stom ist eindeutig gekappt und doch irgendjemand hat den verwilderten Rasen teilweise gemäht.  Um 06:00h geht eine angenehm weiche Nacht zu Ende.
eindeutig kein Cariboo

Um 07:00h zum Kaffee bei Tim im Ledersessel vor dem Pseudokamin, ein kurzes Gespräch nach Deutschland, um 08:10h bin ich bei Extrafood. Trotz aller Frühaufsteherei bin ich erst um 09:15h auf dem 97er. Da ist es bereits schon fast zu warm. 120km sind es bis Williams Lake, 80km würden mir an diesem Tag reichen.
Es läuft gut, meist ist es flach, 4Kriechspuren mit insgesamt gut 9km müssen absolviert werden, dann rückt der Zielort MacLeese Lake in Sicht. 
John Deere Ackerveteran
Und was soll man sagen, es ist 14:20h, die Sonne brennt erbarmungslos und keine 9km vor Schluss gibt es den letzten 5,2km vor dem Ziel. Es passiert geographisch genau da, wo der Highway das erste Mal an diesem Tag die Flussnähe verlässt und nach Osten ins Gebirge abdriftet. Man kann das auf der Karte ziemlich genau erkennen. Ich hab damit gerechnet und so hält sich meine Stimmung in Grenzen. 
Natürlich wird die Strecke immer ein wenig länger, aber die Aussicht auf eine unmittelbar bevorstehende Kaffeepause lässt alles ertragen. Wenn auch fluchend und keuchend.
Anstieg nah MacLeeze Lake, Blick auf den Fraser River
Ich rolle aus, alles scheint in Sicherheit und dann schieße ich mir selbst ins Bein. Ich rolle durch den Anfang des Dorfes, die Augen suchen die vermeintliche Tankstelle, anstatt auf die Straße zu achten und dann passiert’s: das wahrscheinlich einzige Schlagloch auf 100km liegt im Weg und es glingt mir nicht auszuweichen, nein, ich fahre mitten rein. Ein sogenanntes potwhole. Die Vordertasche reißt ab, der Riemen bleibt hängen und schleift noch 2m nach, die darin befindliche Milchtüte reißt ein und das Tascheninnenleben wird geflutet. Ortliebtaschen aus LKW Plane halten dicht. Es kostet eine Speiche im Vorderrad, is sich komplett rausjebrochen und klötert nun beim Drehen.
Die Strassenkrümmung ist deutlich zu sehen.
Das Visier des Helmes geht zu Bruch, als ich ihn wütend auf den nächsten Rasen schleudere. Ich hab einen Hals wie 'ne Giraffe und bin außer mir. Das gibt’s doch gar nicht, kein Verkehr, einen 1m breiten Seitenstreifen und ich rolle durch das einzige Schlagloch weit und breit. Lol. 

Da färt man die Steilpassagen mit Tempo 70 herunter, kurvt in waghalsigem Tempo um Löcher, die Sekunden vor einem auftauchen und dann rollt man einfach mal in ein 15cm Schlagloch. Oh no! Wenn es nicht so blöd wäre, wäre es auch amüsant, aber nun muß erstmal der gesamte Tascheninhalt getrocknet werden. Ein echter Volltreffer. Mein Samsung Tab III, das Geburtstaggeschenk seit Medicine Hat, schwimmt in Milch. Die Werkzeugkiste badet ebenfalls. Wie kann man nur so bekloppt sein. Ich war schlichtweg mit den Gedanken ganz wo anders. Ärgerlicherweise hat es auch einen Großteil der Postkartensammlung erwischt. Sorry Michael! Da ist nicht viel zu retten.
Bick auf MacLeeze Lake
Nach 40min ist alles wieder fahrbereit und ich rolle zum Cafe. Ich würde gerne am See Schluss machen und baden gehen. Aber es gibt partout keine offizielle Seebadestelle, wie erwartet. Mehrere Campingplätze und Resorts haben sich rundherum breit gemacht. Alles weitere ist private property. Einzige Möglichkeit, so stellt sich später heraus, war der Rastplatz des Highways,  aber da bin ich dann schon 3km vorbei. So fahre ich weiter auf der Suche nach einem Badeplatz mit Möglichkeit für die Nacht. Es zieht sich an diesem Abend hin und ich muß zu meinem Entsetzen feststellen, das sich der Cariboo Highway immer mehr vom Fraser River entfernt. 
Irgendwann ist der Traum vom kühlen Bad im See ausgeträumt.
Deep Creek, meine letzte Hoffnung liegt nur noch 15km entfernt. Eine Tankstelle, ein wenig Ort, 3 Campingplätze, doch der Creek ist fast ausgetrocknet. Kein Bad im reissenden Bach, wie so oft im Yukon. Der tiefe Bach ist mehr ein ausgetrocknetes Wadi.
Die Tankstelle allerdings ist sehenswert. Der Besitzer hat ein Hang zur Nostalgie und eine großartige Sammlung alter Autoschilder zum Preis von ~ 90$.
In diesem Moment bin ich froh, das ich nicht genug Bargeld bei mir habe. 
Ich könnte nicht mal den Campingplatz bezahlen, alles für Kaffee rausgehauen. 
In Quesnel waren zwar genug Banken vorhanden, aber nach dem irren Anstieg nach South Quesnel, wollte ich nicht zurück, um in downtown noch einmal Geld abzuheben. 
So müssen jetzt die letzten 10$ bis Williams Lake reichen und die wunderschönen Autoschilder bleiben in Deep Creek.
alter Steinbruch, allein unter Mücken
Im Grunde hatte ich mich bis zum nächsten Morgen an der Tankstelle verabschiedet, doch es findet sich einfach nicht rechtes zum Zeltbau und der Weg wird länger und länger, bis Fox Mountain in Sicht kommt. Ein letzter Anstieg an diesem Tag, 7,8km lang  in der Abendsonne. Die Kriechspur, in Genossenschaft zu blinkenden Truckern. Schwer ist es vorallem für die Holz -und Schüttgut Doppelzüge. Es sind die ersten Vororte von Williams Lake. Wildwood heißt die Gemarkung. Riesige Grundstücke, alles irgendwie eingezäunt. Was für eine Verschwendung von Stacheldraht, wer soll hier was klauen, hier in der Wildnis. 
Keine 20km mehr bis Williams Lake, mein Elan kommt nach 105km zum erliegen. Natürlich hätte Williams Lake heute erreicht werden können, aber ich bin immer noch zu schnell. So verbringe ich den Abend in einem alten Kiesbruch. Allein; von weitem ist jedoch der Highway zu hören. Wobei das allein nicht so ganz stimmt, denn es gibt wieder Mücken im Zelt.
Vancouver ist keine 550km mehr entfernt. Ich darf auf keinen Fall zu früh in den Sog der Großstadt kommen.